Wienbibliothek im Rathaus

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Datum von 1856
Datum bis
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Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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48° 12' 39.02" N, 16° 21' 26.27" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Wiener Stadt- und Landesbibliothek (l, Rathaus, MA 9).

Geschichte

Die älteste Bibliothek der Stadt Wien, die 1466 erstmals urkundlich erwähnt wird, deren Ursprung jedoch sicher weiter zurückreicht, wurde 1780 an die Hofbibliothek (heute Österreichische Nationalbibliothek) verkauft. Nach verschiedenen Anläufen (unter anderem Franz Tschischka 1828) wurde über Antrag von Bürgermeister Seiller am 29. April 1856 die Wiener Stadtbibliothek zunächst als Amtsbibliothek neu eingerichtet. Durch mehrere Schenkungen und Legate wurden die Sammlungsgebiete der Bibliothek jedoch bald ausgeweitet.

1878 entstand zusätzlich eine Handschriftensammlung, 1897 eine Musiksammlung und seit 1923 werden auch gezielt Plakate gesammelt. 1930 wurde eine Zeitungsdokumentation angelegt und nach 1945 eine Personendokumentation. Bestandlücken aus der Zeit vor der Neugründung der Bibliothek konnten durch die Übernahme großer Sammlungen beziehungsweise Nachlässe von Gelehrten, Schriftstellern und Bibliophilen (unter aanderen Theodor von Karajan, Joseph Feil, Ludwig August Frankl, Max von Portheim, Richard Kralik, Gustav Gugitz, Eduard Castle, Walter Sturminger) sowie von Verlagsarchiven (Artaria, Gerold, Doblinger, Universal-Edition und andere) teilweise geschlossen werden.

Die Bibliothek war ursprünglich im Alten Rathaus untergebracht und übersiedelte 1886 ins Neue Rathaus. Bemerkenswert ist der im Ursprungszustand erhaltene Lesesaal der Bibliothek. Die Musiksammlung befindet sich seit 1991 im Haus l, Bartensteingasse 9 in Räumen, die 1913 Adolf Loos eingerichtet hat und die unter Wahrung der historischen Substanz den Erfordernissen dieser Sammlung entsprechend adaptiert wurden. Die Druckschriftensammlung und deren Depots sowie die Handschriftensammlung befinden sich im Rathaus.

Sammlungsschwerpunkte

Derzeit insbesonders Viennensia, also gedrucktes und geschriebenes Material, das in einer Beziehung zur Stadt Wien und ihren Bewohnern steht, außerdem Austriaca (mit den Schwerpunkten österreichische Kultur, Literatur, Musik und Geschichte) und Juridica. Seit 1982 müssen von allen in Wien erscheinenden Publikationen Freistücke an die Bibliothek abgeliefert werden (Pflichtexemplarrecht), seit 1993 wird auch die EU-relevante Literatur gesammelt.

Druckschriftensammlung

Die Druckschriftensammlung umfaßte 1996 über 500.000 gebundene Druckwerke, rund 3.500 laufend bezogene Reihen sowie Zeitungen und Zeitschriften, zahlreich Einblattdrucke und Konvolute. Die Druckwerke konzentrieren sich auf Geschichte, Topographie und Kultur der Stadt Wien, Werke von in Wien geborenen oder lebenden Autoren sowie Literatur über diese Personen, Fachliteratur zu den Schwerpunkten der Bibliothekssammlungen sowie Austriaca und kommunalwissenschaftliche Literatur. Aufgrund der zentralen Stellung Wiens in der k. (und) k. Monarchie verfügt die Bibliothek auch über einen beachtlichen Bestand an Literatur über das Gebiet der Monarchie und seine Bewohner. Als Amtsbibliothek besitzt sie neben der aktuellen österreichischen Rechtsliteratur eine umfangreiche Sammlung älterer österreichische Rechtsquellen. Seit dem Beitritt Österreichs zur EU ist sie Dokumentationstelle des Bundeslands Wien für Europarecht.

