Österreichische Akademie der Wissenschaften: Unterschied zwischen den Versionen

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|Prominente Personen=Carl Auer-Welsbach; Joseph von Hammer-Purgstall; Theodor Billroth; Eugen Böhm-Bawerk; Ludwig Boltzmann; Christian Doppler; Theodor Gomperz; Wilhelm Koppers; Paul Kretschmer; Konrad Zacharias Lorenz; Erwin Schrödinger; Theodor Sickel; Eduard Suess; Alfred Verdroß-Droßberg; Julius Wagner-Jauregg; Alfred Wegener; Carl Rokitansky; Viktor Lang; Oswald Redlich; Heinrich von Srbik; Ernst Späth; Heinrich Ficker; Richard Meister; Erich Schmid; Albin Lesky; Victor Franz Hess
 
|Prominente Personen=Carl Auer-Welsbach; Joseph von Hammer-Purgstall; Theodor Billroth; Eugen Böhm-Bawerk; Ludwig Boltzmann; Christian Doppler; Theodor Gomperz; Wilhelm Koppers; Paul Kretschmer; Konrad Zacharias Lorenz; Erwin Schrödinger; Theodor Sickel; Eduard Suess; Alfred Verdroß-Droßberg; Julius Wagner-Jauregg; Alfred Wegener; Carl Rokitansky; Viktor Lang; Oswald Redlich; Heinrich von Srbik; Ernst Späth; Heinrich Ficker; Richard Meister; Erich Schmid; Albin Lesky; Victor Franz Hess
 
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Österreichische Akademie der Wissenschaften, ([[1]]., [[Dr.-Ignaz-Seipel-Platz]] 2; Gebäude: [[Aula]]), autonome wissenschaftliche Institution, die unter dem Schutz des Bundes steht.  
 
Österreichische Akademie der Wissenschaften, ([[1]]., [[Dr.-Ignaz-Seipel-Platz]] 2; Gebäude: [[Aula]]), autonome wissenschaftliche Institution, die unter dem Schutz des Bundes steht.  
  
Die Errichtung einer Akademie der Wissenschaften wurde schon im 18. Jahrhundert angestrebt (Bemühungen von Leibniz 1712-1716, Gottsched 1749 und Maria Theresia 1750 und 1774), wobei [[Engländer|englische]] und [[Franzosen|französische]] Vorbilder maßgebend waren; das Haupthindernis bildete die Finanzierungsmöglichkeit. 1837 bemühten sich zwölf namhafte österreichisch Gelehrte (darunter [[Joseph Calasanz Arneth|Arneth]], [[Joseph von Hammer-Purgstall|Hammer-Purgstall]], [[Joseph Franz von Jacquin|Jacquin]], [[Joseph Johann Littrow|Littrow]] und [[Johann Josef Prechtl|Prechtl]]) um die Gründung einer Akademie der Wissenschaften und überreichten der Geheimen Staatskonferenz eine Bittschrift, in der darauf hingewiesen wurde, dass Österreich auf naturwissenschaftlichem Gebiet infolge mangelnder wissenschaftlicher Kooperation ins Hintertreffen gerate. Am 30. Mai 1846 wurde auf Antrag Metternichs (Vortrag an den Kaiser am 13. Jänner 1846) im Auftrag Ferdinands I. mit Vorarbeiten begonnen, sodann mit kaiserlichem Patent von 14. Mai 1847 die "Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien" gegründet; zu den 40 ersternannten Mitgliedern gehörten 17 Natur- und 23 Geisteswissenschaftler; 18 von ihnen kamen aus Wien (unter ihnen auch Franz Grillparzer).  
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Die Errichtung einer Akademie der Wissenschaften wurde schon im 18. Jahrhundert angestrebt (Bemühungen von Leibniz 1712-1716, Gottsched 1749 und [[Maria Theresia]] 1750 und 1774), wobei [[Engländer|englische]] und [[Franzosen|französische]] Vorbilder maßgebend waren; das Haupthindernis bildete die Finanzierungsmöglichkeit. 1837 bemühten sich zwölf namhafte österreichisch Gelehrte (darunter [[Joseph Calasanz Arneth]], [[Joseph von Hammer-Purgstall]], [[Joseph Franz von Jacquin]], [[Joseph Johann Littrow]] und [[Johann Josef Prechtl]]) um die Gründung einer Akademie der Wissenschaften und überreichten der Geheimen [[Staatskonferenz]] eine Bittschrift, in der darauf hingewiesen wurde, dass Österreich auf naturwissenschaftlichem Gebiet infolge mangelnder wissenschaftlicher Kooperation ins Hintertreffen gerate. Am 30. Mai 1846 wurde auf Antrag [[Clemens Wenzel Lothar Metternich|Metternichs]] (Vortrag an den Kaiser am 13. Jänner 1846) im Auftrag [[Ferdinand I. (Österreich)|Ferdinands I.]] mit Vorarbeiten begonnen, sodann mit kaiserlichem Patent von 14. Mai 1847 die "Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien" gegründet; zu den 40 ersternannten Mitgliedern gehörten 17 Natur- und 23 Geisteswissenschaftler; 18 von ihnen kamen aus Wien (unter ihnen auch [[Franz Grillparzer]]).
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Zum ersten Präsidenten wurde am 27. Juni 1847 der Orientalist Joseph von Hammer-Purgstall gewählt, die erste feierliche Sitzung fand am 2. Februar 1848 statt, erster Kurator war [[Erzherzog Johann von Österreich]]. Die als Gelehrtengesellschaft und Hort wissenschaftlicher Freiheit geschaffene Institution konnte 1848 noch bestehende [[vormärz]]liche Beschränkungen abstreifen.  
  
