Jahrmarkt

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Datum bis
Objektbezug Mittelalter
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 16.11.2022 durch WIEN1.lanm08uns

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Zum Unterschied von den täglichen Märkten, bei denen Güter des täglichen Bedarfs (insbesonders Lebensmittel) aus den Produktionsstätten einer Stadt und ihrer nächsten Umgebung angeboten wurden, und den Wochenmärkten, die nur an einzelnen Wochentagen stattfanden und aus der weiteren Umgebung beliefert wurden, fanden Jahrmärkte grundsätzlich nur einmal, in manchen Städten zwei- oder dreimal jährlich statt und dauerten jeweils mehrere Wochen. Hier wurden auch ausländische Güter angeboten. Um fremde Kaufleute zum Besuch zu ermuntern, waren während der Jahrmärkte Vorschriften, die den freien Warenaustausch hemmten (Ein- und Ausfuhrbeschränkungen, Niederlagszwang, Zölle und Mauten) gemildert oder außer Kraft gesetzt.

Die Abhaltung zweier Jahrmärkte in Wien erwog bereits König Ottokar II. (1276), bewilligt wurden sie am 24. Juni 1278 von Rudolf I. von Habsburg; danach sollten beide Jahrmärkte zwei Wochen dauern, einer um Maria Lichtmess (2. Februar), der andere ab dem Jakobstag (25. Juli) abgehalten werden. 1382 wurden die Termine auf Christi Himmelfahrt (Donnerstag nach dem fünften Sonntag nach Ostern) und St. Katharina (25. November) verlegt, die Dauer auf je vier Wochen verlängert. Von der Lockerung der Einfuhrbeschränkungen während der Jahrmärkte war nur landfremder Wein ausgenommen, ab 1396 war auch der Import von Bier untersagt.

Termine und Dauer der beiden Jahrmärkte, die in der „Vienna Austriae" des Wolfgang Lazius (1546) und in Wolfgang Schmeltzls „Lobspruch" (1548) erwähnt werden, wurden 1526 und 1662 vom Landesfürsten bestätigt. Später kam es zu mehrmaligen Terminverschiebungen: der Frühjahrsmarkt sollte ab 1715 am Sonntag vor Fronleichnam beginnen, ab 1749 am Montag nach Jubilate (das heißt dem dritten Sonntag nach Ostern); der Herbstmarkt wurde auf acht Tage vor Michaeli (29. September) verlegt. Die Dauer beider Märkte wurde auf jeweils drei Wochen verkürzt. 1772 setzte man als Beginn des Herbstmarkts den Allerseelentag (2. November) fest. Die letzte Veränderung kam 1849: der Frühjahrsmarkt sollte nun 14 Tage nach Ostern, der Herbstmarkt am 15. Oktober beginnen, beide sollten nur mehr 14 Tage dauern und nicht mehr in der Stadt, sondern auf dem Glacis vor dem Schottentor stattfinden.

Mit Gemeinderats-Beschluss vom 27. September 1872 wurden beide Märkte abgeschafft; sie waren immer schlechter besucht worden und zu Kleinhandelsveranstaltungen herabgesunken; der Großhandel ging längst andere Wege.

Von 1382 bis ins 16. Jahrhundert fand anlässlich der Wiener Jahrmärkte jeweils das Scharlachrennen statt.

Literatur

  • Karl Fajkmajer: Handel, Verkehr und Münzwesen. In: Geschichte der Stadt Wien. Hg. vom Altertumsverein zu Wien 4 (1911), S. 562 f.
  • Irmtraut Hering: Die privilegierten Wiener Hauptjahrmärkte von ihrer Gründung im Jahr 1278 bis zu ihrer Aufhebung im Jahr 1872. Diss. Universität Wien. Wien 1965
  • Peter Csendes: Die Rechtsquellen der Stadt Wien. In: Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse: Fontes rerum Austriacarum 2/9 (1986), S. 89 (Absatz 29), S. 193 f., S. 273 (Absatz 15)