Philipp Friedrich Breuner

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Wappen Philipp Friedrich Breuners
Daten zur Person
Personenname Breuner, Philipp Friedrich
Abweichende Namensform
Titel Graf, Dr. theol.
Geschlecht männlich
PageID 7264
GND 14287700X
Wikidata Q875007
Geburtsdatum 1598
Geburtsort Raab (Győr), Ungarn
Sterbedatum 22. Mai 1669
Sterbeort Wien
Beruf Fürstbischof von Wien
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Frühe Neuzeit, Erzdiözese Wien, Bischof, Katholische Kirche, Katholiken, Bistum
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 6.12.2022 durch WIEN1.lanm07lin
Begräbnisdatum
Friedhof Stephansdom
Grabstelle Nordchor
Bildname Bischofswappen_von_Philipp_Friedrich_Breuner.jpeg
Bildunterschrift Wappen Philipp Friedrich Breuners
  • 1., Rotenturmstraße 2 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Fürstbischof von Wien (05.05.1639 bis 22.05.1669)

Philipp Friedrich Graf Breuner, * 1598 Raab (Győr, Ungarn), † 22. Mai 1669 Wien 1, Rotenturmstraße 2 (Bischofshof, Erzbischöfliches Palais; Grabstätte: Stephansdom, Nordchor [Frauenchor]), Fürstbischof von Wien (1639-1669).

Biografie

Werdegang

Philipp Friedrich Breuner wurde als ältester Sohn des kaiserlichen General-Feldzeugmeisters, Kommandanten und Hofkriegsrats Johann Baptist von Breuner in Margarethen am Moos (Bezirk Bruck an der Leitha, Niederösterreich), dem Stammsitz der niederösterreichischen Linie der Grafen von Breuner, geboren. Er war Neffe des Erzbischofs von Prag, Johann Josef Graf Breuner. Seine Mutter Elisabeth Freiin von Harrach entstammte der weitverzweigten Familie Harrach, die mit Franz Anton von Harrach (reg. 1702-1706) später auch noch einen Bischof stellte.

Die niederen Weihen empfing er am 8. Juni 1615 und betrieb in den Jahren zwischen 1617 und 1621 ein Studium der Theologie in Rom (Alumnus am Collegium Germanicum, Abschluss Dr. theol.). Im Jahr 1621 wurde er zum Diakon geweiht, von Papst Gregor X. wurde er zum päpstlichen Kämmerer ernannt. Seine Priesterweihe empfing Breuner am 8. Dezember 1621 in Nikolsburg (Mikulov, Tschechische Republik). Danach wurde er in das Olmützer Domkapitel aufgenommen und arbeitete als Archidiakon in der Diözese. Gemäß des üblichen Werdergangs der Adeligen geistlichen Standes erhielt Breuner viele Kanonikate (Olmütz [Olomouc, Tschechische Republik], Breslau [Wrocław, Polen], Regensburg [Deutschland]) sowie de Propstei Brünn (Brno, Tschechische Republik). Am 9. September 1630 wird er auf Ersuchen von Kardinal Franz Fürst von Dietrichstein zum Weihbischof in Olmütz ernannt und war Titularbischof von Joppe (1631-1639). Die Bischofsweihe empfing er am 5. September 1635.

Bischofsamt und Gegenreformation

Auf Empfehlung seines Diözesanbischofs und des Erzherzogs Leopold Wilhelm von Österreich wurde Breuner am 3. Juni 1639 von Ferdinand III. zum Fürstbischof von Wien nominiert (als Nachfolger des am 1. April 1639 verstorbenen Anton Wolfrath), die päpstliche Verleihung erfolgte am 5. September 1639, die Inthronisation am 26. Dezember desselben Jahres. Angesichts der geringen Dotation seines Bistums durfte Breuner all seine bisherigen Pfründe behalten.

Philipp Friedrich Breuner setzte die gegenreformatorischen Maßnahmen, welche seine Vorgänger im Licht der katholischen Konfessionalisierung unternommen hatten, fort. Durch intensive Predigttätigkeit, vor allem durch die Jesuiten und Franziskaner, sollten protestantisches Pfarrvolk wieder zum katholischen Glauben bewegt werden.

Zur besseren Organisation der Pfarrseelsorge ließ Bischof Breuner im Jahr 1646 eine auf Bischof Melchior Khlesls Vorarbeiten beruhende neue Pfarreinteilung für die Stadtpfarren St. Stephan, St. Michael und die Schottenpfarre mit erstmals eindeutig festgelegten Grenzen (vor allem in den Vorstädten) ausarbeiten.

Auch im Bereich der Organisation des Klerus setzte Breuner verschiedene Maßnahmen. Zur Stärkung der Disziplin und Bildung des Klerus erließ er im Jahr 1659 eine detaillierte Weiheordnung. Zudem achtete er besonders auf die Residenzpflicht der Domherren. Zur Prüfung der von auswärts nach Wien strömenden Geistlichen betraute er einen eigens dafür von ihm eingesetzten Konsistorialrat.

Breuner strebte auch nach Stärkung der bischöflichen Rechte gegenüber den staatlichen Institutionen (kaiserliche und landesfürstliche Behörden und Stadt Wien, die großen Einfluss auf unter anderem das Benefizienwesen und die Prälatenwahlen hatten), ebenso gegenüber dem Wiener Domkapitel, den Orden und der Diözese Passau (Passau beanspruchte hartnäckig Pfarr- und Pontifikalrechte für die Offizialatskirche Maria am Gestade). Diesbezügliche Bemühungen bleiben jedoch weitgehend erfolglos.