Durch Schenkungen und Legate entstanden daneben Spezialsammlungen (so beispielsweise zu den Türkenkriegen [insbesondere zu den beiden Türkenbelagerungen 1529 und 1683], zur Literatur aus der Zeit der "erweiterten Preßfreiheit" unter Joseph II., zur Revolution 1848 und zum ersten Weltkrieg), Sammlungen von Adreß-, Personen- und Gewerbeschemata, Almanachen, Gebetbüchern, Kalendern, Koch- und Kinderbüchern, Reiseführern und -beschreibungen, Theaterzetteln und Programmen der Wiener Bühnen und Textbüchern sowie ein kulturhistorisch bedeutender Bestand an erotischer Literatur. Eine umfangreiche Sammlung von Wiener Zeitungen und Zeitschriften sowie eine Partezettelsammlung vervollständigen diesen Bestand.

Handschriftensammlung

Die Handschriftensammlung umfaßte 1996 rund 230.000 inventarisierte Handschriften und zahlreiche vorgeordnete Nachlässe. Sie wurde 1878 nach der Schenkung des Grillparzer-Nachlasses durch Kathi Fröhlich an die Stadt Wien eingerichtet. Gesammelt werden Manuskripte, Briefe, persönliche Dokumente sowie biographisches Material von Persönlichkeiten, die zu Wien oder in Wien lebenden Personen in irgendeiner Beziehung stehen. Der Sammlungsschwerpunkt liegt auf Autographen der Literatur und Korrespondenzen des 19. und 20. Jahrhunderts (neben Grillparzer sind vor allem die Nachlässe von Ludwig Anzengruber, Marie von Ebner-Eschenbach, Johann Nestroy, Ferdinand Raimund und Ferdinand von Saar, aber auch von Theodor Csokor, Franz Karl Ginzkey, Fritz Hochwälder, Max Mell, Friedrich Torberg und Hans Weigel zu nennen).

Dazu kommen das Karl-Kraus-Archiv und das Friederike-Mayröcker-Archiv sowie Nachlässe oder größere Bestände von Musikern (Beethoven, Johannes Brahms, Alban Berg), Künstlern (Ferdinand Georg Waldmüller, Egon Schiele, Josef Engelhart), Schauspielern (Adolf Sonnenthal, Josef Lewinsky), Wissenschaftlern (Heinrich Friedjung, August Sauer, Eduard Castle) und Politikern (Cajetan Felder, Karl Lueger, Viktor Matejka).

Darüber hinaus gibt es kaum einen Namen von Bedeutung vor allem der deutschsprachigen Literatur seit der Mitte des 19. Jahrhunderts, der nicht durch einen Bestand an Autographen dokumentiert wäre. Bemerkenswert ist auch die Sammlung von Stammbüchern vorwiegen aus der Biedermeierzeit mit Eintragungen bedeutender Zeitgenossen und zum Teil schönem Bilderschmuck (Mathias J. Ranftl, Jakob Schindler, Josef Danhauser).

Musiksammlungen

Die Musiksammlung umfaßte 1996 rund 16.000 Musikhandschriften und rund 65.000 Musikdrucke sowie zahlreiche vorgeordnete und ungeordnete Nachlässe. Sie ist aus der Nikolaus-Dumba-Schenkung eines Konvoluts von Schubert-Autographen an die Stadt Wien entstanden. Gesammelt werden Musikautographen und Notendrucke des 19. und 20. Jahrhunderts. Die Musiksammlung verwahrt die größte Schubert-Sammlung der Welt sowie die umfassendste Sammlung der gesamten Straußdynastie mit dem Nachlaß von Johann Strauß (Sohn) sowie Josef Lanners, die Nachlässe von Wilhelm Kienzl, Franz von Suppè, Carl Millöcker und Julius Bittner sowie reiches Material zur Musik des klassischen, romantischen und expressionistischen Wiener Umfelds (unter anderm Hugo Wolf, Gustav Mahler, Arnold Schönberg), zur Wiener Operette und Volksmusik, zum Wienerlied und zur Unterhaltungs- und Schlagermusik des 19. und 20. Jahrhunderts. Besonders hervorzuheben sind auch das Ernst-Krenek-Archiv, das einen wesentlichen Teil der Skizzen Kreneks zu seinen Kompositionen verwahrt, und die Verlagsarchive Universal-Edition und Doblinger.