Zum ersten Präsidenten wurde am 27. Juni 1847 der Orientalist Joseph von Hammer-Purgstall gewählt, die erste feierliche Sitzung fand am 2. Februar 1848 statt, erster Kurator war Erzherzog Johann. Die als Gelehrtengesellschaft und Hort wissenschaftlicher Freiheit geschaffene Institution konnte 1848 noch bestehende vormärzliche Beschränkungen abstreifen.  
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Die Akademie hat seit 29. Oktober 1857 ihren Sitz in der [[Aula]] der [[Alte Universität|Alten Universität]] (am damaligen [[Universitätsplatz]]). Sie übernahm weitgesteckte Forschungsaufgaben (unter anderem Rohstoffforschung, geophysikalische Beobachtungen, Herausgeber österreichischer Geschichtsquellen; 1848 erschien der erste Jahrgang der Reihe "Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen", 1849 der erste Band der Quellenedition "Fontes rerum Austriacarum"); 1850 brachten beide Klassen den ersten Band ihrer Denkschrift heraus, 1851 den [[Almanach]]. 1857 führte die wissenschaftliche Betreuung der [[Novara-Expedition]] (Weltumseglung) zu einer weltumspannenden Ausweitung des Tätigkeitsfeldes. Geopolitische Interessen der [[Kaisertum Österreich|Monarchie]] und internationale Zusammenarbeit wurden in den folgenden Jahrzehnten bestimmend für die Arbeit der Akademie der Wissenschaften. Zunächst provisorisch im [[Polytechnikum]] untergebracht, erfolgte bis 1857 die Übersiedlung in die Alte Universität (die bis dahin im Gefolge der [[Oktoberrevolution]] 1848 als Kaserne benutzt worden war). Nach dem [[Erster Weltkrieg|ersten Weltkrieg]] erfolgte die Umbenennung in "Akademie der Wissenschaften in Wien" (1921); ein Akademie-Gesetz (1921) schuf die rechtlichen Grundlagen; der wissenschaftlichen Entwicklung wurde durch Einbeziehung neuer Forschungsrichtungen Rechnung getragen. 1947 erfolgte die Umbenennung in "Österreichische Akademie der Wissenschaften" (ÖAW); es kam zur Gründung zahlreicher Institute und zur Ausgestaltung zu einer der führenden Forschungsinstitutionen Österreichs.
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[[Datei:Dr_Ignaz_Seipel_Platz2.jpg|390px|thumb|right|[[1]]., [[Dr.-Ignaz-Seipel-Platz 2]]: [[Alte Universität]], um 1940]]
  
