Wollzeile: Unterschied zwischen den Versionen

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Wollzeile ([[1]].), benannt nach den dort sesshaft gewesenen Wollwebern und Wollhändlern; urkundlich erwänt 1158 als Wollstrazze.
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== Geschichte==
 
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Zur Zeit [[Heinrich_II.|Heinrichs II. Jasomirgott]] lag die Wollzeile noch außerhalb des ummauerten [[Babenberger|babenbergischen]] Stadtgebiets, reichte einst bis zum [[Wienfluss]] und ging in die nach Ungarn führende [[Handel|Fernhandelstraße]] über ([[Ungargasse]]). Bis zur [[Riemergasse]] findet sich um 1252/1261 die Bezeichnung Wollezeil (1283 Wollzeil, ab etwa 1300 und noch 1547 Wollezeil und in der Folge ähnliche Schreibweisen [1827 erstmals heutige Schreibweise); Zeile deutet auf eine ursprünglich nur einseitige Verbauung hin.  
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Zur Zeit [[Heinrich_II.|Heinrichs II. Jasomirgott]] lag die Wollzeile noch außerhalb des ummauerten [[Babenberger|babenbergischen]] Stadtgebiets, reichte einst bis zum [[Wienfluss]] und ging in die nach Ungarn führende [[Handel|Fernhandelstraße]] über ([[Ungargasse]]). Bis zur [[Riemergasse]] findet sich um 1252/1261 die Bezeichnung Wollezeil (1283 Wollzeil, ab etwa 1300 und noch 1547 Wollezeil und in der Folge ähnliche Schreibweisen). "Zeile" deutet auf eine ursprünglich nur einseitige Verbauung hin.  
 
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== Gebäude ==
 
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* Nummer 1: Palais Rabutin-Kinsky, von Graf Kinsky 1704 als Wohnsitz erworben, um 1840 abgebrochen.
 
* [[Bischofshof|Nummer 2]]: [[Erzbischöfliches Palais]]; im Stiegenhaus [[Gedenktafeln]] für Kardinal [[Melchior Khlesl]] und Kardinal [[Franz König]]; im Hof Wandbrunnen mit weiblicher Statue.
 
* [[Bischofshof|Nummer 2]]: [[Erzbischöfliches Palais]]; im Stiegenhaus [[Gedenktafeln]] für Kardinal [[Melchior Khlesl]] und Kardinal [[Franz König]]; im Hof Wandbrunnen mit weiblicher Statue.
 
* [[Kleiner Federlhof|Nummer 3]]: Hier stand wahrscheinlich ''(nach Forschungen von [[Ferdinand Opll]])'' das älteste [[Altes Rathaus|Wiener Rathaus]].
 
* [[Kleiner Federlhof|Nummer 3]]: Hier stand wahrscheinlich ''(nach Forschungen von [[Ferdinand Opll]])'' das älteste [[Altes Rathaus|Wiener Rathaus]].
 
* [[Katharinenkapelle (Zwettlhof)|Nummer 4]] ([[Stephansplatz]] 6): [[Großer Zwettlhof|Zwettler Hof]].  
 
* [[Katharinenkapelle (Zwettlhof)|Nummer 4]] ([[Stephansplatz]] 6): [[Großer Zwettlhof|Zwettler Hof]].  
 
* [[Lugeck 5|Nummer 5]] ([[Lugeck]] 5): "[[Zum schmeckenden Wurm]]".  
 
* [[Lugeck 5|Nummer 5]] ([[Lugeck]] 5): "[[Zum schmeckenden Wurm]]".  
* [[Wollzeile 6-8|Nummer 6-8]] ([[Schulerstraße]] 1-3): [[Strohhof (1, Wollzeile)| Strohhof]].  
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* [[Wollzeile 6-8|Nummer 6-8]] ([[Schulerstraße]] 1-3): [[Strohhof (1, Wollzeile)| Strohhof]].
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* [[Wollzeile 9|Nummer 9]]: [[Heiner (Café-Konditorei)|Café-Konditorei Heiner]], gegründet 1840, seit 1852 in 1., Wollzeile 9.
 
* [[Clusiushaus|Nummer 10]]: [[Café Diglas]] (begründet 1923). Gedenktafel (gestiftet von der Zoologisch-[[ Botanik|Botanischen]] Gesellschaft, 1868) für Charles de l'Ecluse ([[Carolus Clusius]]), der hier 1573-1588 wohnte.  
 
* [[Clusiushaus|Nummer 10]]: [[Café Diglas]] (begründet 1923). Gedenktafel (gestiftet von der Zoologisch-[[ Botanik|Botanischen]] Gesellschaft, 1868) für Charles de l'Ecluse ([[Carolus Clusius]]), der hier 1573-1588 wohnte.  
 
