Bistum: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Zeile 9: Zeile 9:
 
|Bildunterschrift=Wappen des Erzbistums Wien
 
|Bildunterschrift=Wappen des Erzbistums Wien
 
}}
 
}}
Bistum, kirchlicher Amtsbezirk eines Bischofs, auch [[Diözese]] genannt. Seit Herzog [[Leopold VI.]] (erste Hälfte 13. Jahrhundert) bemühten sich die Landesfürsten, für ihr Land ein eigenes, vom Passauer Bistum unabhängiges Bistum zu erhalten, scheiterten jedoch immer wieder an dem von den Päpsten zur Kenntnis genommenen Widerstand Passaus, zu dessen Diözese Wien gehörte; die östlich der Enns gelegenen [[Dekanat|Dekanate]] unterstanden dem in Wien ([[Passauer Hof (1)|Passauer Hof]]) residierenden bischöflichen Offizial. Erst [[Friedrich III.]] vermochte anlässlich eines Besuchs in Rom einen Meinungswandel herbeizuführen. Die Bistumsgründung (verfügt durch Papst Paul II. mit der Bulle "In supremae dignitatis specula" vom 18. Jänner 1469, Original im Wiener Diözesanarchiv) blieb allerdings territorial auf das Stadtgebiet und einige angrenzende Pfarren beschränkt. Wegen verschiedener Schwierigkeiten konnte die Bulle erst am 17. September 1480 verlautbart werden; ab diesem Zeitpunkt ist sie in Kraft. 1476 folgte das Bistum Wiener Neustadt. Das exemte Bistum umfasste die drei Stadt- sowie 14 Landpfarreien; finanziell stützte es sich lediglich auf die Einkünfte des Kollegiat-Propstes, sodass anfangs nur Administratoren tätig waren. Der erste Bischof war [[Georg Slatkonia|Georg von Slatkonia]] (1513-1522); unter ihm breitete sich der Protestantismus ungehindert aus. Unter [[Johann von Revellis]] (1523-1530), [[Johannes Fabri|Johann Fabri]] (1530-1541), [[Friedrich Nausea]] (1541-1552), vor allem jedoch unter [[Petrus Canisius]] (Administrator 1554-1555), [[Antonius Brus von Müglitz|Antonius Brus]] (1558-1561) und Kardinal [[Melchior Khlesl]] (1598/1614-1630) kam es zur Verteidigung beziehungsweise machtvollen Wiedereinführung des katholischen Glaubens in Wien ([[Klosteroffensive]]). Bischof [[Anton Wolfrath]] erhielt 1631 für sich und seine Nachfolger von Ferdinand II. die Reichsfürstenwürde verliehen. [[Philipp Friedrich Breuner|Philipp Friedrich Graf Breuner]] (1639-1669) und [[Emerich Sinelli]] (1681-1685) ragten in der Folge durch ihren Seelsorgeeifer hervor. Am 14. Februar 1723 wurde das Wiener Bistum mittels der an diesem Tag nach Wien gebrachten Erhebungsbulle "Suprema dispositione" zum [[Erzbistum]] erhoben (Festakt am 24. Februar); der Passauer Ordinarius Graf Lamberg entließ jedoch Klerus und Gläubige erst am 12. März 1729 formell aus der alten Diözese, die am 15. März vom Wiener Erzbischof offiziell in Besitz genommen wurde. Durch die Reform [[Joseph II.|Josephs II.]] ([[Diözesanregulierung]]) wurden Oberösterreich und Niederösterreich 1784 von Passau getrennt; 1785 wurde die Diözese Linz errichtet, jene von Wiener Neustadt nach St. Pölten verlegt, und beide als Suffragane Wien unterstellt. Wien selbst erhielt die beiden östlichen Viertel Niederösterreichs (mit Pitten). 1921 kam das Burgenland zu Österreich (1922 Apostolische Administratur, seit 1960 Bistum im Territorium des Wiener Erzbistums).
+
Bistum, bestimmter territorial ausgerichteter Gerichts- und Verwaltungsbezirk des Bischofs.
 +
 
 +
== Allgemeines  ==
 +
Bistum bezeichnet den Gerichts- und Verwaltungsbezirk des Bischofs (Griechisch: ἐπίσκοπος / ''epískopos'' „Aufseher“). Die Begriffe ,Bistum‘ und [[Diözese|‚Diözese‘]] (Griechisch: διοίκησις / ''dioíkesis'', Lateinisch: ''dioecesis'' „Verwaltung“) bezeichnen heute die unterschiedlichen Teilkirchen (''ecclesiae particulares''), aus welcher die katholische Kirche besteht.
 +
 