Besonderheiten stellen der Nachlaß von Adolf Müller senior mit den Vertonungen zu Nestroys Biihnenwerken und das sogenannte "Marscharchiv" des Kapellmeisters Eduard Pfleger, eine Sammlung von rund 3.000 österr. Armeemärschen, dar.

Plakatsammlung

Die Plakatsammlung (Bestand 1996: rund 150.000 Plakate) wurde 1923 über Weisung des damaligen Stadtrats Hugo Breitner, alle in Wien affichierten Plakate zu sammeln, eingerichtet, doch sind auch aus der Zeit davor zahlreiche Plakate und Maueranschläge vorhanden, so unter anderem Ankündigungen von Veranstaltungen aus dem 18. und 19. Jahrhundert sowie politische Plakate zu den ersten Wahlen in der Republik. Da alle in Wien affichierten Plakate gesammelt werden, bietet diese Sammlung wichtig und anschauliche Quellenmaterial zu politischen, kulturellen, wirtschaftlichen, und sozialen Aktivitäten in der Stadt.

Dokumentationen

Portheim-Katalog

Der Portheim-Katalog (angelegt von Max von Portheim) enthält einen Personenkatalog mit bibliographischen Angaben zu Personen, die zwischen 1740 und 1772 in der österreichischen Monarchie lebten und die vor 1772 geboren wurden, sowie einen nach verschiedenen Schlagworten angelegten Sachkatalog.

Wurzbacharchiv

Umfangreiches Quellenmaterial bietet auch das Wurzbach-Archiv, das die von Constantin von Wurzbach gesammelten und nur teilweise verwerteten Unterlagen zu seinem 60bändigen Werk "Biographaphisches Lexikon des Kaiserthums Österreich" enthält.

Zeitungsindex

Im Zeitungsindex werden die wichtigsten Wiener Zeitungen und Zeitschriften seit 1900 ausgewertet. Aufgenommen werden Meldungen, die sich auf Wien betreffende kulturelle, soziale, kommunale und politische Ereignisse sowie auf Persönlichkeiten beziehen, die im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen.

Gedenktageverzeichnis

Zusätzlätzlich wird EDV-unterstützt ein Gedenktageverzeichnis geführt, in dem die Geburts- u. Sterbedaten sowie sonstige biographische Eckdaten von Wiener Persönlichkeiten festgehalten werden.

Zeitungauschnittsammlungen zu verschiedenen Themen runden den Bestand ab.

Direktoren

Literatur

Bibliothekführer:

  • Franz Patzer [Hg.]: Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Ein kleiner Führer durch eine große Sammlung (11976,21980)
  • Informationen aus der Wiener Stadt- und Landesbibliothek, Heft 1: Allgemeine Informationen. 1980
  • Informationen aus der Wiener Stadt- und Landesbibliothek, Heft 2: Handschriftensammlung. 1981
  • Informationen aus der Wiener Stadt- und Landesbibliothek, Heft 3: Musiksammlung. 1982
  • Die Wiener Stadt- und Landesbibliothek. 11993, 21995)


Bibliotheksgeschichte:

  • Oskar Katann: Die Wiener Stadtbibliothek. 1926
  • Fritz Racek: 50 Jahre Musiksammlung der Wiener Stadtbiblioth. Manuskript. 1955
  • Festschrift zum lOOjährigen Bestehen der Wiener Stadtbibliothek. 1856-1956. In: Wiener Schriften 4 (1956)
  • Karl Gladt: Zur Geschichte der Wiener Stadtbibliothek 1956 bis 1966. In: Wiener Schriften 24 (1966), S. 25 ff.
  • Albert Mitringer: Zur Neugestaltung der Wiener Stadtbibliothek 1951 bis 1966. In: Wiener Schriften 24 (1966), S. 10 ff.
  • Albert Mitringer: 100 Jahre Stadtbibliothek (Rede anläßlich der Eröffnung der Ausstellung "100 Jahre Stadtbibliothek"). In: Wiener Schriften 30, S. 34 ff.
  • Franz Baltzarek: Die Wiener Stadtbibliothek 1690-1780. In: Wiener Geschichtsblätter 25 (1970), S. 69 ff.
  • Manfred Arndorfer: Die Wiener Stadt- und Landesbibliothek von 1966 bis 1975, Hausarbeit Univ. Wien. Wien 1977
  • Franz Patzer: Die Bibliothek der Stadt und des Landes Wien (1965-1977), in: Wiener Schriften 42 (1978), S. 205 ff.
  • Brigitte Psarakis: Das Ende der erste Wiener Stadtbibliothek, ihr Verkauf an die Hofbibliothek bis 1780. Gründe, Vorgeschichte, Durchführung. Maschinenschriftliche Hausarbeit. 1980
  • H. Würtz [Hg.]: Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Zur Eröffnung der Neuen Musiksammiung. 1991


Periodische Veröffentlichungen

  • Katalogee der Wechselausstellungen. 1974 ff.
  • Publikationen aus der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. 1993 ff.
  • Schriftenreihe zur Musik. Tutzing 1989 ff.
  • Magazin der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. 1991 ff.
  • Bibliotheca Viennensia. l995 ff.


Literatur zu den Beständen

  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. 5 Bände, 1946 ff.
  • Fritz Racek: Von den Schuberthandschriften der Stadtbibliothek. In: Festschrift zum hundertjährigen Bestehen der Wiener Stadtbibliothek 1856-1956 (Wiener Schriften 4 [1956]), S. 98 ff.
  • Karl Gladt: Die Handschriften Johann Nestroys. Graz / Wien 1967
  • Ferdinand Wernigg: Bibliographie österreichischer Drucke während der "erweiterten Preßfreiheit" 1781-1795. 2 Bände, 1973-1979
  • Ernst Hilmar: Verzeichnis der Schubert-Handschriften in der Musiksammlung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Kassel 1978 (Catalogus musicus 8)
  • Bernhard Denscher [Red.]: Tagebuch der Straße. Geschichte in Plakaten. 1981
  • Bernhard Denscher: Die Plakatsammlung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. In: Biblos 35 (1986), S. 282 ff.
  • Walter Obermaier: Die Handschriftensammlung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek als Quelle zur Geschichte des Volkstheaters in der ersten Hälften des 19. Jahrhunderts. In: Biblos 35 (1986), S. 253 ff.
  • Hermann Böhm: Die Stammbücher und Poesiealben der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Hausarbeit, 1988
  • Anton Mantler: Die Theaterzettelsammlung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Ein Beitrag zur Geschichte des Theaterzettels im 18. und 19. Jahrhundert. Maschinenschriftliche Hausarbeit. 1989
  • Gerhard Renner: Die Nachlässe in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Ein Verzeichnis. In: Publikationen aus der Wiener Stadt- und Landesbibliothek 1 (1993)
  • Ludwig Neunlinger, Konstanze Mitterndprfer, Johanna Pisa: Wiener Stadt- und Landesbibliothek. In: Handbuch der Historischen Buchbestände in Österreich. Band l, Hildesheim / Wien 1994, S. 159 ff.
  • Hermann Böhm [Bearb.]: Karl Kraus contra... Die Prozeßakten der Kanzlei Oskar Samek in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. l995 ff.