Hernals (Vorort): Unterschied zwischen den Versionen

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Hernals (17), Vorortgemeinde im Alsbachtal (Längsangerdorf zwischen Hernalser Hauptstraße und Jörgerstraße), die im Nordwesten in den Wienerwald reicht ([[Heuberg]], [[Schafberg]]); seit 1890/1892 Hauptbestandteil des gleichnamigen 17. Bezirks [[Hernals]], in den auch Teile von [[Dornbach]] und [[Neuwaldegg]] eingegliedert wurden. Die erste Besiedlung erfolgte (wie Bodenfunde beweisen) in der Jungsteinzeit, die erste urkundliche Nennung geht auf das Jahr 1044 zurück, als Graf Sighard IV. dem Salzburgerer Stift St. Peter zwei Edelhuben (behauste Hofstätten) schenkte ([[Als]]; es muß offen bleiben, ob hier Hernals oder Dornbach gemeint ist).  
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Hernals ([[17]].), [[Vororte|Vorortgemeinde]] im [[Als|Alsbachtal]] (Längsangerdorf zwischen [[Hernalser Hauptstraße]] und [[Jörgerstraße]]), die im Nordwesten in den [[Wienerwald]] reicht ([[Heuberg]], [[Schafberg]]); seit [[Stadterweiterung|1890/1892]] Hauptbestandteil des gleichnamigen 17. Bezirks [[Hernals]], in den auch Teile von [[Dornbach (Vorort)|Dornbach]] und [[Neuwaldegg (Vorort)|Neuwaldegg]] eingegliedert wurden.  
  
1135 kam Hernals als Lehen an die Büder Diepold und Nendingus (oder Hendingus) de Alse (die als Zeugen im Salbuch des Stifts Klosterneuburg aufscheinen). Die Herren von Als waren Ministerialen der österreichischen Herzöge; ihr Hof stand auf einer Anhöhe gegen Süden, der Hügel war mit Wassergraben und Ringmauer umgeben (St.-Bartholomäus-Platz). Nach dem Aussterben des alten Herrschergeschlechts wurde Hernals landesfürstlich und an verschiedene Herren (Roggendorf und Geyer von Osterburg, 1587 schließlich die Freiherren von Jörger) verliehen. Hernals lag im Mittelalter inmitten eines berühmten Weingebiets; der Weinbau, dessen Blütezeit vom 13. bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts anzusetzen ist, war die Haupterwerbsquelle der Bewohner. Im 15. Jahrhundert beginnt allmählich die Umwandlung der Weingärten in Äcker, weil die Ungarnkriege eine wirtschaftliche Rezession auslösten, sich durch stärkere Konkurrenz Absatzschwierigkeiten ergaben und überdies der Weinkonsum zurückging. Bis 1565 wurde von Hernals nach Wien eine 1526 beschlossene Wasserleitung gebaut ([[Hernalser Wasserleitung]]). Die aquarellierte Federzeichnung eines unbekannten Künstlers (um 1580) im Germanischen Nationalmuseum ist die älteste bekannte Ansicht von Hernals (mit Herrenhaus, dreiflügeligem Schloßhof, Bartholomäuskirche inmitten des Friedhofs und Pfarrhaus).  
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Die erste Besiedlung erfolgte (wie Bodenfunde beweisen) in der [[Steinzeit#Jungsteinzeit|Jungsteinzeit]], die erste [[Urkunde|urkundliche]] Nennung geht auf das Jahr 1044 zurück, als Graf Sighard IV. dem [[Stift St. Peter (Grundherrschaft)|Salzburger Stift St. Peter]] zwei Edelhuben (behauste Hofstätten) schenkte ([[Als]]; es muss offen bleiben, ob hier Hernals oder Dornbach gemeint ist).  
  