* [[Wollzeile 11|Nummer 11]] ([[Essiggasse]] 1): Hier befand sich Mitte des 18. Jahrhunderts die letzte Badstube. Neubau nach modifizierten Plänen [[Josef Kornhäusel|Josef Kornhäusels]] durch [[Joseph Adelpodinger]] (1819-1821). An der Hausecke Steintafel mit Darstellung der [[Stadtmauer]]; im Hof bemaltes Relief mit Marienkrönung (erste Hälfte des 18. Jahrhunderts). Sterbehaus von [[Karl Schaumburg]].  
 
* [[Wollzeile 11|Nummer 11]] ([[Essiggasse]] 1): Hier befand sich Mitte des 18. Jahrhunderts die letzte Badstube. Neubau nach modifizierten Plänen [[Josef Kornhäusel|Josef Kornhäusels]] durch [[Joseph Adelpodinger]] (1819-1821). An der Hausecke Steintafel mit Darstellung der [[Stadtmauer]]; im Hof bemaltes Relief mit Marienkrönung (erste Hälfte des 18. Jahrhunderts). Sterbehaus von [[Karl Schaumburg]].  
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* Nummer 38 ([[Stubenbastei 2-4]], Zedlitzgasse 7): "Zum goldenen Radel" (1842-1891 [Demolierung] [[Konvikt]] der [[Wiener Sängerknaben]]); hier wohnte 1889/1890 [[Eduard von Bauernfeld]] ([[Bauernfeldhof]]; Gedenktafel aus dem Altbau, enthüllt 8. August 1891; heute 1, [[Stubenbastei]] 2, Hausflur).
 
* Nummer 38 ([[Stubenbastei 2-4]], Zedlitzgasse 7): "Zum goldenen Radel" (1842-1891 [Demolierung] [[Konvikt]] der [[Wiener Sängerknaben]]); hier wohnte 1889/1890 [[Eduard von Bauernfeld]] ([[Bauernfeldhof]]; Gedenktafel aus dem Altbau, enthüllt 8. August 1891; heute 1, [[Stubenbastei]] 2, Hausflur).
  
==Pfarrzugehörigkeit bis 1938==
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{{:Diskussion:Pfarren }}
Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die [[Matrik|Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken]] von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.
 
 
* ab 1863: ungerade [[Häusernummerierung|Orientierungsnummern (ONr.)]] 1-35 und gerade ONr. ab 2: [[St. Stefan (Pfarre)|Pfarre St. Stefan]]; ungerade ONr. ab 37: [[Dominikaner (Pfarre)|Pfarre Dominikaner]]
 
* ab 1863: ungerade [[Häusernummerierung|Orientierungsnummern (ONr.)]] 1-35 und gerade ONr. ab 2: [[St. Stefan (Pfarre)|Pfarre St. Stefan]]; ungerade ONr. ab 37: [[Dominikaner (Pfarre)|Pfarre Dominikaner]]
 
Seit 1926 sind die geraden ONr. 38-42 und ungeraden ONr. 39-41 zum [[Dr.-Karl-Lueger-Platz]] gezogen.
 
Seit 1926 sind die geraden ONr. 38-42 und ungeraden ONr. 39-41 zum [[Dr.-Karl-Lueger-Platz]] gezogen.
 
* ab 1926: ungerade ONr. 1-35 und gerade ONr. 2-36: [[St. Stefan (Pfarre)|Pfarre St. Stefan]]; ONr. 37: [[Dominikaner (Pfarre)|Pfarre Dominikaner]]
 
* ab 1926: ungerade ONr. 1-35 und gerade ONr. 2-36: [[St. Stefan (Pfarre)|Pfarre St. Stefan]]; ONr. 37: [[Dominikaner (Pfarre)|Pfarre Dominikaner]]
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== Quellen ==
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* [https://sammlung.wienmuseum.at/suche/?iconclasses=1323471 Wien Museum Online Sammlung: hochauflösende Abbildungen zur Wollzeile]
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==

Aktuelle Version vom 26. Februar 2024, 12:02 Uhr

Ansicht der Wollzeile aus den Jahren 1725-1730 von der Stubenbastei aus.
Daten zum Objekt
Art des Objekts Verkehrsfläche
Datum von 1252
Datum bis
Name seit 1827
Andere Bezeichnung Wollstrazze, Wollzeil, Wollezeil
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Wollwebern und Wollhändlern
Bezirk 1
Prominente Bewohner Karl Schaumburg
Besondere Bauwerke Altes Rathaus, Erzbischöfliches Palais, Simpl, Badestuben, Mädelspergerhof, Zwettler Hof
PageID 10763
GND
WikidataID
Objektbezug Mittelalter
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 26.02.2024 durch WIEN1.lanm08trj
Bildname Wollzeile 1720er.jpg
Bildunterschrift Ansicht der Wollzeile aus den Jahren 1725-1730 von der Stubenbastei aus.
Hier befindet / befand sich:

Die Karte wird geladen …

48° 12' 30.05" N, 16° 22' 35.03" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Wollzeile (1.), benannt nach den dort sesshaft gewesenen Wollwebern und Wollhändlern; urkundlich erwähnt 1158 als Wollstrazze.

