St. Ulrich (Vorstadt): Unterschied zwischen den Versionen

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|Bildunterschrift=Die Vorstädte St. Ulrich, [[Neubau (Vorstadt)|Neubau]] und [[Spittelberg (Vorstadt)|Spittelberg]] mit ihren [[Grundgerichtssiegel|Siegelbildern]] (1734)
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|Bildquelle=Wienbibliothek im Rathaus, Druckschriftensammlung, d-172820/1-2
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St. Ulrich, Vorstadt auf dem Boden des heutigen 7. Bezirks ([[Neubau]]). Die älteste Ortschaft am rechten Ufer des [[Ottakringer Bach]]s war Zeismannsbrunn, das 1202 erstmals erwähnt wird. 1211 stiftete [[Dietrich der Reiche]], ein Günstling Leopolds VI., bei seinem Gutshof in Zeismannsbrunn zu Ehren des Hl. Ulrich eine Kapelle ([[Ulrichskirche]]); der Name des Kirchenpatrons übertrug sich bald auf das Pfarrgebiet und schließlich (ab Anfang des 14. Jahrhunderts) auf den ganzen Ort. Dietrichs Erben verkauften die Grundobrigkeit an den Ritterbürger Greif bei Maria am Gestade. 1302 übernahm das Schottenstift das Patronat, und Nikolaus von Hundsheim verkaufte einen Hof in der Nähe des Pfarrhofs an den passauischen Offizial Meister Andreas. Die Vorstadt entstand demnach aus dem „alten" Schottengrund, dem Grund der Ulrichskapelle, den Grundstücken aus dem Gut des Adlold sowie dem (passauischen) Neudeggerlehen und dem (landesfürstlichen) Oberhof. In der Folge verschmolzen Patronat und Grundherrschaft. Wie alle Orte in der Nähe Wiens litt auch St. Ulrich unter Epidemien, kriegerische Ereignissen, Bränden und Überschwemmungen; die Pest wütete 1481, 1654, 1679 und 1713. Das Dorf war ein Gr.enangerdorf, tief eingebettet in die Talsohle des Ottakringer Bachs, durch die heutigen Straßenzüge Lerchenfelder Straße und Burggasse begrenzt; die hoch oben am rechten Bachufer stehende Kirche ([[Ulrichskirche]]) war nur über Treppen erreichbar. Im 14. Jahrhundert kam es zur Erweiterung unter dem Namen [[Neustift]] in Richtung über die Döblergasse hinaus. St. Ulrich war zur Zeit der Reformation ein Hauptsitz der Protestanten. 1660 griff die Verbauung auf das linke Ufer des Ottakringer Bachs über ([[Altschafferhaus]]). Daß Kara Mustapha 1683 hier sein Zelt aufgeschlagen haben soll, ist unrichtig; sein Prunkzelt stand auf der Schmelz. Wohl aber befand sich auf den Trautsonschen Gründen ein Gefechtsstand, von dem aus die Hauptangriffe gegen die Burgbastei geleitet wurden. Nach der Gründung von Neustift („oberen Gutes") hieß St. Ulrich auch „Neustift unteren Gutes". 1741 hatte ein Hochwasser des Ottakringer Bachs ausgedehnte Überschwemmungen zur Folge. 1770-1790 wurden die Häuser auf dem Neudegger Grund (Neudegger- und Piaristengasse) erbaut. Am 11. August 1835 zerstörte ein Großbrand fast die gesamte Ortschaft. Nur geringe Reste des Ortsbilds haben sich bis heute erhalten (St.-Ulrichs-Platz).
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St. Ulrich, [[Vorstädte|Vorstadt]] auf dem Boden des heutigen [[7]]. [[Bezirke|Bezirks]] ([[Neubau]]).
