Thurygrund (Vorstadt)

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Die Vorstädte Roßau, Thurygrund, Himmelpfortgrund und Lichtental mit ihren Siegelbildern (1734)
Daten zum Objekt
Art des Objekts Vorstadt
Datum von
Datum bis 1850
Name seit
Andere Bezeichnung Thurygrund, Thuryvorstadt, Am Thury
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Bezirk 9
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 24414
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 22.11.2023 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname A-9374 0033.jpg
Bildunterschrift Die Vorstädte Roßau, Thurygrund, Himmelpfortgrund und Lichtental mit ihren Siegelbildern (1734)

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48° 13' 31.09" N, 16° 21' 25.19" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Thury (9.; auch Thurygrund, Thuryvorstadt, Am Thury), selbständige Vorstadt, seit 1850 Bestandteil des neunten Bezirks Alsergrund.

Als 1540 die Gemeinde Wien auf eigene Kosten den Bau eines Lazaretts und die Erneuerung der Kirche St. Johann in der Siechenals durchführte, sah sich König Ferdinand I. veranlasst, der Gemeinde einige seit der Osmanenbelagerung von 1529 öde Gründe im Bereich der späteren Vorstadt zu schenken. Das Stift St. Dorothea, dem die Grundstücke gehört hatten, verzichtete auf sie. In der Niederung des zerstörten und nach dem Abzug der Türken nicht mehr aufgebauten Dorfs Siechenals begann man 1646 mit der Anlage neuer Wohngebäude, nachdem in der Zwischenzeit die Grundstücke als Weingärten genutzt worden waren.

Der Ziegelbrenner und Hofbedienstete Ferdinands III., Johann Thury († 1659), und seine Gattin Justine erbauten in diesem Jahr das erste Haus, andere Ansiedler gesellten sich bald hinzu. Räumlich handelte es sich etwa um das Gebiet an der Kreuzung von Liechtensteinstraße, Alserbachstraße und Boltzmanngasse.

Die neue, 1683 teilweise neuerlich zerstörte Vorstadt erhielt nach ihm den Namen Thury(grund). Die 1764 vorgenommene Erweiterung der Kapelle des heiligen Johannes des Täufers (Thurykapelle) an der später im Zuge der Einwölbung des Alser Bachs demolierten Thurybrücke brachte Mauerziegel ans Tageslicht, auf denen der Name "Johann Turi" und die Jahreszahl "1674" zu lesen sind.

Die Siedlung entwickelte sich sehr bald zu einer kleinen Vorstadt. Bis 1850 war die Vorstadt selbständig, danach wurde sie mit dem neunten Bezirk vereint.

Siegel

Die Vorstadt Thurygrund führte ein Grundgerichtssiegel, das Johannes den Täufer als ganze Figur, nimbiert auf einem Rasen stehend zeigt, auf der rechten Hand eine Kirche mit Turm, in der linken ein Kreuzpanier haltend; zu Füßen des Heiligen ein zu demselben aufblickendes, nach links schreitendes Lamm. Rechts am Siegelrand ein Zweig, links ein aus dem Rasen wachsender Strauch. Rechts die Ziffer 16, links 99 (1699). Umschrift, auf einem Band: FREI : GRVND : TVRRI :

Das Siegel war 1904 eine Grundlage für die Gestaltung des Bezirkswappens Alsergrund.

Häuser

  • 1766: 78
  • 1778: 80
  • 1783: 80
  • 1790: 80
  • 1796: 82
  • 1840: 118
  • 1851: 128
  • 1857: 129

Einwohner

  • 1783: 2.849
  • 1796: 2.899
  • 1840: 4.255
  • 1857: 5.657

Häusernummerierungen und -schematismen

In der Vorstadt Thury wurden 1770 zum ersten Mal Konskriptionsnummern vergeben, im Jahr 1795 erfolgte eine Neunummerierung (Zur Übersicht über die Phasen der Nummerierungen der Häuser [Konskriptionsnummern] in der Vorstadt siehe: Häusernummerierung). Die folgenden Verlinkungen zu den Häuserschematismen sind chronologisch geordnet.

Nummerierung 1770 [1]

Nummerierung 1795

Ortsrichter

  • Mathias Oeller (1833-1834)
  • Johann Teufel (1841-1845)

Literatur

  • Leopold Donatin: Der Alsergrund einst und jetzt. Für die Jugend und das Volk geschildert. Wien 1904, S. 10 ff. , 33 ff.
  • Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. XII, Taf. G
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 273
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 1. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 174
  • Carl Hofbauer: Die Alservorstadt mit den ursprünglichen Besitzungen der Benediktinerabtei Michelbeuern am Wildbach Als. Wien: Sommer 1861, S. 553
  • Anton Jung: Beschreibung und Abdruck der Grundgerichts-Siegeln sämmtlicher Vorstädte und Gemeinden der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien, [Wien] 1829, S. 32
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1895]). Cosenza: Brenner 1967, Band 3, S. 553
  • Adalbert Klaar: Die Siedlungsformen Wiens. Wien: Zsolnay 1971, S. 86
  • Hans Mück: Quellen zur Geschichte des Bezirks Alsergrund. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1978 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 3), S. 75
  • Ferdinand Opll: Erstnennung von Siedlungsnamen im Wiener Raum. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien, 2), S. 49
  • Adolf Wolf: Alsergrund-Chronik. Von der Römerzeit bis zum Ende der Monarchie. Wien: Selbstverlag 1981, S. 39 f.

Bevölkerungsgeschichte

  • Johann Karl: Detaillirte Darstellung der Bevölkerung der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien und der Vorstädte ... nach der letzten Conscription im Jahre 1840.
  • Ignaz de Luca: Topographie von Wien. Bd. 1, Wien: Thad. Schmidbauer 1794, S. 61
  • Ignaz de Luca: Statistische Fragmente. Wien: C.P. Rehm 1797, S. 50
  • Niederösterreichische Handels- und Gewerbekammer (Hg.), Statistische Übersicht der wichtigsten Productionszweige in Oesterreich unter der Enns. Wien: L. Sommer 1855.
  • G.A. Schimmer: Die Bevölkerung von Wien. In: Blätter für Landeskunde von Niederösterreich 1 (1865), S. 14, 26
  • Andreas Weigl: Eine Neuberechnung der Bevölkerungsentwicklung Wiens nach Bezirken 1777-1869. In: Wiener Geschichtsblätter 50 (1995), S. 219-238

Referenzen

  1. Die Häuser im Bereich der heutigen Liechtensteinstraße 137 und 139 und der Viriotgasse wurden 1770 dem Konskriptionsbezirk Lichtental zugeordnet und erst 1795 zu Thury nummeriert.