Hernalser Wasserleitung: Unterschied zwischen den Versionen

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|Stadtplan Text=Verlauf der Hernalser Wasserleitung (hellblau).
 
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|Bildquelle=Foto: Christoph Sonnlechner
 
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Die Hernalser Wasserleitung war die erste [[Wasserleitung]] in Wien und gewährleistete ausgehend von Quellen im [[Vororte|Vorort]] [[Hernals (Vorort)|Hernals]] die Versorgung mit [[Wasser|Trink- und Löschwasser]].  
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Die Hernalser Wasserleitung war die erste kommunale [[Wasserleitungen|Wasserleitung]] Wiens und gewährleistete ausgehend von Quellen in den [[Vororte|Vororten]] [[Dornbach (Vorort)|Dornbach]] und [[Ottakring (Vorort)|Ottakring]] die öffentliche [[Wasserversorgung|Versorgung]] der [[Innere Stadt|Stadt]] mit [[Wasser|Trink- und Löschwasser]].  
  
Nach dem vom [[Cillierhof]] ausgehenden [[Stadtbrand]] von 1525 ordnete [[Erzherzog]] [[Ferdinand I. (Heiliges Römisches Reich)|Ferdinand I.]] dem [[Stadtrat]] neben anderen Maßnahmen am 7. März 1526 an, ein Projekt zur Versorgung der [[Innere Stadt|Stadt]] mit Wasser auszuarbeiten. Das Ergebnis bestand darin, zur künftig wirksameren Bekämpfung von [[Brände|Feuersbrünsten]] ein fließendes [[Wasser]] durch die Stadt zu leiten und [[Brunnen]]rohrkästen, wie sie schon [[Maximilian I.]] eingerichtet hatte, einzuführen. Man entschloss sich, das Wasser aus [[Hernals (Vorort)|Hernals]] herzuleiten.
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==Anlass und Bau==
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Nach dem vom [[Cillierhof]] ausgehenden [[Stadtbrand]] von 1525 ordnete [[Erzherzog]] [[Ferdinand I. (Heiliges Römisches Reich)|Ferdinand I.]] dem [[Stadtrat]] neben anderen Maßnahmen am 7. März 1526 an, ein Projekt zur Versorgung der [[Innere Stadt|Stadt]] mit Wasser auszuarbeiten. Das Ergebnis bestand darin, zur künftig wirksameren Bekämpfung von [[Brand|Feuersbrünsten]] ein fließendes [[Wasser]] durch die Stadt zu leiten und [[Brunnen]]rohrkästen, wie sie schon [[Maximilian I.]] eingerichtet hatte, einzuführen. Man entschloss sich, das Wasser aus [[Hernals (Vorort)|Hernals]] herzuleiten.
  
Der Bau wurde durch die [[Erste Türkenbelagerung (1529)]] bzw. die [[Türkenkriege]] und den Neubau der [[Stadtbefestigung]] ab 1531 sowie den Ausbruch der [[Pest]] 1541 stark verzögert. Sowohl die Wasserleitung als auch die Stadtbrunnen wurden erst 1564/1565 errichtet.
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Der Bau wurde durch die [[Erste Türkenbelagerung (1529)]] bzw. die [[Türkenkriege]] und den Neubau der [[Stadtbefestigung]] ab 1531 sowie den Ausbruch der [[Pest]] 1541 stark verzögert. Sowohl die Wasserleitung als auch die Stadtbrunnen wurden erst 1564/1565 errichtet, wie aus den städtischen [[Oberkammeramtsrechnung]]en hervorgeht.
  
