Volkssänger

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zum Eintrag
Datum von
Datum bis
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 31.03.2023 durch WIEN1.lanm09lue

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst!


(Volkssängerlokale). Die Dudelsackpfeifer des 17. Jahrhunderts und die nicht minder heitere Zunft der Harfenisten des 18. Jahrhunderts (die bis in den Vormärz in den "Beisln" die neuesten Moritaten verbreiteten) waren die Vorläufer der Volkssänger des 19. Jahrhunderts.

Die Reform der Gilde ist Johann Baptist Moser zu danken, der 1829 eine eigene Volkssängergesellschaft auf völlig neuer Basis gründete und damit den Begriff "Volkssänger" in Wien einführte: die Harfe wurde durch das Klavier, das Absammeln durch ein festes Eintrittsgeld und die Zote durch ein höheres Textniveau ersetzt.

Die Hochburg der Volkssänger wurde das Gasthaus "Zum grünen Tor" (8): hervorzuheben sind weiters (geordnet nach Bezirken) der Sperl und das "Weiße Rössel" (beide 2, Leopoldstadt), das "Zweite Kaffeehaus", der "Grüne Jäger", der Swoboda und einige andere Etablissements im Prater (2), der "Schwarze Bock" (3, Landstraße), die Drei-Engel-Säle (4, Wieden), das Lokal "Zur Fortuna" (6, Magdalenengrund), der "Große Zeisig" (7), der Schwender (15, Fünfhaus), die "Bretze", der "Goldene Luchs", die "Blaue Flasche" und die Thaliasäle (alle 16, Neulerchenfeld) sowie Ungers Kasino (17, Hernals).

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ersetzten zunehmend Singspielhallen die Wirtshäuser. Eine Abart des Volkssängers war der Evangelimann. Nach Mosers Vorbild wurden weitere Volkssängergesellschaften gegründet; viele Volkssänger traten mit Partnern auf (beispielsweise Nagel und Amon [die als erste statt Alltagskleidung den Frack trugen; Ignaz Nagel, Anton Amon Senior], Edi und Biedermann, Mirzl und Dreher, Wilhelm Wiesberg und Wenzel Seidl, Edmund Guschelbauer und Louise Montag); beliebt waren unter anderen auch Fanny Hornischer, Antonie Mansfeld und die Fiakermilli (Emilie Turecek) sowie Johann Fürst, Carl Kampf, Johann Kwapil und Josef Matras.

Nach dem Ersten Weltkrieg beendeten Radio und Kino die Tätigkeit der Volkssänger, die nur noch in Heurigensängern (einer Tradition aus dem Volkssängertum) weiterleben.

Quellen

Literatur

  • Josef Koller: Das Wiener Volkssängertum in alter und neuer Zeit. Nacherzähltes und Selbsterlebtes. Mit Biographien, Episoden, Liedern... Wien: Gerlach & Wiedling 1931
  • Hubert Kaut [Hrsg.]: Lied und Volksmusik in Wien. Wien: Eigenverlag 1968 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 25), S. 20 ff.
  • Ingrid Ganster / Helmut Kretschmer: Allweil lustig, fesch und munter. Altwiener Volks- und Natursänger. In: Wiener Geschichtsblätter 2 (1996)
  • Hermine Cloeter: Wiener Volkssänger und was sie sangen. In: Geist und Geister aus dem alten Wien. Wien: Schroll 1922, S. 24 ff.
  • Hans Pemmer: Alt-Wiener Volkssänger und Volkssängerlokale. In: Hans Pemmer: Schriften zur Heimatkunde Wiens. Festgabe zum 80. Geburtstag. Hg. von Hubert Kaut. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1969 (Wiener Schriften, 29), S. 150 ff. (Lokale)
  • Hans Pemmer: Alt-Wiener Volkssänger und Volkssängerlokale, In: Amtsblatt der Stadt Wien 60 (1960), S. 3 ff.; 61 (1960), 3 ff.; 62 (1960), 3 ff.; 63 (1960), S. 5 ff.
  • Hans Pemmer: Volkssänger F. Kriebaum 50 Jahre tot. In: Wiener Zeitung, 20.07.1950
  • Leopold Schmidt: Wiener Volkskunde. Ein Aufriss. Wien: Gerlach & Wiedling 1940, S. 75 f., 83