Bistum
Bistum, bestimmter territorial ausgerichteter Gerichts- und Verwaltungsbezirk des Bischofs.
Die Begriffe Bistum und Diözese
Die Begriffe ,Bistum‘ (Griechisch: ἐπίσκοπος / epískopos, "Bischof", "Aufseher") und ‚Diözese‘ (Griechisch: διοίκησις / dioíkesis, Lateinisch: dioecesis „Verwaltung“) bezeichnen heute die unterschiedlichen Teilkirchen (ecclesiae particulares), aus welcher die katholische Kirche besteht.
Die Begriffe ,Bistum‘ und ,Diözese‘ werden oft synonym für ein bestimmtes Territorium oder eine bestimmte Organisationseinheit der katholischen Kirche verwendet. Die beiden Begriffe bezeichnen jedoch kirchenrechtlich gesehen unterschiedliche Bereiche einer größeren kirchlichen Verwaltungseinheit: ,Bistum‘ bezeichnet eigentlich den Gerichts- und Verwaltungsbezirk des Bischofs, also den territorialen Jurisdiktionsbereich (Der Bischof hat die Gerichtsbarkeit in seinem Gebiet inne.). Die Diözese beschreibt eigentlich die bischöfliche Verwaltung am Gebiet des Bistums in den Pfarren, Klöstern und den kirchlichen Verwaltungsorganen.
Alle anderen kirchlichen Organisationseinheiten (Vikariate, Dekanate, Pfarren) sind auf das Bistum bzw. auf die Diözese hin und somit auch territorial ausgerichtet. Die Verwaltung eines Bistums erfolgt durch unterschiedliche Organe, die den Bischof beraten oder dessen Entscheidungen ausführen (zum Beispiel Bischofssynode, Domkapitel, Priesterrat).
In der Regel ist jedes Bistum einer Kirchenprovinz (Metropolie, von Griechisch: μητρόπολις / metrópolis, "Mutterstadt") zugeordnet. Einer Metropolie steht ein Erzbischof vor (Griechisch: ἀρχιεπίσκοπος / archiepískopos "Oberbischof", von ἀρχή / arché "Herrschaft" und ἐπίσκοπος / epískopos "Bischof", "Aufseher"), der gleichzeitig auch Bischof einer Diözese ist. Solche Bistümer, die einer Metropolie untergeordnet sind, werden als Suffraganbistümer bezeichnet.
Die Begriffe Erzbistum und Metropolie
Ein Erzbistum ist eine Verwaltungseinheit der römisch-katholischen Kirche und bezeichnet ein Bistum (territorialer Gerichts- und Verwaltungsbezirk des Bischofs), das aufgrund seiner Vorrangstellung innerhalb einer Metropolie einen besonderen Rang einnimmt, von Griechisch ἀρχή / arché ("Herrschaft") und ἐπίσκοπος / epískopos ("Bischof", "Aufseher"). Ein Erzbischof steht also im Rang über den Bischöfen seiner Suffraganbistümer und leitet seine Kirchenprovinz (Metropolie).
Der Bischof
Bischof (Griechisch: ἐπίσκοπος / epískopos „Aufseher“, Lateinisch: episcopus) bezeichnet den obersten Weihegrad eines Geistlichen in der römisch-katholischen Kirche. Durch die Bischofsweihe wird ein katholischer Geistlicher zum Bischof ordiniert und auch mit der Leitungsfunktion in einem bestimmten Territorium (Bistum) ausgestattet.
Dem katholischen Kirchenrecht zufolge ist der Bischof Gesetzgeber, Richter und Verwalter in seinem Bistum. Auf kirchlicher Ebene herrscht also keine Gewaltenteilung. Dem römisch-katholischen Bischof, so auch dem Wiener Bischof, untersteht zur Verwaltung seines Bistums beziehungsweise seiner Diözese das bischöfliche Ordinariat als oberste Verwaltungseinheit. Der Generalvikar ist Leiter des Ordinariats und vertritt den Bischof gleichsam als "anderes Ich" (Lateinisch: alter ego) in Verwaltungsangelegenheiten. Für die kirchliche Rechtsprechung ist das Offizialat zuständig. Im Fall des Erzbistums Wien, welches als Kirchenprovinz (Metropolie) als übergeordnete Instanz auch für die Diözesen Eisenstadt, Linz und St. Pölten zuständig ist, ist das Erzbischöfliche Metropolitan- und Diözesangericht das rechtsprechende Organ. Der Offizial und sein(e) Vizeoffizial(e) sind stellvertretend für den Bischof die obersten Rechtsinstanzen.