Die Quellen aus der Einsattlung der [[Als]] zwischen Hernals und [[Dornbach (Vorort)|Dornbach]] wurden in einem Brunnenkasten in Hernals gesammelt, von hier in unterirdischen Holzrohren bis zum [[Stadtmauer|Stadtwall]] und von da in Bleirohren zum Brunnenhaus am [[Hoher Markt|Hohen Markt]] geleitet. Die Herren Adam und Simon [[Geyer von Osterberg]] hatten als die [[Grundherren]] für die über ihren Grund führende [[Wasserleitung]] der Stadt Wien einen [[Urkunde|Konsensbrief]], datiert auf den 12. August 1565, ausgestellt; in der Urkunde wurde die Hernalser Wasserleitung zum ersten Mal erwähnt.
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Quellen aus dem Gebiet zwischen Hernals und Dornbach wurden in einem Brunnenkasten in Hernals gesammelt, von hier in unterirdischen Holzrohren bis zur Stadtmauer und von da in Bleirohren zum Brunnenhaus am [[Hoher Markt|Hohen Markt]] geleitet. Die Herren Adam und Simon [[Geyer von Osterberg]] hatten als die [[Grundherren]] für die über ihren Grund führende Wasserleitung der Stadt Wien einen [[Urkunde|Konsensbrief]], datiert auf den 12. August 1565, ausgestellt.<ref>Wiener Stadt- und Landesarchiv, Hauptarchiv-Urkunden, U4/1.7323</ref> 1565 konnte diese erste städtische Wasserleitung in Betrieb genommen werden. Als sich nach kurzer Meinungsverschiedenheit manifestiert hatte, dass die Quellen der Wasserleitung nicht auf Hernalser, sondern vielmehr auf Dornbacher Grund lagen, stellte auch der Abt des [[Benediktiner]]klosters St. Peter in Salzburg als Inhaber der [[Dornbach (Herrschaft)|Herrschaft Dornbach]] einen Konsensbrief für die Nutzung der Quellen auf seinem Herrschaftsgebiet und für die Errichtung der Leitung aus.<ref>Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handschriften, HS A1.1 - [[Eisenbuch]], fol. 322v-323r; Archiv der Erzabtei St. Peter, 4.53.3 Dornbach, Akt 1602</ref> Die Wasserrohre wurden von Hernals auf den Platz [[Am Hof]] und dann weiter auf den [[Hoher Markt|Hohen Markt]] geführt. Vor dem Bau vermaß man die Strecke. Ihre Länge betrug ungefähr fünf Kilometer, die Kosten machten insgesamt in etwa vier Prozent des jährlichen städtischen Budgets aus.  
  