Unter den Freiherren von [[Jörger]] wurde Hernals um 1600 ein Hauptsitz der [[Protestanten]] in der näheren Umgebung Wiens; als der letzte Lehensträger, Helmhard von Jörger, 1620 geächtet wurde, fiel der Besitz dem Domkapitel von St. Stephan zu, das auf Vorschlag des Jesuiten Carl Mussard den Beschluß faßte, bei der Kirche ein Heiliges Grab zu bauen (1639) und von St. Stephan aus dorthin einen Passionsweg mit sieben Stationskapellen anzulegen; nach der Zerstörung der Andachtsstätten durch die Türken (1683) wurde 1709-1714 ein Kalvarienberg mit einer Grabeskirche errichtet ([[Hernalser Kalvarienberg]]), um die Wallfahrten wiederzubeleben; der vorösterliche Fastenmarkt erinnert an diese Zeit. Aus 1649 existiert ein Merian-Stich von Hernals.  
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1135 kam Hernals als [[Lehensrecht|Lehen]] an die Brüder Diepold und Nendingus (oder Hendingus) de Alse (die als Zeugen im [[Urbar|Salbuch]] des Stifts [[Klosterneuburg]] aufscheinen). Die Herren von Als waren Ministerialen der österreichischen [[Herzog|Herzöge]]; ihr Hof stand auf einer Anhöhe gegen Süden, der Hügel war mit Wassergraben und Ringmauer umgeben ([[St.-Bartholomäus-Platz]]). Nach dem Aussterben des alten Herrschergeschlechts wurde Hernals landesfürstlich und an verschiedene Herren (Roggendorf und [[Geyer von Osterberg]], 1587 schließlich die Freiherren von [[Jörger]]) verliehen. Hernals lag im [[Mittelalter]] inmitten eines berühmten [[Wein|Weingebiets]]; der Weinbau, dessen Blütezeit vom 13. bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts anzusetzen ist, war die Haupterwerbsquelle der Bewohner. Im 15. Jahrhundert beginnt allmählich die Umwandlung der Weingärten in Äcker, weil die Ungarnkriege eine wirtschaftliche Rezession auslösten, sich durch stärkere Konkurrenz Absatzschwierigkeiten ergaben und überdies der Weinkonsum zurückging. Bis 1565 wurde von Hernals nach Wien eine 1526 beschlossene [[Wasserleitungen|Wasserleitung]] gebaut ([[Hernalser Wasserleitung]]). Die aquarellierte Federzeichnung eines unbekannten Künstlers (um 1580) im Germanischen Nationalmuseum ist die älteste bekannte Ansicht von Hernals (mit Herrenhaus, dreiflügeligem Schlosshof, [[Bartholomäuskirche]] inmitten des [[Alter Hernalser Friedhof|Friedhofs]] und [[Hernals (Pfarre)|Pfarrhaus]]).  
  
Das bis zum 17. Jahrhundert zu einer stattlichen Gemeinde angewachsene Hernals wurde 1683 vom türkischen Heer verwüstet. Zum Andenken an die Befreiung von den Türken wurde der bekannte [[Eselritt]] eingeführt. Ende 17. Jahrhundert mußte der Weinbau endgültig dem Ackerbau weichen und verlor Ende 18. Jahrhundert vollends seine Bedeutung. Parallel dazu wurden Gartenkulturen bevorzugt, weshalb sich Hernals im 18. Jahrhundert zu einer beliebten Sommerfrische begüterter Wiener Bürger entwickelte. Die Betreuung der Kirche wurde 1721 dem Paulinerorden übertragen, der sie 1766-1769 neu erbaute ([[Hernalser Kirche]]). 1713 beeinträchtigte die Pest, Anfang 19. Jahrhundert die Franzoseninvasion die Entwicklung des Orts. Danach wandelte sich Hernals zum Industriestandort, womit auch ein sozialer Umschichtungsprozeß der Bevölkerung eingeleitet wurde. In Ungers Casino dirigierte Strauß Vater den „Marsch der Studentenlegion", die Hernalser Nationalgarde hatte ihren Sitz in der Bergsteigg.  
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Unter den Freiherren von [[Jörger]] wurde Hernals um 1600 ein Hauptsitz der [[Protestanten]] in der näheren Umgebung Wiens; als der letzte Lehensträger, Helmhard von Jörger, 1620 geächtet wurde, fiel der Besitz dem [[Wiener Domkapitel|Domkapitel]] von [[Stephansdom|St. Stephan]] zu, das auf Vorschlag des [[Jesuiten]] Carl Mussard den Beschluss fasste, bei der Kirche ein Heiliges Grab zu bauen (1639) und von St. Stephan aus dorthin einen Passionsweg mit sieben Stationskapellen anzulegen; nach der Zerstörung der Andachtsstätten durch die [[Osmanen]] ([[Zweite Osmanische Belagerung (1683)|1683]]) wurde 1709-1714 ein Kalvarienberg mit einer Grabeskirche errichtet ([[Hernalser Kalvarienberg]]), um die Wallfahrten wiederzubeleben; der [[Osterbräuche|vorösterliche]] Fastenmarkt erinnert an diese Zeit. Aus 1649 existiert ein [[Matthäus Merian|Merian]]-Stich von Hernals.  
  
