Franz Ferdinand Rummel

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Wappen von Franz Ferdinand Rummel
Daten zur Person
Personenname Rummel, Franz Ferdinand
Abweichende Namensform
Titel Freiherr, Fürsterzbischof
Geschlecht männlich
PageID 744
GND 118604112
Wikidata Q120010
Geburtsdatum 28. Oktober 1642
Geburtsort Weiden, Oberpfalz
Sterbedatum 15. März 1716
Sterbeort Wien
Beruf Priester, Bischof
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Frühe Neuzeit, Erzdiözese Wien, Bischof, Katholische Kirche, Katholiken, Bistum
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 2.08.2022 durch WIEN1.lanm08pil
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle Stephansdom
Bildname Bischofswappen_von_Franz_Ferdinand_Rummel.jpeg
Bildunterschrift Wappen von Franz Ferdinand Rummel
  • 1., Rotenturmstraße 2 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Fürstbischof von Wien (1706 bis 1716)

Franz Ferdinand (1705 Freiherr von), * 28. Oktober 1642 Weiden, Oberpfalz, † 15. März 1716 Wien 1., Rotenturmstraße 2 (Bischofshof; Nordchor von St. Stephan), Fürsterzbischof.

Biografie

Werdegang

Am 28. Oktober 1644 wurde Rummel zu Weiden in der Oberpfalz in eine Familie geboren, die erst eine Generation vorher zur katholischen Kirche zurückgekehrt war. Ab dem Jahr 1658 besuchte er das Jesuitengymnasium in Ingolstadt und studierte von 1661 bis 1665 Philosophie und Jura an der Universität ebendort. Nach einer üblichen Scholarenwanderung nach Italien und Frankreich trat er 1672 in Südtirol in den Verwaltungsdienst. Kontakte zum nahegelegenen reformierten Franziskanerkonvent bewogen ihn, die geistliche Laufbahn einzuschlagen. Da sein Wunsch, in den Franziskanerorden einzutreten, am Widerstand des Vaters scheiterte, entschied er sich, 1677 Weltpriester zu werden. Obwohl er kein Theologiestudium absolviert hatte, empfing er im Jänner 1675 durch den Bischof von Feltre, Bartolemeo Gera (1664-1681), die Priesterweihe in Südtirol.

Von 1684 bis 1696 wirkte Rummel (auf Empfehlung des in Wien weilenden Pfalzgrafen) als Lehrer und Erzieher für den Sohn Kaiser Leopolds I., Erzherzog Joseph.

Am 10. Oktober 1695 wurde Rummel von Leopold I. zum Bischof von Knin, einem Bistum der ungarischen Krone in Kroatien, ernannt. Die päpstliche Verleihung erfolgte am 2. April des Jahres 1696. Kardinal Leopold Karl Kollonitz (Kollonitsch), der Erzbischof von Gran (Esztergom, Ungarn), spendete ihm am 29. Juli 1696 in der Wiener Augustinerkirche die Bischofsweihe. Um seine Einkünfte zu erhöhen, verlieh ihm der Kaiser zwei Propsteien. Nach Besitzergreifung dieser Pfründe, lebte er auf den Familiengütern in der Oberpfalz, da er in Knin aufgrund der durch die Osmanen verursachten Zerstörungen nicht residieren konnte. Im Jahr 1700 wurde Bischof Rummel Propst von Ardagger und 1705 durch seinen ehemaligen Zögling und nunmehrigen Kaiser Joseph I. in den Reichsfreiherrenstand erhoben.

Bischof von Wien

Am 11. April 1706 hatte der Regierungsantritt Kaiser Josephs I. weitere positive Auswirkungen auf Rummels geistliche Laufbahn, da er zum Fürstbischof von Wien nominiert und in die Temporalien installiert wurde. Die päpstliche Verleihung erfolgte am 4. Oktober 1706, die Inthronisation am 12. Dezember desselben Jahres. Im Jahr 1712 erwarb der nunmehrige Bischof von Wien Herrschaften in Niederösterreich und wurde Mitglied des niederösterreichischen Reichsherrenstandes.

