Datei:Personen Herbert Hunger

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Hunger Herbert, * 9. Dezember 1914 Wien, † 9. Juli 2000 Wien, Byzantinist.

Biografie

Nach Besuch des Gymnasiums in der Fichtnergasse (13; von 1924 bis 1932) studierte er an der Universität Wien klassische Philologie und Germanistik (Dr. phil. 1936). Nach Kriegsdienst und russischer Gefangenschaft (von 1939 bis 1947) trat er in die Österreichische Nationalbibliothek ein (Bibliothekarsprüfung 1949), habilitierte sich an der Universität Wien (1954, ao. Prof. 1958) und wurde von 1956 bis 1962 Direktor der Papyrussammlung der Österreichischen Nationalbibliothek. 1962 wurde aufgrund seiner Bemühungen ein Universitätsinstitut für Byzantinistik begründet; mit der Schaffung einer Lehrkanzel schlug "die Geburtsstunde der modernen wissenschaftlichen Byzantinistik in Österreich". Hunger leitete das Institut bis 1985 als ordentlicher Professor der Universität Wien (1970/1971 war er Dekan). Er baute das Institut und die Studienrichtung Byzantinistik auf und verhalf der durch seine Tätigkeit begründeten "Wiener Schule der Byzantinistik" zu Weltruf.

Ab 1964 war er durch die Übernahme hoher Funktionen mit der Österreichischen Akademie der Wissenschaften eng verbunden (von 1964 bis 1970 als Generalsekretär, von 1970 bis 1973 als Vizepräsident und vom 22. Mai 1973 bis zum 30. September 1982 [Wiederwahlen 1976 und 1979] als Präsident; sein Nachfolger war Erwin Plöckinger). Von 1976 bis 1986 war Hunger außerdem Präsident der "Association Internationale des Etudes Byzantines".

Sein wissenschaftliches Lebenswerk sah er in der erstmaligen wissenschaftlichen Erfassung der rund 1100 griechischen Handschriften der Österreichischen Nationalbibliothek, mit der er 1949 begann und die er mit der Veröffentlichung eines sechsbändigen Katalogs (zwischen 1961 und 1995) abschließen konnte. Er veröffentlichte auch zahlreiche wissenschaftliche Abhandlungen und Werke (darunter "Lexikon der griechischen und römischen Mythologie", 1953; "Byzantinische Geisteswelt", 1958; "Antikes und mittelalterliches Buch- und Schriftwesen", 1961; "Reich der neuen Mitte. Der christliche Geist der byzantinischen Kultur", 1965; "Byzantinische Grundlagenforschung", 1973; "Das byzantinische Herrscherbild", 1975; "Das Denken als Leitseil der Sprache", 1999).

Kardinal-Innitzer-Preis (1974), Großes Goldenes Ehrenzeichen Republik Österreich (1979), Preis der Stadt Wien für Geisteswissenschaften (1979), Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst Erster Klasse (1981), Ludwig-Boltzmann-Preis (1983), Großes Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland (1986), Dr. h. c. (Athen, Chicago, Thessaloniki), Ehrenmitglied verschiedener europäischer Akademien.

Hunger war mit Ruth Friedrich verheiratet (1941). Seine Eltern waren der Jurist Dr. Hermann Hunger und Johanna Hunger, geborene Kölbl.

Literatur

  • Österreichische Akademie der Wissenschaften: Almanach. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1999/2000, S. 457 ff. (Nachruf)
  • [Joseph] Kürschners deutscher Gelehrtenkalender. Bio-bibliographisches Verzeichnis deutschsprachiger Wissenschaftler der Gegenwart. Berlin: de Gruyter / München: Saur 1925 - lfd.
  • Die Prominenz der Republik Österreich im Bild. Zürich: Ascot-Verlag 1962
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien: Ueberreuter 1992
  • Ernst Bruckmüller [Hg.]: Personen Lexikon Österreich. Wien 2001
  • Wiener Schriften 48 (1980), S. 148 ff. (Laudatio von Erich Zöllner bei der Verleihung des Preises der Stadt Wien)
  • Die Presse, 26.07.1984, 09.12.1984 und 15.07.2000
  • Salzburger Nachrichten, 09.12.1994.
  • Österreichische Byzantinische Gesellschaft [Hgin.]: Bibliographie Herbert Hunger. 2001


Herbert Hunger im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.