Gewässernetzwerk von Wien

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Ausschnitt des Wiener Gewässernetzes um 1825
Daten zum Objekt
Art des Objekts Gewässer
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Datum bis
Name seit
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Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
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Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Bildname Ausschnitt Wiener Gewässernetz um 1825 .jpg
Bildunterschrift Ausschnitt des Wiener Gewässernetzes um 1825

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48° 13' 54.81" N, 16° 23' 57.78" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Rekonstruktion der Donau-Auen und des Wienflusses um 1825
ursprüngliche Bäche und Flüsse Wiens mit ihrem Einzugsgebiet

Das Gewässernetz von Wien wird von der Donau dominiert. Die Donau sah nicht immer so aus wie heute. Vor der großen Donauregulierung in den Jahren 1870 bis 1875 mäandrierte sie auf breiter Fläche durch die Stadt. Eingriffe in die Donaulandschaft begannen nicht erst mit der großen Donauregulierung, bereits Jahrhunderte zuvor wurden zahlreiche regulierende Maßnahmen getroffen. Neben Hochwasserschutz war auch die Sicherstellung der Schiffbarkeit zentrales Motiv für regulierende Eingriffe.

Aber nicht nur die Donau ist Teil des Wiener Gewässernetzes - das Stadtgebiet ist von zahlreichen kleineren Bächen durchzogen, den Wienerwaldbächen. Die Liesing im Süden von Wien und der Wienfluss sind die beiden größten der Wienerwaldbäche. Daneben gibt es noch zahlreiche kleinere Bäche. Gemeinsam haben sie ihren Ursprung im Flyschgebiet des Wienerwaldes und das sich daraus ergebende, mit den Witterungsverhältnissen stark schwankende Abflussregime. Während die Wienerwaldbäche bei trockenem Wetter kaum oder wenig Wasser führen, kommt es bei starkem Regen oder Schneeschmelze häufig zu plötzlich auftretenden und intensiven Hochwasserereignissen. Dies beruht auf der geringen Wasserdurchlässigkeit der Böden, die aus Sandstein und (Ton-)Mergel bestehen. Die meisten der Wienerwaldbäche wurden jedoch innerhalb des dicht verbauten Stadtgebietes bereits im 19. Jahrhundert überwölbt und in die Kanalisation integriert. Sanitäre Überlegungen waren der ausschlaggebende Grund für die Errichtung der Bachkanäle. Schritt für Schritt verschwanden sie aus dem Stadtbild. Am Stadtrand fließen sie jedoch meist auch heute noch oberirdisch.

Auch das Grundwasser ist Teil des Wiener Gewässernetzes und wurde über die Jahrhunderte durch menschliche Eingriffe, wie Wasserentnahme über Hausbrunnen oder bauliche Maßnahmen und natürliche Prozesse verändert.

Zum Wiener Gewässernetzwerk gehören:

Nördliche Donauzubringer

Nördliches Einzugsgebiet des Wienflusses

Südliches Einzugsgebiet des Wienflusses

Südliche Donauzubringer

Siehe auch: Gewässer

Vielfältige Gewässernutzungen

Die Stadt und ihre Gewässer verbindet eine lange Geschichte der wechselseitigen Beeinflussung. Die natürlichen Eigenschaften der kleinen und großen Gewässer prägten die Geschichte der Stadt genauso wie die Gewässer durch die Stadt immer mehr geprägt und verändert wurden. Wasser ist essentiell für die Entstehung menschlicher Siedlungen, Gewässer beeinflussen wo Städte entstehen und wie diese wachsen und sich entwickeln können. Viele der Wiener Vororte entstanden entlang des Wienflusses oder an einem der Wienerwaldbäche. Die vielfach verzweigte Flusslandschaft der Donau verhinderte dagegen über Jahrhunderte die Ausbreitung der Stadt an das linke Flussufer in Richtung Nordosten. Auch entlang der kleineren Flüsse siedelten sich Menschen und Gewerbe in sicherem Abstand zu den Flussläufen an, um das Risiko von Hochwasserschäden zu verringern. Baupraktiken berücksichtigten die Dynamik der Flüsse. Zugleich ermöglichten die Flüsse viele verschiedene Nutzungen und boten unterschiedliche Ressourcen. Welche Nutzungen möglich waren und welche Ressourcen genutzt werden konnte, hing stark von den Charakteristika der Gewässer wie etwa Größe, Abflussmenge, saisonale Abflussschwankungen, Gefälle, Untergrund und flussmorphologische Dynamiken ab. Die Flusseigenschaften beeinflussten auch die Art und Weise, wie die städtischen Akteure verändernd und regulierend in die Flusslandschaften eingriffen. Praktiken der Gewässernutzung sowie die dafür notwendigen Bauwerke, wie Uferbefestigungen, Wehre, Brücken, Kanäle, Mühlräder, etc. lassen Rückschlüsse auf die Eigenschaften der genutzten Gewässer zu.

