Wilderich von Walderdorff

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Wappen von Wilderich von Walderdorff
Daten zur Person
Personenname Walderdorff, Wilderich von
Abweichende Namensform Wilderich Freiherr von Walderdorff
Titel Freiherr, Sancti Romanorum Imperatoris Princeps, Sanctae Caesareae Maiestatis Consularius Intimus, Praepositus Spirensis
Geschlecht männlich
PageID 39636
GND 1929771X
Wikidata Q119998
Geburtsdatum 14. Jänner 1617
Geburtsort Limburg
Sterbedatum 4. September 1680
Sterbeort Wien
Beruf Fürstbischof von Wien
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Frühe Neuzeit, Erzdiözese Wien, Bischof, Katholische Kirche, Katholiken, Bistum
Quelle Gedenktage
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Letzte Änderung am 7.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof Stephansdom
Grabstelle
Bildname Bischofswappen_von_Wilderich_von_Walderdorf.jpeg
Bildunterschrift Wappen von Wilderich von Walderdorff

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Fürstbischof von Wien (09.1669 bis 04.09.1680)

Wilderich von Walderdorff, * 1617 Limburg, † 4. September 1680 Wien, 1669-1680 Fürstbischof von Wien.

Biografie

Werdegang

Von Walderdorff wurde am 14. Jänner 1617 als zweiter Sohn einer kinderreichen Familie auf den Familiengütern in Limburg geboren. Der Vater war Rat in Kurtrier und Amtmann zu Montabaur (Rheinland-Pfalz), seine Mutter war die Schwester des Mainzer Erzbischofs Georg Friedrich von Greiffenclau zu Vollrads. Der Bruder, Johann Philipp von Walderdorff, strebte auch die geistliche Laufbahn an und wurde Domherr in Speyer und Trier.

Nach Abschluss der humanistischen Studien trat Wilderich von Walderdorff auf Empfehlung des Erzbischofs von Trier, Philipp Christoph Reichsritter von Sötern, in das Collegium Germanicum in Rom ein, wo er bis 1642/1643 studierte. Im Jahr 1641 erhielt er ein Kanonikat in Würzburg. 1643 folgte er einem entfernten Cousin, Johann Philipp von Schönborn, nach Würzburg, da letzterer dort Fürstbischof geworden war. Nach einer Kavalierstour durch Italien, Frankreich und die Niederlande erhielt von Walderdorff ein Domkanonikat in Mainz, wo Schönborn inzwischen Erzbischof geworden war.

Am 19. November 1647 wurde er zum Generalvikar von Mainz ernannt. In dieser Funktion hatte er auch umfassende kirchenpolitische und diplomatische Agenden inne. Von Walderdorff führte eine Verwaltungsreform im Bistum durch und sorgte für eine regelmäßige, sorgfältige Protokollführung. Ebenso wurden im ganzen Diözesangebiet umfassende Visitationen in Klöstern und Pfarren durch ihn angeregt. Im Jahr 1650 wurde er Domdekan in Speyer, 1653 Dompropst ebendort. Erst im Jahr 1659 empfing von Walderdorff die Priesterweihe.

Kaiser Leopold I. ernannte ihn aufgrund seiner vielfältigen Talente im Jahr 1660 zum Reichsvizekanzler (in dieser Eigenschaft amtierte er ab 1660 auch in Wien) und 1662 zum kaiserlichen Geheimrat. Ebenso erhob Leopold I. die gesamte Familie der von Walderdorff in den Reichsfreiherrenstand.

Bischof von Wien

Das enge Verhältnis zum Kaiser dürfte auch den Ausschlag für die Ernennung zum Fürstbischof von Wien gegeben haben, die kaiserliche Nomination erfolgte am 28. Juni 1669, die päpstliche Verleihung am 19. August desselben Jahres. Am 29. September 1669 wurde von Walderdorff von Nuntius Antonio Pignatelli in Anwesenheit des Hofes und des Stadtrates zum Bischof geweiht. Die Pfründe durfte er beibehalten.

