Wallfahrt

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Wallfahrt, Wanderung oder Reise zum Besuch einer Pilgerstätte mit Devotionalien, von dessen Betrachtung und Verehrung der Besucher ein besonderes religiöses Empfinden und die Erhörung von Bitten um Fürsprache bei Gott zwecks Hilfe bei Problemen und Notfällen erwartet; solche Kultgegenstände können Heiligenbilder und -Statuen, Reliquien oder Gedenkstätten sein. Man unterscheidet zwischen Pilgerreisen, die sich über größere Entfernungen erstrecken, mehrere Kultstätten erfassen und längere Zeit dauern, und Wallfahrten im engeren Sinn, die sich auf ein Ziel beschränken und kurzfristig sind.

Die frühesten Pilgerfahrten im christlichen Abendland gingen ab dem 4. Jahrhundert zu den Christus-Gedenkstätten in Palästina und zu den Gräbern der Apostel Petrus und Paulus nach Rom, es folgten unter anderem die Reisen zum Grab des Apostels Jakobus des Älteren nach Santiago de Compostela (Spanien) ab dem elften Jahrhundert, zum Grab Karls des Großen in Aachen ab 1165 (Jahr der Heiligsprechung), zur Marienstatue in Mariazell (Steiermark) ab dem 13. Jahrhundert, zum Haus der Muttergottes in Loreto (Italien) ab 1294, zur Klause des heiligen Wolfgang in Sankt Wolfgang am Abersee/Wolfgangsee (Oberösterreich) seit Anfang 14. Jahrhundert, zur schwarzen Ikone der Muttergottes in Tschenstochau (Polen) ab 1382 und zur Marienstatue in Altötting (Oberbayern) im 15. Jahrhundert.

Neben diesen Wallfahrten von überregionaler Bedeutung (zu denen in jüngster Zeit auch die Marien-Heiligtümer in Lourdes/Frankreich und Fatima/Portugal kamen) gab und gibt es eine Unzahl von Wallfahrten mit nur lokalem Einzugsgebiet. Im Raum von Wien ist die Wallfahrt zum Marienbild in Hietzing (Hietzinger Kirche) ab Ende des 14. Jahrhunderts, jene zur Marienstatue in Mariabrunn ab 1610 bezeugt; die Wallfahrt vom Stephansdom zum Hernalser Kalvarienberg begann 1639.

Die Wallfahrten haben für die Zielorte auch große wirtschaftliche Bedeutung (Gastgewerbe, Spenden für Kirchen, Messstiftungen). Während der Glaubensspaltung im 16. Jahrhundert ging das Wallfahrtswesen stark zurück, im 17. Jahrhundert nahm es einen großen Aufschwung, unter Joseph II. wurden Wallfahrten hingegen stark eingeschränkt. Seit 1905 gibt es die von Pater Heinrich Abel begründete Männerwallfahrt nach Klosterneuburg.

Literatur

  • Gustav Gugitz: Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch. Band 1: Wien. Wien: Hollinek 1955
  • Wilhelm Hengstler / Karl Stocker Wallfahrt - Wege zur Kraft. Steiermärkische Landesausstellung Stift Pöllau, 30. April bis 30. Oktober 1994. Graz: Kulturabteilung des Landes Steiermark 1994
  • Pia Maria Plechl: Wallfahrt in Österreich. Wien: Ueberreuter 1988
  • Lenz Kriss-Rettenbeck [Hg.]: Wallfahrt kennt keine Grenzen. Themen zu einer Ausstellung des Bayerischen Nationalmuseums und des Adalbert-Stifter-Vereins. München: Schnell & Steiner 1984
  • Josef Höfer, Karl Rahner (Herausgeber): Lexikon für Theologie und Kirche. Band 10, Freiburg/Breisgau 1965, S. 942 ff.