 +
Üblicherweise bezeichnet ein Bistum ein bestimmtes Territorium und bildet eine Organisationseinheit der katholischen Kirche. Alle anderen kirchlichen Organisationseinheiten ([[Vikariate]], [[Dekanat|Dekanate]], [[Pfarren]]) sind auf das Bistum hin und somit auch territorial ausgerichtet. In der Regel ist jedes Bistum einer Kirchenprovinz ([[Metropolie]], von Griechisch: μητρόπολις / ''metrópolis'', "Mutterstadt") zugeordnet. Einer [[Metropolie]] steht ein [[Erzbistum|Erzbischof]] vor (Griechisch: ἀρχιεπίσκοπος / ''archiepískopos'' "Oberbischof", von ἀρχή / arché "Herrschaft" und ἐπίσκοπος / ''epískopos'' "Bischof", "Aufseher"), der gleichzeitig auch Bischof einer [[Diözese]] ist. Solche Bistümer, die einer [[Metropolie]] untergeordnet sind, werden als Suffraganbistümer bezeichnet.
 +
 
 +
Neben der territorialen Struktur bezeichnet der Begriff ,Bistum‘ auch eine Verwaltungsstruktur. Die Verwaltung eines Bistums erfolgt durch unterschiedliche Organe, die den Bischof beraten oder dessen Entscheidungen ausführen (z. B. Bischofssynode, [[Wiener Domkapitel|Domkapitel]], Priesterrat).
 +
 
 +
== Geschichte des Bistums Wien ==
 +
Seit Herzog [[Leopold VI.]] (erste Hälfte 13. Jahrhundert) bemühten sich die Landesfürsten, für ihr Land ein eigenes, vom Passauer Bistum unabhängiges Bistum zu erhalten, scheiterten jedoch immer wieder an dem von den Päpsten zur Kenntnis genommenen Widerstand Passaus, zu dessen Diözese Wien gehörte; die östlich der Enns gelegenen [[Dekanat|Dekanate]] unterstanden dem in Wien ([[Passauer Hof (1)|Passauer Hof]]) residierenden bischöflichen Offizial. Erst [[Friedrich III.]] vermochte anlässlich eines Besuchs in Rom einen Meinungswandel herbeizuführen. Die Bistumsgründung (verfügt durch Papst Paul II. mit der Bulle "In supremae dignitatis specula" vom 18. Jänner 1469, Original im Wiener Diözesanarchiv) blieb allerdings territorial auf das Stadtgebiet und einige angrenzende Pfarren beschränkt. Wegen verschiedener Schwierigkeiten konnte die Bulle erst am 17. September 1480 verlautbart werden; ab diesem Zeitpunkt ist sie in Kraft. 1476 folgte das Bistum Wiener Neustadt. Das exemte Bistum umfasste die drei Stadt- sowie 14 Landpfarreien; finanziell stützte es sich lediglich auf die Einkünfte des Kollegiat-Propstes, sodass anfangs nur Administratoren tätig waren. Der erste Bischof war [[Georg Slatkonia|Georg von Slatkonia]] (1513-1522); unter ihm breitete sich der Protestantismus ungehindert aus. Unter [[Johann von Revellis]] (1523-1530), [[Johannes Fabri|Johann Fabri]] (1530-1541), [[Friedrich Nausea]] (1541-1552), vor allem jedoch unter [[Petrus Canisius]] (Administrator 1554-1555), [[Antonius Brus von Müglitz|Antonius Brus]] (1558-1561) und Kardinal [[Melchior Khlesl]] (1598/1614-1630) kam es zur Verteidigung beziehungsweise machtvollen Wiedereinführung des katholischen Glaubens in Wien ([[Klosteroffensive]]). Bischof [[Anton Wolfrath]] erhielt 1631 für sich und seine Nachfolger von Ferdinand II. die Reichsfürstenwürde verliehen. [[Philipp Friedrich Breuner|Philipp Friedrich Graf Breuner]] (1639-1669) und [[Emerich Sinelli]] (1681-1685) ragten in der Folge durch ihren Seelsorgeeifer hervor. Am 14. Februar 1723 wurde das Wiener Bistum mittels der an diesem Tag nach Wien gebrachten Erhebungsbulle "Suprema dispositione" zum [[Erzbistum]] erhoben (Festakt am 24. Februar); der Passauer Ordinarius Graf Lamberg entließ jedoch Klerus und Gläubige erst am 12. März 1729 formell aus der alten Diözese, die am 15. März vom Wiener Erzbischof offiziell in Besitz genommen wurde. Durch die Reform [[Joseph II.|Josephs II.]] ([[Diözesanregulierung]]) wurden Oberösterreich und Niederösterreich 1784 von Passau getrennt; 1785 wurde die Diözese Linz errichtet, jene von Wiener Neustadt nach St. Pölten verlegt, und beide als Suffragane Wien unterstellt. Wien selbst erhielt die beiden östlichen Viertel Niederösterreichs (mit Pitten). 1921 kam das Burgenland zu Österreich (1922 Apostolische Administratur, seit 1960 Bistum im Territorium des Wiener Erzbistums).
  
