Caritas

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Institution
Datum von 1897
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen Friedrich Gustav Piffl, Theodor Innitzer, Jakob Weinbacher, Michael Landau
PageID 15839
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 19.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri
  • 16., Albrechtskreithgasse 19-21

Frühere Adressierung
  • Caritas der Erzdiözese Wien
  • Caritas Österreich

Es wurden noch keine Personen erfasst.

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48° 13' 13.70" N, 16° 18' 57.67" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Caritas (lateinisch carus = lieb beziehungsweise carere = entbehren, nicht besitzen), Bezeichnung für christliche Liebe, die mit Glaube und Hoffnung zu den drei christlichen Tugenden zählt. Zum Unterschied von öffentlicher Sozialarbeit gründet die christliche Caritas auf dem Beispiel Jesu.

Im Mittelalter war die Fürsorge größtenteils der Kirche, den Klöstern und Laienorganisationen anvertraut. Die beginnende Industrialisierung des 19. Jahrhunderts erforderte eine neue Art sozialen Engagements (Bekämpfung des Massenelends vor allem der Arbeiterschaft). Der deutsche katholische Theologe Prälat Lorenz Werthmann gründete deshalb 1897 in Köln den "Caritasverband für das katholische Deutschland", der 1916 als "Deutscher Caritasverband" bischöfliche Anerkennung fand.

In Österreich rief Maximilian Freiherr von Vittinghoff-Schell auf Anregung des Vierten Österreichischen Katholikentages (1896) im Frühjahr 1897 die "Centralstelle der katholischen Vereine für freiwillige Armenpflege" in Wien (1., Annagasse 9) ins Leben. Es war ein Zusammenschluss von vier Wohltätigkeitsvereinen, die alle in der offenen Armenpflege tätig waren: Vinzenzverein, Elisabethverein, Katholischer Frauen-Wohltätigkeitsverein und Mater-admirabilis-Verein.

Im Jänner 1900 beschlossen die Vorstandsmitglieder der Zentralstelle, den ersten "Congreß der katholischen Wohlthätigkeitsvereine Österreichs" abzuhalten, der von 20. bis 22. Mai 1900 in Wien stattfand und sich dem Kinderschutz, der Jugendfürsorge, der Volksbildung sowie der Armen- und Krankenfürsorge widmete. Das auf dem Kongress gegründete Komitee wurde im Jänner 1901 zum "Katholischen Wohlthätigkeits-Comitè für Österreich in Wien". Fast zeitgleich konstituierte sich auch das "Katholische Landes-Wohlthätigkeits-Comité für Niederösterreich in Wien" und übernahm Aufgabe und Räumlichkeiten der Zentralstelle, die damit auch aufgelöst wurde.

Auf dem zweiten "Congreß der katholischen Wohltätigkeitsvereine Österreichs", der von 7. bis 8. Juni 1903 in Graz stattfand, wurden beide Komitees zu Verbänden mit je eigenen Statuten: der "Reichsverband der katholischen Wohltätigkeits-Organisationen in Österreich" und der "Katholische Wohltätigkeitsverband für Niederösterreich", beide mit Sitz in 1., Bäckerstraße 14. Der Katholische Wohltätigkeitsverband für Niederösterreich wuchs rasch zu einer großen Organisation, der 1908 mehr als 100 Vereine angehörten mit den unterschiedlichsten Aufgabengebieten. Es waren zum Teil schon lange bestehende Vereine, die dem Verband begetreten waren, zum Teil wurden auch Vereine vom Verband neu gegründet, um auf eine konkrete Notsituation Antwort geben zu können wie zum Beispiel die Katholische Bahnhofsmission oder der Zentralverein für Hauskrankenpflege.

1908 bekam der Verband von der Gemeinde Wien das ehemalige Waisenhaus in 7., Kaiserstraße 92 geschenkt mit dem Auftrag, ein Kaiserjubiläums-Zentralfürsorgeheim zu errichten. Hier befanden sich ein Heim für obdachlose Familien, eine Krisenunterbringung für (Straßen-)Kinder, ein Mädchenwohnheim, das Hilfskomitee für Jugendgerichtshilfe, später auch eine Beratungsstelle für Alkoholkranke. Auch die Verbandsleitung hatte nun hier ihren Sitz.

Die Not des Ersten Weltkriegs erforderte neuerlich eine Erweiterung der Tätigkeit (Kampf gegen Jugendverwahrlosung und Wohnungsnot, Verwundetenpflege, Kriegsküchen usw.). 1916 wurde daher zusätzlich das Caritashaus am Währinger Gürtel 104 erworben. Hier war nun der Sitz des Katholischen Wohltätigkeitsverbandes, und auch die Leitung des Reichsverbandes übersiedelte hierher.