Die Akademie hat seit 29. Oktober 1857 ihren Sitz in der Aula der Alten Universität (am damaligen Universitätsplatz). Sie übernahm weitgesteckte Forschungsaufgaben (unter anderem Rohstoffforschung, geophysikalische Beobachtungen, Herausgeber österreichischer Geschichtsquellen; 1848 erschien der erste Jahrgang der Reihe "Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen", 1849 der erste Band der Quellenedition "Fontes rerum Austriacarum"); 1850 brachten beide Klassen den ersten Band ihrer Denkschrift heraus, 1851 [[Almanach|den Almanach]]. 1857 führte die wissenschaftliche Betreuung der Novara-Expedition (Weltumseglung) zu einer weltumspannenden Ausweitung des Tätigkeitsfeldes. Geopolitische Interessen der Monarchie und internationale Zusammenarbeit wurden in den folgenden Jahrzehnten bestimmend für die Arbeit der Akademie der Wissenschaften. Zunächst provisorisch im Polytechnikum untergebracht, erfolgte bis 1857 die Übersiedlung in die Alte Universität (die bis dahin im Gefolge der Oktoberrevolution 1848 als Kaserne benutzt worden war). Nach dem ersten Weltkrieg erfolgte die Umbenennung in "Akademie der Wissenschaften in Wien" (1921); ein Akademie-Gesetz (1921) schuf die rechtlichen Grundlagen; der wissenschaftlichen Entwicklung wurde durch Einbeziehung neuer Forschungsrichtungen Rechnung getragen. 1947 erfolgte die Umbenennung in "Österreichische Akademie der Wissenschaften" (ÖAW); es kam zur Gründung zahlreicher Institute und zur Ausgestaltung zu einer der führenden Forschungsinstitutionen Österreichs.
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[[Richard Meister]] trug unmittelbar nach [[Zweiter Weltkrieg|Kriegsende]] als Prorektor, Rektor (1948/49) der [[Universität Wien]] und Vizepräsident bzw. 1951 als Präsident der ÖAW zu einer glimpflichen [[Entnazifizierung]] bei. Wenn seine ehemaligen [[Bärenhöhle|Netzwerkkollegen]] zum Teil auch ihre Professur verloren, so wurden doch zumindest alle wieder in die ÖAW aufgenommen, die in den 1950er-Jahren unter Meisters Präsidentschaft zu einem Sammelbecken der akademischen „Ehemaligen“ avancierte.<ref>http://geschichte.univie.ac.at/de/artikel/die-baerenhoehle-eine-geheime-antisemitische-professorenclique-der-zwischenkriegszeit</ref>
[[Datei:Dr_Ignaz_Seipel_Platz2.jpg|390px|thumb|right|1., Dr.-Ignaz-Seipel-Platz 2: Alte Universität, um 1940]]
 
  
[[Richard Meister]] trug unmittelbar nach Kriegsende als Prorektor, Rektor (1948/49) der [[Universität Wien]] und Vizepräsident bzw. 1951 als Präsident der ÖAW zu einer glimpflichen Entnazifizierung bei. Wenn seine ehemaligen [[Bärenhöhle|Netzwerkkollegen]] zum Teil auch ihre Professur verloren, so wurden doch zumindest alle wieder in die ÖAW aufgenommen, die in den 1950er-Jahren unter Meisters Präsidentschaft zu einem Sammelbecken der akademischen „Ehemaligen“ avancierte.<ref>http://geschichte.univie.ac.at/de/artikel/die-baerenhoehle-eine-geheime-antisemitische-professorenclique-der-zwischenkriegszeit</ref>
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Die Akademie der Wissenschaften besteht (1990) aus der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse ([[Mathematiker|Mathematik]], Naturwissenschaften, [[Medizin]], Technische Wissenschaft) und der philosophisch-historischen Klasse ([[Philosophie]], Geschichte und [[Altertum]]skunde, Kunst-, [[Musik]]-, Sprach- und Literaturwissenschaften, [[Geographie]] und Völkerkunde, Rechts-, Staats- und Wirtschaftswissenschaften), hat in jeder Klasse 33 wirkliche inländische Mitglieder (von denen 17 in Wien und Umgebung wohnen müssen) und 100 korrekte Mitglied (über 70 Jahre alte wirkliche und korrekte Mitglieder werden bei voller Wahrung ihrer Rechte in die Höchstzahl nicht eingerechnet), dazu 24 Ehrenmitglieder (acht in der Gesamtakademie und je acht in jeder Klasse). Die wirklichen Mitglieder (1990: 115) wählen den Präsidenten und den Vizepräsidenten für jeweils drei Jahre sowie den Generalsekretär und den Sekretär für jeweils vier Jahre (die durch den [[Bundespräsident]]en bestätigt werden müssen) sowie neue Mitglieder. Ein Großteil der Forschungsarbeit der Akademie der Wissenschaften wird (1990) in den über 70 Kommissionen, 17 Instituten und vier Forschungsstellen geleistet, die Arbeiten der Mitglieder und anderer Wissenschaftler werden gefördert, außerdem gibt die Akademie der Wissenschaften wissenschaftliche Publikationen heraus; sie verfügt über eine der bedeutendsten wissenschaftlichen Bibliotheken Österreichs (1000 Schriftentauschpartner, fast 5.800 [[Zeitungen]] und Schriftenreihen) und (seit 1973) einen eigenen Verlag.
  
