Sigismund Anton Hohenwart zu Gerlachstein

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Sigismund Anton Hohenwart zu Gerlachstein, Portraitgemälde, Erzdiözese Wien.
Daten zur Person
Personenname Hohenwart zu Gerlachstein, Sigismund Anton
Abweichende Namensform Sigmund
Titel Graf
Geschlecht männlich
PageID 1159
GND 129192554
Wikidata Q86267
Geburtsdatum 2. Mai 1730
Geburtsort Schloss Gerlachstein Krain (Koloveč, Slowenien)
Sterbedatum 30. Juni 1820
Sterbeort Wien
Beruf Priester, Erzbischof von Wien
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Frühe Neuzeit, Langes 19. Jahrhundert, Erzdiözese Wien, Erzdiözese, katholische Kirche, Katholiken, Bistum, Erzbistum
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 10.11.2023 durch DYN.krabina
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
Bildname Hohenwart eb Gemälde AS bearb.jpg
Bildunterschrift Sigismund Anton Hohenwart zu Gerlachstein, Portraitgemälde, Erzdiözese Wien.
  • 1., Rotenturmstraße 2 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Wappen von Sigismund Anton Hohenwart

  • Fürsterzbischof von Wien (1803 bis 1820)

Sigismund (Sigmund) Anton Hohenwart Graf zu Gerlachstein, * 2. Mai 1730 Schloss Gerlachstein, Krain (Koloveč, Slowenien), † 30. Juni 1820 Stadt 920 (1., Rotenturmstraße 2; Erzbischöfliches Palais), Fürsterzbischof von Wien.

Werdegang

Sigismund Hohenwart wurde am 2. Mai 1730 auf dem familieneigenen Schloss Gerlachstein (Krain, Slowenien) geboren. Im Jahr 1746 trat er als Novize in der Gesellschaft Jesu in Laibach (Ljubljana, Slowenien) ein. Nach Ablegung des Ordensgelübdes studierte er von 1749 bis 1759 Philosophie und Theologie in Graz.

Am 7. Oktober 1759 wurde er zusammen mit zwei seiner Brüder zum Priester geweiht. Danach arbeitete er als Volksmissionar in der Steiermark. Ab 1761 wurde Hohenwart Präfekt an der Theresianischen Akademie in Wien, wo er ab 1764 als Lehrer für Universalgeschichte arbeitete.

Im Jahr 1768 wurde er Rektor des “Nordischen Stifts” in Linz, das für Studierende aus den skandinavischen Ländern errichtet worden war, ab 1777 auf Empfehlung Maria Theresias als Geschichtslehrer des späteren Kaisers Franz II. (I.) nach Florenz berufen, wo er bis 1788 in dieser Funktion wirkte. Von 1788 bis 1791 widmete sich er sich historischen Studien in Florenz und Wien.

Am 10. Februar 1791 wurde Hohenwart von Kaiser Leopold II. zum Bischof von Trient berufen, am 23. Oktober 1791 durch den Laibacher Fürstbischof M.L. Graf Brigido zum Bischof geweiht. Das Bischofsamt in seiner neuen Diözese trat er gut einen Monat später am 27. Dezember an.

Bischof von St. Pölten

Bereits am 10. Jänner 1794, nominierte Kaiser Franz II. (I.) Graf von Hohenwart zum Bischof von St. Pölten, bald darauf, am 10. April 1794, zum Apostolischen Feldvikar.

In seiner Amtszeit als Bischof von St. Pölten erließ Hohenwart Diözesanstatuten, diese einzuhalten sich der Klerus seiner Diözese verpflichten musste. Er unternahm zahlreiche Visitationsreisen in den Pfarren seiner Diözese. Als Vertreter der katholischen Aufklärung versuchte er das barocke Frömmigkeitsbrauchtum einzuschränken. Im gottesdienstlichen Bereich bemühte er sich, Einmischungen staatlicher Behörden zurückzudrängen, folgte aber ansonsten dem Staatskirchentum und seiner kirchlichen Gesetzgebung.

Fürsterzbischof von Wien

Nach dem Tod von Erzbischof Christoph Anton Migazzi ernannte Franz II. (I.) Sigismund Anton Hohenwart am 29. April 1803 zum Erzbischof von Wien. Die Installation Hohenwarts in der Erzdiözese Wien erfolgte am 24. August 1803.