Bald nach Amtsantritt erließ er Instruktionen für die leitenden Diözesanverantwortlichen und suchte den Zustrom unqualifizierter Geistlicher in die Hauptstadt zu beschränken. Im Jahr 1674 erließ er gemeinsam mit den Jesuiten eine neue Ordnung für das Alumnat. Er vermehrte dabei die Alumnatsstiftung von Bischof Melchior Khlesl um weitere Plätze, um einem Priestermangel vorzubeugen. Seine Bemühungen, in Wien ein Oratorium des heiligen Philipp von Neri einzuführen, blieben erfolglos. Ebenso verbot er in diesem Jahr das öffentliche Auftreten von Geißlern und Kreuzträgern in der Fastenzeit.

Von Walderdorff war bestrebt, eine allzu intensive Einmischung der landesfürstlichen Behörden und der Diözese Passau in bischöfliche Angelegenheiten zu verhindern, ging andererseits jedoch eine Zweckgemeinschaft mit den weltlichen Herrschern ein, um die katholische Konfession nachhaltig zu verankern (Aufforderung des Kirchenvolkes zu regelmäßigem Gottesdienstbesuch und Sakramentsempfang, Richtlinien für das Verhalten in Kirchenräumen). Eine Niederlage im Jurisdiktionsstreit mit Passau erlitt der Bischof 1677, als der Vatikan die Jurisdiktionsrechte Passaus in der Offizialatskirche Maria am Gestade anerkannte.

In Bezug auf die kirchliche Verwaltung führte von Walderdorffs Generalvikar ab 1677 eine verbesserte Prozessordnung des Konsistoriums ein. Von Walderdorff förderte insbesondere den Kirchenbau, im Jahr 1670 wurde die Servitenkirche (9. Bezirk, Roßau) eingeweiht, 1673 stiftete er die Kapelle "Unter den Weißgerbern" zu Ehren der Hl. Margaretha (3. Bezirk). Im 2. Bezirk errichtete man 1670-1671 die Pfarre zum Hl. Leopold.

In seiner Amtszeit wurde der heilige Josef von Kaiser Leopold I. im Jahre 1675 zum Schutzpatron aller Erbkönigreiche und Länder erhoben.

Pestepidemie

In seinen letzten Lebensjahren musste von Walderdorff ein erneutes Wüten der Pest erleben. Im Jahr 1679 wurden zwischen 70.000 und 120.00 Menschen durch die Seuche hinweggerafft. Der Prediger Abraham a Sancta Clara (1644-1709) schildert in seiner Schrift "Merck’s Wien" die Heimsuchung der Stadt durch diese Pestepidemie.

In der Organisation der Pestseelsorge ließ sich der Bischof von Generalvikar J. B. Mair vertreten. Zur Betreuung der Todkranken meldeten sich freiwillig Priester, die in den verseuchten Gebieten den seelsorgerischen Dienst versahen, was vielen das Leben kostete. Im Angesicht der Pest wurde die Aufstellung einer Dreifaltigkeitssäule gelobt, die der Wiener Stadtrat schließlich im Jahr 1679 am Graben errichtete. Später wurde diese von Leopold I. durch eine prunkvollere Säule ersetzt, die 1690 eingeweiht wurde.

Tod

Von Walderdorff starb nach dem Abklingen der Pest am 4. September 1680 und wurde im Stephansdom beigesetzt.

Quellen

Diözesanarchiv Wien, Bischofsakten.

Literatur

  • Joseph Kopallik: Regesten zur Geschichte der Erzdiöcese Wien. Band 1: Regesten zur Geschichte der aufgehobenen Klöster Wiens. Wien: Gorischek 1890, Nr. 1-19
  • Franz Loidl: Geschichte des Erzbistums Wien. Wien: Herold 1983, S. 87, 91-93
  • Franz Loidl / Martin Krexner: Wiens Bischöfe und Erzbischöfe. Vierzig Biographien. Wien: Schendl 1983, S. 52-53
  • Ernst Tomek: Das Zeitalter der Aufklärung und des Humanismus. Innsbruck - Wien - München: Tyrolia 1959 (Kirchengeschichte Österreichs 2), S. 20-21
  • Johann Weißensteiner: Wilderich von Walderdorff. In: Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder. Ein biographisches Lexikon, Band 3: 1785/1803 bis 1945. Hg. von Erwin Gatz. Berlin: Duncker & Humblot 1983, S. 550-551
  • Josef Wodka: Kirche in Österreich. Wegweiser durch ihre Geschichte. Wien: Herder 1959, S. 260

Weblinks