1565 konnte die älteste städtische Wasserleitung in Betrieb genommen werden.
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==Erweiterung==
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Trotzdem in der Folge immer weitere Quellen gefasst wurden, fand man mit der Quantität des zugeleiteten Wassers in der Stadt kein Auslangen. 1708 beispielsweise gestattete der Abt von St. Peter eine neue Quellfassung und Wasserleitung auf Klostergrund.<ref>Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handschriften, HS A1.1 - [[Eisenbuch]], fol. 323r-323v</ref> 1732 veranlasste der [[Innerer Rat|Stadtrat]] die Einleitung einer Hauptquelle des [[Als|Alsbachs]] in die Wasserleitung. Diese Maßnahme sollte den Brunnen am [[Hoher Markt|Hohen Markt]] einen verstärkten Wasserzulauf ermöglichen. Durch die Ableitung des Alsbachs entzog man der lokalen Hernalser Mahlmühle mit Namen "Feierabend" soviel Wasser, dass deren Betrieb stark beeinträchtigt wurde, was sich in mehreren Beschwerden beim Stadtrat im Zeitraum von 1733 bis 1736 niederschlug.
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Die Saugkanäle der Wasserleitung reichten bis auf Dornbacher Gebiet, von wo die Kanäle ab dem 18. Jahrhundert über einen gemauerten Kanal und über ein sechszölliges, gußeisernes Rohr in ein Reservoir außerhalb von Hernals geleitet und von dort in gußeisernen Rohren, die teilweise in gemauerten Kanälen verlegt waren, bis in die Stadt geführt wurden.
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===Versorgungsstellen der Hernalser Wasserleitung im [[Langes 19. Jahrhundert|19. Jahrhundert]]===
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*Auslaufbrunnen in der [[Alserstraße]] 
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*Zwei Bassins [[Am Hof]] ([[Brunnen Am Hof]])
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*Zwei Bassins am [[Hoher Markt|Hohen Markt]] ([[Vermählungsbrunnen]])
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*Auslauf im [[Am Hof 2#Hofkriegsratsgebäude|Gebäude]] des [[Hofkriegsrat]]s Am Hof ([[Wandbrunnen (1, Am Hof 2)]])
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*Auslauf im Wiener [[Stadtbauamt]] Am Hof
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*Auslauf im [[Bürgerliches Zeughaus|Bürgerlichen Zeughaus]] ([[Bellonabrunnen]])
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*Auslauf im [[Altes Rathaus|Alten Rathaus]] ([[Andromedabrunnen]])
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*Auslauf im [[Böhmische Hofkanzlei|Staatsministerialgebäude]]
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*Auslauf im ehemaligen [[Schranne]]ngebäude am Hohen Markt und im [[Polizeigefangenenhaus]] in der [[Sterngasse, 1. Bezirk|Sterngasse]]
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*Je ein [[Brunnen]] am [[Wildpretmarkt]], im [[Fischhof (1)|Fischhof]] und am Fischmarkt: [[Fischbrunnen]]
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*Zwei Bassins am [[Universitätsplatz (1)|Universitätsplatz]] ([[Brunnen (1, Aula)]])
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*Mehrere Privatgebäude in der Stadt (drei in der [[Wipplingerstraße]] (Nr. [[Wipplingerstraße 2|2]], 4 und [[Wipplingerstraße 6|6]]), eines in der [[Rotenturmstraße]] (Nr. [[Rotenturmstraße 25|25]]), eines am Hohen Markt (Nr. [[Hoher Markt 2|2]]) und eines im [[Ledererhof]] (Nr. 3).
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<gallery | caption="Die Brunnstube Hernalser Hauptstraße / Taubergasse">
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Hernalser Wasserleitung-Situationsplan.jpg|Situationsplan der Hernalser Wasserleitung (Lage [[Elterleinplatz]]), 1834
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Hernalser-Wasserleitung Brunnstube-Schnitt.jpg|Schnitt der ehemaligen Brunnstube der Hernalser Wasserleitung, 1879
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Hernalser Wasserleitung Situationsplan-Brunnstube.jpg|Situationsplan der ehemaligen Brunnstube der Hernalser Wasserleitung, 1879
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Hernals_Brunnstube.jpg|1879 abgerissene Brunnstube der Hernalser Wasserleitung mit den beiden [[Wiener Wappen]], 1880
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<gallery | caption="Versorgungsstellen und Auslaufbrunnen der Hernalser Wasserleitung">
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Vermählungsbrunnen-Gerlach.jpg|[[Vermählungsbrunnen]]
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HMW 066901.jpg|[[Brunnen Ackerbau und Treue]]
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Brunnen Hofkriegsrat.jpg|[[Wandbrunnen (1, Am Hof 2)|Brunnen im Hofkriegsratsgebäude, um 1903]]
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Bellonabrunnen.jpg|[[Bellonabrunnen]], um 1900
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Böhmische Hofkanzlei Tranquillo Mollo.jpg| [[Böhmische Hofkanzlei]]
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WStLA Fotografische Dokumentation FA 80000 161 29.jpg|[[Andromedabrunnen]]
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Josefsbrunnen 1930.jpg|[[Josefsbrunnen (1, Graben)|Josefsbrunnen]] am [[Graben]]
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Sterngasse Polizei.jpg|[[Polizeigefangenenhaus]], [[Sterngasse, 1. Bezirk]]
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Brunnen Universitätsplatz.jpg|[[Brunnen (1, Aula)]] an der Fassade der [[Aula]]
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==Ertrag==
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Abhängig von den Witterungsverhältnissen schwankte die Lieferungsfähigkeit der Wasserleitung im Jahr 1861 zwischen 8.000 und 10.000 [[Eimer]]n täglich, hat aber durch die Verbauung der Gründe im Einzugsgebiet der Saugkanäle und infolge von Abholzungen der Wälder auf 700-800 Eimer pro Tag abgenommen, sodass die meisten der Ausläufe bereits vor 1873 von der [[Kaiser-Ferdinands-Wasserleitung]] dotiert werden mussten. 1879 wurde die Brunnstube in Hernals (in etwa Ecke [[Hernalser Hauptstraße]]/[[Taubergasse]]) abgetragen, was das Ende der Wasserleitung bedeutete.
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==Bedeutung==
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Die Hernalser Wasserleitung war die erste kommunale Wasserleitung Wiens. Ihr Bau belastete die städtischen [[Finanzen]] mit gesamt ca. 7.100 [[Gulden]] ([[Kaufkraftrechner]]) in den Jahren 1564 und 1565 bei einem Jahresbudget von rund 172.000 Gulden. Wien wurde erstmals seit der [[Antike]] wieder  mit fließendem Wasser versorgte, was die [[Hygiene|hygienische]] Situation einerseits verbesserte und andererseits im Falle eines Brandes die Verfügbarkeit von Löschwasser deutlich erhöhte.  
  
