Kahlenberg
48° 16' 34.36" N, 16° 19' 59.05" E zur Karte im Wien Kulturgut
Der Kahlenberg (19.) ist ein Bergrücken des Kahlengebirges, ursprünglich Schweins- oder Sauberg, später Josefsberg genannt.
Der (heutige) Kahlenberg war bis ins 17. Jahrhundert unbewohnt und führte bis 1629 den Namen Schweins- oder Sauberg, wahrscheinlich nach den vielen Wildschweinen, die seine damals dichten Eichenwälder bevölkerten. Ferdinand II. entschloss sich, den Kamaldulensern dort eine Eremitage zu errichten (Kamaldulenser-Eremitage), erwarb zu diesem Zweck 1628 den Berg vom Stift Klosterneuburg im Tauschweg gegen anderen Grundbesitz und verfügte in der Stiftungsurkunde der Eremitage, den Schweins- oder Sauberg in Josephsberg umzubenennen. Am Ende des 17. Jahrhunderts wurde der seinerzeitige Kahlenberg in Leopoldsberg umbenannt und der Name Kahlenberg auf den Josephsberg übertragen. Am 12. Jänner 1782 wurde die Eremitage durch Joseph II. aufgehoben, die Gründe erwarb am 14. April 1783 der k. k. Hofkriegsrat Leopold Edler von Kriegl vom Religionsfonds im Lizitationsweg um 28.500 Gulden. Er ließ die 1683 während der Zweiten Türkenbelagerung zerstörte Kirche neuerlich weihen ("Zum heiligen Josef") und erwirkte die Erhebung zur Lokalie. Das um die Kirche entstandene Dörfchen erhielt in Anknüpfung an die Umbenennung des Bergs unter Ferdinand II. ("Josefsberg") den Namen Josefsdorf.
Das Gut Kahlenberg samt Kirche kam 1795 (nachdem Kriegl 1789 in Konkurs gegangen war) an das Stift Klosterneuburg. Während der Franzosenkriege verfiel die Lokalie. Die Herrschaft Kahlenberg kam in den Besitz von Josepha von Traunwieser (ihre Tochter Karoline [1794-1815] ist auf dem Kahlenberger Waldfriedhof begraben) und von dieser durch Verkauf 1819 an Johann Fürst von und zu Liechtenstein; dieser ließ einen prächtigen Tiergarten anlegen, der auch auf den Leopoldsberg übergriff. Liechtenstein hat viel zur Verschönerung der Gegend beigetragen. Weiter im Westen (am Abhang des Latisbergs [Reisenbergs]) hat Johann Philipp Graf Cobenzl (Cobenzlgasse) anstelle eines 1751 errichteten Erholungshauses der Jesuiten nach der Aufhebung ihres Ordens (1773) ein Schloss mit Parkanlagen errichten lassen (Cobenzl), das 1907 an die Gemeinde Wien kam und von dieser verpachtet wurde; noch älter ist die Siedlung Krapfenwaldl. Nach Johann Fürst Liechtenstein erwarb der Wiener Bürger Johann Finsterle den Kahlenberg, ließ die mittlerweile halbverfallene Kirche wiederherstellen und eine größere Anzahl von Bauten errichten. Nach dem Tod von Finsterles Witwe erbte deren zweiter Gatte, Dr. Gustav Benischko, den Besitz; er und seine zweite Gattin übergaben die Josefskirche 1906 an die polnische Kongregation der Resurrektionisten. An die Stelle des Hochaltars, der nach der seinerzeitigen Entweihung nach Karnabrunn gekommen war, wurde ein Kruzifix errichtet, hinter dem sich das Ölgemälde einer Engelgruppe von Friedrich Schilcher befindet (1852). In der angrenzenden Kapelle wird der sogenannte Sobieskialtar gezeigt; er trägt diese Bezeichnung allerdings zu Unrecht, weil die historische Messe, die Marco d'Aviano 1683 feierte und bei der Sobieski angeblich ministrierte, in der alten Georgskapelle auf dem Leopoldsberg gelesen wurde.
In dem aus dem Gastgebäude der Eremitage entstandenen Kasino soll sich als Gast Graf Cobenzls Wolfgang Amadeus Mozart aufgehalten haben. 1871/1872 ließ die Österreichische Bergbahn-Gesellschaft ein großes Hotel errichten, 1873 errichtete sie eine Standseilbahn vom Donauufer zur Elisabethwiese im Sattel zwischen Kahlenberg und Leopoldsberg. 1874 eröffnete die Kahlenberg-Aktiengesellschaft die von Nußdorf ausgehende Zahnradbahn (Kahlenbergbahn). Im Zuge des Baus der Höhenstraße wurde 1935 von Erich Boltenstern das Kahlenbergrestaurant errichtet.
Videos
Literatur
- Karl Lechner: "Chalwenperg" - "Kahlenberg" – Leopoldsberg. In: Unsere Heimat. Zeitschrift für Landeskunde von Niederösterreich 30 (1959), S. 51 ff.
- Helmut Kretschmer: XIX. Döbling. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1982 (Wiener Bezirkskulturführer, 19), S. 45 ff.
- Döbling. Eine Heimatkunde des 19. Wiener Bezirkes in drei Bänden. Hg. von Döblinger Lehrern. Wien: Selbstverlag der Arbeitsgemeinschaft "Heimatkunde Döbling" 1922, S. 438 ff.
- Hermine Cloeter: Kahlenberger Stimmung. In: Zwischen Gestern und Heute. ohne Jahr, S. 92 ff.
- Franz Maschek: Kahlenberg – Heiligenstadt. In: Nachrichtenblatt 4 (1942), S. 29 ff.
- Das Kahlengebirge. In: Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: 1958, S. 163 ff.
- Eduard Pötzl: Die Leute von Wien. ohne Jahr, S. 11 ff.
- Eduard Pötzl: Die gute alte Zeit. Wiener Bilderbogen. 1937, S. 72 ff.
- Gustav Gugitz: Die Sagen und Legenden der Stadt Wien. Wien: Hollinek 1952 (Österreichische Heimat, 17), S. 22
- Geliebte Heimat. Mitteilungsblatt der Gesellschaft zur Erforschung, Förderung und zum Schutze der beiden Wiener Hausberge: Kahlenberg und Leopoldsberg: 50 Jahre Kahlenberggesellschaft. 19/20 (1977)
- Ferdinand Geisslinger: Ein Stück Kahlenberg in Ungarn. In: Mitteilungsblatt der Gesellschaft zur Erforschung, Förderung und zum Schutze der beiden Wiener Hausberge: Kahlenberg und Leopoldsberg. 9/10 (1968), S. 8
- Christian F. Winkler: Unterirdisches vom Kahlenberg. In: Döblinger Museumsblätter 31 (1994), Heft 114/115, 1 ff.
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 100 ff.