Stadlau (Ort)

Aus Wien Geschichte Wiki
(Weitergeleitet von Stadlau (Vorort))
Wechseln zu:Navigation, Suche
Au nächst Stadlau am 19. April 1914.
Daten zum Objekt
Art des Objekts Ort
Datum von
Datum bis
Name seit 1147
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung Stadelowe, Stadel in der Au
Benannt nach
Bezirk 22
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 9482
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 7.09.2023 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname Au Stadlau.jpg
Bildunterschrift Au nächst Stadlau am 19. April 1914.

Stadlau (22.), ehemalige selbständige Ortsgemeinde.

Die schon 1147/1167 als "Stadelowe" (Stadel in der Au) urkundlich nachweisbare Ausiedlung am linken Donauufer, die in keinerlei territorialem Zusammenhang mit der Stadt Wien stand, verlor durch die Überschwemmung des Jahres 1438 völlig ihr mittelalterliches Ortsbild und präsentiert sich ab dem Anfang des 19. Jahrhunderts als ein planmäßig errichtetes Straßendorf. Die ältesten Keramikfunde stammen aus der Jungsteinzeit. 1050 war Stadlau eine der vier Landespfarren von Passau (neben Wien, Pillichsdorf und Mannswörth).

Durch die Überfuhr (Urfahr) von Erdberg nach Stadlau (nachweisbar ab 1220) war der Ort schon am Ende der Babenbergerzeit eine der bedeutendsten Marchfeldsiedlungen (1234 Hochzeit Markgrafen Heinrichs von Meißen mit Konstanzia von Österreich, der Schwester Friedrichs II. des Streitbaren). Die älteste Kirche (dem heiligen Georg gewidmet und bereits 1160 erwähnt) wurde vor 1429 (wahrscheinlich 1428) durch Hochwasser schwer beschädigt und 1438 durch eine neuerliche Überschwemmung zerstört, daraufhin abgetragen; spätestens 1429 wurde der Sitz des Pfarrers nach Kagran verlegt und 1458 Stadlau nach Kagran eingepfarrt; selbst die Errichtung einer eigenen Kapelle wurde (auch noch im Zuge der josephinischen Pfarrgründungen [1788]) abgelehnt (Kirchengründung erst 1924; Stadlauer Kirche). 1235 wurde der Ort durch die Ungarn zerstört, 1412 und 1438 durch Donauüberschwemmungen schwer geschädigt.

Nach dem Bau der großen Donaubrücke (1439) und der fortschreitenden Versandung von Donauarmen ging die Bedeutung von Stadlau zurück; die Maut kam 1453 als Geschenk König Ladislaus' an die Stadt Wien; 1568 erhielten die Bewohnerinnen und Bewohner ein kaiserliches Privileg für die Schlagbrücke (Donaukanal). Im Lauf der Jahrhunderte teilte Stadlau das Schicksal seiner Nachbargemeinden, die von Osmanen und Franzosen verwüstet wurden, sodass sich der Ort danach jeweils nur langsam weiterentwickelte. Im Burgfriedensprivileg (1698) wurden die Grenzen zwischen Stadlau und dem Bürgerspital ausgemarkt.

Bis 1744 war Stadlau landesfürstlich, kam im selben Jahr (im Tausch gegen Hetzendorf) an den Deutschen Orden (1795 errichtet die Gemeinde auf eigene Kosten ein Schulhaus für die einklassige Ortsschule), der die damaligen zehn behausten Güter 1848 an Erzherzog Ludwig verkaufte; in diesem Jahr wurde Stadlau mit Hirschstetten vereinigt, jedoch 1872 von diesem Ort wieder getrennt. 1832 wurde im Ziegelofengebäude ein Choleraspital eingerichtet. Als die Staatseisenbahngesellschaft ihre Linie nach Brunn (heute Ostbahn) baute (Eröffnung am 24. Oktober 1870), erlebte der Ort (nicht zuletzt durch die Ansiedlung von Industriebetrieben) eine großstädtische Entwicklung. 1884 wurde die Malzfabrik Hauser und Sobolka errichtet. 1904 wurde Stadlau mit einer Reihe anderer Orte am linken Ufer der Donau als 21. Bezirk (Floridsdorf) nach Wien eingemeindet; 1938 wurde Stadlau (mit Aspern, Hirschstetten und Kagran) vom 21. Bezirk abgetrennt und (mit einer Reihe neu eingemeindeter niederösterreichischer Ortsgemeinden vereinigt) Bestandteil (Katastralgemeinde) des neu geschaffenen 22. Bezirks Groß-Enzersdorf (seit 1946/1954 Donaustadt).

