Ernst Krenek

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Daten zur Person
Personenname Krenek, Ernst
Abweichende Namensform Křenek, Ernst
Titel Prof.
Geschlecht männlich
PageID 18993
GND 118566636
Wikidata Q158436
Geburtsdatum 23. August 1900
Geburtsort Wien 4066009-6
Sterbedatum 23. Dezember 1991
Sterbeort Palm Springs, Kalifornien, Vereinigte Staaten von Amerika 4140870-6
Beruf Komponist, Schriftsteller
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Ernst-Krenek-Institut, Wienbibliothek im Rathaus
Objektbezug Zwischenkriegszeit, NS-Zeit, Karl Kraus (Portal)
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 7.03.2024 durch DYN.astrid hauer
Begräbnisdatum 23. Jänner 1992
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 33G Nummer 1
  • 18., Argauergasse 3 (Geburtsadresse)
  • 13., Mühlbachergasse 6 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Preis der Stadt Wien für Musik (Verleihung: 1955, Übernahme: 28. Dezember 1955)
  • Wiener Ehrenmedaille in Gold (Verleihung: 1960, Übernahme: 1. Juli 1960)
  • Großer Österreichischer Staatspreis für Musik (Verleihung: 1963)
  • Ehrenring der Stadt Wien (Übernahme: 17. November 1970)
  • Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (Verleihung: 12. September 1975, Übernahme: 1. Oktober 1975)
  • Großes Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (Verleihung: 1960)
  • Ehrenbürger der Stadt Wien (Verleihung: 26. September 1980, Übernahme: 29. Juni 1980)

Ernst Krenek, * 23. August 1900 Wien, † 23. Dezember 1991 Palm Springs (Kalifornien, Vereinigte Staaten von Amerika), Komponist und Schriftsteller.

Biografie

Ernst Krenek (ursprünglich Křenek) wurde am 23. August 1900 in Wien in eine katholische, böhmischstämmige Offiziersfamilie geboren. 1911 bis 1919 besuchte er – 1918 unterbrochen von sechs Monaten Militärdienst (Offiziersausbildung) – das Gymnasium Klostergasse, danach studierte er zwei Semester Philosophie an der Universität Wien. Krenek erhielt früh vorerst privaten Musikunterricht und begann schon als Kind zu komponieren. 1916–1920 studierte er bei Franz Schreker an der Wiener Akademie für Musik und darstellende Kunst.

Musikalisch orientierte sich Krenek zunächst an spätromantischen Komponisten (Max Reger, Richard Strauss). 1920 folgte er Schreker nach Berlin. Dort begegnete er unter anderem Ferruccio Busoni, Hermann Scherchen, Eduard Erdmann und Artur Schnabel und begann in freier Atonalität zu komponieren, etwa seine "Symphonie Nr. 2" (1922) und die komische Oper "Der Sprung über den Schatten" (1923). In diese Zeit fiel auch die erste Begegnung mit Theodor W. Adorno, mit dem er später gut befreundet war.

1924 heiratete Krenek die Malerin und Bildhauerin Anna Mahler, eine Tochter Alma und Gustav Mahlers. Während seiner bereits 1925 geschiedenen Ehe lebte das Paar kurze Zeit in der Schweiz, wo Krenek Rainer Maria Rilke kennenlernte. Als Assistent Paul Bekkers ging Krenek ans Kasseler und danach ans Wiesbadener Staatstheater. Der unverhoffte Welterfolg der 1927 in Leipzig uraufgeführten "Jazz"-Oper "Jonny spielt auf" sicherte ihm finanzielle Unabhängigkeit.

1928 ließ er sich, frisch vermählt mit Schauspielerin Berta Hermann, als freischaffender Komponist in Wien nieder und schuf Opern, Kammermusik, Orchesterwerke und Liederzyklen, betätigte sich aber auch als Musikschriftsteller (in den Musikzeitschriften "Anbruch" und "23") und als Journalist für Tages- und Wochenzeitungen. Unter anderem veröffentlichte Krenek Besprechungen mehrerer Offenbach-Abende von Karl Kraus, die dieser teils in der "Fackel" abdruckte.

Krenek hatte 1918 erstmals ein Heft der "Fackel" gelesen – dieses Erlebnis bezeichnete er als "Wendepunkt", der starke Einfluss Kraus' währte ein Leben lang. 1929 lernte Krenek diesen persönlich kennen (von einer flüchtigen früheren Begegnung abgesehen). Hans Heinsheimer von der Universal-Edition, die Kreneks Werke seit 1921 verlegte, stellte die beiden einander vor, als er Kraus' Bearbeitung von Offenbachs "Pericholé" für den Verlag erwerben wollte. 1931 entstand Kreneks Liederzyklus "Durch die Nacht", für den er sieben Gedichte aus Kraus' "Worte in Versen" vertonte; außerdem vertonte er das Gedicht "Die Nachtigall". Als einer der wenigen Freunde, die ihm bis an dessen Lebensende verbunden blieben, hielt Krenek auf Einladung Helene Kanns eine Rede bei der Gedenkfeier für Kraus nach dessen Tod 1936.