Im Oktober 1848 kam es zu Kämpfen an der Hernalser Linie, die am 30. Oktober von den kaiserlichen Truppen eingenommen wurde. Ab 1864 dehnte sich Hernals nach Norden bis zur Schumanngasse und nach Westen bis zur Rokitanskygasse aus. Ab 1865 bestand eine Pferdetramwayverbindung mit Wien 1877 war mit der Einwölbung der Als beim Linienwall begonnen worden, wodurch sich das Ortsbild stark veränderte und durch Planierungen beziehungsweise Anschüttungen neue Bauflächen entstanden; die zahlreichen Neu- und Umbauten verschafften Hernals ein städtisches Aussehen, wenngleich es sich bis in die 90er Jahre noch seinen eigenständigen Charakter bewahren konnte und die bekannten Vergnügungslokale (Gschwandner, Stahlehner, Weigl, Güldene Waldschnepfe) mit volkstümlicher Musik ([[Brüder Schrammel]], Dänzer, Strohmayer) und Volkssängern wie in alten Zeiten das Publikum anzogen. Am 1. August 1887 wurde ein für die Gemeinden Hernals, Ottakring, Neulerchenfeld und Währing bestimmtes Schlachthaus eröffnet (Richthausenstraße-Lidlgasse).  
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Das bis zum 17. Jahrhundert zu einer stattlichen Gemeinde angewachsene Hernals wurde 1683 vom osmanischen Heer verwüstet. Zum Andenken an die Befreiung von den Osmanen wurde der bekannte [[Eselritt]] eingeführt. Ende des 17. Jahrhunderts musste der Weinbau endgültig dem Ackerbau weichen und verlor Ende des 18. Jahrhunderts vollends seine Bedeutung. Parallel dazu wurden Gartenkulturen bevorzugt, weshalb sich Hernals im 18. Jahrhundert zu einer beliebten [[Sommeraufenthalte|Sommerfrische]] begüterter Wiener Bürger entwickelte. Die Betreuung der [[Hernalser Kirche|Kirche]] wurde 1721 dem [[Pauliner|Paulinerorden]] übertragen, der sie 1766-1769 neu erbaute ([[Hernalser Kirche]]). [[Pestepidemie 1713|1713]] beeinträchtigte die [[Pest]], Anfang des [[Langes 19. Jahrhundert|19. Jahrhunderts]] die [[Franzosen]]invasion die Entwicklung des Orts. Danach wandelte sich Hernals zum [[Industrie]]standort, womit auch ein sozialer Umschichtungsprozess der Bevölkerung eingeleitet wurde. In [[Ungers Casino]] dirigierte [[Johann Strauß (Vater) ]] den "Marsch der Studentenlegion", die [[Wiener Nationalgarde|Hernalser Nationalgarde]] hatte ihren Sitz in der [[Bergsteiggasse]].  
  