 
Siehe auch:
 
Siehe auch:
 
*[[Hernalser Wasserleitung Markstein 1]]
 
*[[Hernalser Wasserleitung Markstein 1]]
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*[[Woebersche Wasserleitung|Hernalser Regierungswasserleitung]]
 
*[[Wasserleitungen]]
 
*[[Wasserleitungen]]
 +
*[[Wasserversorgung]]
  
 
==Quellen==
 
==Quellen==
 
*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Ser+++++00000213m08alt#Ser_____00000213m08alt Wiener Stadt- und Landesarchiv, Hauptarchiv-Urkunden, U4/1.7323]
 
*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Ser+++++00000213m08alt#Ser_____00000213m08alt Wiener Stadt- und Landesarchiv, Hauptarchiv-Urkunden, U4/1.7323]
 
*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Ser+++++00000001ma8Invent#Ser_____00000001ma8Invent Wiener Stadt- und Landesarchiv, Oberkammeramt, B1/1. Reihe - Oberkammeramtsrechnung 1424-1768, Jg. 1564 und 1565]
 
*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Ser+++++00000001ma8Invent#Ser_____00000001ma8Invent Wiener Stadt- und Landesarchiv, Oberkammeramt, B1/1. Reihe - Oberkammeramtsrechnung 1424-1768, Jg. 1564 und 1565]
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*Archiv der Erzabtei St. Peter, 4.53.3 Dornbach, Akt 1602 (1566-1843)
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
 
*Felix Czeike: Das Feuerlöschwesen in Wien. In: Wiener Schriften. Hg. vom Amt für Kultur, Schulverwaltung der Stadt Wien. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 18 (1962), S. 97 f.
 
*Felix Czeike: Das Feuerlöschwesen in Wien. In: Wiener Schriften. Hg. vom Amt für Kultur, Schulverwaltung der Stadt Wien. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 18 (1962), S. 97 f.
*Richard Perger: Der Hohe Markt. Wien [u.a.]: Zsolnay 1970 (Wiener Geschichtsbücher, 3), S. 62 f.
 
 
*Josef Donner: Dich zu erquicken, mein geliebtes Wien ... Geschichte der Wiener Wasserversorgung von den Anfängen bis 1910. Wien: Norka-Verlag 1990, S. 14 ff.  
 
*Josef Donner: Dich zu erquicken, mein geliebtes Wien ... Geschichte der Wiener Wasserversorgung von den Anfängen bis 1910. Wien: Norka-Verlag 1990, S. 14 ff.  
 