Sein Wirken konzentrierte sich unter anderem auf die Förderung katholisch-religiöser Bildung (Zunahme von Priesterweihekandidaten) und Regelungen für Gottesdienste und Prozessionen. In seiner Amtszeit wurde auch das Rosenkranzfest in der Wiener Diözese eingeführt.

Kirchenbau und Ordensansiedelungen

Unter Rummel wurden außerdem junge Pfarrgemeinden in den Vorstädten mit Kirchen und [[Kapellen ausgestattet (etwa in der Josefstadt, in Matzleinsdorf 1709, Lichtental 1712 und Währing), die im Zuge der sogenannten Zweiten Türkenbelagerung 1683 zerstört worden waren. An den Toren und Brücken der ab 1704 gebauten Linienwälle wurden Linienkapellen errichtet, in welcher den Landsleuten in den Vorstädten die Teilnahme an Messen und Andachten angeboten wurde. Diese Linienkapellen wurden meist dem heiligen Johannes Nepomuk geweiht.

In seiner Zeit siedelten sich die Barmherzigen Schwestern des Dritten Ordens des heiligen Franziskus, die sogenannten Elisabethinen, in Wien an. Durch Initiative der Witwe des Kaisers Leopold I., Eleonore Magdalena (Eleonorensäule), und ihrer Tochter Elisabeth konnten Ordensoberin Maria Josefa Rupe und weitere fünf Schwestern im Jahr 1709 Kirche und Konvent in Wien Mitte (Landstraße, 3) übernehmen und sich der Krankenpflege widmen.

Eine seiner wesentlichen Initiativen bestand darin, aus der Kriegsbeute der sogenannten Zweiten Türkenbelagerung des Jahres 1683 die heute als Pummerin bekannte große Glocke im Stephansdom zu finanzieren und gießen zu lassen. Im Jahr 1707 ordnete Bischof Rummel das Läuten des Zügenglöckchens für die Verstorbenen an, dessen Erklingen zum Gebet einladen sollte.

Administration der Wiener Diözese

Der Versuch, eine einheitliche Stolordnung (= Taxordnung für zu zahlende Beträge bei kirchlichen Amtshandlungen) einzuführen, scheiterte am Widerstand des Wiener Stadtrates. Der wiederaufflammende Streit um die Jurisdiktionsgewalt über die Passauer Offizialatskirche Maria am Gestade konnte nicht geklärt werden.

Maßnahmen in der Pestepidemie 1713

Veranlasst durch seine eigene Krankheit (er war seit dem Jahr 1712 wiederholt krank) ließ Rummel 1713 seinen Generalvikar J. H. von Braitenbücher eine Ordnung für die Pestseelsorge entwerfen. In der Folge wurden vor allem Ordenspriester zur Betreuung der Pestkranken abgestellt.

In die Amtszeit Rummels fällt auch das von Kaiser Karl VI. am 22. Oktober 1713 abgelegte Gelübde, bei Erlöschen der Pest eine Kirche zu errichten (Karlskirche).

Tod

Rummel starb am 15. März 1716 und wurde im Stephansdom beigesetzt.

Quellen

Diözesanarchiv Wien, Bischofsakten.

Literatur

  • Franz Loidl: Geschichte des Erzbistums Wien. Wien: Herold, 1983 S.120-122
  • Franz Loidl / Martin Krexner: Wiens Bischöfe und Erzbischöfe. Vierzig Biographien. Wien: Schendl 1983, S. 60-61
  • Friedrich von Rummel: Franz Ferdinand von Rummel. Lehrer Kaiser Josephs I. und Fürsterzbischof von Wien (1644-1716). München: Oldenbourg 1980 (Österreich Archiv, 25)
  • Ernst Tomek: Das Zeitalter der Aufklärung und des Humanismus. Innsbruck / Wien / München: Tyrolia 1959 (Kirchengeschichte Österreichs, 2), S. 122-123, 125-127
  • Johann Weißensteiner: Ernst Graf von Trautson. In: Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder. Ein biographisches Lexikon. Bd. 3: 1785/1803 bis 1945. Hg. von Erwin Gatz. Berlin: Duncker & Humblot, S. 407-409