Wollzeile 21, Sonnenfelshaus, Portal, um 1900

Geschichte

Zur Zeit Heinrichs II. Jasomirgott lag die Wollzeile noch außerhalb des ummauerten babenbergischen Stadtgebiets, reichte einst bis zum Wienfluss und ging in die nach Ungarn führende Fernhandelstraße über (Ungargasse). Bis zur Riemergasse findet sich um 1252/1261 die Bezeichnung Wollezeil (1283 Wollzeil, ab etwa 1300 und noch 1547 Wollezeil und in der Folge ähnliche Schreibweisen). "Zeile" deutet auf eine ursprünglich nur einseitige Verbauung hin.

Die Wollzeile (1971)

Zwischen Riemergasse und Ringmauer orientierten sich die wechselnden Bezeichnungen am dortigen Stubentor (bereits um 1300 Bei Stubenpurgtor, 1770 Stubengassen); ab 1786 wird auch dieser Teil zur Wollzeile gerechnet. Über die Bedeutung des Begriffs Stuben gibt es widersprüchliche Meinungen - Badstuben dürften nicht gemeint gewesen sein, weil sich diese auch an anderen Orten der Stadt befanden; Trinkstuben bilden ebenfalls keinen markanten Anhaltspunkt; die Möglichkeit, dass das lateineinische Wort stuppa (Flachs, Hanf) in seiner mittellateinischen Form mit stuba (Gast- oder Badstube) verwechselt wurde, kann weder bewiesen noch ausgeschlossen werden. Nach dem Abbruch der Kurtine zwischen Dominikaner- und Braunbastei sowie des Stubentors (1858-1862) erfolgte eine Verlängerung bis zur Stubenbrücke über den Wienfluss. 1926 wurde (im Zusammenhang mit der Aufstellung des Luegerdenkmals [1]) von der Wollzeile der Dr.-Karl-Lueger-Platz abgetrennt (ehemals Wollzeile 38-42 und 39-41), 1932 auch die Weiskirchnerstraße.

Gebäude

Pfarrzugehörigkeit bis 1938

Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.

Seit 1926 sind die geraden ONr. 38-42 und ungeraden ONr. 39-41 zum Dr.-Karl-Lueger-Platz gezogen.

Quellen

Literatur

  • Peter Autengruber: Lexikon der Wiener Straßennamen. Bedeutung, Herkunft, frühere Bezeichnungen. Wien: Pichler Verlag 2014, 9. Auflage, S. 317
  • Felix Czeike: Wien. Innere Stadt. Kunst- und Kulturführer. Wien: Jugend und Volk, Ed. Wien, Dachs-Verlag 1993, S. 195 f.
  • Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 490
  • Hugo Hassinger: Kunsthistorischer Atlas der k.k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien und Verzeichnis der erhaltenswerten historischen, Kunst- und Naturdenkmale des Wiener Stadtbildes. Wien: Schroll 1916 (Österreichische Kunsttopographie, 15), S. 87
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1 , S. 633 ff.
  • Andreas Lehne: Jugendstil in Wien. Architekturführer. Wien: J & V Ed. ²1990, S. 44 (Nummer 17)
  • Hans Markl: Die Gedenktafeln Wiens. Wien: ABZ-Verlag 1949, S. 67 f.
  • Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959 (Perlenreihe, 1008), S. 110 f.
  • Robert Mucnjak: Führer durch Alt-Wien. Innere Stadt. Wien: Der Museumsverein Innere Stadt 1980 (Schriftenreihe des Bezirksmuseums, 3), S. 123 ff.
  • Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Wien: Deuticke 1991 (Forschungen
  • Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 90
  • Emmerich Siegris: Alte Wiener Hauszeichen und Ladenschilder. Wien: Burgverlag 1924, S. 84
  • Andreas Suttner: Das schwarze Wien. Bautätigkeit im Ständestaat. Wien: Böhlau 2017
  • Renate Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien: Hollinek 1957 (Österreichische Heimat, 20), S. 92 f. und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 22)