Bäckerstraße: Unterschied zwischen den Versionen

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Vor dem Ungartor der römisch-babenbergischen Lager- beziehungsweise Stadtmauer entstand um 1100 eine mittelalterliche Handelsvorstadt mit einem linsenangerförmigen Marktplatz, dessen Grenzen die (heutigen) Straßenzüge Bäckerstraße und [[Sonnenfelsgasse]] markieren. In dieser [[Vorstadt]] ließen sich vor allem fremde Kaufleute nieder ([[Kölner Hof]], [[Regensburger Hof]]), die ihre Waren von Westen (über [[Mariahilfer Straße]] und [[Kohlmarkt]], dann außerhalb der [[Stadtmauer]]) hieher brachten, um sie zu lagern und zu verkaufen, vielleicht auch nach Osten weiterzuverkaufen (das [[Stapelrecht]] gab es erst ab 1221). Als Ende 12. Jahrhundert die neue babenbergische [[Ringmauer]] errichtet wurde, war von dieser [[Vorstadt]] aus kein unmittelbarer Zugang zu einem [[Stadttore|Stadttor]] vorgesehen, wodurch die wirtschaftliche Nutzung des Gebiets erheblich beeinträchtigt wurde; die ehemalige Vorstadt verlor durch die wachsende Konkurrenz der [[Wollzeile]], die zum [[Stubentor]] führte, an Bedeutung. Der Marktplatz wurde in der bisherigen Größe nicht mehr benötigt, weshalb man an den Einbau einer Häuserzeile schritt (heute zwischen Lugeck, Bäckerstraße, Dr.-Ignaz-Seipel-Platz und Sonnenfelsgasse); dadurch entstanden zwei getrennte Straßenzüge, die Bäckerstraße im Süden (ursprünglich Vordere, dann Obere Bäckerstraße) und die Sonnenfelsgasse im Norden (ursprünglich Hintere, dann Untere Bäckerstraße). Als die [[Jesuiten]] im 18. Jahrhundert das Gebiet um den (heutigen) Dr.-Ignaz-Seipel-Platz baulich veränderten (Demolierung des Pedellkarzers "am Steg bei den Predigern"), wurde zwar in der Verlängerung der Oberen Bäckergasse eine Gasse in Richtung Prediger ([[Dominikaner]]) eröffnet und damit ein Zugang zum Stubentor geschaffen, doch geschah dies bereits zu einem Zeitpunkt, als es für die Wirtschaftsentwicklung keine Bedeutung mehr hatte. In der Bäckergasse übten schon Anfang 14. Jahrhundert einige Bäcker ihr Gewerbe aus; jedenfalls reicht der Straßenname bis in diese Zeit zurück. Die Bezeichnung Obere Bäckergasse lässt sich für den Teil zwischen Lugeck und [[Dr.-Ignaz-Seipel-Platz]] bis 1857 nachweisen, die Fortsetzung hieß Schulgasse. Seit 1862 werden nur noch die Bezeichnungen Bäckergasse und Sonnenfelsgasse verwendet.  
 
Vor dem Ungartor der römisch-babenbergischen Lager- beziehungsweise Stadtmauer entstand um 1100 eine mittelalterliche Handelsvorstadt mit einem linsenangerförmigen Marktplatz, dessen Grenzen die (heutigen) Straßenzüge Bäckerstraße und [[Sonnenfelsgasse]] markieren. In dieser [[Vorstadt]] ließen sich vor allem fremde Kaufleute nieder ([[Kölner Hof]], [[Regensburger Hof]]), die ihre Waren von Westen (über [[Mariahilfer Straße]] und [[Kohlmarkt]], dann außerhalb der [[Stadtmauer]]) hieher brachten, um sie zu lagern und zu verkaufen, vielleicht auch nach Osten weiterzuverkaufen (das [[Stapelrecht]] gab es erst ab 1221). Als Ende 12. Jahrhundert die neue babenbergische [[Ringmauer]] errichtet wurde, war von dieser [[Vorstadt]] aus kein unmittelbarer Zugang zu einem [[Stadttore|Stadttor]] vorgesehen, wodurch die wirtschaftliche Nutzung des Gebiets erheblich beeinträchtigt wurde; die ehemalige Vorstadt verlor durch die wachsende Konkurrenz der [[Wollzeile]], die zum [[Stubentor]] führte, an Bedeutung. Der Marktplatz wurde in der bisherigen Größe nicht mehr benötigt, weshalb man an den Einbau einer Häuserzeile schritt (heute zwischen Lugeck, Bäckerstraße, Dr.-Ignaz-Seipel-Platz und Sonnenfelsgasse); dadurch entstanden zwei getrennte Straßenzüge, die Bäckerstraße im Süden (ursprünglich Vordere, dann Obere Bäckerstraße) und die Sonnenfelsgasse im Norden (ursprünglich Hintere, dann Untere Bäckerstraße). Als die [[Jesuiten]] im 18. Jahrhundert das Gebiet um den (heutigen) Dr.-Ignaz-Seipel-Platz baulich veränderten (Demolierung des Pedellkarzers "am Steg bei den Predigern"), wurde zwar in der Verlängerung der Oberen Bäckergasse eine Gasse in Richtung Prediger ([[Dominikaner]]) eröffnet und damit ein Zugang zum Stubentor geschaffen, doch geschah dies bereits zu einem Zeitpunkt, als es für die Wirtschaftsentwicklung keine Bedeutung mehr hatte. In der Bäckergasse übten schon Anfang 14. Jahrhundert einige Bäcker ihr Gewerbe aus; jedenfalls reicht der Straßenname bis in diese Zeit zurück. Die Bezeichnung Obere Bäckergasse lässt sich für den Teil zwischen Lugeck und [[Dr.-Ignaz-Seipel-Platz]] bis 1857 nachweisen, die Fortsetzung hieß Schulgasse. Seit 1862 werden nur noch die Bezeichnungen Bäckergasse und Sonnenfelsgasse verwendet.  

