Beatrixkino

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Organisation
Art der Organisation Kino
Datum von 1908
Datum bis 1969
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 57703
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 18.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri
  • 3., Beatrixgasse 3

Frühere Adressierung
  • Beatrix Kino (1908, bis: 1969)

Es wurden noch keine Personen erfasst.

Die Karte wird geladen …

48° 12' 15.77" N, 16° 23' 13.21" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Vom Hotel zum Kino

Bereits vor 1908 zeigte man im „Hotel Beatrix“ (3., Beatrixgasse 3 / Ecke Baumannstraße 1) Filme, bald darauf wurde in dem 1902 von Ignatz Steinitz erbauten Gründerzeithaus von der Familie Raudnitz das "Beatrix Kino" (auch: Beatrixkino, Beatrix-Kino, Kino Beatrix) eröffnet. Zu den Besonderheiten des Kinos mit einem Zuschauerraum von 20 mal 16,4 Metern das von 1908 bis 1923 von Margarete Raudnitz und nach ihrem Tod von deren Tochter Leonie, geborene Raudnitz, verheiratete Butz (* 1888 Wien) geführt wurde, gehörte bis zur Einführung des Tonfilms ein eigenes kleines "Orchester" mit einem Klavierspieler, einem Violinisten und einem Schlagzeuger.

1926 baute man hier zur Erhöhung der Attraktivität des Kinos eine Reihe von Logen ein, ohne den Gesamtfassungsraum zu erhöhen.

1931 wurde hier der Tonfilm eingeführt.

"Arisierung"

1938 befand sich das Kino zu je einem Viertel in Besitz der Erben von Margarete Raudnitz, Leonie Butz, Josefine Klein, Hanna Raudnitz und Dr. Eva Werner, wobei zu diesem Zeitpunkt Hanna Raudnitz auch die Konzession zur Führung des Betriebes innehatte. Nur die beiden Letzteren überlebten das NS-Regime und waren nach dem Krieg in New York wohnhaft. "Die vormaligen Besitzer waren Juden und sollen nach Polen (Auschwitz) gebracht worden sein. Erben oder Rechtsnachfolger sind nicht vorhanden", hieß es in einem handschriftlich gezeichneten Kurzbericht zum Kino unmittelbar nach Kriegsende.

Damit gehörte das Beatrix Kino zu jenen „arisierten“ Kinos beziehungsweise "ostmärkischen Kinos" unter der Leitung der Reichsfilmkammer, Außenstelle Wien, deren EigentümerInnen das NS-Regime zum Teil nicht überlebten.

1938 wurde das Kino von Ottmar Kallinger "arisiert". Kallinger war wie ein Großteil der "Ariseure" der Wiener Kinos ein früher illegaler Nationalsozialist sowie "Blutordensträger". 1945 floh er unmittelbar nach Kriegsende, wie aus einem Aktenbescheid hervorgeht: Ein eingeschriebener Brief an ihn war mit dem Vermerk "ausgezogen; unbekannt wohin" zurückgestellt.

Öffentliche Verwaltung und Rückstellung

Am 24. Juli 1945 wurde Otto Stöhr vom Bund der österreichischen Lichtspieltheater als öffentlicher Verwalter eingesetzt. Im Juni 1947 wurde Stöhr durch die US-Armee aus dieser Funktion enthoben und das Kino in die Verwaltung des "Bundesministeriums für Eigentumskontrolle und Wirtschaftsplanung" übergeben, das wiederum einen neuen öffentlichen Verwalter zu bestellen hatte; erneut wurde, dieses Mal auch mit Genehmigung der beiden überlebenden einstigen Eigentümerinnen, Stöhr als Verwalter bestellt.

Auch im Falle dieses Kinos kam es zu gerichtlichen Verhandlungen zwischen den einstigen Eigentümern und der Gattin des geflohenen Ariseurs, Pia Kallinger, als dessen "Abwesenheitskuratorin". Die Verhandlungen schlossen in diesem Falle am 24. November 1948 mit einem "Vergleich", nach dem Kallinger zwar das Kino rückstellen musste, ihm aber von den einst enteigneten EigentümerInnen dafür ein Betrag von 1.000 Schilling zu bezahlen war.

Am 29. November 1948 wurde, nach der Abberufung Stöhrs, auch Dr. Alfred Migsch als "öffentlicher Verwalter" des Obermagistratsamts der Stadt Wien abberufen, da dessen Abberufung, wie aus einem Aktenvermerk von Dezember 1948 hervorgeht, "vermutlich versehentlich unterblieben" worden war. Mit Dezember 1948 war auch für dieses Kino die ab 1945 bestehende öffentliche Verwaltung aufgehoben und das Kino an die überlebenden ehemaligen EigentümerInnen im Zuge eines Vergleichs mit dem einstigen "Ariseur" restituiert.

Die letzten Jahre

Das "Beatrix Kino" konnte sich noch weitere 20 Jahre bis 1969 halten, musste in diesem Jahr jedoch für immer geschlossen werden. Das Geschäftslokal im Eckhaus, in dem sich das Kino einst befand, steht seit Jahren mit geschlossenen Rollbalken leer. Eine Gedenktafel erinnert an den Chormeister und Komponisten Adolf Kirchl (1858–1936).

Fassungsraum

  • 370 (1909)
  • 380 (1914)
  • 300 (1920/1926)
  • 330 (1934)
  • 321 (1938/1945)

Siehe auch: Kino

Quellen

Literatur

  • Werner Michael Schwarz: Kino und Kinos in Wien. Eine Entwicklungsgeschichte bis 1934. Wien: Turia & Kant 1992, S. 200

Weblinks