Kaufkraftrechner

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Kaufmänner zwischen ihren Waren, 1785.
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Datum von
Datum bis
Objektbezug Gulden, Kreuzer
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Letzte Änderung am 3.04.2024 durch WIEN1.lanm08trj
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Bildunterschrift Kaufmänner zwischen ihren Waren, 1785.

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Der Kaufkraftrechner drückt für Wien aus, wie viel man für einen bestimmten Geldbetrag in einem bestimmten Jahr kaufen konnte und wie lange man dafür arbeiten musste.



Der Kaufkraftrechner ermöglicht es herauszufinden, wie viel eine bestimmte Geldsumme zu einem bestimmten Zeitpunkt in Wien tatsächlich wert war. Ein historischer Geldwert wird in Bezug zu anderen Gütern gesetzt und damit im historischen Umfeld kontextualisiert und liefert gleichzeitig eine auch wissenschaftlich haltbare Antwort auf die Frage „Wie viel war das wert?“. Als Bezugspunkt nutzt der Rechner dabei die Preise von vier wichtigen Alltagsgütern – Brot, Rindfleisch, Bier und Wein – sowie die Löhne von Arbeitern. Somit kann man in Quellen oder Literatur vorgefundene Preise und Werte direkt in Relation setzen.

Daten erarbeitet von Michael Adelsberger, MA MSc (Wien, 2023, gefördert von der Stadt Wien MA 7 - Kultur).

Währungseinheiten

Für den Kaufkraftrechner werden die Währungseinheiten Gulden und Kreuzer abgefragt. Der Einfachheit halber werden auch für die frühen Jahre des betrachteten Zeitraumes Gulden und Kreuzer verwendet. Die Umrechnung lautet wie folgt:

  • 1 Kreuzer entspricht 4 Pfennig; Pfund kann äquivalent zum Gulden genommen werden (1:1).
  • Gulden-Kreuzer-Pfennig: 1 Gulden = 60 Kreuzer = 240 Pfennig; 1 Kreuzer = 4 Pfennig
  • Pfund-Schilling-Pfennig: 1 Pfund = 8 Schilling = 240 Pfennig; 1 Schilling = 30 Pfennig

Preisdaten

Tabellarische Übersicht über alle Daten.

Fleisch

Die Fleischpreise sind jene für Rindfleisch. Bis 1772 handelt es sich dabei um die durchschnittlichen Jahresmittel aus den Rechnungsbüchern des Wiener Bürgerspitals sowie jenen des Stifts Klosterneuburg. Ab 1781 bis 1850 handelt es sich um Jahresmittel aus den Marktprotokollen der Stadt Wien. Das in den Quellen üblicherweise in Pfund angegebene Gewicht wurde in Kilogramm umgerechnet (Umrechnung: 1 Pfund = 0,56001 kg).

Um eine möglichst vollständige und geschlossene Preisreihe zu erhalten, wurden für jene Jahre, für die keine Fleischpreise überliefert sind, wie in der facheinschlägigen Forschung üblich, die Fleischpreise aus Preisen anderer Güter berechnet, deren Preisverlauf eine hohe Korrelation mit jenem der Preise für Fleisch aufweist. Für einige Jahre, in denen auch Preise von Waren mit ähnlichem Preisverlauf gänzlich fehlen, wurden die Werte linear interpoliert. So geschehen für folgende Jahre: 1443–1446, 1458–1460, 1474, 1480, 1484, 1502–1503, 1505, 1511, 1552, 1560, 1562, 1564, 1581, 1785–1786, 1788–1789, 1791–1799. Zur Interpolation wurden die Preise folgender Waren herangezogen: Ochsen, Schweinefleisch und Schmalz. Für die Jahre 1442 bis 1475 wurde die durchschnittlichen Preisrelationen zwischen Rindfleisch und den drei Waren verwendet. Für den Zeitraum von 1478 bis 1790 wurden die durchschnittlichen Preisrelationen in einem einunddreißigjährigen Zeitraum (15 Jahre vor und 15 Jahre nach dem zu interpolierenden Jahr) verwendet[1]. Der Korrelationskoeffizient zwischen den Ochsenpreisen und den Rindfleischpreisen beträgt 0,86 (für den Zeitraum 1465–1772; mit einer durchschnittlichen Preisrelation von 1,15). Jener zwischen den Schweinefleischpreisen und Rindfleischpreisen beträgt 0,90 (für den Zeitraum 1490–1850; mit einer durchschnittlichen Preisrelation von 1,54). Jener zwischen den Schmalzpreisen und den Rindfleischpreisen beträgt 0,69 (für den Zeitraum 1461–1850; mit einer durchschnittliche Preisrelation von 2,75).