*Archivalien aus acht Jahrhunderten. Ausstellung des Archivs der Stadt Wien. Dezember 1964 - Februar 1965. Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1965 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 15) , Nr. 69
 
*Archivalien aus acht Jahrhunderten. Ausstellung des Archivs der Stadt Wien. Dezember 1964 - Februar 1965. Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1965 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 15) , Nr. 69
*[https://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/2954394 Ruth Koblizek, Nicole Süssenbek, Die Trinkwasserversorgung der Stadt Wien von ihren Anfängen bis zur Gegewart, Teil 2A (ungedruckte Dissertation Wien). Wien. 1999/2000, S. 142ff]
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*[https://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/2954394 Ruth Koblizek, Nicole Süssenbek, Die Trinkwasserversorgung der Stadt Wien von ihren Anfängen bis zur Gegenwart, Teil 2A (ungedruckte Dissertation Wien). Wien. 1999/2000, S. 142ff]
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*Richard Perger: Der Hohe Markt. Wien [u.a.]: Zsolnay 1970 (Wiener Geschichtsbücher, 3), S. 62f.
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*[https://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/1920971 Rudolf Stadler: Die Wasserversorgung der Stadt Wien in ihrer Vergangenheit und Gegenwart. Denkschrift zur Eröffnung der Hochquellen-Wasserleitung im Jahre 1873, Wien: Wiener Gemeinderat 1873] S. 31-33
  
==Links==
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==Weblinks==
 
*[https://www.wien.gv.at/kultur/kulturgut/geschichte/wasserleitung.html Wien Kulturgut - Historische Wasserleitungen]
 
*[https://www.wien.gv.at/kultur/kulturgut/geschichte/wasserleitung.html Wien Kulturgut - Historische Wasserleitungen]
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== Einzelnachweise ==
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<references />

Aktuelle Version vom 22. Februar 2024, 10:55 Uhr

Konsensbrief der Brüder Geyer von Osterberg für eine über ihren Grund führende Wasserleitung der Stadt Wien
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Wasserleitung
Datum von 1565
Datum bis 1879
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Hernals
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 11694
GND
WikidataID Q1613674
Objektbezug Wasser, Wasserversorgung, Brunnen, Erste Hochquellenleitung, Zweite Hochquellenleitung, Wasserleitungen, Frühe Neuzeit
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 22.02.2024 durch WIEN1.lanm08trj
Bildname Konsensbrief1565.jpg
Bildunterschrift Konsensbrief der Brüder Geyer von Osterberg für eine über ihren Grund führende Wasserleitung der Stadt Wien

Es wurden noch keine Adressen zu diesem Bauwerk erfasst!

Derzeit wurden noch keine Konskriptionsnummer zu diesem Bauwerk erfasst!

Verlauf der Hernalser Wasserleitung (hellblau).

Die Hernalser Wasserleitung war die erste kommunale Wasserleitung Wiens und gewährleistete ausgehend von Quellen in den Vororten Dornbach und Ottakring die öffentliche Versorgung der Stadt mit Trink- und Löschwasser.

Anlass und Bau

Nach dem vom Cillierhof ausgehenden Stadtbrand von 1525 ordnete Erzherzog Ferdinand I. dem Stadtrat neben anderen Maßnahmen am 7. März 1526 an, ein Projekt zur Versorgung der Stadt mit Wasser auszuarbeiten. Das Ergebnis bestand darin, zur künftig wirksameren Bekämpfung von Feuersbrünsten ein fließendes Wasser durch die Stadt zu leiten und Brunnenrohrkästen, wie sie schon Maximilian I. eingerichtet hatte, einzuführen. Man entschloss sich, das Wasser aus Hernals herzuleiten.

Der Bau wurde durch die Erste Türkenbelagerung (1529) bzw. die Türkenkriege und den Neubau der Stadtbefestigung ab 1531 sowie den Ausbruch der Pest 1541 stark verzögert. Sowohl die Wasserleitung als auch die Stadtbrunnen wurden erst 1564/1565 errichtet, wie aus den städtischen Oberkammeramtsrechnungen hervorgeht.