Wien verfügt über eine Gewässerlandschaft mit hoher Diversität, die eine Vielzahl von Nutzungen erlaubte: Die Donau und der Donaukanal waren die wichtigsten Transportwege für die Versorgung der Stadt, ihre Aulandschaften lieferten Brennholz und Fische, wurden landwirtschaftlich z.B. für den Gemüseanbau (siehe z.B. Erdberger Maiß) und als herrschaftliche Jagdgebiete genutzt. In den alluvialen Schichten der Donau war Grundwasser reichlich und gut verfügbar. Kleinere Gewässer waren Quelle für Trink- und Brauchwasser, sie dienten zum Waschen und trieben Wassermühlen an, schwemmten Abwässer und Abfälle davon. Trinkwasser stammte aber vor allem aus den unzähligen Brunnen, die vom Grundwasser gespeist wurden. Auch die kleineren Flüsse waren Habitate für Fische und Krebse, die zumindest lokal genutzt wurden. Am Wienfluss wurde bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts Holz getriftet und der Wiener Neustädter Kanal war ab 1803 ein wichtiger Transportweg für Kohle, Holz und Baumaterialien. Viele verschiedene Nutzungen existierten nebeneinander, wie aus Quellen wie der Wienflussaufnahme 1847-1857 oder dem Huber-Plan 1778 ersichtlich wird. Verschiedene technische Einrichtungen zur Gewässernutzung bestanden kleinteilig nebeneinander und bedeuteten lokal oft tiefgreifende Veränderungen der Gewässermorphologie. Die multiple Nutzung der Gewässer war Gegenstand formeller Regelungen, wie der Mühlordnungen, führte immer wieder zu Konflikten, gab aber auch Anlass zu Kooperation. Verschiedene Gewässer eigneten sich allerdings unterschiedlich gut für bestimmte Nutzungen. Das führte schon in der Neuzeit zu einer gewissen Ausdifferenzierung der Nutzungen: die kleinen Wienerwaldbäche führten oft zu wenig Wasser, um Mühlen anzutreiben, während Wienfluss und Liesingbach aufgrund ihrer Abflussmengen und Gefälle dafür gut geeignet waren. Kleine Gewässer wurden dagegen oft vom Hof oder von einflussreichen Adeligen mit Hilfe von Wasserleitungen zur Wasserversorgung für ihre Anwesen und Gärten heran- und somit den Anrainern für deren Nutzungen entzogen.

Die wachsende Bevölkerung und die zahlreichen technischen Neuerungen bedeuteten zusätzlichen Nutzungsdruck auf die Gewässer. Die Flüsse wurden intensiver zur Wasserver- und –entsorgung genutzt, Wasserkraftnutzung und Transport auf dem Wasserweg nahmen zu. Bevor durch fossile Brennstoffe und die Technologien, die diese ermöglichten, viele der Funktionen von Gewässern substituiert werden konnten, mussten diese wachsenden Ansprüche und die damit verbundenen Nutzungskonflikte lokal geregelt werden. Es kam zu einer weiteren Ausdifferenzierung von Nutzungen. Neue technischen Arrangements machten andere Nutzungen unmöglich oder erschwerten sie. An den kleineren Fließgewässern trat die Entsorgung von Abwässern in den Vordergrund. Fische konnten in den stark verschmutzten Gewässern nicht überleben. Die Donau wurde verstärkt als möglichst leistungsfähige Wasserstraße gedacht. Hochwasserschutz und die dadurch ermöglichte Gewinnung von Siedlungs-, Gewerbe- und Verkehrsflächen gewann an Bedeutung. Wasserleitungen brachten Trink- und Brauchwasser aus weiter entfernteren Regionen in die Stadt - bis die Erste und Zweite Hochquellenleitung die Stadt von lokalem Trinkwasser unabhängig machten. An der Donau stellte die umfassende Regulierung 1870 bis 1875 einen entscheidenden Wendepunkt für ihre Nutzungen und Rolle in der Stadtentwicklung dar.

Am Wienfluss und am Liesingbach erfolgte eine umfassende Regulierung 1894 bis 1904 bzw. 1939 bis 1977. Kleinere Fließgewässer wurden im dicht bebauten Stadtgebiet in das Kanalsystem eingegliedert, der Wiener Neustädter Kanal 1930 in Wien nach einigen Verkürzungen und Adaptionen vollständig aufgelassen. Anstelle der vielfältigen Nutzungen von Gewässern trat meist eine dominante Nutzung. Ein Großteil der Gewässerlandschaften ist heute technisch überformt, einige Teile wurden dagegen unter Naturschutz gestellt. Die Spuren der Gewässer und ihrer Nutzungen sind dennoch in der ganzen Stadt zu finden. Der Verlauf mancher Bäche und Flussarme ist in Straßenverläufen (z.B. Porzellangasse, Mollardgasse, Bertha-Löwi-Weg) und Parzellengrenzen eingeschrieben. Auch viele der heutigen Ver- und Entsorgungsnetzwerke gehen auf sie und ihre speziellen Eigenschaften zurück oder sind sogar auf sie als wesentlicher Bestandteil angewiesen. So wäre die Schwemmkanalisation ohne die vielen kleinen Wienerwaldbäche nicht möglich. Nicht zuletzt sind die Charakteristika der Wiener Gewässer immer noch entscheidend für viele technische Einrichtungen und Infrastruktur-Bauwerke, wie etwa den Wasserreservoires am Wienfluss, Pufferräumen in der Kanalisation oder der Donauinsel.

Weblinks

  • FWF-Projekt ENVIEDAN: Environmental History of the Viennese Danube 1500-1890: Understanding long-term dynamics, patterns and side effects of the colonization of rivers
  • FWF-Projekt URBWATER: Vienna's Urban Waterscape. An Environmental History.
  • MA 45 - Wiener Gewässer

Literatur