Bischof Breuner widmete sich außerdem der Krankenseelsorge, indem er 1645 Anordnungen für eine funktionierende seelsorgliche Betreuung der Pestkranken traf.

Er förderte auch eine Reihe religiös-barocker Frömmigkeitsriten, die kennzeichnend für die im Lauf des 17. Jahrhunderts wieder im Aufschwung begriffene katholische Konfession wurden. So passte er etwa die Liturgie an der Domkirche zu St. Stephan an die vom Konzil von Trient verfügten liturgischen Normen an und ließ zu diesem Zweck im Jahr 1648 ein Proprium Sanctorum ecclesiae et dioeceseos Viennensis (Eigentexte der Heiligen der Wiener Kirche und Diözese, ein liturgisches Buch mit den Texten zur Feier der in der Diözese Wien mit eigenem Formular begangenen Heiligenfeste) drucken.

Breuner suchte auch eine Verbindung zwischen der katholischen Kirche und den weltlichen Herrschern in Wien herzustellen und trug so zu einer nachhaltigen Institutionalisierung der katholischen Konfession in Wien bei: Auf Wunsch Leopolds I. führte er das Schutzengelfest in Wien ein, auf jenen der Kaiserinwitwe Eleonore gründete er den hochadeligen Orden der Sternkreuzdamen.

Bautätigkeiten und Kunstförderung

Breuner setzte den von Anton Wolfrath begonnenen Bau des Bischofshofs fort (während der Bauzeit residierte er im Harrachpalais auf der Freyung) und vollendete ihn 1641.

Während der Amtszeit Breuners wurden eine Reihe von Barockisierungen und Baumaßnahmen an kirchlichen Gebäuden umgesetzt. Zwischen 1649 und 1652 ließ er das bischöfliche Schloss in Wien St. Veit neu erbauen. Er ließ den Stephansdom ausbauen und barockisieren (Hochaltar, Chorgestühl) und vergrößerte den Reliquienschatz des Domes.

Breuner stiftete den Hochaltar von St. Stephan (der holzgeschnitzte gotische Flügelaltar aus der Mitte des 14. Jahrhunderts war vom Holzwurm völlig zerfressen gewesen) und setzte sich mit diesem ein Denkmal. Der Altar wurde 1647 geweiht (errichtet 1640-1647 von den Brüdern Johann Jakob [Bildhauer] und Tobias Pock [Maler] aus Konstanz, geweiht am 19. Mai 1647). Das Hochaltarbild (1647), eine Steinigung des heiligen Stephan darstellend, gilt als Hauptwerk des Tobias Pock. Auch die Domherrenstühle wurden auf Anregung Breuners hin geschnitzt (wegen der auf Konsolen stehenden Büsten diözesangeschichtlich interessant). Die bischöfliche Weihe des Hochaltars erfolgte am 18. Mai 1647.

In der Tradition der barocken Marienverehrung steht die Weihe einer marmornen Mariensäule Am Hof, anlässlich derer Kaiser Ferdinand III. am 18. Mai 1647 das ganze Land durch ein Gelöbnis unter den Schutz der Gottesmutter stellte (Errichtung der Säule bereits 1645 anlässlich der Schwedeneinfälle gelobt).

Tod und Nachleben

Fürstbischof Breuner war in den letzten Lebensjahren erblindet und starb am 22. Mai 1669. Seine letzte Ruhestätte fand er im Nordchor (Frauenchor) des Stephandoms. Die Einsegnung nahm der Bischof von Neutra (Nitra, Slowakei), Leopold Karl Graf Kollonitz, vor.

In seinem Testament hat Breuner besonders das Wiener Domkapitel und die Chur bei St. Stephan bedacht.

Quellen

Diözesanarchiv Wien, Bischofsakten.

Literatur

  • Rudolf Bachleitner: Der Wiener Dom. Wien: Wiener Dom-Verlag 1966, S. 39
  • Rupert Feuchtmüller: Der Wiener Stephansdom. Wien: Wiener Dom-Verlag 1978, S. 307
  • Geschichte der Stadt Wien. Hg. vom Altertumsverein zu Wien. Band 5. Wien: Holzhausen 1914, Register (besonders S. 259 ff.)
  • Franz Loidl: Geschichte des Erzbistums Wien. Wien [u.a.]: Herold 1983, S. 81-84 und Register
  • Franz Loidl / Martin Krexner: Wiens Bischöfe und Erzbischöfe Vierzig Biographien. Wien: Schendl 1983, S. 50-51
  • Joseph Maurer: Ein bischöfliches Leichenbegängnis vor 200 Jahren. In: Berichte und Mitteilungen des Altertums-Vereines zu Wien 26 (1890), S. 99 ff.
  • Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag ³1970, S. 31, 38
  • Ernst Tomek: Humanismus, Reformation, Gegenreformation. Innsbruck / Wien: Tyrolia 1949 (Kirchengeschichte Österreichs 2), S. 543-544
  • Johann Weißensteiner: Philipp Friedrich Graf von Breuner. In: Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder. Ein biographisches Lexikon. Band 3: 1785/1803 bis 1945. Hg. von Erwin Gatz, Berlin: Duncker & Humblot 1983, S. 47-48
  • Josef Wodka: Kirche in Österreich. Wegweiser durch ihre Geschichte. Wien: Herder 1959, S. 141