Andreas Zelinka

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Foto von Andreas Zelinka um 1860
Daten zur Person
Personenname Zelinka, Andreas
Abweichende Namensform
Titel Dr. iur.
Geschlecht männlich
PageID 7538
GND 116975539
Wikidata Q85573
Geburtsdatum 23. Februar 1802
Geburtsort Wischau, Mähren 4119134-1
Sterbedatum 21. November 1868
Sterbeort Wien 4066009-6
Beruf Bürgermeister, Rechtsanwalt
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Langes 19. Jahrhundert, Wasserversorgung, Erste Hochquellenleitung
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Recherche
Letzte Änderung am 18.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum 21. Oktober 1897
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 14A, Nummer 16
Ehrengrab Ehrengrab
Bildname AndreasZelinka.jpg
Bildunterschrift Foto von Andreas Zelinka um 1860
  • 1., Teinfaltstraße 8 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Direktor der Nordbahngesellschaft (1843)
  • Mitglied des Gemeindeausschusses (1848 bis 1848)
  • Mitglied des Gemeinderates (1848 bis 1868)
  • Bürgermeister-Stellvertreter (1851 bis 1861)
  • Bürgermeister (16.06.1861 bis 21.11.1868)
  • Abgeordneter zum Niederösterreichischen Landtag (05.05.1862 bis 02.01.1867)
  • Abgeordneter zum Niederösterreichischen Landtag (18.02.1867 bis 21.11.1868)
  • Landmarschallstellvertreter in Niederösterreich (12.01.1863 bis 02.01.1867)
  • Landmarschallstellvertreter in Niederösterreich (18.02.1867 bis 21.11.1868)
  • Mitglied des Herrenhauses des Reichsrates (1867 bis 21.11.1868)

  • Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens (Verleihung: 1850)
  • Orden der Eisernen Krone 3. Klasse (Verleihung: 1862)
  • Komturkreuz des Franz-Joseph-Ordens (Verleihung: 1866)

Andreas Zelinka, * 23. Februar 1802 Wischau, Mähren (Vyškov, Tschechien), † 21. November 1868 Wien, Bürgermeister, Rechtsanwalt; Gattin (∞ 7. Juli 1834 Karlskirche) Monika Schönbichler (Tochter eines wohlhabenden Lederermeisters auf der Wieden; † 16. September 1867).

Biographie

Bis zum Tod seines Vaters Andreas (1810), eines Oberamtmanns der Herrschaft Wischau des Olmützer Domkapitels (Gattin Antonia Stiepan), im Elternhaus erzogen, kam er 1814 zu Pflegeeltern nach Brünn, wo er das Gymnasium besuchte, und 1820 nach Olmütz, um am dortigen Lyzeum das Philosophicum zu absolvieren. Von 1821-1825 studierte er bei Thomas Dolliner, Franz Egger und Johann Georg von Scheidlein Rechtswissenschaften an der Universität Wien (Dr. iur. 21. August 1829). Daneben befasste er sich mit Mathematik, Geographie und Geschichte.

Er wurde Advokatskonzipient, dann Justitiar der Herrschaft Conradswörth (Starhembergsches Freihaus auf der Wieden) sowie der Herrschaften Erlaa und Atzgersdorf bzw. Rothneusiedl. 1831 wurde Zelinka während der Choleraepidemie Sanitätskommissär. In weiterer Folge übte er das Amt des Justitiars über die Herrschaften Liesing, Hetzendorf und Schaumburgerhof aus, wodurch er die Patrimonialgerichtsbarkeit über ca. 9000 Einwohner inne hatte. Mit Unterstüzung von Ludwig Patrick Taaffe wurde Andreas Zelinka per Dekret vom 29. Dezember 1832 zum Hof- und Gerichtsadvokaten und 1835 zusätzlich zum Wechselnotar ernannt.

Zelinka war ein gewissenhafter und kompetenter Rechtsanwalt und in allen Bevölkerungsschichten hochangesehen. Neben seiner anwaltlichen Arbeit betätigte er sich ab 1843 auch als Direktor der Nordbahn und war darüberhinaus als Verwaltungsrat der galizischen Carl-Ludwig-Bahn tätig. Zudem fungierte er als Ausschussmitglied der wechselseitigen Renten- und Lebensversicherungsanstalt. 1848 wurde er vom Kärntnerviertel in den Gemeindeausschuss gewählt, nach dessen Auflösung gehörte er dem Gemeinderat an (1851-1861 Bürgermeister-Stellvertreter neben Bürgermeister Johann Kaspar Seiller, dem Zelinka bei der Bürgermeisterwahl nur knapp unterlegen war). Als Mitglied der Kommission für die Erarbeitung einer neuen Gemeindeordnung setzte er auf den Grundsatz einer breitgefächerten Interessenvertretung.

Als nach Kundmachung des Februarpatents der Gemeinderat neu gewählt wurde, erfolgte am 16. Juni 1861 Zelinkas Wahl zum Bürgermeister; obwohl er an den Traditionen des Jahres 1848 festhielt, erlangte er doch nur 66 von 114 Stimmen, weil man ihm seine politische Betätigung während der Jahre des Neoabsolutismus vorwarf.

