Überschwemmungen

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Hochwasser am Handelskai (1965)
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Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Bildname Hochwasser.jpg
Bildunterschrift Hochwasser am Handelskai (1965)

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Überschwemmungen (Hochwässer, Eisstöße).

Wien war regelmäßig von kleineren Überschwemmungen betroffen, große und extreme Hochwasserereignisse schrieben sich in das Gedächtnis der Stadt ein, zogen Verordnungen und Regulierungsbauten nach sich. Severin Hohensinner hat Informationen zu insgesamt 450 Hochwasserereignissen mit unterschiedlichen Auswirkungen zwischen 1012 und 2013 zusammengetragen.[1] Überschwemmungen traten zu allen Jahreszeiten auf. Im Frühling, Sommer und Herbst waren sie meist eine Folge von Starkregen, manchmal verstärkt durch die Schneeschmelze. Eisstöße verursachten im Winter zahlreiche Überschwemmungen und waren besonders gefürchtet. Ein Eisstoß entsteht, wenn die Eisdecke eines Flusses bricht und sich die Eisschollen entweder an der noch bestehenden Eisdecke oder an anderen Hindernissen wie Brücken zusammenschieben und aufstapeln. Das Wasser kann nicht mehr abfließen und es entstehen Überschwemmungen im Rückstaubereich. Wird der Wasserdruck zu groß, dann bricht der Eisstoß und verursacht eine Flutwelle mit großer Zerstörungskraft. Nicht bei allen dokumentierten Überschwemmungen ist die Ursache bekannt.

Die Hochwasserereignisse können auch nach ihrer Intensität unterschieden werden. Kleine, alljährliche auftretende Hochwässer überschreiten kaum das „bordvolle Gerinne“ und führen selten zu Ausuferungen und Schäden. Erst ab 1828 wurden Hochwässer aufgrund ihrer Jährlichkeit, also dem statistischen Wiederkehrintervall, klassifiziert. Kleine Hochwässer treten demnach 1- bis 5-jährlich auf, mittlere Hochwässer 5- bis 25-jährlich und große Hochwässer mehr als 25-jährlich. Für das 19. Jahrhundert sind auch vermehrt Abflussdaten von Hochwasserereignissen verfügbar. Davor beziehen sich Berichte vor allem auf die Beobachtung der Höhenlage des Wasserspiegels (Pegel- oder Wasserstand). Durch natürliche Veränderungen des Flussbetts, Regulierungen, klimatische Veränderungen oder Wandel der Landnutzung im Einzugsgebiet können Hochwässer mit gleichem Wasserstand oder überfluteter Fläche signifikant unterschiedliche Abflusswerte aufweisen. Eisstöße können trotz normalen oder nur geringfügig erhöhten Abflusswerten große Überflutungen verursachen. Wie verheerend eine Überschwemmung empfunden und erinnert wird, hängt auch von den entstandenen Schäden ab. Diese setzen wiederum voraus, dass sich Gebäude, Infrastruktur und Menschen im Überflutungsbereich befinden.

Die dokumentierten Überschwemmungen zeigen zwei Phasen verstärkter Hochwasseraktivität. Der erste Anstieg ist in den 1560er-Jahren zu beobachten und fällt mit der „Grindelwald-Fluktuation“ zu Beginn der „Kleinen Eiszeit“ zusammen. Zu dieser Zeit veränderte sich auch die Donau-Flusslandslandschaft stark. Der Donaukanal wurde vom Haupt- zum Nebenarm und musste fortan mittels Regulierungsmaßnahmen vor der Verlandung geschützt werden. Die zweite, noch intensivere Phase umfasst das gesamte 18. Jahrhundert, speziell jedoch die Zeit zwischen 1768 und 1789, dem Ende der „Kleinen Eiszeit“. An der Wiener Donau sind für diesen Zeitraum 36 Hochwässer dokumentiert, davon sieben extreme Ereignisse. Zwischen 1784 und 1789 verschlechterte sich die Situation sogar noch, als an der Donau jährlich „Katastrophenhochwässer“ stattfanden. Dies steht vermutlich im Zusammenhang mit dem Ausbruch des Vulkanes Laki in Island 1783/1784, der das Klima der nördlichen Hemisphäre nachhaltig veränderte. Auch Veränderungen in der Landnutzung können durch verstärkten Oberflächenabfluss zur Zunahme von Überschwemmungen geführt haben.

Ab dem späten 18. Jahrhundert wurden die Hochwasserabflüsse an den Wiener Flüssen zunehmend durch wasserbauliche Maßnahmen verändert. In den Jahrzehnten nach der Donauregulierung 1870 bis 1875 nahmen extreme Wasserstände – hohe wie niedrige – zu. Hochwasserkatastrophen blieben allerdings aus – auch wegen der beständigen Erweiterung der baulichen Schutzmaßnahmen (zum Beispiel der Schaffung der Donauinsel 1972 bis 1987). Waren im 18. und 19. Jahrhundert noch knapp die Hälfte der Hochwässer durch Eisstöße hervorgerufen worden, so nahm deren Bedeutung nach der Donauregulierung stark ab.