Anfang der 1930er Jahre näherte sich Krenek der Wiener Schule (Arnold Schönberg, Alban Berg, Anton von Webern) an. In dieser Zeit entstand sein erstes Zwölftonwerk, die Oper "Karl V.", die 1934 an der Wiener Staatsoper hätte uraufgeführt werden sollen. Aufgrund einer Kampagne der Heimwehr gegen Operndirektor Clemens Krauss, der das Werk in Auftrag gegeben hatte, wurde sie jedoch abgesetzt und erst 1938 in Prag uraufgeführt. In Deutschland wurde seine Musik nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 verboten.

In Reaktion auf den Anschluss emigrierte Krenek in die Vereinigten Staaten von Amerika. 1939–1942 war er Professor of Music am Vassar-College in Poughkeepsie, 1942–1947 an der Hamline University in Minnesota, später hatte er zahlreiche Gastprofessuren an verschiedenen Universitäten in den USA inne. 1945 erhielt er die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Aus Los Angeles, wo er ab 1947 lebte, kam er immer wieder zu Besuchen nach Europa, unter anderem als Dozent bei den Darmstädter Ferienkursen. 1950 heiratete er seine ehemalige Schülerin, die Komponistin Gladys Nordenstrom. 1966 zog Krenek mit seiner Frau nach Palm Springs in Kalifornien. Ab 1982 reiste er für jährliche Sommeraufenthalte im Mödlinger Schönberg-Haus nach Österreich.

Ernst Krenek starb am 23. Dezember 1991 in Palm Springs, bestattet wurde er am Wiener Zentralfriedhof. Im 2004 von Kreneks Witwe Gladys Nordenstrom-Krenek gegründeten Ernst Krenek-Institut in Krems befindet sich ein Großteil des amerikanischen Nachlasses; ein Teil des Nachlasses befindet sich auch in der Wienbibliothek im Rathaus.

Krenek hinterließ neben einem sehr diversen musikalischen auch ein umfangreiches literarisches Werk, das musikwissenschaftliche, journalistische und autobiographische Schriften umfasst.


Quellen

Literatur

  • Stadler (Hg.): Vertriebene Vernunft. Emigration und Exil österreichischer Wissenschaft 1930 - 1940. Band 2. Münster: Lit-Verl. 2004
  • Claus Karitnig: Karl Kraus und Ernst Krenek. Aspekte einer Beeinflussung. Dipl.-Arb. Universität Wien. Wien 2000
  • Werner Röder / Herbert A. Strauss: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 / International biographical dictionary of Central European émigrés 1933-1945. Hg. vom Institut für Zeitgeschichte München und von der Research Foundation for Jewish Immigration. München [u.a.]: Saur 1980-1999
  • Ernst Krenek: Im Atem der Zeit. Erinnerungen an die Moderne. Aus dem amerikan. Engl. von Friedrich Saathen. Rev. Übers. von Sabine Schulte. Hamburg: Hoffmann und Campe 1998
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien: Ueberreuter 1992
  • Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23)
  • Katalog Wiener Stadt- und Landesbibliothek im Historischen Museum der Stadt Wien (Ausstellung 1982)
  • Österreichische Autorenzeitung, 1/1992, S. 42
  • Wiener Zeitung, 28.12.1991
  • Salzburger Nachrichten, 27.12.1991, S. 7
  • Der Standard, 27.12.1991
  • Sylvia Mattl-Wurm [Red.]: Interieurs. Wiener Künstlerwohnungen 1830 - 1930. Wien: Eigenverlag 1990 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 138) (Künstlerwohnung), S. 138
  • Carl Dahlhaus / Hans Heinrich Eggebrecht [Hg.]: Brockhaus-Riemann-Musiklexikon. Mainz [u.a.]: Schott 1989 (Werkverzeichnis)
  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
  • Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 05.05.1982, 30. 06. 1981
  • Claudia Maurer-Zenck: Ernst Krenek - ein Komponist im Exil. Wien: Lafite 1980 (Werkverzeichnis)
  • Wolfgang Rogge: Ernst Kreneks Opern. Spiegel der Zwanziger Jahre. Wolfenbüttel [u.a.]: Möseler / Hamburg: Vera 1970
  • Lothar Knessl: Ernst Krenek. Eine Studie. Wien: Lafite / Österr. Bundesverl. 1967
  • Lebendige Stadt. Almanach. Wien: Amt für Kultur, Volksbildung und Schulverwaltung der Stadt Wien 1954-1963. Band 10,1963, S. 135 f.
  • Hugo Riemann: Riemann Musiklexikon. Mainz: Schott 1959-1961
  • Friedrich Saathen: Ernst Krenek. Ein Essay. München: A.Langen / G.Müller 1959 (Langen-Müllers kleine Geschenkbücher, 90)
  • Ernst Krenek: Zur Sprache gebracht. Essays über Musik. Hg. und mit einer Einleitung versehen von Friedrich Saathen. Berlin u.a.: Deutsche Buch-Gemeinschaft 1958
  • Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951


Ernst Krenek im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks