Vivarium

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Vivarium, vor 1905
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von 1873
Datum bis 1945
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung Aquarium
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner Paul Kammerer, Eugen Steinach, Karl von Frisch, Hans Leo Przibram, Wilhelm Figdor, Leopold von Portheim, Leonore Brecher
PageID 5504
GND
WikidataID
Objektbezug Prater
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 7.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Bildname Vivarium.jpg
Bildunterschrift Vivarium, vor 1905
  • 2., Volksprater
  • Nr.: 1 (Bezirk: Prater, 1873, bis: 1945)

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48° 12' 54.68" N, 16° 23' 52.97" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Vivarium (Praterhütte Nummer 1) am Generalstadtplan 1912

Vivarium (2, Prater, Hauptallee).

1782 stand unweit des Standorts der Optica nova eine einfache Camera obscura. 1801 wurde an deren Stelle ein Panorama errichtet (1871 demoliert). 1873 wurde in der Nähe das Aquarium errichtet, das 1888 in Vivarium umbenannt wurde, jedoch 1902 in Konkurs ging. Das Vivarium zählt zu den Praterhütten und hatte die "Hüttennummer" 1.

Über private Initiative wurde im Vivarium von drei jungen, jüdischen Wissenschaftern eine Biologische Versuchsanstalt (biologische, botanische, physiologische und pflanzenphysiologische Abteilung) ins Leben gerufen: dem Zoologen Hans Leo Przibram und den beiden Botanikern Wilhelm Figdor und Leopold von Portheim. Am Vivarium wurde in modernen Labors interdisziplinär und international gearbeitet, Gastforscherinnen und Gastforscher kamen aus aller Welt nach Wien, um entweder mitzuarbeiten oder sich vom Institut etwas abzuschauen, das in der Folge von New York (American Museum of Natural History) bis Moskau (Institut für Experimentalbiologie am Zoo) als Vorbild diente. Eine Besonderheit der Biologischen Versuchsanstalt war aber auch, dass dort viele Frauen forschen konnten, denen diese Möglichkeit auf der Universität verwehrt wurde. Eine von ihnen war Leonore Brecher. Seit 1914 war die Biologische Versuchsanstalt Teil der Akademie der Wissenschaften, um den Fortbestand der Institution zu sichern. Trotz der wissenschaftlichen Leistungen der in der Biologischen Versuchsanstalt tätigen Forscherinnen und Forscher hatten diese nach 1918 immer mehr mit dem wachsenden Antisemitismus zu kämpfen und deren Habilitationen wurden aus antisemitischen Motiven verhindert (beispielsweise Leonore Brecher und Paul Weiss). Die Forschung und der Betrieb des Vivariums wurde dennoch aufrechterhalten. Ab 1932 gab es eine Schaustellung von Süßwassertieren und Seewassertieren. 1938, gleich nach dem "Anschluss", wurde mit der Zerstörung der Biologischen Versuchsanstalt begonnen. Der Nationalsozialist Franz Köck und Fritz Knoll, die beide in der Versuchsanstalt tätig waren, ließen das Vivarium schließen, alle jüdischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (15 von 22) wurden hinausgeworfen und das Vermögen der Institution wurde "arisiert". Damit endete die Forschungstätigkeit im Vivarium, außerdem wurde die Einrichtung von Köck auch physisch in den Ruin getrieben. Die ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter starben in Konzentrationslagern (z.B. Hans und Elisabeth Przibam, Theresienstadt 1944; Leonore Brecher, Maly Trostinec 1942; Henriette Burchardt, Auschwitz 1944). Beim Praterbrand in den letzten Kriegstagen 1945 wurde auch das Vivarium zerstört und nach dem Krieg nicht wieder aufgebaut. Die Akademie verkaufte das ausgebrannte Gebäude.

Siehe auch Vivariumstraße, Gedenktafel Biologische Versuchsanstalt Vivarium.


Literatur

  • Hans Pemmer / Ninni Lackner: Der Prater einst und jetzt. Leipzig / Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1935, S. 100 ff.
  • Hans Pemmer / Ninni Lackner: Der Prater. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien, München: Jugend & Volk 1974 (Wiener Heimatkunde), S. 259 ff.
  • Ursula Storch: Das Pratermuseum. 62 Stichwörter zur Geschichte des Praters. Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1993, S. 66 f.
  • Klaus Taschwer: Andenken an eine völlig vergessene Forscherin. In: Der Standard, 23. September 2012. URL: http://derstandard.at/1348283731761/ [Stand: 29.04.2015]
  • Klaus Taschwer: Vertrieben, verbrannt, verkauft, vergessen und verdrängt. Über die nachhaltige Vernichtung der Biologischen Versuchsanstalt und ihres wissenschaftlichen Personals. In: Johannes Feichtinger / Herbert Matis / Stefan Sienell / Heidemarie Uhl (HGG.): Die Akademie der Wissenschaften in Wien 1938 bis 1945. Katalog zur Ausstellung. Wien 2013.
  • Wolfgang L. Reiter: Zerstört und vergessen: Die Biologische Versuchsanstalt und ihre Wissenschaftler/innen. In: Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften 10 (1999) 4, S. 585-614. URL: http://wirtges.univie.ac.at/oezg/oezg99-04.pdf [Stand: 28.04.2015]

Weblinks