Ungers Casino

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Kaffeehaus
Datum von 1835
Datum bis 1895
Benannt nach Franz Unger
Prominente Personen
PageID 1474
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 6.02.2024 durch WIEN1.lanm08trj
  • 17., Hernalser Gürtel 32

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48° 13' 0.15" N, 16° 20' 32.43" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Ungers Casino (17., Hernalser Gürtel 32).

Das Café Unger wurde durch Franz Unger in Hernals, gleich hinter der Linie, um 1835 gegründet. Das Kaffeehaus wies einen prachtvollen Garten auf, der als größter Wirtsgarten des damaligen Wiens galt. In Verbindung mit dem in den 1820er Jahren erbauten Ball-, Konzert- und Casinosaal wurde dort die Abhaltung von großen Festen und musikalischen Veranstaltungen ermöglicht. Volks- wie Opernsänger traten hier gleichermaßen auf. Karl Meisl schrieb 1840 folgendes über das Unger: "An der freundlichen Hernalser Linie schallen uns aus dem Ungarischen freundlichen Kaffeehausgarten, dessen Anblick uns blumen- und blütenreich entgegen lacht, abwechselnd heute Lanners [...] herzerwärmende Töne entgegen, morgen vortreffliche Janitscharenmusik [...]. Während das Auge sich an den grünen und schattigen – mitunter so heimlichen Garte und Blumenpartien ergötzt, das Ohr von den Harmonien erfüllt wird, sorgt der unermüdlich tätige Besitzer für alle billigen Anforderungen seiner Gäste; eine gewählte Gesellschaft vervollkommt den Genuß."[1]

Das Café Unger gestaltete sich in den 1840er Jahren zu einer der größten Vergnügungsstätten Alt-Wiens aus und spielte vor allem im Musikleben eine große Rolle. Johann Strauss spielte dort Sommerkonzerte, die sehr stark besucht wurden. Franz Unger engagierte ihn und seine Kapelle für alle Sonntage der Sommersaison. Das Eintrittsgeld für ein Konzert, das von vier Uhr nachmittags bis neun Uhr abends dauerte, betrug zehn Kronen. Garten und Saal zusammen konnten 3000 Menschen fassen und stellten sich dennoch teilweise als zu klein heraus. Auch Giacomo Meyerbeer oder Franz Liszt waren gelegentlich im Café Unger zu beobachten. 1848 erhielten die Konzerte politische Färbung; Johann Strauß (Vater) trug hier unter großem Jubel seinen "Freiheitsmarsch" vor. 1849 trat Vater Strauß zum letzten Mal im Unger auf. Nach ihm konzertierte Philipp Fahrbach im Kaffeehaus und 1851 wurde Johann Strauss (Sohn) verpflichtet. Letzterer debütierte am 28. August 1853 mit seinem Erstlingswerk, dem Walzer "Die Ersten und die Letzten". 1843 war der Saal vergrößert worden und 1852 das ganze Lokal renoviert. Als Strauß Sohn nicht mehr länger für das Unger verfügbar war, verlor das Café an Bedeutung. Am 11. April 1860 wurde in Ungers Casino durch A. Varry (recte Anton Loger) die erste Singspielhalle Wiens (eine Mischung von Theater, Volkssängerproduktion und Variete) eröffnet. 1864, nachdem der größte Teil des Gartens parzelliert worden war und Häuserkomplexe entstanden, übernahm der Wirt einer Bierhalle in der Inneren Stadt, Karl Elterlein, das Casino mit dem restlichen Garten, gab ihm den Namen Elterlein und führte an dem langgestreckten Gebäude Adaptierungen durch. Im Frühjahr 1895 wurde das Lokal demoliert, da es dem Bau der Gürtellinie der Stadtbahn im Weg stand; an seiner Stelle entstand die Stadtbahnstation Alser Straße.

Literatur

  • Hernals. Ein Heimatbuch für den 17. Wiener Gemeindebezirk. Hg. von Hernalser Lehrern. Wien: Österr. Schulbuchverlag 1924, S. 180 f., 183, 189
  • Philipp Fahrbach: Alt-Wiener Erinnerungen. Hg. von Max Singer. Wien: Saturn-Verl. 1935, S. 89 f.
  • Norbert Linke: Musik erobert die Welt oder Wie die Wiener Familie Strauß die "Unterhaltungsmusik" revolutionierte. Wien: Herold 1987
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2. - 21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 414
  • Gustav Gugitz: Das Wiener Kaffeehaus. Ein Stück Kultur- und Lokalgeschichte. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1940, S. 203-204

Einzelnachweise

  1. Gustav Gugitz: Das Wiener Kaffeehaus. Ein Stück Kultur- und Lokalgeschichte. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1940, S. 204