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Die älteste Ortschaft am rechten Ufer des [[Ottakringer Bach]]s war [[Zeismannsbrunn]], das 1202 erstmals erwähnt wird. 1211 stiftete [[Dietrich der Reiche]], ein Günstling [[Leopold VI.|Leopolds VI.]], bei seinem Gutshof in Zeismannsbrunn zu Ehren des [[Heilige|Hl.]] Ulrich eine [[Kapelle]] ([[Ulrichskirche]]); der Name des Kirchenpatrons übertrug sich bald auf das [[St. Ulrich (Pfarre)|Pfarrgebiet]] und schließlich (ab Anfang des 14. Jahrhunderts) auf den ganzen Ort. Dietrichs Erben verkauften die [[Grundobrigkeit]] an den [[Ritterstand|Ritterbürger]] [[Greif (Familie)|Greif]] bei [[Maria am Gestade]]. 1302 übernahm das [[Schottenstift]] das Patronat, und Nikolaus von Hundsheim verkaufte einen Hof in der Nähe des Pfarrhofs an den passauischen Offizial Meister Andreas. Die Vorstadt entstand demnach aus dem "alten" Schottengrund, dem Grund der Ulrichskapelle, den Grundstücken aus dem Gut des Adlold sowie dem (passauischen) [[Neudeggerhof|Neudeggerlehen]] und dem (landesfürstlichen) [[Oberhof]].
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[[Datei:Zudenzwoelfhimmelszeichen.jpg|390px|thumb|right|Gemeindehaus von St. Ulrich (heute [[St.-Ulrichs-Platz]] 5)]]
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In der Folge verschmolzen Patronat und [[Grundherrschaft]]. Wie alle Orte in der Nähe Wiens litt auch St. Ulrich unter [[Epidemie]]n, [[Krieg|kriegerischen Ereignissen]], [[Brand|Bränden]] und [[Überschwemmungen]]; die [[Pest]] wütete 1481, 1654, [[Pestepidemie 1679|1679]] und [[Pestepidemie 1713|1713]]. Das Dorf war ein Grabenangerdorf, tief eingebettet in die Talsohle des Ottakringer Bachs, durch die heutigen Straßenzüge [[Lerchenfelder Straße]] und [[Burggasse]] begrenzt; die hoch oben am rechten Bachufer stehende Kirche ([[Ulrichskirche]]) war nur über Treppen erreichbar. Im 14. Jahrhundert kam es zur Erweiterung unter dem Namen [[Neustift (Vorstadt)|Neustift]] in Richtung über die [[Döblergasse]] hinaus. St. Ulrich war zur Zeit der [[Reformation]] ein Hauptsitz der [[Protestanten]]. 1660 griff die Verbauung auf das linke Ufer des Ottakringer Bachs über ([[Altschafferhaus]]). Dass [[Kara Mustapha]] [[Zweite Osmanische Belagerung (1683)|1683]] hier sein Zelt aufgeschlagen haben soll, ist falsch; sein Prunkzelt stand auf der [[Schmelz]]. Wohl aber befand sich auf den Trautsonschen Gründen ein Gefechtsstand, von dem aus die Hauptangriffe gegen die [[Burgbastei]] geleitet wurden. Nach der Gründung von [[Neustift (Vorstadt)|Neustift]] ("oberen Gutes") hieß St. Ulrich auch "Neustift unteren Gutes". 1741 hatte ein Hochwasser des Ottakringer Bachs ausgedehnte Überschwemmungen zur Folge. 1770-1790 wurden die Häuser auf dem [[Neudeggerhof|Neudegger Grund]] ([[Neudeggergasse|Neudegger]]- und [[Piaristengasse]]) erbaut.  
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Am 11. August 1835 zerstörte ein Großbrand fast die gesamte Ortschaft. Nur geringe Reste des Ortsbilds haben sich bis heute erhalten ([[St.-Ulrichs-Platz]]).
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==Siegel==
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Die Vorstadt St. Ulrich führte ein [[Grundgerichtssiegel]], das den heiligen Ulrich als ganze Figur im bischöflichen Ornat mit Inful und Stab, in der Rechten ein aufgeschlagenes [[Buch]], auf diesem anscheinend ein [[Fische|Fischchen]] als Attribut des Heiligen. Umschrift: • SIGIL · S · VLRICH · VNTERN · SCHOTISCHEN GRVNT  ̴
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Das Siegel war 1904 eine Grundlage für die Gestaltung des [[Neubau (Bezirkswappen)|Bezirkswappens Neubau]].
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==Häuser==
 
