Johann Josef Trautson

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Johann Josef Trautson, Portraitgemälde, Erzdiözese Wien.
Daten zur Person
Personenname Trautson, Johann Josef
Abweichende Namensform
Titel Graf, Reichsfürst, Fürsterzbischof, Dr. iur., Dr. theol.
Geschlecht männlich
PageID 25094
GND 108758486
Wikidata Q86916
Geburtsdatum 17. Juli 1707
Geburtsort Falkenstein bei Poysdorf
Sterbedatum 10. März 1757
Sterbeort Wien
Beruf Bischof, Priester
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Frühe Neuzeit, Bischof, Katholische Kirche, Katholiken, Bistum, Erzdiözese Wien, Erzdiözese, Erzbistum
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 10.11.2023 durch DYN.krabina
Begräbnisdatum
Friedhof St. Stephan, Nordchor; Barocksarkophag mit Obeliskaufbau
Grabstelle
Bildname Trautson Joh eb Sek AS bearb.jpg
Bildunterschrift Johann Josef Trautson, Portraitgemälde, Erzdiözese Wien.
  • 1., Rotenturmstraße 2 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Wappen von Johann Joseph Trautson

  • Fürsterzbischof von Wien (17.05.1751 bis 10.03.1757) Namensgeber der Trautsongasse
  • Domherr im Salzburger Domkapitel (1720)
  • Domherr im Passauer Domkapitel (1723)
  • Domherr im Breslauer Domkapitel (1723)
  • Passauer Offizial für Österreich unter der Enns (1743)

Trautson, Johann Josef Graf, Reichsfürst zu Falkenstein, * 17. Juli 1707 Falkenstein bei Poysdorf, Niederösterreich, † 10. März 1757 Wien 1, Rotenturmstraße 2 (St. Stephan, Nordchor; Barocksarkophag mit Obeliskaufbau), Fürsterzbischof.

Biografie

Werdegang und Bischofsamt

Am 27. Juli 1704 wurde der zukünftige Erzbischof Johann Josef Trautson in die adelige Familie von Trautson geboren. Der Vater war Obersthofmeister unter den Kaisern Joseph I. und Karl VI. Johann Josef Trautson absolvierte seine Ausbildung in Wien und war früh für die geistliche Laufbahn bestimmt. 1720 wurde er als Domherr in das Salzburger Domkapitel aufgenommen. 1723 promovierte er in Rom zum Doktor der Theologie und der Rechte. Im gleichen Jahr erfolgte die Aufnahme in das Domkapitel von Passau und Breslau. Er unternahm Bildungsreisen nach Frankreich und in die Niederlande und eignete sich umfassende Fremdsprachenkenntnisse an. Am 26. September 1728 wurde er in Salzburg zum Priester geweiht. Er wurde außerdem Propst zu Ardagger und 1743 schließlich Passauer Offizial für Österreich unter der Enns mit Sitz in Wien.

Am 7. Dezember 1750 erfolgte die päpstliche Ernennung zum Koadjutor unter Erzbischof Sigismund Graf Kollonitsch. Nach dem Tod von Kollonitsch am 13. April 1751, wurde Trautson am 29. Juni 1751 als Wiener Erzbischof inthronisiert. 1756 erhob ihn Papst Benedikt XIV. auf Bitte von Maria Theresia zum Kardinal.

Fürsterzbischof Trautson war ein aufgeklärter Kirchenfürst, der allzu heftige gegenreformatorische Strömungen diplomatisch auszugleichen suchte. In seiner Regierungszeit erließ Trautson drei Hirtenbriefe, die ihn als Exponenten des Reformkatholizismus erkennen lassen, da er sich unter anderem gegen einen übertriebenen Heiligenkult, ausufernde Prozessions- und Wallfahrtstätigkeit und für die Reduktion von geistlichen Bruderschaften aussprach. Ähnlich wie sein Vorgänger Sigismund Kollonitsch setzte er auf die Bildung der Bevölkerung im Sinne der katholischen Glaubenslehre (Katechismus, Sakramentenempfang, Predigten).

Reform der Universität Wien

In enger Zusammenarbeit mit den staatlichen Behörden beteiligte er sich an der Neuordnung des Studienwesens in Wien. Die theologische Studienrichtung solle sich in Zukunft durch eine Einbeziehung der Erkenntnisse der anderen Disziplinen (vor allem der historischen) auszeichnen. Sprachkenntnisse in Griechisch und Hebräisch wurden verpflichtend. Auswärtige Theologen sollten verstärkt als Lehrende wirken, um das Bildungsmonopol der Jesuiten zu brechen. Trautsons Pläne wurden ab 1774 mit der Rautenstrauchschen Reform Wirklichkeit.

In seiner Funktion als Protektor der theologischen und philosophischen Studien ab 1752 nahm Erzbischof Trautson oft selbst an monatlichen Konferenzen des Doktorenkollegiums teil. Als Studienprotektor der gesamten Universität Wien wurde Trautson ab 1753 (beauftragt durch Maria Theresia) leitender Verantwortlicher für den Neubau des Universitsgebäudes (Aula, heute Österreichische Akademie der Wissenschaften), dessen feierliche Einweihung am 5. April 1756 stattfand. Trautson wurde zum Studienprotektor und Kardinal ernannt.

Kirchenreform

Die von Maria Theresia erwünschte Kirchenreform unterstützte Trautson als Mitglied der zuständigen Kommission. Er schuf dabei auch die strukturellen Voraussetzungen für die in den Jahren 1755 und 1756 durchgeführten Pfarrregulierungen.

Tod und Nachleben

Trautson erlitt am 19. Dezember 1756 einen Schlaganfall und starb am 10. März 1757 an den Folgen. Er wurde im Stephansdom beigesetzt. Sein Bruder Wenzel Fürst Trautson ließ ihm ein prächtiges Grabmal errichten (Barocksarkophag mit Obeliskenaufbau und Porträtmedaillon von Balthasar Moll). Johann Josef Trautsons Gelehrsamkeit spiegelt sich besonders in der von ihm hinterlassenen Bibliothek wider, die unter anderem auch Werke der antiken Literatur, des Humanismus, der Kunst und Architektur umfasste.

Trautsongasse.

Quellen

Diözesanarchiv Wien, Bischofsakten.

Literatur

  • Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, Register
  • Joseph Kopallik: Regesten zur Geschichte der Erzdiöcese Wien. Band 1: Regesten zur Geschichte der aufgehobenen Klöster Wiens. Wien: Gorischek 1890, Nr. 1-22
  • Franz Loidl: Geschichte des Erzbistums Wien. Wien: Herold, 1983, S. 138 f.
  • Franz Loidl / Martin Krexner: Wiens Bischöfe und Erzbischöfe. Vierzig Biographien. Wien: Schendl 1983, S. 27 f.
  • Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag ³1970, S. 31
  • Hans Rotter: Die Josefstadt. Geschichte des 8. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Selbstverlag 1918, S. 454
  • Ernst Tomek: Das Zeitalter der Aufklärung und des Humanismus. Innsbruck - Wien - München: Tyrolia 1959 (Kirchengeschichte Österreichs 2), S. 224-256, 275-286
  • Johann Weißensteiner: Sigismund Graf von Kollonitz. In: Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder. Ein biographisches Lexikon, Bd. 3: 1785/1803 bis 1945. Hg. von Erwin Gatz. Berlin: Duncker & Humblot, S. 524-526
  • Josef Wodka: Kirche in Österreich: Wegweiser durch ihre Geschichte. Wien: Herder 1959, S. 298-305
  • Constant von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856-1891. Register 1923