Version vom 16. März 2017, 23:13 Uhr

Bäckerstraße in Richtung Lugeck, 1902
Daten zum Objekt
Art des Objekts Verkehrsfläche
Datum von
Datum bis
Name seit
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung Vordere Bäckerstraße, Obere Bäckerstraße
Benannt nach
Bezirk 1
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 1922
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 16.03.2017 durch DYN.krabina
Bildname HMW 079000 01789.jpg
Bildunterschrift Bäckerstraße in Richtung Lugeck, 1902
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48° 12' 31.44" N, 16° 22' 37.40" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Vor dem Ungartor der römisch-babenbergischen Lager- beziehungsweise Stadtmauer entstand um 1100 eine mittelalterliche Handelsvorstadt mit einem linsenangerförmigen Marktplatz, dessen Grenzen die (heutigen) Straßenzüge Bäckerstraße und Sonnenfelsgasse markieren. In dieser Vorstadt ließen sich vor allem fremde Kaufleute nieder (Kölner Hof, Regensburger Hof), die ihre Waren von Westen (über Mariahilfer Straße und Kohlmarkt, dann außerhalb der Stadtmauer) hieher brachten, um sie zu lagern und zu verkaufen, vielleicht auch nach Osten weiterzuverkaufen (das Stapelrecht gab es erst ab 1221). Als Ende 12. Jahrhundert die neue babenbergische Ringmauer errichtet wurde, war von dieser Vorstadt aus kein unmittelbarer Zugang zu einem Stadttor vorgesehen, wodurch die wirtschaftliche Nutzung des Gebiets erheblich beeinträchtigt wurde; die ehemalige Vorstadt verlor durch die wachsende Konkurrenz der Wollzeile, die zum Stubentor führte, an Bedeutung. Der Marktplatz wurde in der bisherigen Größe nicht mehr benötigt, weshalb man an den Einbau einer Häuserzeile schritt (heute zwischen Lugeck, Bäckerstraße, Dr.-Ignaz-Seipel-Platz und Sonnenfelsgasse); dadurch entstanden zwei getrennte Straßenzüge, die Bäckerstraße im Süden (ursprünglich Vordere, dann Obere Bäckerstraße) und die Sonnenfelsgasse im Norden (ursprünglich Hintere, dann Untere Bäckerstraße). Als die Jesuiten im 18. Jahrhundert das Gebiet um den (heutigen) Dr.-Ignaz-Seipel-Platz baulich veränderten (Demolierung des Pedellkarzers "am Steg bei den Predigern"), wurde zwar in der Verlängerung der Oberen Bäckergasse eine Gasse in Richtung Prediger (Dominikaner) eröffnet und damit ein Zugang zum Stubentor geschaffen, doch geschah dies bereits zu einem Zeitpunkt, als es für die Wirtschaftsentwicklung keine Bedeutung mehr hatte. In der Bäckergasse übten schon Anfang 14. Jahrhundert einige Bäcker ihr Gewerbe aus; jedenfalls reicht der Straßenname bis in diese Zeit zurück. Die Bezeichnung Obere Bäckergasse lässt sich für den Teil zwischen Lugeck und Dr.-Ignaz-Seipel-Platz bis 1857 nachweisen, die Fortsetzung hieß Schulgasse. Seit 1862 werden nur noch die Bezeichnungen Bäckergasse und Sonnenfelsgasse verwendet.