 
Die Evangelische Kirche A. B. hat eine ihrer sechs (dem Bistum gleichrangigen) Landessuperintendenturen in Wien; ebenso ist der Sitz des Superintendenten der Evangelischen Kirche H. B. in Wien
 
Die Evangelische Kirche A. B. hat eine ihrer sechs (dem Bistum gleichrangigen) Landessuperintendenturen in Wien; ebenso ist der Sitz des Superintendenten der Evangelischen Kirche H. B. in Wien
  
== Administratoren ==
+
== Literatur ==
 +
* Viktor Flieder: Stephansdom und Wiener Bistumsgründung. Eine diözesan- und rechtsgeschichtliche Untersuchung. Wien: Wiener Dom-Verlag 1968 (Veröffentlichungen des Kirchenhistorischen Instituts der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien, 6)
 +
* Knut Walf: Bistum. In: Wörterbuch des Christentums. Hg. von Volker Drehsen / Hermann Häring / Karl-Josef Kuschel / Helge Siemers in Zusammenarbeit mit Manfred Baumotte. Zürich: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn / Benzinger Verlag 1988, S. 162–164
 +
 
 +
== Administratoren des Bistums Wien ==
 
* [[Leo von Spaur]] (1471-1479/1480)
 
* [[Leo von Spaur]] (1471-1479/1480)
 
* [[Johann Beckenschlager]], Koadjutor (1476-1482)
 
* [[Johann Beckenschlager]], Koadjutor (1476-1482)
Zeile 22: Zeile 36:
 
* [[Franz Bakócz ab Erdöd]] (1504-1509)
 
* [[Franz Bakócz ab Erdöd]] (1504-1509)
  
== Bischöfe ==
+
== Wiener Bischöfe ==
 
* [[Georg Slatkonia]] (1513-1522)
 
* [[Georg Slatkonia]] (1513-1522)
 
* [[Konrad Renner]], Koadjutor (1519-1522)
 
* [[Konrad Renner]], Koadjutor (1519-1522)
Zeile 39: Zeile 53:
 
* [[Tobias Schwab]], Apostolischer Vikar (1619-1628)
 
* [[Tobias Schwab]], Apostolischer Vikar (1619-1628)
  
== Fürstbischöfe ==
+
== Wiener Fürstbischöfe ==
 
* [[Anton Wolfrath|Franz Anton von Wolfradt]] (1631-1639; [[Wolfrathplatz]])
 
* [[Anton Wolfrath|Franz Anton von Wolfradt]] (1631-1639; [[Wolfrathplatz]])
 
* [[Philipp Friedrich Breuner|Philipp Friedrich Graf von Breuner]] (1639-1669)
 
* [[Philipp Friedrich Breuner|Philipp Friedrich Graf von Breuner]] (1639-1669)
Zeile 48: Zeile 62:
 
* [[Franz Ferdinand Rummel|Franz Ferdinand von Rummel]] (1706-1716)
 
* [[Franz Ferdinand Rummel|Franz Ferdinand von Rummel]] (1706-1716)
  
== Fürsterzbischöfe ==
+
== Wiener Fürsterzbischöfe ==
 
* [[Sigismund Kollonitsch|Sigismund Graf von Kollonitsch]] (1716/1722-1751; [[Kolonitzgasse]])
 
* [[Sigismund Kollonitsch|Sigismund Graf von Kollonitsch]] (1716/1722-1751; [[Kolonitzgasse]])
 
* [[Johann Josef Trautson|Johann Joseph Graf von Trautson]] (1751-1757; [[Trautsongasse]])
 
* [[Johann Josef Trautson|Johann Joseph Graf von Trautson]] (1751-1757; [[Trautsongasse]])
Zeile 62: Zeile 76:
 