Die Akademie der Wissenschaften besteht (1990) aus der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse (Mathematik, Naturwissenschaften, Medizin, Technische Wissenschaft) und der philosophisch-historischen Klasse (Philosophie, Geschichte und Altertumskunde, Kunst-, Musik-, Sprach- und Literaturwissenschaften, Geographie und Völkerkunde, Rechts-, Staats- und Wirtschaftswissenschaften), hat in jeder Klasse 33 wirkliche inländische Mitglieder (von denen 17 in Wien und Umgebung wohnen müssen) und 100 korrekte Mitglied (über 70 Jahre alte wirkliche und korrekte Mitglieder werden bei voller Wahrung ihrer Rechte in die Höchstzahl nicht eingerechnet), dazu 24 Ehrenmitglieder (acht in der Gesamtakademie und je acht in jeder Klasse). Die wirklichen Mitglieder (1990: 115) wählen den Präsidenten und den Vizepräsidenten für jeweils drei Jahre sowie den Generalsekretär und den Sekretär für jeweils vier Jahre (die durch den Bundespräsidenten bestätigt werden müssen) sowie neue Mitglieder. Ein Großteil der Forschungsarbeit der Akademie der Wissenschaften wird (1990) in den über 70 Kommissionen, 17 Instituten und vier Forschungsstellen geleistet, die Arbeiten der Mitglieder und anderer Wissenschaftler werden gefördert, außerdem gibt die Akademie der Wissenschaften wissenschaftliche Publikationen heraus; sie verfügt über eine der bedeutendsten wissenschaftlichen Bibliotheken Österreichs (1000 Schriftentauschpartner, fast 5.800 Zeitungen und Schriftenreihen) und (seit 1973) einen eigenen Verlag.
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1948 wurde mit [[Lise Meitner]] erstmals eine Frau als korrespondierendes Mitglied im Ausland in die Akademie der Wissenschaften aufgenommen, erstes weibliches wirkliches Mitglied wurde [[Berta Karlik]] im Jahr 1973.
  
 
==Bedeutende Forscher (Auswahl)==
 
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* [[Anton Zeilinger]] (2013–2022)
 
* [[Anton Zeilinger]] (2013–2022)
 
* [[Heinz Faßmann]] (2022–
 
* [[Heinz Faßmann]] (2022–
 
 
  
 
== Literatur ==  
 
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* Renate Wagner-Rieger: Das Haus der Österreichische Akademie der Wissenschaften. 1972  
 
* Renate Wagner-Rieger: Das Haus der Österreichische Akademie der Wissenschaften. 1972  
 
* Peter Csendes [Hg.]: Österreich 1790-1848. Kriege gegen Frankreich, Wiener Kongreß, Ära Metternich, Zeit des Biedermeier, Revolution von 1848. Das Tagebuch einer Epoche. Wien: Brandstätter 1987, S. 296 f.
 