Pfarrzugehörigkeit

Gebäude

  • Nummer 1 (Lugeck 4): im Mittelalter Regensburger Hof, später Warenhaus Orendi.
  • Nummer 2: erbaut 17. Jahrhundert, Fassade Anfang 18. Jahrhundert (Turmaufbau, Stuckmasken unter der Dachlinie, Portalbekrönung Anfang 18. Jahrhundert, ornamentale Ortsteine).
  • Nummer 3 (Sonnenfelsgasse 4): erbaut Ende 17. Jahrhundert, Fassade erstes Viertel 18. Jahrhundert (Barockportal, geschwungene Fensterbekrönungen, Balkon mit Schmiedeeisengittern), bemerkenswertes Stiegenhaus, Umbau durch Anton Grünn 1855.
  • Nummer 5 (Sonnenfelsgasse 6): erbaut vielleicht 16. Jahrhundert, Erker aus der Bauzeit, Renaissanceportal erhalten, Fassade um 1730, Aufstockung durch Johann Öscher 1799, in der Sonnenfelsgasse an der Fassade Löwenrelief.
  • Nummer 7 (Sonnenfelsgasse 8): erbaut vor 1587, Renaissancewohnhaus mit Arkadenhof (heute teilweise vermauert und verglast), Muttergottesstatue (18. Jahrhundert) und Schmiedeeisenarbeiten aus der Sammlung des Malers Friedrich von Amerling.
  • Nummer 8 (Essiggasse 2): ehemaliges Palais Seilern.
  • Nummer 9 (Sonnenfelsgasse 10, Windhaaggasse 1): Windhaagsches Stiftungshaus (Renaissancearkadenhof, 1944 zerstört; hier wohnte 1840 Adalbert Stifter).
  • Nummer 10 (Essiggasse 4): ehemaliges Palais Nimptsch.
  • Nummer 12: erbaut 15./16. Jahrhundert (Wo die Kuh am Brett spielt), Renaissanceerker über dem Portal im ersten Stock, Fassade erste Hälfte 18. Jahrhundert
  • Nummer 16: Schmauswaberl
  • Nummer 20 (Teil der Alten Universität): Portal 17. Jahrhundert

Literatur

  • Felix Czeike: I. Innere Stadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 1), S. 14 ff.
  • Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 36 ff.
  • Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 447
  • Hugo Hassinger: Kunsthistorischer Atlas der k.k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien und Verzeichnis der erhaltenswerten historischen, Kunst- und Naturdenkmale des Wiener Stadtbildes. Wien: Schroll 1916 (Österreichische Kunsttopographie, 15), S. 52 f.
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner, Band 1,1967, S. 385 ff.
  • Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: 1958, Register
  • Henriette Mandl: Wiener Altstadt-Spaziergänge. Wien: Ueberreuter 1987, S. 97 ff.
  • Hans Markl: Die Gedenktafeln Wiens. Wien: ABZ-Verlag 1949, S. 6 ff.
  • Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959, S. 12 ff.
  • Niederdonau, Natur und Kultur. Hg. vom Reichsstatthalter in Niederdonau, Gauselbstverwaltung. Band 26/30: Richard Kurt Donin: Das Bürgerhaus der Renaissance in Niederdonau. Mit 64 Tafeln. Wien [u.a.]: Kühne 1943/44, S.77
  • Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Wien: Deuticke 1991 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 22)
  • Gabriele Praschl-Bichler: Wien speziell. Architektur des Barock. Wo finde ich Schlösser, Palais, Öffentliche Profanbauten, Kirchen, Klöster, Bürgerhäuser, Denkmäler, Brunnen, Museen, Sammlungen in Wien. Wien: Christian Brandstätter Verlag 1990, S. 67 f.
  • Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 82 f.
  • Emmerich Siegris: Alte Wiener Hauszeichen und Ladenschilder. Wien: Burgverlag 1924, S. 74f.
  • Renate Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien: Hollinek 1957 (Österreichische Heimat, 20), S. 44 ff.
  • Siegfried Weyr: Wien. Magie der Inneren Stadt. Wien [u.a.]: Zsolnay 1968, S. 218
  • Anton Wildgans: Musik der Kindheit. Ein Heimatbuch aus Wien. Leipzig : L. Staackmann, Verl. 1928, S. 143 ff.