Quellen aus dem Gebiet zwischen Hernals und Dornbach wurden in einem Brunnenkasten in Hernals gesammelt, von hier in unterirdischen Holzrohren bis zur Stadtmauer und von da in Bleirohren zum Brunnenhaus am Hohen Markt geleitet. Die Herren Adam und Simon Geyer von Osterberg hatten als die Grundherren für die über ihren Grund führende Wasserleitung der Stadt Wien einen Konsensbrief, datiert auf den 12. August 1565, ausgestellt.[1] 1565 konnte diese erste städtische Wasserleitung in Betrieb genommen werden. Als sich nach kurzer Meinungsverschiedenheit manifestiert hatte, dass die Quellen der Wasserleitung nicht auf Hernalser, sondern vielmehr auf Dornbacher Grund lagen, stellte auch der Abt des Benediktinerklosters St. Peter in Salzburg als Inhaber der Herrschaft Dornbach einen Konsensbrief für die Nutzung der Quellen auf seinem Herrschaftsgebiet und für die Errichtung der Leitung aus.[2] Die Wasserrohre wurden von Hernals auf den Platz Am Hof und dann weiter auf den Hohen Markt geführt. Vor dem Bau vermaß man die Strecke. Ihre Länge betrug ungefähr fünf Kilometer, die Kosten machten insgesamt in etwa vier Prozent des jährlichen städtischen Budgets aus.

Erweiterung

Trotzdem in der Folge immer weitere Quellen gefasst wurden, fand man mit der Quantität des zugeleiteten Wassers in der Stadt kein Auslangen. 1708 beispielsweise gestattete der Abt von St. Peter eine neue Quellfassung und Wasserleitung auf Klostergrund.[3] 1732 veranlasste der Stadtrat die Einleitung einer Hauptquelle des Alsbachs in die Wasserleitung. Diese Maßnahme sollte den Brunnen am Hohen Markt einen verstärkten Wasserzulauf ermöglichen. Durch die Ableitung des Alsbachs entzog man der lokalen Hernalser Mahlmühle mit Namen "Feierabend" soviel Wasser, dass deren Betrieb stark beeinträchtigt wurde, was sich in mehreren Beschwerden beim Stadtrat im Zeitraum von 1733 bis 1736 niederschlug.

Die Saugkanäle der Wasserleitung reichten bis auf Dornbacher Gebiet, von wo die Kanäle ab dem 18. Jahrhundert über einen gemauerten Kanal und über ein sechszölliges, gußeisernes Rohr in ein Reservoir außerhalb von Hernals geleitet und von dort in gußeisernen Rohren, die teilweise in gemauerten Kanälen verlegt waren, bis in die Stadt geführt wurden.

Versorgungsstellen der Hernalser Wasserleitung im 19. Jahrhundert


Ertrag

Abhängig von den Witterungsverhältnissen schwankte die Lieferungsfähigkeit der Wasserleitung im Jahr 1861 zwischen 8.000 und 10.000 Eimern täglich, hat aber durch die Verbauung der Gründe im Einzugsgebiet der Saugkanäle und infolge von Abholzungen der Wälder auf 700-800 Eimer pro Tag abgenommen, sodass die meisten der Ausläufe bereits vor 1873 von der Kaiser-Ferdinands-Wasserleitung dotiert werden mussten. 1879 wurde die Brunnstube in Hernals (in etwa Ecke Hernalser Hauptstraße/Taubergasse) abgetragen, was das Ende der Wasserleitung bedeutete.

Bedeutung

Die Hernalser Wasserleitung war die erste kommunale Wasserleitung Wiens. Ihr Bau belastete die städtischen Finanzen mit gesamt ca. 7.100 Gulden (Kaufkraftrechner) in den Jahren 1564 und 1565 bei einem Jahresbudget von rund 172.000 Gulden. Wien wurde erstmals seit der Antike wieder mit fließendem Wasser versorgte, was die hygienische Situation einerseits verbesserte und andererseits im Falle eines Brandes die Verfügbarkeit von Löschwasser deutlich erhöhte.

Siehe auch:

Quellen

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wiener Stadt- und Landesarchiv, Hauptarchiv-Urkunden, U4/1.7323
  2. Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handschriften, HS A1.1 - Eisenbuch, fol. 322v-323r; Archiv der Erzabtei St. Peter, 4.53.3 Dornbach, Akt 1602
  3. Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handschriften, HS A1.1 - Eisenbuch, fol. 323r-323v