Für die Geschichte des Bistums bzw. der Erzdiözese Wien siehe: Erzdiözese Wien
Administratoren, Bischöfe, Fürst(erz)bischöfe und Erzbischöfe der Erzdiözese Wien
Administratoren des Bistums Wien
- Leo von Spaur (1471-1479/1480)
- Johann Beckenschlager, Koadjutor (1476-1482)
- Bernhard von Rohr (1482-1487)
- Orbán von Nagylúcse (1488-1490)
- Johann Vitéz (1493-1499)
- Bernhard von Pollheim (1499-1504)
- Franz Bakócz ab Erdöd (1504-1509)
Wiener Bischöfe
- Georg Slatkonia (1513-1522)
- Konrad Renner, Koadjutor (1519-1522)
- Pietro Bonomo (1522-1523)
- Bernhard von Eberstein, Koadjutor (1523)
- Johann von Revellis (1524-1529)
- Johann Fabri (1530-1541; Bischof-Faber-Platz, Heigerleinstraße)
- Friedrich Nausea (1541-1552; Nauseagasse)
- Christoph Wertwein (1552-1553)
- Petrus Canisius, Administrator (1554-1555; Canisiusgasse, Canisiuskirche)
- Anton Brus von Müglitz (1560-1563)
- Georg Gienger, nominierter Bischof (1562)
- Urban Sagstetter, Administrator (1563-1568)
- Johann Caspar Neuböck (1574-1594; Neubeckgasse)
- Melchior Klesl (1598/1613-1630; Khleslplatz)
- Tobias Schwab, Apostolischer Vikar (1619-1628)
Wiener Fürstbischöfe
- Franz Anton von Wolfradt (1631-1639; Wolfrathplatz)
- Philipp Friedrich Graf von Breuner (1639-1669)
- Wilderich von Walderdorff (1669-1680)
- Emerich Sinelli (1681-1685)
- Ernst von Trautson (1685-1702; Trautson-Codex, Trautson)
- Franz Anton von Harrach (1702-1706)
- Franz Ferdinand von Rummel (1706-1716)
Wiener Fürsterzbischöfe
- Sigismund Graf von Kollonitsch (1716/1722-1751; Kolonitzgasse)
- Johann Joseph Graf von Trautson (1751-1757; Trautsongasse)
- Christoph Bartholomäus Anton Graf von Migazzi (1757-1803; Migazziplatz),
- Sigmund Anton Graf von Hohenwart (1803-1820)
- Leopold Maximilian Graf von Firmian (1822-1831; Firmiangasse)
- Vinzenz Milde (1832-1853; Mildeplatz)
- Josef Othmar von Rauscher (1853-1875 (Konkordat 1855) Kardinal-Rauscher-Platz, Othmargasse, Rauscherstraße)
- Johann Baptist Rudolf Kutschker (1876-1881; Kutschkergasse)
- Coelestin Ganglbauer (1881-1889; Ganglbauergasse)
- Anton Josef Gruscha (1890-1911; Gruschaplatz)
- Franz Nagl (1911-1913; Kardinal-Nagl-Platz)
- Friedrich Gustav Piffl (1913-1932; Kardinal-Piffl-Gasse)
Wiener Erzbischöfe
- Theodor Innitzer (1932-1955; Theodor-Innitzer-Hof, Kardinal-Innitzer-Platz)
- Franz König (1955-1986; † 2004, Kardinal-König-Platz)
- Hans Hermann Groër (1986-1995)
- Christoph Schönborn (seit 1995)
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Literatur
- Viktor Flieder: Stephansdom und Wiener Bistumsgründung. Eine diözesan- und rechtsgeschichtliche Untersuchung. Wien: Wiener Dom-Verlag 1968 (Veröffentlichungen des Kirchenhistorischen Instituts der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien, 6)
- Knut Walf: Bistum. In: Wörterbuch des Christentums. Hg. von Volker Drehsen / Hermann Häring / Karl-Josef Kuschel / Helge Siemers in Zusammenarbeit mit Manfred Baumotte. Zürich: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn / Benzinger Verlag 1988, S. 160–164