Andromedabrunnen

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Der Andromedabrunnen im Hof des Alten Rathauses. Aquarell von Rudolf von Alt, 1883
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Brunnen
Datum von 1725
Datum bis
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Andromeda
Einlagezahl
Architekt Georg Raphael Donner
Prominente Bewohner
PageID 23120
GND
WikidataID
Objektbezug Altes Rathaus, Wiener Wappen, Wasser, Wasserleitungen, Wasserversorgung, Brunnen, Erste Hochquellenleitung, Zweite Hochquellenleitung
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 18.07.2023 durch WIEN1.lanm08swa
Bildname Andromedabrunnen Alt.jpg
Bildunterschrift Der Andromedabrunnen im Hof des Alten Rathauses. Aquarell von Rudolf von Alt, 1883
  • 1., Wipplingerstraße 8

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48° 12' 43.37" N, 16° 22' 15.87" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Andromedabrunnen (1., Wipplingerstraße 8, Hof des Alten Rathauses), ein Werk Georg Raphael Donners, das den Mythos von Perseus und Andromeda darstellt.

Balkon mit Wappenengel

1725 wurde der über offenen Arkaden errichtete Gang, welcher die Gebäudeteile von Salvatorgasse und Wipplingerstraße verband, durch einen geschlossenen Quertrakt ersetzt. Diesen schmückte im ersten Stock ein Balkon, von dem der Stadtrat seine Verordnungen kundtat. Das schmiedeeiserne Balkongelände schuf der Schlossermeister Simon Vogl. Der Balkon wird von vier Putten gestützt, welche die vier Kardinaltugenden darstellen: Klugheit (Spiegel und Schlange), Gerechtigkeit (vom Schwert ist heute nur mehr der Griff vorhanden), Tapferkeit (Schild und Säule, die an den biblischen Helden Simson erinnert) sowie Mäßigung (Schwert in der Scheide)

Der Wappenengel im Rathaushof

Das Ensemble ergänzte ein Wappenengel über der Balkontüre, der wohl gleichzeitig mit der Erbauung des Traktes 1725 entstanden ist und nicht wie verschiedentlich in der Literatur behauptet erst 1880 hierher übertragen worden wäre.[1]. Er hält zwei Wappenschilde, nämlich neben dem Wiener Kreuzschild in seiner linken Hand in seiner rechten ein Wappen mit einem einköpfigen Adler. Dieser Wappenschild lässt zwei verschiedene Deutungen zu: Wenn der mittelalterliche Wappenengel, der sich heute an der Außenseite des Alten Rathauses befindet, Pate gestanden hat und der eine Wappenvereinigung zwischen Landesherrn und Stadt zeigt, kann mit dem einköpfigen Adlerwappen jenes der Babenberger Stadtherren gemeint sein. Ein ganz ähnlich ausgestaltetes Babenberger Wappen aus der Zeit des Barock findet sich am 1652 gestifteten Heinrich-Jasomirgott-Brunnen im Schottenstift. Nach der zweiten Deutung ist der einköpfige Adler des Wappenengels als weiteres Stadtwappen gemeint: Seit der Verleihung des Doppeladlerwappens im Wappenbrief von 1461 führte die Stadt Wien häufig zwei Wappen, nämlich den traditionellen Kreuzschild und das Doppeladlerwappen. Im Wappenbrief ist darüber hinaus davon die Rede, dass die Stadt Wien vor der Verleihung des Doppeladlerwappens einen einköpfigen Wappenadler geführt hätte, also das Wappen der Babenberger Stadtherren. Diese aus heraldischer Sicht irrige Annahme beruht auf einer Verwechslung von Wappen und Siegelmotiv. Die Stadt führte nämlich bereits in ihrem ältesten Siegel, das um 1221 zu datieren ist, bereits den einköpfigen Adler der Babenberger, ebenso in manchen Versionen ihres Sekretsiegels, die auch grafisch große Ähnlichkeit mit dem Adler des Wappenengels aufweisen. Beiden Deutungen führen also zum Babenberger Adler, einmal als Wappen der Stadtherren, einmal als vermeintliches Stadtwappen. Auf alle Fälle konnte man mit dem Adlerwappen die Altehrwürdigkeit der Stadt Wien unterstreichen.

Donners Andromedarelief

1740/1741 ergänzte Georg Raphael Donner das Ensemble über Auftrag der Stadtverwaltung um einen überaus aufwändigen Brunnen mit einem in Bleiguss hergestellte Hochrelief, das die Sage von Perseus und Andromeda zum Inhalt hatte. Das Relief war mit einem vergoldeten Rahmen eingefasst. Es hatte eine Höhe von 2,634 Meter und eine Breite von 1,58 Meter. Donner verarbeitete dazu 25 Zentner (circa 1400 kg) Blei sowie 2 Zentner 70 Pfund (circa 151 kg) Schlagwarther Zinn. 1890 plante Friedrich von Schmidt, das Relief von Donner ins Neue Rathaus zu transferieren und dort neu aufzustellen.[2] Dies wurde nicht verwirklicht. Der Brunnen wurde 1894 restauriert.

Quellen

Literatur

  • Das Alte Rathaus. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1972 (= Wiener Geschichtsblätter, Sonderheft 1) (ANNO)
  • Felix Czeike: I. Innere Stadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 1), S. 175
  • Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 177
  • Felix Czeike: Wien und sein Altes Rathaus, in: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 27 (1972), S. 450 f.
  • Gerhardt Kapner: Freiplastik in Wien. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1970, S. 454
  • Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 60
  • Manuel Swatek: Zeichen der Stadt. Beiträge zur Geschichte der Wiener Wappen und Symbole. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 76 (2020), S. 233-268
  • Karl Weiß, Festschrift aus Anlaß der Vollendung des neuen Rathhauses: Wien 1883 (Wienbibliothek digital)


Zur Perseussage

  • Lexikon der antiken Mythen und Gestalten. 1973, S. 48 f., 328 ff.

Einzelnachweise

  1. Die stark geschwungenen Volutengiebel über der Türe sind wahrscheinlich der Aufstellung dieser Skulptur angepasst. Das in diesem Zusammenhang genannte Haus 1., Wollzeile 8 (landesfürstlicher Münzhof) kommt für einen ursprünglichen Aufstellungsort des Wappenengels gar nicht in Frage, da es sich nicht im Besitz der Stadt Wien befunden hatte und der Wappenengel sicher ein städtisches Gebäude kennzeichnete; dasselbe gilt für das Haus Wipplingerstraße 28, das sich in Privathand befand. Möglicherweise liegt eine Verwechslung mit der Übertragung des sehr ähnlichen Wappenengels von der Salzgrieskaserne auf das Unterkammeramtsgebäude vor, die 1880 erfolgte
  2. Vergleiche WStLA, Pläne der Plan- und Schriftenkammer, P4/2: 112614