==Häuser==
*1777: 51
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* 1766: 47
*1783: 106
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* 1778: 91
*1841: 155
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* 1783: 106
*1857: 165
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* 1790: 120
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* 1796: 127
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* 1840: 155
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* 1851: 163
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* 1857: 165
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==Einwohner==
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* 1783: 6.195
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* 1796: 7.007
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* 1840: 7.526
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* 1857: 9.402
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==Häusernummerierungen und -schematismen==
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In der Vorstadt St. Ulrich wurden 1770 zum ersten Mal [[Konskriptionsnummer]]n vergeben, in den Jahren 1795 und 1821 erfolgte eine Neunummerierung (Zur Übersicht über die Phasen der Nummerierungen der Häuser [Konskriptionsnummern] in der Vorstadt siehe: [[Häusernummerierung]]). Die folgenden Verlinkungen zu den [[Häuserschematismen]] sind chronologisch geordnet.
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=== Nummerierung 1770 ===
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* [http://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/409459 Franz de Ponty: Verzeichniß der in der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien sammt dazu gehörigen Vorstädten und Gründen befindlichen numerirten Häusern. Wien: Johann Joseph Jahn 1779]
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* [http://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/413429 Karl Hofer: Verzeichniß der in der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien samt den dazu gehörigen Vorstädten und Gründen befindlichen numerirten Häuser. Wien: Joseph Gerold 1789]
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=== Nummerierung 1795 ===
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* [http://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/414738 Verzeichniß der in der k. k. Haupt- und Residenz-Stadt Wien sammt den dazu gehörigen Vorstädten und Gründen befindlichen numerirten Häuser. Wien: Joseph Gerold 1796]
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* [http://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/414306 Verzeichniß aller in der k. k. Haupt- und Residenz-Stadt Wien inner denen Linien befindlichen numerirten Häuser. Wien: Joseph Gerold 1798]
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* [http://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/343651 Joseph Johann Grosbauer: Vollständiges Verzeichniß aller in der kaiserlichen auch k. k. Haupt- und Residenz-Stadt Wien inner denen Linien befindlichen numerirten Häuser. Wien: Joseph Gerold 1805]
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* [https://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/341315 Joseph Johann Grosbauer: Vollständiges Verzeichniß aller in der k. k. Haupt- und Residenz-Stadt Wien inner denen Linien befindlichen numerirten Häuser deren Eigenthümer, Strassen, Gässen, Plätze, und Schilder. Wien: Gerold'schen Buchhandlung 1808]
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* [http://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/381721 Alois Edler von Fraißl: Verzeichniß aller in der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien und sämmtlichen Vorstädten inner den Linien befindlichen numerirten Häuser und Plätze. Wien: Carl Gerold'sche Buchhandlung 1812]
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* [http://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/413687 Mathias Gutjahr: Vollständiges Verzeichniß aller in der k. k. Haupt- und Residenz-Stadt Wien und ihren Vorstädten befindlichen Straßen, Gassen, Plätzen und Häusern. Wien: Gerold 1816]
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=== Nummerierung 1821 ===
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* [http://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/412847 Mathias Guetjahr: Vollständiges Verzeichniß aller in der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien und ihren Vorstädten befindlichen Straßen, Gassen, Plätze und Häuser. Wien: Gerold 1821]
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* [http://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/422823 Anton Behsel: Verzeichniß aller in der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien mit ihren Vorstädten befindlichen Häuser. Wien: Gerold 1829]
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* [http://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/418063 Karl Ponschab: Darstellung der bei den Häusern in der Stadt und in den sämmtlichen Vorstädten Wiens einschreitenden Grundherrlichkeiten. Wien: PP. Mechitaristen 1829]
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* [http://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/350409 Anton Ziegler und Carl Vasquez: Die kaiserl. königl. Haupt- und Residenzstadt Wien mit ihren Vorstädten und nächsten Umgebungen. Wien: Christian Friedrich Schade 1830]
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* [http://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/343343 Neuester verbesserter Schema aller in der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien und in ihren Vorstädten befindlichen Häusern. Wien: Stöckholzer von Hirschfeld 1833]
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* [http://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/351322 Anton Ziegler: Häuser-Schema im kaiserl. königl. Polizei-Bezirke Neubau: enthält die Vorstädte: St. Ulrich, Neubau, Schottenfeld und Spitlberg. Wien 1837]
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* [http://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/417695 Neuester, verbesserter Schema aller in der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien und in ihren Vorstädten befindlichen Häusern. Wien: Ulrich Klopf 1837ff.]
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* [http://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/417039 Carl Schwab: Neuer, verbesserter Häuser-Schema der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien mit ihren 34 Vorstädten, allen Neubauten und den angränzenden nahen Ortschaften. Wien: Singer und Goering 1843]
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* [http://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/337002 Neuester, verbesserter Häuser-Schema der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien mit allen Vorstädten, der Brigittenau, den Zwischenbrücken und den Praterhütten. Wien: Dorfmeister 1852]
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* [http://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/349703 Anton Ziegler: Neuester Wiener Häuser-Schema für das Jahr 1861 k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien mit sämmtlichen Vorstädten. Wien: Selbstverlag Ziegler 1861]
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==Ortsrichter==
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*Josef Teyber (1789-1791)
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*Leopold Rauch (1794)
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*Benedikt Hallmayr (1833-1834)
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*Michael Leitner (1840-1844)
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==Literatur==  
 