Mit Zelinka beginnt die Ära der liberalen Vorherrschaft im Gemeinderat. Er war ab 1862 Mitglied des niederösterreichischen Landtags, ab 1864 Landmarschall-Stellvertreter von Niederösterreich und ab 1867 Mitglied des Herrenhauses; Im Juni 1864 sowie im Juli 1867 erfolgte seine Wiederwahl zum Bürgermeister.

In seine Amtszeit fallen die Schaffung des Bezirks Margareten (5. Oktober 1861), die Beratungen über die durch das neue Gemeindegesetz vom 5. März 1862 notwendig gewordene Reform des Stadtstatuts, die Planungen für die Verbesserung der Wasserversorgung (Erste Hochquellenleitung) sowie die Vorarbeiten für die Donauregulierung und die Anlage des Zentralfriedhofs.

Zelinka vertrat stets liberale Wirtschaftsprinzipien, lehnte zu starke Engagements der öffentlichen Hand in wirtschaftlichen Belangen ab und stand großen Planungen eher skeptisch gegenüber (dies gilt auch für die Idee Cajetan Felders, das neue Rathaus auf dem Paradeplatz zu erbauen).

Von Natur aus betont vorsichtig, in seinen Entscheidungen zurückhaltend und stets um einen Ausgleich der Meinungen bemüht, manövrierte er sich nicht selten in schwierigen Situationen, die ihm aber andererseits eine erstaunliche Popularität sicherten. Besonderes Augenmerk schenkte Zelinka seinem Lieblingsprojekt, der Anlage und Gestaltung des Stadtparks.

Andreas Zelinka war sehr an der Unterstützung der sozial Bedürftigen in der Stadt interessiert: Er gab beispielsweise sein Jahresgehalt als Bürgermeister von 12 000 Gulden für die Armen Wiens aus und lebte von den Erträgnissen seiner Anwaltskanzlei, was ihm bei den Wienern die Bezeichnung "Papa Zelinka" eintrug. Ferner bestimmte er testamentarisch aus seinem beträchtlichen Privatvermögen (ca. 450 000 Gulden) zahlreiche Legate für die Gründung von Armen- und Waisenhausstiftungen, Studentenfonds und anderer Versorgungseinrichtungen. Noch seine überlieferten letzten Worte sind Zeugnis dieser sozialen Neigung: "Holz für die Armen!"

Für seine Verdienste um die Gemeindeordnung Wiens wurde Andreas Zelinka 1850 das Ritterkreuz des Franz-Josephs-Ordens verliehen. 1862 erhielt er den Orden der Eisernen Krone III. Klasse, 1866 das Komturkreuz des Franz-Josephs-Ordens. Anlässlich der Genesung aus schwerer Krankheit stiftete der Gemeinderat der Stadt Wien 1861 ein heute nicht mehr erhaltenes von Friedrich Schmidt entworfenes und durch die Firma Geyling ausgeführtes Kirchenfenster im Stephansdom, auf welchem Bürgermeister Zelinka in historischem Talar kniedend vor der Muttergottes zu sehen war.

Karikaturistische Darstellung Andreas Zelinkas in der Titelei des "Kikeriki" (2. von links), 1865.
Trauerbulletin mit der amtlichen Bekanntgabe des Todes von Andreas Zelinka, 1868.
Aufbahrung von Andreas Zelinka am 23. und 24. November 1868 im (Alten) Rathaus, 1868

Posthume Ehrungen erhielt der Bürgermeister durch das 1877 enthüllte Zelinkadenkmal und die 1869 nach ihm benannte Zelinkagasse in Wien-Innere Stadt.

Quellen

Literatur

  • Biographisches Handbuch des Niederösterreichischen Landtages 1861–1921, S. 230 [Stand: 30.05.2017]
  • Cajetan Felder: Erinnerungen eines Wiener Bürgermeisters. Die Auswahl und Bearbeitung des handschriftlichen Manuskriptes besorgte Felix Czeike. Wien: Forum ²1984, S. 144 ff. und Register
  • Handbuch der Stadt Wien. Band 99 (1984/1985). Wien: Verlag für Jugend und Volk 1984, II. Teil, S. 238
  • Annemarie Meixner: Der Wiener Gemeinderat 1864-1868. Diss. Univ. Wien. Wien 1975, S. 415
  • Felix Czeike: Wien und seine Bürgermeister. Sieben Jahrhunderte Wiener Stadtgeschichte. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1974, Register
  • Gertrud Maria Hahnkamper: Der Wiener Gemeinderat zwischen 1861 und 1864. Diss. Univ. Wien. Wien 1973, S. 600 ff
  • Peter Vrbovsky: Die Wahlen der Wiener Bürgermeister 1861-1878. Diss. Univ. Wien. Wien 1968, S. 34 ff.
  • Ingeborg Werner: Dr. Andreas Zelinka, Bürgermeister der Stadt Wien. Diss. Univ. Wien. Wien 1948
  • Hans Rotter: Neubau. Ein Heimatbuch des 7. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1925, S. 221
  • Karl Hilscher: Meidling. Wiens 12. Gemeindebezirk. Wien: Jugend & Volk 1923, S. 331
  • Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. Band 59: Wurmser – Zhuber. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1890
  • Wiener Kommunal-Kalender und städtisches Jahrbuch. Wien: Gerlach & Wiedling 1870, S. 150 ff.

Weblinks