Volksprater
Volksprater (offizielle Benennung seit 1873), auch Wurstelprater
Geschichte
Nach der teilweisen Öffnung des Praters für das Publikum durch Joseph II. (1766) kam als Gegensatz zum "grünen Prater" (Jagdgebiet des Hofs) für das Gebiet der Praterhütten die Bezeichnung Wurstelprater auf. Sie leitete sich von den hier entstandenen Wurstel- oder Kasperltheatern ab (Hanswurst) und wurde rasch auf den gesamten Bereich des wachsenden Vergnügungsparks mit seinen zahlreichen Gaststätten und den Praterhütten übertragen. Der "Wurstelprater" wurde im Zuge der Vorbereitungen zur Weltausstellung (1873) "reguliert" und die Praterhütten nummeriert. Die Regulierung 1873 bewirkte auch eine Modernisierung des Angebots an Attraktionen im Prater. Anstelle der Schaukeln, Ringelspiele und Kegelbahnen traten "opto-technische" Attraktionen, wie Panoramen, Dioramen, Wachsfigurenkabinette, Photographiesalons und andere Schaubuden, in denen Illusionen aller Art gezeigt wurden. Schließlich kamen um 1900 auch die Kinos in den Prater. Die Vergnügungsstätten des Praters passten sich stets Novitäten und Trends sowie dem Publikumsgeschmack an. 1895 entstand auf einem Teil Gabor Steiners "Venedig in Wien" mit dem Riesenrad). An der Ausstellungsstraße ließen sich Zirkusse nieder (Zirkus Busch, Zirkus Zentral). Die Attraktionen wurden immer aufregender und griffen die Errungenschaften der Moderne auf, so wurden eine Achterbahn, Autodrome, Flugzeugkarusselle und schließlich die Hochschaubahn auf dem "Venedig in Wien"-Gelände gebaut. Der Wurstelprater wurde im April 1945 durch Brand fast völlig zerstört und danach modernisiert wieder aufgebaut.
Der Wurstelprater auf dem Plan von Mauer von 1782. Hier sind die Praterhütten erstmals abgebildet.
Der Wurstelprater mit Nennung der Praterhütten 1912, Ausschnitt aus dem Generalstadtplan
Prater Attraktionen
- Affentheater
- Aquarium
- Autodrom
- Ballonfahrten
- Calafatis Ringelspiel und Basilio Calafati
- Feuerwerk
- Geisterbahn
- Grottenbahn
- Haarmenschen
- Hochschaubahn
- Hauptallee
- Hydrodrom
- Kaisergarten
- Kasperltheater
- Liliputbahn
- Lustspieltheater
- Panoptikum
- Panorama
- Planetarium
- Praterkaffeehäuser
- Praterkinos
- Pratermuseum
- Präuschers Panoptikum und Hermann Präuscher
- Riesen
- Riesenrad
- Ringelspiel
- Rutschen
- Schaukeln
- Stadion
- Vivarium
- Zauberer
- Zirkus
- Zwerge
Literatur
- Eva Berger: [...] von nun an zu allen Zeiten des Jahrs und zu allen Stunden des Tags. Der Wiener Prater als Vergnügungsort im 17. Und 18. Jahrhundert. In: Wiener Geschichtsblätter 66. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 2011, Nr. 4, S. 285 ff.
- Christian Dewald / Werner Michael Schwarz (Hg.): Prater Kino Welt. Der Wiener Prater und die Geschichte des Kinos. Wien 2005.
- Hans Pemmer / Ninni Lackner: Der Prater. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien, München: Jugend & Volk 1974 (Wiener Heimatkunde), S. 140 ff.
- Hans Pemmer / Ninni Lackner: Der Prater einst und jetzt. Leipzig / Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1935.
- Ursula Storch: Das Pratermuseum. 62 Stichwörter zur Geschichte des Praters. Wien: Museen der Stadt Wien 1993.
- Gottfried Heindl: Wien. Brevier einer Stadt. Wien [u.a.]: Neff 1972, S. 218 f.
- Wien wirklich. Der Stadtführer. Hg. von Renate Banik-Schweitzer ... . Wien: Verl. für Gesellschaftskritik 1992, S. 189 f.