In den 70er Jahren war Hernals durch Zuzug so sehr gewachsen, daß man daran dachte, es zur Stadt zu erheben. Am 29. September 1883 erfolgte die Schlußsteinlegung zum Hernalser Rathaus. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der Ortskern von Hernals rasch verbaut und industrialisiert (Mikroskop-, Radio-, Nähmaschinen-, Schokoladen-, Karton-, Papier-, Büroartikel- und Milchwarenerzeugung). Durch den am 18. Juli 1892 sanktionierten Bau der [[Stadtbahn]] (in deren Programm auch der Bau einer „Äußeren Gürtelbahn" enthalten war [ [[Vorortelinie]] ]), erhielt Hernals mit den Stationen Alser Straße (Stadtbahn) und Hernals (Vorortelinie) neue Verkehrsanbindungen.
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Im [[Oktoberrevolution|Oktober 1848]] kam es zu Kämpfen an der [[Hernalser Gürtel|Hernalser Linie]], die am 30. Oktober von den kaiserlichen Truppen eingenommen wurde. Ab 1864 dehnte sich Hernals nach Norden bis zur [[Schumanngasse]] und nach Westen bis zur [[Rokitanskygasse]] aus. Ab 1865 bestand eine [[Pferdetramway]]verbindung mit Wien; 1877 war mit der [[Alserbacheinwölbung|Einwölbung der Als]] beim [[Linienwall]] begonnen worden, wodurch sich das Ortsbild stark veränderte und durch Planierungen beziehungsweise Anschüttungen neue Bauflächen entstanden; die zahlreichen Neu- und Umbauten verschafften Hernals ein städtisches Aussehen, wenngleich es sich bis in die 90er Jahre noch seinen eigenständigen Charakter bewahren konnte und die bekannten [[Vergnügungsstätten|Vergnügungslokale]] (Gschwandner, Stahlehner, Weigl, Güldene Waldschnepfe) mit volkstümlicher Musik ([[Schrammel-Dynastie|Brüder Schrammel]], Dänzer, Strohmayer) und [[Volkssänger|Volkssängern]] wie in alten Zeiten das Publikum anzogen. Am 1. August 1887 wurde ein für die Gemeinden Hernals, [[Ottakring (Vorort)|Ottakring]], [[Neulerchenfeld (Vorort)|Neulerchenfeld]] und [[Währing (Vorort)|Währing]] bestimmtes [[Schlachtbetriebe|Schlachthaus]] eröffnet ([[Richthausenstraße]]-[[Lidlgasse]]).
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In den 1870er Jahren war Hernals durch Zuzug so sehr gewachsen, dass man daran dachte, es zur Stadt zu erheben. Am 29. September 1883 erfolgte die Schlusssteinlegung zum Hernalser Rathaus. In der zweiten Hälfte des [[Langes 19. Jahrhundert|19. Jahrhunderts]] wurde der Ortskern von Hernals rasch verbaut und industrialisiert (Mikroskop-, [[Radio]]-, Nähmaschinen-, [[Schokoladenmacher|Schokoladen]]-, Karton-, Papier-, Büroartikel- und Milchwarenerzeugung). Durch den am 18. Juli 1892 sanktionierten Bau der [[Stadtbahn]] (in deren Programm auch der Bau einer "Äußeren Gürtelbahn" enthalten war [ [[Vorortelinie]] ]), erhielt Hernals mit den Stationen Alser Straße (Stadtbahn) und Hernals (Vorortelinie) neue Verkehrsanbindungen.
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==Siegel==
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Der Vorort Hernals führte ein [[Siegel]], das auf einem Rasen den heiligen [[Bartholomäus]] als ganze Figur nimbiert zeigt, in der Rechten ein Messer. Seitwärts von dem [[Heilige]]n oder zu seinen Füßen erscheint der [[Herzogtum Österreich|österreichische Bindenschild]]. Umschriften: a) *SIEGEL DER GEMEINDE HERNALS; b) wie a), aber ohne Stern.
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Das Siegel war 1904 eine Grundlage für die Gestaltung des [[Hernals (Bezirkswappen)|Bezirkswappens Hernals]].
  
 
==Häuser==
 
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* 1869: 818
 
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* 1880: 1.234
 
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* 1892: 1.386
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==Einwohner==
 
==Einwohner==
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* 1646: 480 (Pfarre)
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* 1666: 378 (Kommunikanten)
 
* 1780: 2.362
 
* 1780: 2.362
 
* 1795: 2.840
 
* 1795: 2.840
* 1820: 3.250
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* 1814: 2.415
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* 1820: 3.163
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* 1823: 2.680
 
* 1830: 3.875
 
* 1830: 3.875
* 1850: 14.437
+
* 1840: 5.150
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* 1843: 6.355
 +
* 1846: 8.747
 +
* 1850: 10.708
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* 1857: 14.437
 
* 1869: 32.825
 
* 1869: 32.825
* 1880: 60.300
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* 1880: 60.307
* 1892: 70.933
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* 1890: 70.933
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== Häuserschematismen ==
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Die folgenden Verlinkungen zu den [[Häuserschematismen]] sind chronologisch geordnet.
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* [http://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/417178 Carl Schwab: Neuer, verbesserter Häuser-Schema der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien mit ihren 34 Vorstädten, allen Neubauten und den angränzenden nahen Ortschaften. Wien: Singer und Goering 1843]
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* [http://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/424377 Neues, verbessertes und vermehrtes Häuser-Schema der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien. Wien: Singer und Goering 1847]
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* [http://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/341819 Peter Smöch: Häuser-Schema der K. K. Reichs-Haupt- und Residenzstadt Wien: mit deren zehn Bezirken und den Vororten. Wien: F. Olischer & F. Höllrigl 1875]
 +
* [http://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/343006 Kataster der Vororte Wiens. Wien: Lechner 1888]
  