* Peter Csendes [Hg.]: Österreich 1790-1848. Kriege gegen Frankreich, Wiener Kongreß, Ära Metternich, Zeit des Biedermeier, Revolution von 1848. Das Tagebuch einer Epoche. Wien: Brandstätter 1987, S. 296 f.
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==Weblinks==
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*[https://www.oeaw.ac.at/ Österreichische Akademie der Wissenschaften]
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*[https://www.oeaw.ac.at/news/frauen-in-der-wissenschaft-oeaw-praesentiert-sonderausstellung-forscherinnen-entdecken Frauen in der Wissenschaft: ÖAW präsentiert Sonderausstellung "Forscherinnen entdecken"]
  
 
== Einzelnachweise ==
 
== Einzelnachweise ==
 
<references />
 
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Aktuelle Version vom 22. Januar 2024, 18:55 Uhr

Österreichische Akademie der Wissenschaften (Zustand um 1910)
Daten zur Organisation
Bildname Oesterreichische Akademie der Wissenschaften.jpg
Bildunterschrift Österreichische Akademie der Wissenschaften (Zustand um 1910)
  • 1., Dr.-Ignaz-Seipel-Platz 2

Frühere Adressierung
  • 4 (Karlsplatz, 13, von: 14 Mai 1847, bis: 29 Oktober 1857)
  • Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien (1847, bis: 1921)
  • Akademie der Wissenschaften in Wien (1921, bis: 1947)

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48° 12' 31.82" N, 16° 22' 37.94" E  zur Karte im Wien Kulturgut

K. K. Universität und Sternwarte

Österreichische Akademie der Wissenschaften, (1., Dr.-Ignaz-Seipel-Platz 2; Gebäude: Aula), autonome wissenschaftliche Institution, die unter dem Schutz des Bundes steht.

Die Errichtung einer Akademie der Wissenschaften wurde schon im 18. Jahrhundert angestrebt (Bemühungen von Leibniz 1712-1716, Gottsched 1749 und Maria Theresia 1750 und 1774), wobei englische und französische Vorbilder maßgebend waren; das Haupthindernis bildete die Finanzierungsmöglichkeit. 1837 bemühten sich zwölf namhafte österreichisch Gelehrte (darunter Joseph Calasanz Arneth, Joseph von Hammer-Purgstall, Joseph Franz von Jacquin, Joseph Johann Littrow und Johann Josef Prechtl) um die Gründung einer Akademie der Wissenschaften und überreichten der Geheimen Staatskonferenz eine Bittschrift, in der darauf hingewiesen wurde, dass Österreich auf naturwissenschaftlichem Gebiet infolge mangelnder wissenschaftlicher Kooperation ins Hintertreffen gerate. Am 30. Mai 1846 wurde auf Antrag Metternichs (Vortrag an den Kaiser am 13. Jänner 1846) im Auftrag Ferdinands I. mit Vorarbeiten begonnen, sodann mit kaiserlichem Patent von 14. Mai 1847 die "Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien" gegründet; zu den 40 ersternannten Mitgliedern gehörten 17 Natur- und 23 Geisteswissenschaftler; 18 von ihnen kamen aus Wien (unter ihnen auch Franz Grillparzer).

Zum ersten Präsidenten wurde am 27. Juni 1847 der Orientalist Joseph von Hammer-Purgstall gewählt, die erste feierliche Sitzung fand am 2. Februar 1848 statt, erster Kurator war Erzherzog Johann von Österreich. Die als Gelehrtengesellschaft und Hort wissenschaftlicher Freiheit geschaffene Institution konnte 1848 noch bestehende vormärzliche Beschränkungen abstreifen.

Die Akademie hat seit 29. Oktober 1857 ihren Sitz in der Aula der Alten Universität (am damaligen Universitätsplatz). Sie übernahm weitgesteckte Forschungsaufgaben (unter anderem Rohstoffforschung, geophysikalische Beobachtungen, Herausgeber österreichischer Geschichtsquellen; 1848 erschien der erste Jahrgang der Reihe "Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen", 1849 der erste Band der Quellenedition "Fontes rerum Austriacarum"); 1850 brachten beide Klassen den ersten Band ihrer Denkschrift heraus, 1851 den Almanach. 1857 führte die wissenschaftliche Betreuung der Novara-Expedition (Weltumseglung) zu einer weltumspannenden Ausweitung des Tätigkeitsfeldes. Geopolitische Interessen der Monarchie und internationale Zusammenarbeit wurden in den folgenden Jahrzehnten bestimmend für die Arbeit der Akademie der Wissenschaften. Zunächst provisorisch im Polytechnikum untergebracht, erfolgte bis 1857 die Übersiedlung in die Alte Universität (die bis dahin im Gefolge der Oktoberrevolution 1848 als Kaserne benutzt worden war). Nach dem ersten Weltkrieg erfolgte die Umbenennung in "Akademie der Wissenschaften in Wien" (1921); ein Akademie-Gesetz (1921) schuf die rechtlichen Grundlagen; der wissenschaftlichen Entwicklung wurde durch Einbeziehung neuer Forschungsrichtungen Rechnung getragen. 1947 erfolgte die Umbenennung in "Österreichische Akademie der Wissenschaften" (ÖAW); es kam zur Gründung zahlreicher Institute und zur Ausgestaltung zu einer der führenden Forschungsinstitutionen Österreichs.