* [[Friedrich Gustav Piffl]] (1913-1932; [[Kardinal-Piffl-Gasse]])
 
* [[Friedrich Gustav Piffl]] (1913-1932; [[Kardinal-Piffl-Gasse]])
  
== Erzbischöfe ==
+
== Wiener Erzbischöfe ==
 
* [[Theodor Innitzer]] (1932-1955; [[Theodor-Innitzer-Hof]], [[Kardinal-Innitzer-Platz]])
 
* [[Theodor Innitzer]] (1932-1955; [[Theodor-Innitzer-Hof]], [[Kardinal-Innitzer-Platz]])
 
* [[Franz König]] (1955-1986; † 2004, [[Kardinal-König-Platz]])
 
* [[Franz König]] (1955-1986; † 2004, [[Kardinal-König-Platz]])
Zeile 70: Zeile 84:
 
==Video==
 
==Video==
 
{{Video|Player=YouTube|ID=vYtqGrIJqj4|Breite=390|Höhe=250|Text=[http://www.youtube.com YouTube], Wien Museum: [https://www.youtube.com/watch?v=vYtqGrIJqj4 Virgilkapelle: Der lange Weg zum Bistum in Wien], 4 Min. 53 Sek. (Stand: 22.1.2020)}}
 
{{Video|Player=YouTube|ID=vYtqGrIJqj4|Breite=390|Höhe=250|Text=[http://www.youtube.com YouTube], Wien Museum: [https://www.youtube.com/watch?v=vYtqGrIJqj4 Virgilkapelle: Der lange Weg zum Bistum in Wien], 4 Min. 53 Sek. (Stand: 22.1.2020)}}
 
== Literatur ==
 
*Viktor Flieder: Stephansdom und Wiener Bistumsgründung. Eine diözesan- und rechtsgeschichtliche Untersuchung. Wien: Wiener Dom-Verlag 1968 (Veröffentlichungen des Kirchenhistorischen Instituts der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien, 6)
 

Version vom 23. Juni 2022, 15:08 Uhr

Wappen des Erzbistums Wien
Daten zur Organisation
Art der Organisation Konfessionelle Verwaltungseinheit
Datum von 1480 JL
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 12643
GND
WikidataID
Objektbezug Mittelalter, Frühe Neuzeit
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 23.06.2022 durch DYN.kroellnicole
Bildname Wappen_des_Erzbistums_Wien.jpeg
Bildunterschrift Wappen des Erzbistums Wien
  • 1., Wollzeile 2

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst.

Es wurden noch keine Personen erfasst.

Bistum, bestimmter territorial ausgerichteter Gerichts- und Verwaltungsbezirk des Bischofs.

Allgemeines

Bistum bezeichnet den Gerichts- und Verwaltungsbezirk des Bischofs (Griechisch: ἐπίσκοπος / epískopos „Aufseher“). Die Begriffe ,Bistum‘ und ‚Diözese‘ (Griechisch: διοίκησις / dioíkesis, Lateinisch: dioecesis „Verwaltung“) bezeichnen heute die unterschiedlichen Teilkirchen (ecclesiae particulares), aus welcher die katholische Kirche besteht.

Üblicherweise bezeichnet ein Bistum ein bestimmtes Territorium und bildet eine Organisationseinheit der katholischen Kirche. Alle anderen kirchlichen Organisationseinheiten (Vikariate, Dekanate, Pfarren) sind auf das Bistum hin und somit auch territorial ausgerichtet. In der Regel ist jedes Bistum einer Kirchenprovinz (Metropolie, von Griechisch: μητρόπολις / metrópolis, "Mutterstadt") zugeordnet. Einer Metropolie steht ein Erzbischof vor (Griechisch: ἀρχιεπίσκοπος / archiepískopos "Oberbischof", von ἀρχή / arché "Herrschaft" und ἐπίσκοπος / epískopos "Bischof", "Aufseher"), der gleichzeitig auch Bischof einer Diözese ist. Solche Bistümer, die einer Metropolie untergeordnet sind, werden als Suffraganbistümer bezeichnet.

Neben der territorialen Struktur bezeichnet der Begriff ,Bistum‘ auch eine Verwaltungsstruktur. Die Verwaltung eines Bistums erfolgt durch unterschiedliche Organe, die den Bischof beraten oder dessen Entscheidungen ausführen (z. B. Bischofssynode, Domkapitel, Priesterrat).

