Oscar Baumann

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Person
Personenname Baumann, Oscar
Abweichende Namensform
Titel Dr. phil.
Geschlecht männlich
PageID 4866
GND 119365146
Wikidata Q79021
Geburtsdatum 25. Juni 1864
Geburtsort Wien
Sterbedatum 12. Oktober 1899
Sterbeort Wien
Beruf Forschungsreisender, Reiseschriftsteller
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof Kommunalfriedhof Salzburg
Grabstelle
  • 9., Mariannengasse 20 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Österreichischer Konsul in Sansibar (1896)

Oscar Baumann, * 25. Juni 1864 Wien, † 12. Oktober 1899 Wien, Geograph, Autor, k. u. k. Honorarkonsul.

Biografie

Nach Studium an der Universität Wien (Dr. phil.) und am Militärgeographischen Institut unternahm Baumann Reisen nach Montenegro und Albanien (1883, 1889), beteiligte sich an der Österreichischen Kongoexpedition (1885) und an jener des Dr. Hans Meyer nach Ostafrika (Usambara, 1888), wohin er 1890 ein zweites Mal ging, um im Auftrag der Deutschen-Ostafrikanischen Gesellschaft die Kartierung Usambaras zu vollenden; 1891-1893 und 1895 nahm er an weiteren Ostafrika-Expeditionen teil (1892/1893 entdeckte er im Gebiet südlich des Viktoriasees eine Quelle des Kagera und gewann damit eine Teillösung des Nilquellenproblems).

1894/1895 war er in Indien, 1895/1896 bereiste er den Sansibar-Archipel (1896 Generalkonsul in Sansibar). Seine reichen Sammlungen schenkte er dem Naturhistorischen Museum in Wien. Zu Baumanns Werken gehören "Afrikanische Skizzen" (1890), "Usambara und seine Nachbargebiete" (1891), "Durchs Massailand zur Nilquelle" (1894) und "Sansibar-Archipel" (1896-1899). Baumanns Ziel war es, die von ihm erforschten Gebiete geographisch, wirtschaftlich, völkerkundlich und naturwissenschaftlich zu erschließen.

Bei seinen Expeditionen, die nicht ausschließlich wissenschaftlichen sondern auch kolonialen Zwecken dienten, bediente er sich der von Kolonialherren aufgebauten imperialistischen Strukturen und gebrauchte - wenngleich noch gemäßigter als zahlreiche andere Reisende - für den Erwerb seiner Sammlungen, für die Rekrutierung von Trägern und Dienern auch physische Gewalt. Während einer Expedition zum Lake Victoria sowie durch Rwanda und Burundi stand er in Diensten des deutschen Anti-Sklavereikomitees, das zwar abolitionistische Grundsätze hatte, jedoch auch eine aggressive imperialistische Gebietserschließung mit militärischen Mitteln verfolgte. Baumann übernahm bei der Erschließung afrikanischer Kolonien für das Deutsche Reich eine wichtige vorbereitende Rolle, da er mit seinen Vermessungs- und Kartographiearbeiten die entscheidende Vorarbeit leistete. Bei der Erweiterung der deutschen Kolonien im Lake-Victoria-Gebiet benützte er seine aus Trägern und Soldaten bestehende Karawane zum Kampf gegen Indigene, wobei Baumanns Soldaten auch Massaker begingen.

Seine Gedenktafel wurde von den Nationalsozialisten entfernt und durch eine Gedenktafel für Adolf Kirchl ersetzt. Gedenktafel (Büste von Josef Engelhart) 3, Baumanngasse 1-Beatrixgasse 3 (1912).

Siehe auch Baumannstraße.

Im Auftrag der Stadt Wien hat eine HistorikerInnen-Kommission 2021 die historische Bedeutung weiterer Wiener Straßennamen untersucht sowie eine zeithistorische Kontextualisierung vorgenommen. Aufgrund der daraus gewonnenen Erkenntnisse zur historischen Einordnung wurde die Benennung nach Oscar Baumann als Fall mit Diskussionsbedarf eingeordnet.

Literatur

  • Peter Autengruber / Oliver Rathkolb / Lisa Rettl / Walter Sauer: Umstrittene Wiener Straßennamen. Ein kritisches Lesebuch. 1. Ergänzungsband. Wien: 2021, S. 65-69
  • Peter Autengruber: Lexikon der Wiener Straßennamen. Bedeutung, Herkunft, frühere Bezeichnung(en). Wien: Pichler-Verlag 92014, S. 43
  • Martin Peter Pfitscher: Bilder aus Afrika (1892-1898). Die Fotosammlung "Oscar Baumann" im Museum für Völkerkunde Wien. Dipl.-Arb. Univ. Wien. Wien 2012
  • Barbara Köfler-Tockner: "Denn die Tropenwelt ist eine Circe..." Der Wiener Geograph Dr. Oscar Baumann (1864-1899). Diss. Univ. Wien. Wien 2003
  • Geschichte der Fotografie in Österreich. [Wien, Museum des 20. Jahrhunderts / Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum]. Hg. von Otto Hochreiter. Bad Ischl: Verein zur Erarbeitung der "Geschichte der Fotografie in Österreich" 1983
  • Rathauskorrespondenz, 23.06.1964
  • Max Kratochwill: Der Afrikaforscher Oscar Baumann. Zur hundertsten Wiederkehr seines Geburtstages. In: Mitteilungen der Österreichischen Geographischen Gesellschaft 106 (1964), S. 209 ff.
  • Max Kratochwill: Oscar Baumann und das "Caput Nili". In: Mitteilungen der Österreichischen Geographischen Gesellschaft 104 (1962), S. 190 ff.
  • Anton Bettelheim [Hg.]: Führende Geister. Eine Sammlung von Biographien. Band 4. Dresden: Ehlermann 1892
  • Ludwig Eisenberg: Das geistige Wien. Künstler- und Schriftsteller-Lexikon. Mittheilungen über Wiener Architekten, Bildhauer, Bühnenkünstler, Graphiker, Journalisten, Maler, Musiker und Schriftsteller. Band 1. Wien: Daberkow 1889 ff.

Weblinks