Richard Meister trug unmittelbar nach Kriegsende als Prorektor, Rektor (1948/49) der Universität Wien und Vizepräsident bzw. 1951 als Präsident der ÖAW zu einer glimpflichen Entnazifizierung bei. Wenn seine ehemaligen Netzwerkkollegen zum Teil auch ihre Professur verloren, so wurden doch zumindest alle wieder in die ÖAW aufgenommen, die in den 1950er-Jahren unter Meisters Präsidentschaft zu einem Sammelbecken der akademischen „Ehemaligen“ avancierte.[1]

Die Akademie der Wissenschaften besteht (1990) aus der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse (Mathematik, Naturwissenschaften, Medizin, Technische Wissenschaft) und der philosophisch-historischen Klasse (Philosophie, Geschichte und Altertumskunde, Kunst-, Musik-, Sprach- und Literaturwissenschaften, Geographie und Völkerkunde, Rechts-, Staats- und Wirtschaftswissenschaften), hat in jeder Klasse 33 wirkliche inländische Mitglieder (von denen 17 in Wien und Umgebung wohnen müssen) und 100 korrekte Mitglied (über 70 Jahre alte wirkliche und korrekte Mitglieder werden bei voller Wahrung ihrer Rechte in die Höchstzahl nicht eingerechnet), dazu 24 Ehrenmitglieder (acht in der Gesamtakademie und je acht in jeder Klasse). Die wirklichen Mitglieder (1990: 115) wählen den Präsidenten und den Vizepräsidenten für jeweils drei Jahre sowie den Generalsekretär und den Sekretär für jeweils vier Jahre (die durch den Bundespräsidenten bestätigt werden müssen) sowie neue Mitglieder. Ein Großteil der Forschungsarbeit der Akademie der Wissenschaften wird (1990) in den über 70 Kommissionen, 17 Instituten und vier Forschungsstellen geleistet, die Arbeiten der Mitglieder und anderer Wissenschaftler werden gefördert, außerdem gibt die Akademie der Wissenschaften wissenschaftliche Publikationen heraus; sie verfügt über eine der bedeutendsten wissenschaftlichen Bibliotheken Österreichs (1000 Schriftentauschpartner, fast 5.800 Zeitungen und Schriftenreihen) und (seit 1973) einen eigenen Verlag.

1948 wurde mit Lise Meitner erstmals eine Frau als korrespondierendes Mitglied im Ausland in die Akademie der Wissenschaften aufgenommen, erstes weibliches wirkliches Mitglied wurde Berta Karlik im Jahr 1973.

Bedeutende Forscher (Auswahl)

Präsidenten

Literatur

  • Richard Meister: Geschichte der Akademien der Wissenschaft in Wien 1847-1947. 1947
  • Richard Meister: Die denkwürdigsten Tage des Hauses der Akademien. In: Österreichische Akademie der Wissenschaften: Almanach. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 107 (1957)
  • Österreichische Akademie der Wissenschaften (Herausgeber): Die Österreichische Akademie der Wissenschaften (1990; Broschüre)
  • Renate Wagner-Rieger: Das Haus der Österreichische Akademie der Wissenschaften. 1972
  • Peter Csendes [Hg.]: Österreich 1790-1848. Kriege gegen Frankreich, Wiener Kongreß, Ära Metternich, Zeit des Biedermeier, Revolution von 1848. Das Tagebuch einer Epoche. Wien: Brandstätter 1987, S. 296 f.

Weblinks

Einzelnachweise