Brot

Die Brotpreise sind jene für Roggenbrot. Ab 1689 handelt es sich um Jahresmittel der Roggenbrotpreise aus den Marktprotokollen der Stadt Wien. Um auch für die Zeit davor und für die Lücken (1684–1688, 1696–1704, 1711–1714) Preise anbieten zu können, wurde auf eine an den Wiener Kontext angepasste Brotpreisextrapolation zurückgegriffen, wie sie in der internationalen Forschung üblich ist[2] und diese Werte durch die mittlere Preisrelation zwischen den errechneten Preisen und den tatsächlichen Preisen aus den historischen Quellen nach 1689 korrigiert.

Wein

Die Weinpreise sind jene für ausgeschenkten, verkauften und eingekauften Weißwein (meistens nur der aktuelle Jahrgang). Es handelt sich um die Jahresmittel der Preise des Wiener Bürgerspitals sowie des Stift Klosterneuburg. Ab 1800 stammen die Preise von Mühlpeck/Sandgruber/Woitek (1979a, 1979b)[3].

Die in den Quellen üblicherweise in den historischen Maßeinheiten Achtering und Eimer angegeben Volumina wurden in Liter umgerechnet (Eimer: bis 1761: 58,0037 l; 1762–1875: 56,589 l; Achtering: bis 1556: 1,6572 l; 1557–1568: 1,5264 l; 1569–1875: 1,4147 l).

Um eine möglichst vollständige und geschlossene Preisreihe zu erhalten, wurden für jene Jahre, für die keine Weinpreise aus den historischen Quellen überliefert sind, die Weinpreise aus Preisen anderer Güter berechnet. Für einige Jahre in denen auch Preise von Waren mit ähnlichem Preisverlauf gänzlich fehlen, wurde linear interpoliert. So geschehen für folgende Jahre: 1445, 1458–1462, 1484. Zur Interpolation wurden die Preise folgender Waren herangezogen: Most und Weizen. Für die Jahre 1441 bis 1446 und 1715 bis 1799 wurde die durchschnittlichen Preisrelationen zwischen Wein und den beiden Waren verwendet. Für den Zeitraum von 1479 bis 1708 wurden die durchschnittlichen Preisrelationen in einem einunddreißigjährigen Zeitraum (jeweils 15 Jahre vor und 15 Jahre nach dem zu interpolierenden Jahr) verwendet[4]. Der Korrelationskoeffizient zwischen der Mostpreisreihe und jener für die Weinpreise beträgt 0,57 (für den Zeitraum 1454–1778; mit einer durchschnittlichen Preisrelation von 0,75). Jener zwischen der Weizenpreisreihe und der Weinpreisreihe beträgt 0,53 (für den Zeitraum 1447–1850; mit einer durchschnittlichen Preisrelation von 0,35).

Bier

Bei den Bierpreisen handelt es sich um die Jahresmittelwerte der Preise des vom Wiener Bürgerspital gebrauten und ausgeschenkten Biers (“gemeines Spitalsbier”) und ab 1800 um jene aus Mühlpeck/Sandgruber/Woitek (1979a, 1979b). Die in den Quellen üblicherweise in den historischen Maßeinheiten Achtering angegeben Volumina wurden in Liter umgerechnet. (Achering bis 1556: 1,6572 l; 1557–1568: 1,5264 l; 1569–1875: 1,4147 l).

Um eine möglichst vollständige und geschlossene Preisreihe zu erhalten, wurde für jene Jahre, für die keine Bierpreise aus den historischen Quellen überliefert sind, die Bierpreise aus Preisen anderer Güter berechnet. Für einige Jahre in denen auch Preise von Waren mit ähnlichem Preisverlauf gänzlich fehlen, wurde linear interpoliert. So geschehen für folgende Jahre: 1560, 1579–1580, 1599, 1672, 1697–1698, 1766. Zur Interpolation wurden die Preise folgender Waren herangezogen: Rindfleisch und Hafer. Für die Jahre 1524 bis 1541 und 1638 bis 1799 wurden die durchschnittlichen Preisrelationen zwischen Bier und den beiden Waren verwendet. Für den Zeitraum von 1546 bis 1629 wurden die durchschnittlichen Preisrelationen in einem einunddreißigjährigen Zeitraum (15 Jahre vor und 15 Jahre nach dem zu interpolierenden Jahr) verwendet[5]. Der Korrelationskoeffizient zwischen den Rindfleischpreisen und den Bierpreisen beträgt 0,59 (für den Zeitraum 1523–1850; mit einer durchschnittlichen Preisrelation von 3,29). Jener zwischen der Haferpreisreihe und der Bierpreisreihe beträgt 0,39 (für den Zeitraum 1523–1850; mit einer durchschnittlichen Preisrelation von 0,33).

