Max von Portheim

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Max von Portheim (1934)
Daten zur Person
Personenname Portheim, Max von
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 16540
GND 133357449
Wikidata Q1267946
Geburtsdatum 12. Mai 1857
Geburtsort Prag
Sterbedatum 28. Jänner 1937
Sterbeort Wien
Beruf Privatgelehrter, Sammler, Bibliothekar
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 5.05.2023 durch WIEN1.lanm09was
Begräbnisdatum 20. März 1937
Friedhof Feuerhalle Simmering
Grabstelle Abteilung ALI, Nummer 101
Ehrengrab ehrenhalber gewidmetes Grab
Bildname Maxvonportheim.jpg
Bildunterschrift Max von Portheim (1934)
  • 1., Reichsratsstraße 7 (Wohnadresse)
  • 19., Gatterburggasse 7 (Letzte Wohnadresse)
  • 19., Hermannstraße 7 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Portheim Max von, * 12. Mai 1857 Prag, † 28. Jänner 1937 Wien, Privatgelehrter, Sammler, Bibliothekar.

Biografie

Portheim-Katalog.

Max von Portheim wurde als jüngstes Kind nach drei Schwestern geboren. Sein Vater Wilhelm war ein Sohn Leopold Porges von Portheim, auch seine Mutter Bertha Goldschmidt stammte aus einer alten jüdischen Prager Familie. Zunächst studierte Max von Portheim in Prag und Halle Chemie und Landwirtschaft, später Philosophie und Geschichte, ohne aber ein Studium abzuschließen.

Nach ausgedehnten Reisen ließ er sich 1893 in Wien nieder und nahm seine Sammeltätigkeit auf. Im Zentrum seines Interesses standen die Epochen des Kaisers Joseph II., seiner Mutter und Vorgängerin Maria Theresia und seines Bruders und Nachfolgers Leopold II. Im Juni 1912 erwarb Portheim eine Villa in der Gatterburggasse 7. Großzügige Umbauten im ersten Stock schufen genug Platz für Bibliothek und Sammlungen. 1914 konnte Max von Portheim sein neues Domizil beziehen.

Max von Portheim wurde ein leidenschaftlicher Sammler von Urkunden, Kupferstichen, Porträts und vereinzelt auch Handschriften und kunstgewerblichen Gegenständen aus der Zeit Maria Theresias, Josephs II. und Leopolds II – und er sammelte Informationen. Ein Ergebnis dieser jahrzehntelang betriebenen Sammeltätigkeit ist der rund 450.000 bis 500.000 Zettel umfassende “Portheim-Katalog“. Sein Interesse für Drucke aus dem 18. Jahrhundert führte Max von Portheim bald zur 1899 in Weimar gegründeten “Gesellschaft der Bibliophilen“.

Seit 1908 trat auch in Wien – ganz informell im Café Akademie (Ecke Getreidemarkt/Gumpendorfer Straße) - “ein kleiner, erlesener Kreis von ... Bibliophilen“ zusammen, “um der Verbundenheit seiner Sammeltätigkeit durch Mitteilungen über Erwerbungen, Vorzeigen derselben, Diskussionen hierüber und Auskunftserteilungen hinreichend Ausdruck zu geben“. Diese Runde war zwar nicht vereinsmäßig organisiert, von ihr ging jedoch der Anstoß zur Gründung der “Wiener Bibliophilengesellschaft“ im Jahre 1912 aus, der Max von Portheim allerdings nie als Mitglied angehörte.

Briefe des Sammlers, die in der Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus aufbewahrt werden, zeigen Max von Portheim als zentrale Figur in der Sammler- und Bibliophi¬lenszene Österreichs.

Eine besondere Freundschaft, die über Portheims Tod nachwirkte, verband ihn mit Gustav Gugitz. Gugitz war es, der “wohl als der Berufene [Portheims Bibliothek] für die Wiener Stadtbibliothek“ 1938 bis 1945 katalogisierte. Ganz nebenbei entstand dabei der Entwurf zu seiner Wien-Bibliographie.

Portheims Opus magnum war sein Zettelkatalog. Grundlage dieses Zettelkataloges war zunächst Portheims eigene Bibliothek, die er zu diesem Zweck vollkommen durchgesehen hatte, später hat er ihn auch auf die einschlägigen Bestände fremder Bibliotheken ausgeweitet. Seinen Zeitgenossen galt er als der beste Kenner der josephischen Zeit. Paul von Mitrofanov, der Biograph Josephs II., konsultierte Portheim ebenso wie der Musikwissenschaftler Otto Erich Deutsch. Das Standardwerk “Deutsches Anonymenlexikon“ (Weimar, 1902-1928) von Michael Holzmann und Hans Bohatta verdankt Portheims Katalog zahlreiche wertvolle Hinweise. In Anbetracht der “jahrzehntelangen intensiven und entbehrungsreichen Arbeit“, die Max von Portheim der Erstellung seines Kataloges gewidmet hatte, hielt er ihn auch in materieller Hinsicht für wertvoller als seine gesamte Bibliothek. Portheims gedrucktes Oeuvre hingegen blieb auf zwei Werke beschränkt: die Trenck-Bibliographie (1912, gemeinsam mit Gustav Gugitz) und die “Materialien zu einer Sonnenfels-Biographie“, eine Gemeinschaftsarbeit mit dem Bibliothekar Michael Holzmann, die 1931, nach dessen Tod, in der “Zeitschrift für die Geschichte der Juden in der Tschechoslowakei“ veröffentlicht wurde.

Seit 1924 bemühte sich Max von Portheim mit Hilfe seines Vertrauten Ernst Weizmann, seine gesamten Sammlungen zu veräußern, was zu seinem Lebzeiten allerdings nicht realisiert werden konnte.

Am 28. Jänner 1937 erlag Max von Portheim in seiner Villa einem Schlaganfall. Wie er es sich in seinem Testament gewünscht hatte, wurde sein Leichnam verbrannt und die Asche in einem Columbarium beigesetzt.

1937 wurden die Sammlungen Portheims von der Stadt Wien übernommen.

Max von Portheim schuf mit seiner Sammeltätigkeit, vor allem aber mit seinem einzigartigen Katalog, eine wertvolle Grundlage für die Josephinismusforschung, die aufgrund seiner Ausführlichkeit und Verlässlichkeit auch noch heute eine wesentliche Quelle für die Geschichtsforschung ist. Portheimgasse.

Literatur

  • Leopold Tatzer: Max von Portheim. Bibliograph einer Epoche. In: Kultur-Notizen. Beilage zu Nr. 16 (1969)
  • Reinhard Buchberger/Gerhard Renner/Isabella Wasner-Peter [Hg.]: Portheim: sammeln & verzetteln. Die Bibliothek und der Zettelkatalog des Sammlers Max von Portheim in der Wienbibliothek [Begleitbuch zur 252. Wechselausstellung der Wienbibliothek im Rathaus]. Wien: Sonderzahl Verlag 2007

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