 
==Bürgermeister==
 
==Bürgermeister==
* Michael Weiß (bis 1865)
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* Michael Weiß (bis 1865; [[Weißgasse]])
 
* Josef Steiner (1865-1870)
 
* Josef Steiner (1865-1870)
* [[Johann Georg Elterlein]] (1870-1882; Funktionszeit beim Stichwort Elterlein zu korrigieren)
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* [[Johann Georg Elterlein]] (1870-1882)
 
* Franz Helbling (1882-1891, danach bis 1903 Bezirksvorsteher des 17. Bezirks; 1831-1904; [[Helblinggasse]])
 
* Franz Helbling (1882-1891, danach bis 1903 Bezirksvorsteher des 17. Bezirks; 1831-1904; [[Helblinggasse]])
  
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* Vergleiche Festschrift 200 Jahre Kalvarienbergkirche Hernals (1969), S. 18 f. (ab 1252)
 
* Vergleiche Festschrift 200 Jahre Kalvarienbergkirche Hernals (1969), S. 18 f. (ab 1252)
  
[[Hameau]], [[Neuwaldegger Park]], [[Rohrerhütte]], Beginn der [[Höhenstraße]], [[Engelmann]]
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==Siehe auch==
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[[Hernals]] (17. Bezirk), [[Hameau]], [[Neuwaldegger Park]], [[Rohrerhütte]], Beginn der [[Höhenstraße]], [[Engelmann]]
  
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==Quellen==
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* [https://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/370529 Wienbibliothek Digital: Jaro Franz-Ferron: Neu-Wien. Ein Rückblick auf die Geschichte der am 21. December 1891 zur Commune Wien einverleibten Vororte-Gemeinden. Korneuburg: Kühkopf 1892]
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
 +
*Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. XVII, Taf. K
 
*Ferdinand Opll: Erstnennung von Siedlungsnamen im Wiener Raum. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien, 2), S. 34  
 
*Ferdinand Opll: Erstnennung von Siedlungsnamen im Wiener Raum. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien, 2), S. 34  
 
*Heinrich Weigl: Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich. Wien: Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien 1964-1975, 3/1, S. 88  
 
*Heinrich Weigl: Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich. Wien: Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien 1964-1975, 3/1, S. 88  
 
*Adalbert Klaar: Die Siedlungsformen Wiens. Wien: Zsolnay 1971, S. 107 f.  
 
*Adalbert Klaar: Die Siedlungsformen Wiens. Wien: Zsolnay 1971, S. 107 f.  
 
''Weitere Literatur:'' siehe [[Hernals]] (17. Bezirk)
 
''Weitere Literatur:'' siehe [[Hernals]] (17. Bezirk)
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==Bevölkerungsgeschichte==
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*Historisches Ortslexikon. Statistische Dokumentation zur Bevölkerungs- und Siedlungsgeschichte. Wien: http://www.oeaw.ac.at/vid/download/histortslexikon/Ortslexikon_Wien.pdf

Version vom 8. Januar 2024, 12:41 Uhr

Daten zum Objekt
Art des Objekts Vorort
Datum von 1044
Datum bis 1890
Name seit
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Bezirk 17
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 11588
GND 4095100-5
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 8.01.2024 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname Hernals-Merian 1649.jpg
Bildunterschrift Vogelschauansicht des Schloss Hernals bei Wien von Matthäus Merian, 1649

Der Vorort Hernals am Franziszeischen Kataster

Hernals (17.), Vorortgemeinde im Alsbachtal (Längsangerdorf zwischen Hernalser Hauptstraße und Jörgerstraße), die im Nordwesten in den Wienerwald reicht (Heuberg, Schafberg); seit 1890/1892 Hauptbestandteil des gleichnamigen 17. Bezirks Hernals, in den auch Teile von Dornbach und Neuwaldegg eingegliedert wurden.

