Praterkinos

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Busch-Kino 1927
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Datum bis
Objektbezug Prater, Kino
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Bildname Busch-Kino.jpg
Bildunterschrift Busch-Kino 1927

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Zirkus Busch Kino mit der Grottenbahn im Hintergrund (um 1930)
Rundblick vom Riesenrad gegen den Leopoldsberg. Im Vordergrund an der Ausstellungsstraße alte Praterbauten, Zirkus Busch Kino, Präuschers Panoptikum, etc. (um 1930)
Kino Lichtspieltheater mit Plakat "Zwei Herzen im Dreivierteltakt" (1930)
Kino Kern (um 1910)

Geschichte

Das Kino in Wien nahm im Wesentlichen im Prater (Volksprater) seinen Ausgang. Im 19. Jahrhundert wurde das Kino als eine Attraktion wie Panoramen, Laterna-magica-Vorführungen und Panoptiken angesehen, weshalb die ersten Filmvorführungen, sogenannte "Kinematographen-Vorführungen", im Prater (1896 in der Schaubude von Josefine Kirbes, Praterhütte 77) auch in diesen Zusammenhängen gezeigt wurden. Auch in der Vergnügungsstätte Venedig in Wien wurden 1896 im dortigen "Avenue-Theater" bereits Filmvorführungen geboten. Trotzdem konnte sich das Kino im Prater erst Anfang des 20. Jahrhunderts etablieren, als sich das Kino von einer bloßen Attraktion, den "lebenden Bildern", zum "Erzählkino" wandelte. Ab 1904 entstehen im Prater zahlreiche Kinos mit entsprechenden Kinosälen, den Anfang machte Gustav Münstedt mit einem kleinen Saal für Filmvorführungen in seiner Praterhütte (Nr. 142). Bis 1914 gab es fünf Kinos im Prater, die eine Monopolstellung genossen, die erst 1920 mit der Einrichtung den Zirkus Busch Kinos im ehemaligen Zirkus Busch gebrochen wurde. Die Praterkinos zählten zu den Praterhütten beziehungsweise waren in solchen eingerichtet. Bis auf das Kino-Lustspieltheater wurden alle Praterkinos 1945 beim Praterbrand zerstört.

Kinos im Prater

  • Stiller Kino (Praterhütte 77), ursprünglich eine 1873 eröffnete "Schaubude" mit einer Schießstätte. Hier fanden 1896 die ersten Filmvorführungen im Prater statt, 1904 zum Kino mit 600 Plätzen umgebaut, 1927 aufgelassen und durch ein Autodrom ersetzt.
  • Kino Schaaf (Praterhütte 66), 1799 als Hütte, in der "Naturmagie" gezeigt wurde, erwähnt, Mitte des 19. Jahrhunderts Schaubude der Familie Schaaf, 1897 Filmvorführungen in der Schaubude, 1904 zum Kino mit Rutschbahn und Ringelspiel ausgebaut, 1926 wurde dort das erste Autodrom im Prater errichtet.
  • Münstedt Palast (Praterhütte 142), 1799 befand sich dort ein Ringelspiel, in den 1870ern von Gustav Münstedt übernommen und in ein Hippodrom in Form eines Schiffes umgebaut. Ab 1877 "Vergnügungshalle" mit verschiedenen Artisten, um 1900 Filmvorführungen ("Lebende Bilder"). 1904 wurde ein Neubau mit einem kleinen Kinosaal errichtet, ab 1906 wurden Filme im großen Saal gezeigt und die übrigen Attraktionen aufgelassen. Nachdem es 1945 dem Praterbrand zum Opfer fiel, wurde es an anderer Stelle (dem Areal des ehemaligen Phönixpalasts) bis 1984 weitergeführt.
  • Lichtspielpalast - Kino Kern (Praterhütte 80), 1802 stand auf dem Areal eine Schaukel, später ein Ringelspiel und ein Kasperltheater, 1895 von Emerich Kern übernommen und um 1900 in ein Dampfschiff umgebaut, in dem die Besucherinnen und Besucher "Expeditionsfahrten" in einer "Taucherglocke" unternehmen konnten. Ab 1904 gab es dort Filmvorführungen, 1905 wurde die Praterhütte umgestaltet und 1914 endgültig zum Kino mit 450 Plätzen. 1945 beim Praterbrand zerstört.
  • Krystallkino (Praterhütte 40), 1851 stand auf diesem Platz vermutlich eine Schaukel und das älteste Kasperltheater im Prater (Kaiserwurstel), das 1898 von Theresia Klein übernommen und um 1900 in ein Automobil-Karussell umgebaut wurde. 1905 wurde die Praterhütte zum Kino, dem Kristallkino, das bis 1933 ein Stummfilmkino und auf Wildwest- und Kriminalfilme spezialisiert war. 1945 abgebrannt.
  • Zirkus Busch Kino (Praterhütte 145), 1874 wurde an dieser Stelle ein Kunstkabinett gegründet und 1881 durch einen Kuppelbau für Panoramen ersetzt. 1892 von Paul Busch übernommen und in einen Zirkus umgebaut, der 1920 wiederum zum Kino wurde. Mit fast 1.800 Plätzen das damals größte Kino Wiens. 1945 abgebrannt.
  • Prater Lustspielkino (Praterhütte 45), 1808 stand an dieser Stelle ein kleines mechanisches Theater, ab 1845 konnte dort ein Affentheater besucht werden. Die Hütte wurde 1862 von Johann Fürst übernommen und in eine Singspielhalle umgebaut, in der Fürst einaktige Stücke spielte (Fürsttheater). 1892 übernahm Heinrich Jantsch das Theater, 1905 Josef Jarno. 1927 wurde das Theater in ein Kino mit 1.100 Sitzplätzen umgebaut, das Kino-Lustspieltheater, das von 1938 bis 1945 Film-Palast hieß. 1945 gehörte das Kino zu den 18 Gebäuden im Prater, die nicht abbrannten. Das Kino war bis 1981 in Betrieb, dann brannte es aus.

Literatur

  • Christian Dewald / Werner Michael Schwarz [Hg.]: Prater Kino Welt. Der Wiener Prater und die Geschichte des Kinos. Wien: Filmarchiv Austria 2005
  • Christian Dewald / Werner Michael Schwarz: Kino des Übergangs. Zur Archäologie des frühen Kinos im Wiener Prater. In: Christian Dewald / Werner Michael Schwarz [Hg.]: Prater Kino Welt. Der Wiener Prater und die Geschichte des Kinos. Wien: Filmarchiv Austria 2005, S. 11-85
  • Hans Pemmer / Ninni Lackner: Der Wiener Prater einst und jetzt (Nobel- und Wurstelprater). Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1935
  • Norbert Rubey / Peter Schoenwald: Venedig in Wien. Theater- und Vergnügungsstadt der Jahrhundertwende. Wien: Ueberreuter 1996
  • Ursula Storch: Das Pratermuseum. 62 Stichwörter zur Geschichte des Praters. Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1993