Im Geiste der josephinischen Reformen war Hohenwart auch in Wien ein staatsloyal agierender Bischof. Als Vorsitzender der k. k. Hofkommission “in deutschen Schulsachen” sorgte er für die Durchführung der kaiserlichen Verordnungen über den Religionsunterricht, die Schulmessen und die Schulvisitationen durch die Dechanten.

Um den den Priesternachwuchs zu fördern, vermehrte Hohenwart die Studienplätze des Wiener Priesterseminars. Unter Kaiser Franz II. (I.) wurde im Gebäude des akademischen Kollegiums der Jesuiten ein theologisches Konvikt errichten, wo Alumnen auch aus anderen Diözesen untergebracht werden konnten.

Das den ungarischen Klerikern von Kardinal Péter Pázmány zugedachte Pazmaneum (eröffnet 1623/1624 im Palais Kollonitsch in Wien als ein Kollegium für die Priesterausbildung und als katholisches Gegengewicht in der Reformations- und Gegenreformationszeit), das mit der der Einführung des Generalseminars seine Funktion nicht mehr ausüben konnte, durfte 1803 seine Tätigkeit wieder aufnehmen. Hohenwart war insbesondere um die Stärkung der Bildung des Klerus bemüht, und unterstützte den Burgpfarrer Jakob Frint bei der Gründung einer höheren Bildungsanstalt für Weltgeistliche (Frintaneum, 1816).

Für die Entwicklung neuer religiöser Ideen wurde Clemens Maria Hofbauer entscheidend, der seit 1808 in Wien wirkte und von Hohenwart sehr gefördert wurde. Hohenwart erwirkte die Zulassung der Redemptoristen und die Niederlassung der Mechitaristen in Österreich.

Hohenwart erlebte die zweimalige Besetzung Wiens durch die Franzosen und traute am 10. März 1810 Erzherzogin Marie Louise mit Napoleon (vertreten durch Erzherzog Carl, den Sieger von Aspern) in der Augustinerkirche.

Da viele kirchliche Kunstdenkmäler (auch im Zuge der napoleonischen Kriege) durch Verkauf außer Landes gebracht worden waren, erwirkte Hohenwart 1818 ein Ausfuhrverbot für Kunstgegenstände.

Tod

Am 30. Juni 1820 starb Erzbischof Hohenwart hochbetagt in Wien und wurde im Stephansdom beigesetzt.

Siehe auch

Quellen

Diözesanarchiv Wien, Bischofsakten.

Weblinks

Literatur

  • Erwin Gatz: Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder, 1785/1803 bis 1945: Ein biographisches Lexikon. Berlin: Duncker&Humblot, Band 3, S. 324-326
  • Joseph Kopallik: Regesten zur Geschichte der Erzdiözese Wien. Band 1: Regesten zur Geschichte der aufgehobenen Klöster Wiens. Wien 1890, Reg. 1-233
  • Franz Loidl: Geschichte des Erzbistums Wien. Wien: Herold, 1983, S. 202, 213-215, 217-219
  • Franz Loidl / Martin Krexner: Wiens Bischöfe und Erzbischöfe. Vierzig Biographien. Wien: Schendl 1983, S. 68-69
  • Friedrich Müller / Franz Loidl / Martin Krexner: Geschichte des Erzbistums Wien, Wiens Bischöfe und Erzbischöfe. Wien 1984 (Miscellanea / Wiener Katholische Akademie, Arbeitskreis für Kirchliche Zeit- und Wiener Diözesangeschichte ; N.R.,187), S. 199 ff.
  • Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag ³1970, S. 31
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815 – 1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1957
  • Matthias Perth: Wiener Kongresstagebuch 1814/1815. Hrsg. von Franz Patzer. Wien: Jugend & Volk, 1981 (Wiener Schriften, 50), S. 180 f.
  • Ernst Tomek: Das Zeitalter der Aufklärung und des Humanismus. Innsbruck - Wien - München: Tyrolia 1959 (Kirchengeschichte Österreichs 2), S. 595-598, 610-612, 621-628
  • Josef Wodka: Kirche in Österreich. Wegweiser durch ihre Geschichte. Wien: Herder 1959, S. 318
  • Cölestin Wolfsgruber: Sigismund Anton Graf Hohenwart. Erzbischof von Wien. Graz/Wien: Styria 1912
  • Constant von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856