Die erste Besiedlung erfolgte (wie Bodenfunde beweisen) in der Jungsteinzeit, die erste urkundliche Nennung geht auf das Jahr 1044 zurück, als Graf Sighard IV. dem Salzburger Stift St. Peter zwei Edelhuben (behauste Hofstätten) schenkte (Als; es muss offen bleiben, ob hier Hernals oder Dornbach gemeint ist).

1135 kam Hernals als Lehen an die Brüder Diepold und Nendingus (oder Hendingus) de Alse (die als Zeugen im Salbuch des Stifts Klosterneuburg aufscheinen). Die Herren von Als waren Ministerialen der österreichischen Herzöge; ihr Hof stand auf einer Anhöhe gegen Süden, der Hügel war mit Wassergraben und Ringmauer umgeben (St.-Bartholomäus-Platz). Nach dem Aussterben des alten Herrschergeschlechts wurde Hernals landesfürstlich und an verschiedene Herren (Roggendorf und Geyer von Osterberg, 1587 schließlich die Freiherren von Jörger) verliehen. Hernals lag im Mittelalter inmitten eines berühmten Weingebiets; der Weinbau, dessen Blütezeit vom 13. bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts anzusetzen ist, war die Haupterwerbsquelle der Bewohner. Im 15. Jahrhundert beginnt allmählich die Umwandlung der Weingärten in Äcker, weil die Ungarnkriege eine wirtschaftliche Rezession auslösten, sich durch stärkere Konkurrenz Absatzschwierigkeiten ergaben und überdies der Weinkonsum zurückging. Bis 1565 wurde von Hernals nach Wien eine 1526 beschlossene Wasserleitung gebaut (Hernalser Wasserleitung). Die aquarellierte Federzeichnung eines unbekannten Künstlers (um 1580) im Germanischen Nationalmuseum ist die älteste bekannte Ansicht von Hernals (mit Herrenhaus, dreiflügeligem Schlosshof, Bartholomäuskirche inmitten des Friedhofs und Pfarrhaus).

Unter den Freiherren von Jörger wurde Hernals um 1600 ein Hauptsitz der Protestanten in der näheren Umgebung Wiens; als der letzte Lehensträger, Helmhard von Jörger, 1620 geächtet wurde, fiel der Besitz dem Domkapitel von St. Stephan zu, das auf Vorschlag des Jesuiten Carl Mussard den Beschluss fasste, bei der Kirche ein Heiliges Grab zu bauen (1639) und von St. Stephan aus dorthin einen Passionsweg mit sieben Stationskapellen anzulegen; nach der Zerstörung der Andachtsstätten durch die Osmanen (1683) wurde 1709-1714 ein Kalvarienberg mit einer Grabeskirche errichtet (Hernalser Kalvarienberg), um die Wallfahrten wiederzubeleben; der vorösterliche Fastenmarkt erinnert an diese Zeit. Aus 1649 existiert ein Merian-Stich von Hernals.

Das bis zum 17. Jahrhundert zu einer stattlichen Gemeinde angewachsene Hernals wurde 1683 vom osmanischen Heer verwüstet. Zum Andenken an die Befreiung von den Osmanen wurde der bekannte Eselritt eingeführt. Ende des 17. Jahrhunderts musste der Weinbau endgültig dem Ackerbau weichen und verlor Ende des 18. Jahrhunderts vollends seine Bedeutung. Parallel dazu wurden Gartenkulturen bevorzugt, weshalb sich Hernals im 18. Jahrhundert zu einer beliebten Sommerfrische begüterter Wiener Bürger entwickelte. Die Betreuung der Kirche wurde 1721 dem Paulinerorden übertragen, der sie 1766-1769 neu erbaute (Hernalser Kirche). 1713 beeinträchtigte die Pest, Anfang des 19. Jahrhunderts die Franzoseninvasion die Entwicklung des Orts. Danach wandelte sich Hernals zum Industriestandort, womit auch ein sozialer Umschichtungsprozess der Bevölkerung eingeleitet wurde. In Ungers Casino dirigierte Johann Strauß (Vater) den "Marsch der Studentenlegion", die Hernalser Nationalgarde hatte ihren Sitz in der Bergsteiggasse.

