Beatrixgasse
48° 12' 9.59" N, 16° 23' 2.47" E zur Karte im Wien Kulturgut
Beatrixgasse (3). Einer der ältesten Straßenzüge des 3. Bezirks (urkundlich ab dem 17. Jahrhundert), amtlich benannt 1862, in Lehmanns Wiener Adressbuch erstmals 1864 verzeichnet, nach Maria Beatrix von Este-Modena, Gatte Erzherzog Ferdinand, († 1829; Modenapalais [3]). Hieß zuvor Bockgasse (in Lehmann 1861; zwischen Landstraßer Hauptstraße und Ungargasse; benannt nach dem Einkehrgasthof "Zum schwarzen Bock", Beatrixgasse 1, bereits 1701 erwähnt) beziehungsweise Rabengasse (zwischen Ungargasse und Heumarkt). Die Häuserzeile zwischen Reisnerstraße und Salesianergasse liegt mit ihren Vorderfronten am Heumarkt (Beatrixgasse 26-32, Heumarkt 7-13; zum Teil großräumige Höfe, wie etwa Beatrixgasse 26, Heumarkt 7) und stammt teilweise aus dem Vormärz. Nummer 4-12 haben sich in geschlossener Reihe biedermeierlicher Wohnhäuser mit teilweise einheitlicher Fassadengestaltung erhalten. Auf der Seite mit ungeraden Nummern standen zwischen Verbindungsbahn und Salesianergasse einige repräsentative Bauten (Nummer 19-19a, 27, 29), die demoliert wurden; dieser Abschnitt wurde zuletzt nach dem Zweiten Weltkrieg grundlegend verändert.
Pfarrzugehörigkeit
- seit 1863: Pfarre Landstraße
Gebäude
- Nummer 1: Einkehrwirtshaus "Zum schwarzen Bock", Anfang 20. Jahrhundert Hotel Beatrix.
- Nummer 2: "Zum goldenen Brunnen".
- Nummer 3: Ursprünglich ein Meierhof des Bürgerspitals, im Vormärz Besitz des Bankiers Georg Simon Freiherr von Sina; Mitte 19. Jahrhundert wurde von Josef Stauffer die Reitschule des Reiterbundes errichtet; Gedenktafel für Adolf Kirchl; Gedenktafel (1912) für Oscar Baumann (Büste von Josef Engelhart).
- Nummer 3a: Wohnhaus von Mizzi Zwerenz;
- Nummer 4: Ablasserhof.
- Nummer 4b: Gedenktafel Adalbert Stifter (wohnte hier 1828 und 1836); Wohnhaus von Jakob Degen.
- Nummer 5-7 (Neubau; Fassadenrelief von Oskar Thiede mit Inschrift "Hier stand in früheren Zeiten die Herberge der Ungarn"): Auf dem Areal stand der Stadel des Klosters Himmelpforte, Ende 18. Jahrhundert das Himmelpforthaus; im alten Haus Nummer 5 wohnten der Schauspieler Adolf Wimmer, Anton Gerstner (1795-1840, Professor der praktischen Geometrie), die Buchhändlerfamilie Gräffer (der Rudolf Gräffer entstammte) und der serbische Gelehrte Vuk Stefanović Karadžić (1787-1864); im alten Haus Nummer 7 wohnte der Sammler Franz Ferdinand Gömmel.
- Nummer 8 (Ungargasse 5): "Zur schönen Sklavin"; viergeschossige elfachsige Fassaden, Hof mit Wandbrunnen (Medusenhaupt als Wasserspeier). Unter den Hausbesitzern scheint der Bildhauer Franz Xaver Messerschmidt auf, unter den Bewohnern Ludwig van Beethoven (1823/1824, wohnhaft [mit seinem Neffen Karl Beethoven] Tür 25; Gedenktafel von Anton Grath, 1924; Vollendung der 9. Symphonie), Klavierfabrikant Andreas Stein, Franz Ritter von Hauslab, Franz Ficker und verschiedene griechische Handelsleute.
- Nummer 10: "Zum goldenen Raben"; hier wohnten Ida Pfeiffer und der Chefredakteur der Wiener Zeitung (1900/1901) Oskar Teuber.
- Nummer 14-14b (Linke Bahngasse 9, Münzgasse 5): ehemalige K. K. Stück-Bohrerei (Kanonenbohrerei); Linke Bahngasse 9: ehemaliges Beatrixbad.
- Nummer 16-16a: 1869 im Besitz von Peter und Rudolf Gerl; hier wohnte Eugen Guglia; hier wohnte und starb Karl Hrachowina. Im alten Haus Nummer 16 fand (laut Bauernfeld) 1825 eine große "Schubertiade" statt.
- Nummer 17 (Linke Bahngasse 11): Tierärztliche Hochschule.
- Nummer 18: Wohnhaus Adalbert Stifters (1837/1838; Gedenktafel [irrig 1837-1839], enthüllt Mai 1936).
- Nummer 19-19a (Rechte Bahngasse 6): Ursprünglich Palffysches Haus im Hof (demoliert 1904), später "Zauberschloss" und zuletzt "Fürstenhof" genannt, vor dem sich die zweite Schleuse des Wiener Neustädter Kanals (mit dem Kanal-Schleusenzieher-Haus) befand. Im alten Haus Nummer 19 wohnte 1826-1829 Adalbert Stifter. Das Gasthaus "Zum Fürstenhof" war ein stark frequentiertes Tanzlokal, in dem sich am 24. Juni 1848 der Erste allgemeine Arbeiterverein konstituierte.
- Nummer 20: erbaut 1833 von Josef Kornhäusel.
- Nummer 22 (Reisnerstraße 7): Wilhelm-Tell-Hof; hier wohnten der Kapellmeister Josef Wilt († 1874; Schwiegervater der Opernsängerin Marie Wilt) und der Komponist Alfons Czibulka.
- Nummer 23 (Reisnerstraße 10): Hier wohnte 1839 (Apr.-Sept.) Adalbert Stifter.
- Nummer 24: Wohnbau "Zum eisernen Hut", erbaut 1820, abgebrochen um 1971.
- Nummer 25-27: ehemaliges Maximilianpalais.
- Nummer 26: Hier wohnte der Redakteur Julian Sternberg.
- Nummer 29-31: ehemaliges Modenapalais.
- Nummer 31: Gewerbehaus.
- Nummer 34 (Am Heumarkt 13): ehemaliger Gasthof "Zum goldenen Löwen". Im Vorgängerbau des heutigen Hauses wurde am 6. Oktober 1843 durch den Musikschriftsteller Dr. August Schmidt der Wiener Männergesang-Verein gegründet (Gedenktafel); Sterbehaus von Peter Fendi (1842; Atelier 3, Reisnerstraße 21).
Literatur
- Felix Czeike: III. Landstraße. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1984 (Wiener Bezirkskulturführer, 3), S. 10 f.
- Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 88
- Géza Hajós / Walther Brauneis: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirkes. Wien: Schroll 1980 (Österreichische Kunsttopographie, 44.2), S. 23 ff.
- Hans Pemmer / Franz Englisch: Die Beatrixgasse. In: Wiener Geschichtsblätter 36. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1981, S. 1 ff.
- Hans Pemmer / Franz Englisch: Landstraßer Häuserchronik. Manuskript in 11 Bänden (WStLA). Band 2. Wien: 1958 ff., S. 27 ff.
- Renate Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien: Hollinek 1957 (Österreichische Heimat, 20), S. 117 f.