1919 vereinigte sich der Katholische Wohltätigkeitsverband für Niederösterreich mit dem Reichsverband der katholischen Wohltätigkeitsorganisationen Österreichs zum "Österreichischen Karitasverband für Wohlfahrtspflege und Fürsorge". Organisiert wurde diese Umstrukturierung von Raimund Fürlinger, der - neben dem Präsidenten Vittinghoff-Schell - Direktor des Verbandes war. Für dieses damals größte Werk der privaten Fürsorge und Wohltätigkeit wurden außerdem ab 1920 Substrukturen in Form von Pfarrcaritasausschüssen gegründet.

Als Frucht eines Caritaskongresses in Wien (5.-9. Oktober 1921) wurde im November 1921 der "Caritasverband für die Erzdiözese Wien" gegründet, welcher als nun kirchliche Institution dem Wiener Erzbischof Friedrich Gustav Piffl unterstand, der zu seiner Vertretung P. Heinrich Giese SVD als Präsidenten und P. Josef Tongelen als Direktor ernannte.

Der Österreichischen Karitasverband für Wohlfahrtspflege und Fürsorge blieb zunächst als Dachorganisation für alle Diözesanverbände bestehen, wurde aber 1924 zum "Reichsverband der österreichischen Caritasverbände", 1929 schließlich zum "Österreichischen Caritasverband". Präsident war - alle drei Jahre wechselnd - der Präsident eines Diözesanverbandes, Direktor war auch hier Josef Tongelen.

In den Jahren des Nationalsozialismus konnte die Arbeit nur unter Gefahr fortgesetzt werden. Am 1. Juni 1940 übernahm das Caritas-Institut die "Erzbischöfliche Diözesanstelle für nichtarische Katholiken", die in den Räumen der "Auswanderungshilfsorganisation für nichtmosaische Juden in der Ostmark" (1, Habsburgergasse) Aufnahme fand; wegen dauernder Schwierigkeiten nahm sie Kardinal Theodor Innitzer im Dezember 1940 unter seinen persönlichen Schutz und siedelte sie im Erzbischöflichen Palais (1, Rotenturmstraße 2) an.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs errichtete die Caritas hier unter Leitung von Monsignore Jakob Weinbacher eine Großküche und begann mit Massenausspeisungen, Vertriebenen- und Heimkehrerfürsorge und half bei der Verteilung von Sachspenden aus dem Ausland. 1947 begann eine enge Zusammenarbeit mit der im Sozialministerium eingerichteten österreichischen Wohlfahrtsstelle; in den Jahren 1945-1955 wurden österreichweit rund 600.000 Kinder im Rahmen von "Kindererholungsaktionen" betreut. 1956 widmete sich die Caritas der Unterstützung der Ungarnflüchtlinge.

In der Folgezeit weiteten sich die Aktivitäten der Caritas nach außen hin aus (Hilfe für Erdbeben- und Überschwemmungsopfer in Osteuropa und Asien, für Opfer von Hunger- und Kriegskatastrophen auf der ganzen Welt). Ab den 1960er Jahren wurden die Ehe-, Familien- und Lebensberatung eingerichtet sowie Krankenfürsorge und mobile Altenbetreuung ausgebaut. Es entstanden Wohnheime für ältere Menschen und Einrichtungen für Obdachlose. Ab den 1990er Jahren verstärkte die Caritas auch die Flüchtlingshilfe (Jugoslawienkriege, später Naher Osten).

Heute umfasst die Arbeit der Caritas nahezu den gesamten Bereich des menschlichen Lebens, insbesondere die mobile wie stationäre Altenbetreuung, Hospizdienste, die Betreuung von Suchtkranken und Obdachlosen, Projekte für Langzeitarbeitslose sowie Katastrophenhilfe und Entwicklungszusammenarbeit im Ausland. 2016 standen österreichweit fast 15.000 hauptberufliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie über 40.000 ehrenamtlich Engagierte im Dienst der Caritas.

Die Caritas der Erzdiözese Wien beschäftigt rund 4.400 hauptberufliche und 9.400 freiwillige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie wird seit 1995 von Michael Landau geleitet. Seine Vorgänger in dieser Funktion waren Leopold Ungar (1950-1988) und Helmut Schüller (1988-1995).

Präsidenten der Caritas Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg:

Literatur

Weblinks