Im Oktober 1848 kam es zu Kämpfen an der Hernalser Linie, die am 30. Oktober von den kaiserlichen Truppen eingenommen wurde. Ab 1864 dehnte sich Hernals nach Norden bis zur Schumanngasse und nach Westen bis zur Rokitanskygasse aus. Ab 1865 bestand eine Pferdetramwayverbindung mit Wien; 1877 war mit der Einwölbung der Als beim Linienwall begonnen worden, wodurch sich das Ortsbild stark veränderte und durch Planierungen beziehungsweise Anschüttungen neue Bauflächen entstanden; die zahlreichen Neu- und Umbauten verschafften Hernals ein städtisches Aussehen, wenngleich es sich bis in die 90er Jahre noch seinen eigenständigen Charakter bewahren konnte und die bekannten Vergnügungslokale (Gschwandner, Stahlehner, Weigl, Güldene Waldschnepfe) mit volkstümlicher Musik (Brüder Schrammel, Dänzer, Strohmayer) und Volkssängern wie in alten Zeiten das Publikum anzogen. Am 1. August 1887 wurde ein für die Gemeinden Hernals, Ottakring, Neulerchenfeld und Währing bestimmtes Schlachthaus eröffnet (Richthausenstraße-Lidlgasse).

In den 1870er Jahren war Hernals durch Zuzug so sehr gewachsen, dass man daran dachte, es zur Stadt zu erheben. Am 29. September 1883 erfolgte die Schlusssteinlegung zum Hernalser Rathaus. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der Ortskern von Hernals rasch verbaut und industrialisiert (Mikroskop-, Radio-, Nähmaschinen-, Schokoladen-, Karton-, Papier-, Büroartikel- und Milchwarenerzeugung). Durch den am 18. Juli 1892 sanktionierten Bau der Stadtbahn (in deren Programm auch der Bau einer "Äußeren Gürtelbahn" enthalten war [ Vorortelinie ]), erhielt Hernals mit den Stationen Alser Straße (Stadtbahn) und Hernals (Vorortelinie) neue Verkehrsanbindungen.

Siegel

Der Vorort Hernals führte ein Siegel, das auf einem Rasen den heiligen Bartholomäus als ganze Figur nimbiert zeigt, in der Rechten ein Messer. Seitwärts von dem Heiligen oder zu seinen Füßen erscheint der österreichische Bindenschild. Umschriften: a) *SIEGEL DER GEMEINDE HERNALS; b) wie a), aber ohne Stern.

Das Siegel war 1904 eine Grundlage für die Gestaltung des Bezirkswappens Hernals.

Häuser

  • 1587: 95
  • 1590: 86
  • 1660: 80
  • 1680: 95
  • 1713: 95
  • 1751: 96
  • 1780: 114
  • 1787: 109
  • 1795: 130
  • 1814: 147
  • 1820: 147
  • 1823: 147
  • 1827: 155
  • 1830: 161
  • 1840: 215
  • 1843: 252
  • 1846: 295
  • 1851: 348
  • 1857: 452
  • 1869: 818
  • 1880: 1.234
  • 1890: 1.386

Einwohner

  • 1646: 480 (Pfarre)
  • 1666: 378 (Kommunikanten)
  • 1780: 2.362
  • 1795: 2.840
  • 1814: 2.415
  • 1820: 3.163
  • 1823: 2.680
  • 1830: 3.875
  • 1840: 5.150
  • 1843: 6.355
  • 1846: 8.747
  • 1850: 10.708
  • 1857: 14.437
  • 1869: 32.825
  • 1880: 60.307
  • 1890: 70.933

Häuserschematismen

Die folgenden Verlinkungen zu den Häuserschematismen sind chronologisch geordnet.

Bürgermeister

Pfarrer

  • Vergleiche Festschrift 200 Jahre Kalvarienbergkirche Hernals (1969), S. 18 f. (ab 1252)

Siehe auch

Hernals (17. Bezirk), Hameau, Neuwaldegger Park, Rohrerhütte, Beginn der Höhenstraße, Engelmann

Quellen

Literatur

  • Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. XVII, Taf. K
  • Ferdinand Opll: Erstnennung von Siedlungsnamen im Wiener Raum. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien, 2), S. 34
  • Heinrich Weigl: Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich. Wien: Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien 1964-1975, 3/1, S. 88
  • Adalbert Klaar: Die Siedlungsformen Wiens. Wien: Zsolnay 1971, S. 107 f.

Weitere Literatur: siehe Hernals (17. Bezirk)

Bevölkerungsgeschichte