Schadensprotokolle der Revolution 1848

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Auszug aus dem Schadensprotokoll der Landstraße. Enthalten sind Informationen zur geschädigten Partei, den betroffenen Häusern sowie der angegebenen und von der Kommission erhobenen Schäden.
Daten zum Eintrag
Datum von 1848
Datum bis 1849
Objektbezug Revolution 1848, Oktoberrevolution, Quellenkunde, Langes 19. Jahrhundert
Quelle
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Letzte Änderung am 27.02.2024 durch WIEN1.lanm08trj
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Bildunterschrift Auszug aus dem Schadensprotokoll der Landstraße. Enthalten sind Informationen zur geschädigten Partei, den betroffenen Häusern sowie der angegebenen und von der Kommission erhobenen Schäden.

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Die Schadensprotokolle der Revolution 1848 enthalten Informationen über die in der Oktoberrevolution 1848 durch die Kämpfe mit dem kaiserlichen Heer entstandenen Schäden. Die von den Geschädigten angegebenen Schäden wurden von einer Schadenskommission geprüft und eine Auszahlungssumme festgesetzt.

Hintergrund

Truppen und Zivilisten am Glacis vor der brennenden Hofburg am 31. Oktober 1848

Im Oktober 1848 wurde Wien durch die kaiserliche Armee unter Alfred Fürst Windisch-Graetz und Joseph Jellačić gewaltsam erstürmt und die Revolution niedergeschlagen. Durch den massiven Einsatz von Artillerie von Seiten der Armee kam es zu zahlreichen Verwüstungen und Schäden in der Stadt und Vorstädten. Auch das Dach der Hofburg im Bereich von Augustinerkirche, Augustinertrakt und Hofbibliothek geriet im Zuge der Kämpfe in Brand.

Schaden-Erhebungs-Kommission

Wie überlieferte Akten des im Zuge der Revolution konstituierten Gemeinderats zeigen, wandten sich zahlreiche geschädigte Bürgerinnen und Bürger nach dem Ende der Kampfhandlungen an den Gemeinderat und baten um Soforthilfe oder Entschädigung. Der Gemeinderat beschloss Im November 1848 für die Innere Stadt und zu Beginn des Jahres 1849 für die Vorstädte die Einrichtung eigener Kommissionen, welche die entstandenen Schäden sowie die Forderungen der Geschädigten prüfen und dokumentieren sowie entsprechende Entschädigungen und Soforthilfen festlegen sollten.

Neben der Inneren Stadt wurden für folgende Vorstädte eine Schadenserhebung durch Kommissionen durchgeführt:

Schadensprotokolle

Die Schaden-Erhebungs-Kommissionen arbeiteten auf unterschiedliche Art und Weise. Die Zuständige Kommission für die Innere Stadt bat zunächst die verantwortlichen Ämter des Hofs um Schätzungen des Entstandenen Schadens in Gulden. So schätzte beispielsweise die k.k. General-Hofbaudirektion das Ausmaß der durch den Brand der Hofbibliothek verursachten Schäden am Gebäude (ohne Sammlungsgegenstände) auf 90.000 bis 100.000 Gulden. Die Schätzungen der Hofämter sowie jene für das Bürgerspitalzinshaus und des Chaossches Stiftungshaus wurden direkt in das Schadensprotokoll übernommen. Die Angaben von Privatpersonen wurden hingegen von der Kommission geprüft und die angegebene Beträge gegebenenfalls angepasst. Für die Innere Stadt wurden Gebäude- und Sachschäden getrennt erhoben.

Die Kommission in der Jägerzeile teilte die Geschädigten in unterschiedliche Klassen ein: Personen mit großen Schäden, deren Existenz aber nicht gefährdet ist, Beamten und Pensionisten, Händler und Gewerbetreibende und schließlich Arme, die einer sofortigen Hilfe benötigten. Von den Kommissionen in der Leopoldstadt, Landstraße und Wieden sind ausführliche, gebundene Schadensprotokolle überliefert. Darin erfasst wurden die Namen, Wohnadressen und im Falle der Landstraße und Wieden auch die Berufe der Geschädigten. Diese konnten meist eine Schadenssumme angeben, die von der Kommission geprüft und gegebenenfalls korrigiert wurde. Vermerkt sind auch Soforthilfen oder Unterstützungen in Form von Geld- oder auch Sachleistungen, welche die Geschädigten in akuten Fällen erhalten konnten.

Die Protokolle wurden nach Abschluss der Erhebungen dem Gemeinderat vorgelegt, der die Auszahlung der Entschädigungen bewilligen musste.

Karte

Das Wiener Stadt- und Landesarchiv verwahrt die Schadensprotokolle der Inneren Stadt sowie der Vorstädte Leopoldstadt, Jägerzeile, Landstraße (mit Erdberg und Weißgerber) sowie Wieden (mit Schaumburgergrund, Laurenzergrund und Nikolsdorf). Die folgende Karte zeigt die in diesen Schadensprotokollen vermerkten von der Kommission erhobenen Schadenssummen in Gulden. Wenn nicht anders vermerkt, wurde dabei nicht die von den Geschädigten angegebene, sondern die von der Kommission erteilte Entschädigung herangezogen. Eine Ausnahme bildet die Leopoldstadt, in deren Protokoll nur der angegebene Schaden verzeichnet ist. Um auf die Schadenssumme eines Hauses zu kommen, wurden die Schäden der einzelnen Parteien summiert[1].

Mithilfe der Karte ist der Verlauf der Kämpfe in der Oktoberrevolution in der Inneren Stadt sowie den Vorstädten Leopoldstadt, Jägerzeile, Landstraße (mit Erdberg und Weißgerber) und Wieden (mit Schaumburgergrund, Laurenzergrund und Nikolsdorf) sowie das Ausmaß der entstandenen Schäden ersichtlich.

MarkerRot.pngSchadenssumme über 20.000 Gulden
MarkerGelb.pngSchadenssumme zwischen 2.000 und 20.000 Gulden
MarkerBlau.pngSchadenssumme unter 2.000 Gulden
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Quellen

Referenzen

  1. Einige Einträge in den Schadensprotokollen betreffen mehrere Häuser. In diesen Fällen wurde die Schadenssumme nicht durch die Anzahl der Häuser geteilt, da nicht festgestellt werden kann, wie sich der Schaden auf die Häuser aufteilt. Vielmehr wurde beim einzelnen Eintrag vermerkt, dass sich die Schadenssumme auf mehrere Häuser bezieht. Für die Innere Stadt wurden einige der erhobenen Summen nach einer Sitzung der Kommission am 28. Dezember 1848 nachträglich reduziert. Bei den in der Karte angeführten Beträgen handelt es sich um die ursprünglichen Einschätzungen der Kommission.
    Die angegebenen Werte wurden gerundet.