Zwischen 1942 und 1945 befand sich hier ein Zwangsarbeiterlager.

Siegel

Der Vorort Stadlau führte ein Siegel, das einen schrägrechts gestellten Stadel (Scheune) mit geschlossenem, mit Bändern beschlagenem und mit einem Riegel versperrtem Tor, mit senkrecht und waagerecht gegitterter Wand und schrägem Strohdach zeigt; auf dem Giebel des Daches vorne und rückwärts je ein nach links ratterndes Fähnchen an einem Knauf mit Spitze. Links vom Stadel ein größerer Baum, unter dem Stadel mehrere kleine Bäume. Umschrift: :«»: [Rosette, bewinkelt von vier Kugeln] ·I · S · EINER . GANZEN · GMAIN · ZV · STADLAV · 1599.

Das Siegel war 1904 eine Grundlage für die Gestaltung des Bezirkswappens Floridsdorf.

Häuser

  • 1258: 50
  • 1542: 10
  • 1587: 12
  • 1730: 10
  • 1748: 10
  • 1751: 10
  • 1788: 10
  • 1795: 10
  • 1819: 14
  • 1822: 14
  • 1830: 13
  • 1840: 13
  • 1845: 13
  • 1860: 13
  • 1869: 18
  • 1880: 35
  • 1890: 68
  • 1900: 138

Einwohner

  • 1786: 161
  • 1788: 161
  • 1819: 124
  • 1830: 136
  • 1840: 140
  • 1846: 170
  • 1869: 219
  • 1880: 1.034
  • 1890: 1.773
  • 1900: 3.168
  • 1910: 4.490

Ortsrichter

  • Philipp Pauer (1670)
  • Lorenz Maißenberger (1684)
  • Mathias Stainprecher (1702)
  • Ludwig (1713) beziehungsweise Georg Mittermayr (1716)
  • Adam Paur (bis 1745 und 1749-1753)
  • Philipp Tr(e)ißlämpl (1745-1749)
  • Stephan Paur (ab 1753)
  • Mathias Haimbrunner (1761-1767)
  • Albert Lorenz (1810)
  • Johann Breitfellner (Nennungen 1820, 1827, 1831, 1835, 1840)

Bürgermeister

  • Mathias Gampl (im Niederösterreichischen Amtskalender 1873 genannt)
  • Josef Genoch (im Niederösterreichischen Amtskalender 1875, 1880 und 1899 genannt; Genochplatz)
  • Josef Krapfenbauer, Wirtschaftsbesitzer (1879)
  • Conrad Lechner (1886)
  • Johann Krapfenbauer
  • Kaufmann (1892)
  • Ferdinand Schick, Wirtschaftsbesitzer (1902, 1904).-Vergleiche die nachfolgenden Slichwörter und Siedlung Stadlau

Quellen

Literatur

  • Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. XXI f., Taf. O
  • Hermann Jennerwein, Rudolf Wolf, Chronik der Gemeinde Stadlau. 1904
  • Unser schönes Floridsdorf. Blätter des Floridsdorfer Heimatmuseums. Wien: Museumsverein Floridsdorf 9 (1975), S, 56 f.
  • Heinrich Weigl: Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich. Wien: Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien 1964-1975 , S. 152
  • Peter Schilling: "Dasz er gar keine Lebensmittl aus Stadlaw yberkhommen khönne, sondern vor Hunger und Durst crepiren müeste". In: Beiträge zur Wiener Diözesangeschichte. Beilage zum Wiener Diözesanblatt. 27 (1986), S. 37 ff.
  • dsbe.: Ziegelöfen als Pestlazarette und Quarantänehäuser. In: Unsere Heimat. Zeitschrift für Landeskunde von Niederösterreich. St. Pölten: Verein für Landeskunde von Niederösterreich 61 (1990), S. 33 ff.
  • Ferdinand Opll: Erstnennung von Siedlungsnamen im Wiener Raum. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien, 2), S. 47
  • Adalbert Klaar: Die Siedlungsformen Wiens. Wien: Zsolnay 1971, S. 122 f.
  • Topographie von Niederösterreich. 8 Bände. Wien: Verlag des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich 1877-1929, S. 269 f.
  • Der 21. Wiener Gemeindebezirk. 1926, S. 47 f.
  • Hans Tietze: Die Denkmale der Stadt Wien (XI. - XXI. Bezirk). Wien: Schroll 1908 (Österreichische Kunsttopographie, 2), S. 502
  • Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: 1958, S. 94

Bevölkerungsgeschichte