1) Donau (einschließlich Donaukanal)

Zwischen 1012 und 2013 sind zahlreiche Überschwemmungen bekannt, darunter:

Überschwemmung in Wien (Guckkastenbild), 1784
Hochwasser an der Donau: Nussdorfer Wehr (1954)

Bei einem katastrophalen Donauhochwasser im August 2002 kam es dank des erweiterten Hochwasserschutzes durch die Anlage des Entlastungsgerinnes "Neue Donau" und der Donauinsel zu keiner Überschwemmung des angrenzenden Stadtgebiets. Gleiches gilt für das Hochwasser im Juni 2013.

2) Wienfluss

3) Als

  • 1537
  • 1656 (5. Juli)
  • 1741 (5.-21. Juni)
  • 1744 (4.-8. März)
  • 1784 (26. Februar bis 7. März)
  • 1785 (21.-26. April und 29. Juli)
  • 1845 (24. April)
  • 1898 (Juni, starke Regenfälle verursachten Abflüsse von 69 m³/s, wodurch die Kapazitäten des bereits eingewölbten Alserbachs überschritten wurden, am Zusammenfluss mit dem Währinger Bach kam es dadurch zu Überschwemmungen)
  • 1907 (17.-18. Juli, im Bereich des heutigen 17. Bezirks)

4) Marienbach (13)

5) Ottakringer Bach

  • 1449 (das Gatter des Bollwerks St. Ulrich wurde weggeschwemmt)
  • 1641 und 1647 (Schäden an den Fortifikationen)
  • 1729 (im Bereich der Neustiftgasse, trotz Einwölbung des Ottakringer Baches gab es große Schäden)
  • 1741 (5.-21 Juni, die Einwölbung zwischen St. Ulrich und dem Glacis wurde zerstört)
  • 1828
  • 1853 (20.-22. Juni, Zerstörung des neuen Kanalbettes)
  • 1862 (29. Jänner bis 7. Februar, das Wasser staute sich am Gitter bei der Lerchenfelder Linie und sprengte am 31. Jänner die Einwölbung auf einer Länge von 23 Metern, Keller und Erdgeschosse in der Neustiftgasse wurden überschwemmt, für einige Gebäude bestand Einsturzgefahr)

6) Krottenbach

7) Liesingbach

8) Retter

Lassingleithnerplatz, Peter-Berner-Straße, Spanngasse, Rögergasse

Siehe auch

Donauregulierung, Neue Donau, Donauinsel

Literatur

  • Viktor Thiel: Geschichte der älteren Donauregulierungsarbeiten bei Wien, in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich, Neue Folge 2 (1903), S. 117 ff. und 4/5 (1905/06), S. 1 ff.
  • Hans Smital: Die Donau und ihre wichtigsten Überschwemmungen in unserer Gegend, in: Unser schönes Floridsdorf. Blätter des Floridsdorfer Heimatmuseums 3 (1969), S. 31 ff.
  • Robert Messner: Die Landstraße im Vormärz. Historisch-topographische Darstellung der südöstlichen Vorstädte und Vororte Wiens auf Grund der Katastralvermessung. Wien: Verband der Wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs 1880, S. 154
  • Adolf Wolf: Alsergrund-Chronik. Von der Römerzeit bis zum Ende der Monarchie. Wien: Selbstverlag 1981, S. 97, 150 f.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Nebst Quellen- und Literaturhinweisen. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 2. Wien: Touristik-Verlag 1955, S. 257, 259 ff.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Nebst Quellen- und Literaturhinweisen. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3. Wien: Touristik-Verlag 1956, S. 104 ff.
  • Topographie von Niederösterreich. Band 2: A-E. Wien: Verein für Landeskunde von Niederösterreich 1879/1885, S. 11 f.
  • Severin Hohensinner: Historische Hochwässer der Wiener Donau und ihrer Zubringer. Materialien zur Umweltgeschichte Österreichs Nr. 1, Zentrum für Umweltgeschichte, Wien 2015.
  • Karl Brunner / Petra Schneider [Hg.]: Umwelt Stadt. Geschichte des Natur- und Lebensraumes Wien. Wien: Böhlau 2005 (Wiener Umweltstudien, 1)
  • Peter Payer: Eiszeit in Wien. In: 1000 und 1 Buch 1 (2009), S. 12 - 13
  • Peter Payer: Der Gletscher vor Wien. In: Die Presse, 02.02.2009
  • Rathauskorrespondenz, 12.07.1954, 13.07.1954

Links

Einzelnachweise

  1. Severin Hohensinner: Historische Hochwässer der Wiener Donau und ihrer Zubringer. Materialien zur Umweltgeschichte Österreichs Nr. 1, Zentrum für Umweltgeschichte, Wien 2015.