Wappenengel (Altes Rathaus)

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Wappenengel am Alten Rathaus (2020).
Daten zur Erinnerung
Art des Erinnerns Denkmal
Status existiert
Gewidmet Mittelalter, Wappenengel, Langes 19. Jahrhundert
Datum von 1450 JL
Datum bis
Stifter
Art des Stifters
Architekt
Standort Straßenraum
Ortsbezug
Bezirk 1
Historischer Bezug
Thema der Erinnerung
Gruppe
Geschlechtsspezifik
PageID 65827
GND
WikidataID
Objektbezug Wiener Wappen, Mittelalter, Wappenengel
Quelle
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Letzte Änderung am 13.05.2022 durch WIEN1.lanm07lin
Bildname Wappenengel Altes Rathaus.JPG
Bildunterschrift Wappenengel am Alten Rathaus (2020).

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48° 12' 43.38" N, 16° 22' 13.41" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Der Wappenengel am Alten Rathaus wurde nach dem Abriss des Taschnerhauses 1842 von dort an die heutige Stelle Ecke Wipplingerstraße/Stoß im Himmel versetzt. Mitte des 15. Jahrhunderts entstanden, handelt es sich um ein Allianzwappen. Der gotische Engel hält den österreichischen Bindenschild und den Wiener Kreuzschild, die durch eine Eisenkette mit Vorhängeschloss verbunden sind. Damit soll die Einheit zwischen dem Landesfürsten als Stadtherrn und der Stadt Wien symbolisiert werden. Da es sich beim Taschnerhaus um kein städtisches Gebäude gehandelt hat, ist die Skulptur nicht als kommunales Monument, sondern bloß als Hausschmuck zu interpretieren.

Rezeption

Der Wappenengel war Motiv der von der Stadt Wien zum Neujahr 1844 herausgebrachten Enthebungskarte, die zur Spendensammlung zu Gunsten der Armen verkauft wurde.

Der gotische Wappenengel wurde in zwei Wellen als Vorbild für heraldische Darstellungen rezipiert, wobei die Kombination der Wappen wechseln konnte. Zunächst ziert seit 1725 ein barocker Wappenengel den Hof des (Alten) Rathauses. In seiner Nachfolge sind einige sehr ähnliche Figuren von städtischen Gebäuden überliefert (siehe Wappenengel). Ab den 1840er Jahren verwendete die Stadt Wien eine an den gotischen Wappenengel angelehnte Version als ihr Wappen.

Ein ‚falsches‘ Stadtwappen

Der Wappenengel wurde von circa 1850 bis 1870 als Stadtwappen verwendet. Besonders prunkvolle Version auf dem silbernen Einband des Ehrenbürgerbuchs (1853).

Durch die Übertragung auf das Rathaus hat der Wappenengel einige Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Johann Evangelist Schlager, städtischer Richter und Historiker, hat ihm als erster zwei detaillierte Artikel in der Wiener Zeitung gewidmet.[1] Obwohl es sich bei der Skulptur nicht um ein städtisches Wappen gehandelt hat, ist er bald als solches verwendet worden. Auf Heimatscheinen, Bürgerrechtsverleihungen, als Titelvignette städtischer Publikationen, auf Schulgebäuden oder den städtischen Kutschen war der Wappenengel ebenso zu finden wie etwa auf den ersten Siegeln der neu formierten Bezirke. Ein besonders prunkvolles Beispiel bietet das Ehrenbürgerbuch, auf dessen Einband mit massiven Silberbeschlägen der Wappenengel auf einen Doppeladler gelegt wurde. Der sich im Wappenengel vereinigende Patriotismus, die romantische Geschichtsvorstellung und Nostalgie ließen ihn in einer von Umbrüchen geprägten Zeit wahrscheinlich attraktiv erscheinen. Als 1869 auf Initiative von Karl Weiß, dem städtischen Archivar und Bibliothekar, eine aus damaliger Sicht korrekte Fassung des Stadtwappens nach Vorbild des Wappenbriefs vorgelegt und im Wappengebrauch durchgesetzt wurde, geschah das sicherlich nicht zuletzt durch den Antrieb, der Verwendung des ‚falschen‘ Wappenengels ein Ende zu setzen.


Literatur

  • Johann Evangelist Schlager: Altertümliche Überlieferungen von Wien, Wien 1844, S. 151–167
  • Albert Camesina: Wien’s Bedrängnis im Jahr 1683, Wien 1868, S. LXXXIV f., Haus Nr. 516
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 1, 2. Teil. Wien ²1951 (Manuskript im WStLA), S. 499
  • Josef Buchowiecki: Die Wappenengel Wiens. In: WGBl 26 (1971), 214
  • Hanns Jäger-Sunstenau, Nochmals: Die Wappenengel Wiens. In: WGBl 28 (1973), S. 86-88, hier 87,
  • Leopold Mazakarini: Frühe Denkmäler mit politischen und zeitgeschichtlichen Aussagen, Bd. 2., Wien 1987, S. 3–11
  • Günther Buchinger (Hg.): I. Bezirk – Innere Stadt, Horn – Wien 2003 (= Dehio-Handbuch. Topographisches Denkmälerinventar 11), S. 292.
  • Manuel Swatek: Zeichen der Stadt. Beiträge zur Geschichte der Wiener Wappen und Symbole. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 76 (2020), S. 233-268

Einzelnachweise

  1. Johann Evangelist Schlager, Das alte Taschnerhaus mit einem Steinbilde. In: Wiener Zeitung, 10.5.1842, 3 f., und 11.5.1842, 3 f.