Zum schmeckenden Wurm

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Daten zum Eintrag


Zum schmeckenden Wurm, (1, Lugeck 5, Wollzeile 5), altes Hausschild.

Der "Schmeckende-Wurm-Hof", ein Durchhaus, schloss sich an den Kleinen Federlhof an. Ein älterer Bau wurde 1795 von Bürgermeister Josef Reymund dem Jüngeren in einen Neubau einbezogen; die Fassaden wurden in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts umgestaltet.


Die Sage

Der Materialwarenhändler Thomas Racher hatte hier im Jahr 1700 angeblich seinen Laden. Über der Gewölbetür, zwischen dem Erdgeschoß und einem Fenster des ersten Stockwerks, war ein blechernes, lindwurmartiges Ungeheuer befestigt. An diesem Fenster saß oft ein schönes blondlockiges Mädchen. Sie soll die Waise Salome Schmidthuber gewesen sein, die hier im Universitätsviertel unter den Studenten recht bald einen Verehrer fand. Dieser verehrte sie erfolglos und steckte dem "Wurm" in der Nacht vor dem Geburtstag seiner Verehrten einen prächtigen Blumenstrauß in den Rachen. Das Mädchen nahm den Strauß nicht an, sondern ließ ihn verwelken, so dass die Wiener einige Tage hindurch sahen, wie der Wurm an den Blumen "schmeckte" (roch). Die Sache wurde zum Gespött der Leute und das Haus fortan "Zum schmeckenden Wurm" genannt. Salome Schmidthuber starb am 13. Oktober 1732 im Alter von 52 Jahren (Wiener Zeitung, 15. Oktober 1732).


Die Bezeichnung "Schmeckender-Wurm-Hof" wurde bald populär und ist auch grundbücherlich nachzuweisen. In den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts war am Haus ein ebenfalls blechernes, lebensgroßes Krokodil angebracht, das sich heute im Wienmuseum befindet.

Das Durchhaus bildete mit seinem Durchgang durch den (damals weiter vorspringenden) Regensburger Hof eine Verbindung zwischen Wollzeile und Hinterer Bäckerstraße (heute Sonnenfelsgasse).


Literatur

  • Margarete Girardi: Wiener Höfe einst und jetzt. Wien: Müller 1947 (Beiträge zur Geschichte, Kultur- und Kunstgeschichte der Stadt Wien, 4), S. 178
  • Gustav Gugitz: Die Sagen und Legenden der Stadt Wien. Wien: Hollinek 1952 (Österreichische Heimat, 17), S. 23
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 444
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 4, 1. Teil. Wien ²1954 (Manuskript im WStLA), S. 22-26
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 634
  • Emmerich Siegris: Alte Wiener Hauszeichen und Ladenschilder. Wien: Burgverlag 1924, S. 51
  • Renate Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien: Hollinek 1957 (Österreichische Heimat, 20), S. 65 f.