Löhne

Bei den Löhnen handelt es sich um den Taglohn für ungelernte Arbeiter. Bis 1779 stammen diese Werte aus den Rechnungsbüchern des Wiener Bürgerspitals und betreffen Löhne aus dem Bauhandwerk, also Hilfstätigkeiten für Bauarbeiten. Von 1779 bis 1827 kommen sie aus dem Versorgungshaus St. Marx und ab 1828 aus den "Tafeln zur Statistik der oesterreichischen Monarchie (1828–1850)". Bei den Löhnen aus dem Bürgerspital handelt es sich um die Sommerlöhne (niedrigere Lohnzahlungen für die Wintermonate finden sich für manche Jahre, betreffen dabei aber auch die Zeit (Oktober bis Februar) in der wenige Bauarbeiten vorgenommen wurden) und dabei um die am häufigsten ausbezahlte Lohnhöhe (Modalwerte).

Für Jahre ohne Werte (im Zeitraum 1440 bis 1548) wurden die Löhne aus den Sommerlöhnen für qualifizierte Arbeit (Maurer- und Zimmerergesellen) berechnet: hierfür wurde die mittlere Lohnrelation (1,43; bei Exklusion von 1444 haben die beiden Reihen einen Korrelationskoeffizienten von 1) zwischen den Tagelöhnen und jenen der Gesellen im Zeitraum 1540–1546 (Jahre wofür beide vorliegen), herangezogen. Weitere Lücken wurden linear interpoliert. So für: 1528–1539, 1552, 1558, 1560–1562, 1564, 1567, 1579–1581, 1599–1600, 1628–1631, 1633–1637, 1647, 1661, 1663, 1756–1757, 1780–1786, 1794–1798, 1800–1804, 1806–1808, 1810–1819, 1821–1826[6].

Bei den Löhnen ist auch zu bedenken, dass diese für ein etwaiges Jahreseinkommen nicht einfach aufsummiert werden können, sondern Tage ohne Einkommen wie Sonn- und Feiertage aber auch Tage an den aus gesundheitlichen oder arbeitsnachfrageseitigen (saisonalen wie konjunkturellen) Gründen keine Arbeit geleistet worden ist, zu berücksichtigen sind.

Quellen

Literatur

  • Zechner, Andreas / Knapp, Elias / Adelsberger, Michael (2021): Prices and Wages in Salzburg and Vienna, c. 1450–1850. An Introduction to the Data, in: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 108, 501–521 (und Data Supplement).
  • Pribram, Alfred Francis (Hg.) (1938): Materialien zur Geschichte der Preise und Löhne in Österreich, Bd. 1, Wien.
  • Mühlpeck, Vera / Sandgruber, Roman / Woitek, Hannelore (1979a): Index der Verbraucherpreise 1800–1914. Eine Rückberechnung für Wien und den Gebietsstand des heutigen Österreich, in: Österreichisches Statistisches Zentralamt (Hg.), Geschichte und Ergebnisse der zentralen amtlichen Statistik in Österreich 1829–1979, Wien, 649–688.
  • Mühlpeck, Vera / Sandgruber, Roman / Woitek, Hannelore (1979b): Index der Verbraucherpreise 1800–1914, in: Österreichisches Statistisches Zentralamt (Hg.), Geschichte und Ergebnisse der zentralen amtlichen Statistik in Österreich 1829–1979. Tabellenanhang, Wien, 123–167.
  • Allen, Robert C. (2001): The Great Divergence in European Wages and Prices from the Middle Ages to the First World War, in: Explorations in Economic History 38, 411–447.
  • Pfister, Ulrich (2017): The Timing and Pattern of Real Wage Divergence in Pre-Industrial Europe: Evidence from Germany, c. 1500–1850, in: Economic History Review 70, 701–729 (und Data Supplement).

Weblinks

Referenzen

  1. Zu den Preisen der drei verwendeten Güter siehe Zechner/Knapp/Adelsberger (2021)
  2. Siehe hierzu Allen (2001) und Pfister (2017): Brotpreis (Gramm Silber per Kilogramm) = 0,074702+1,244348*Roggenpreis (Gramm Silber per Liter) + (0,011645 + 0,017128) * Taglohn für qualifizierte Arbeit (skilled labour) in Gramm Silber
  3. Siehe hierzu auch bei Zechner/Knapp/Adelsberger (2021)
  4. Zu den Preisen der beiden anderen verwendeten Güter siehe Zechner/Knapp/Adelsberger (2021)
  5. Zu den Preisen der beiden anderen verwendeten Güter siehe Zechner/Knapp/Adelsberger (2021)
  6. Siehe hierfür auch: Zechner/Knapp/Adelsberger (2021)