Geschichte des Bistums Wien

Seit Herzog Leopold VI. (erste Hälfte 13. Jahrhundert) bemühten sich die Landesfürsten, für ihr Land ein eigenes, vom Passauer Bistum unabhängiges Bistum zu erhalten, scheiterten jedoch immer wieder an dem von den Päpsten zur Kenntnis genommenen Widerstand Passaus, zu dessen Diözese Wien gehörte; die östlich der Enns gelegenen Dekanate unterstanden dem in Wien (Passauer Hof) residierenden bischöflichen Offizial. Erst Friedrich III. vermochte anlässlich eines Besuchs in Rom einen Meinungswandel herbeizuführen. Die Bistumsgründung (verfügt durch Papst Paul II. mit der Bulle "In supremae dignitatis specula" vom 18. Jänner 1469, Original im Wiener Diözesanarchiv) blieb allerdings territorial auf das Stadtgebiet und einige angrenzende Pfarren beschränkt. Wegen verschiedener Schwierigkeiten konnte die Bulle erst am 17. September 1480 verlautbart werden; ab diesem Zeitpunkt ist sie in Kraft. 1476 folgte das Bistum Wiener Neustadt. Das exemte Bistum umfasste die drei Stadt- sowie 14 Landpfarreien; finanziell stützte es sich lediglich auf die Einkünfte des Kollegiat-Propstes, sodass anfangs nur Administratoren tätig waren. Der erste Bischof war Georg von Slatkonia (1513-1522); unter ihm breitete sich der Protestantismus ungehindert aus. Unter Johann von Revellis (1523-1530), Johann Fabri (1530-1541), Friedrich Nausea (1541-1552), vor allem jedoch unter Petrus Canisius (Administrator 1554-1555), Antonius Brus (1558-1561) und Kardinal Melchior Khlesl (1598/1614-1630) kam es zur Verteidigung beziehungsweise machtvollen Wiedereinführung des katholischen Glaubens in Wien (Klosteroffensive). Bischof Anton Wolfrath erhielt 1631 für sich und seine Nachfolger von Ferdinand II. die Reichsfürstenwürde verliehen. Philipp Friedrich Graf Breuner (1639-1669) und Emerich Sinelli (1681-1685) ragten in der Folge durch ihren Seelsorgeeifer hervor. Am 14. Februar 1723 wurde das Wiener Bistum mittels der an diesem Tag nach Wien gebrachten Erhebungsbulle "Suprema dispositione" zum Erzbistum erhoben (Festakt am 24. Februar); der Passauer Ordinarius Graf Lamberg entließ jedoch Klerus und Gläubige erst am 12. März 1729 formell aus der alten Diözese, die am 15. März vom Wiener Erzbischof offiziell in Besitz genommen wurde. Durch die Reform Josephs II. (Diözesanregulierung) wurden Oberösterreich und Niederösterreich 1784 von Passau getrennt; 1785 wurde die Diözese Linz errichtet, jene von Wiener Neustadt nach St. Pölten verlegt, und beide als Suffragane Wien unterstellt. Wien selbst erhielt die beiden östlichen Viertel Niederösterreichs (mit Pitten). 1921 kam das Burgenland zu Österreich (1922 Apostolische Administratur, seit 1960 Bistum im Territorium des Wiener Erzbistums).

Die Evangelische Kirche A. B. hat eine ihrer sechs (dem Bistum gleichrangigen) Landessuperintendenturen in Wien; ebenso ist der Sitz des Superintendenten der Evangelischen Kirche H. B. in Wien

Literatur

  • Viktor Flieder: Stephansdom und Wiener Bistumsgründung. Eine diözesan- und rechtsgeschichtliche Untersuchung. Wien: Wiener Dom-Verlag 1968 (Veröffentlichungen des Kirchenhistorischen Instituts der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien, 6)
  • Knut Walf: Bistum. In: Wörterbuch des Christentums. Hg. von Volker Drehsen / Hermann Häring / Karl-Josef Kuschel / Helge Siemers in Zusammenarbeit mit Manfred Baumotte. Zürich: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn / Benzinger Verlag 1988, S. 162–164

Administratoren des Bistums Wien

Wiener Bischöfe

Wiener Fürstbischöfe

Wiener Fürsterzbischöfe

Wiener Erzbischöfe

Video

YouTube, Wien Museum: Virgilkapelle: Der lange Weg zum Bistum in Wien, 4 Min. 53 Sek. (Stand: 22.1.2020)