==Literatur==  
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*Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. XI, Taf. E
 
*Elfriede Faber: Heimatkunde, S. 7, S. 14  
 
*Elfriede Faber: Heimatkunde, S. 7, S. 14  
*dsbe.: Der Hof zu St. Ulrich. Ein Beitrag zur Geschichte des 7. Wiener Gemeindebezirks. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien  44/45 (1988 / 1989), S. 27 ff.  
+
*Elfriede Faber: Der Hof zu St. Ulrich. Ein Beitrag zur Geschichte des 7. Wiener Gemeindebezirks. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien  44/45 (1988 / 1989), S. 27 ff.  
 +
*Anton Jung: Beschreibung und Abdruck der Grundgerichts-Siegeln sämmtlicher Vorstädte und Gemeinden der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien, [Wien] 1829, S. 36
 
*Robert Messner: Die Josefstadt im Vormärz. Historisch-Topographische Darstellung der westlichen Vorstädte (nördliche Hälfte) und westlichen Vororte Wiens auf Grund der Katastralvermessung. Wien: Verband der Wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs 1973 (Topographie von Alt-Wien, 3), S. 25, S. 51 ff, S. 134 ff., S. 251, S. 261 f.
 
*Robert Messner: Die Josefstadt im Vormärz. Historisch-Topographische Darstellung der westlichen Vorstädte (nördliche Hälfte) und westlichen Vororte Wiens auf Grund der Katastralvermessung. Wien: Verband der Wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs 1973 (Topographie von Alt-Wien, 3), S. 25, S. 51 ff, S. 134 ff., S. 251, S. 261 f.
 
*Hans Rotter: Die Josefstadt. Geschichte des 8. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Selbstverlag 1918, S. 61 f.
 
*Hans Rotter: Die Josefstadt. Geschichte des 8. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Selbstverlag 1918, S. 61 f.
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*Ferdinand Opll: Alte Grenzen im Wiener Raum. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1986 (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien, 4), S. 56
 
*Ferdinand Opll: Alte Grenzen im Wiener Raum. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1986 (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien, 4), S. 56
 
*Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 183 f.
 
*Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 183 f.
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===Bevölkerungsgeschichte===
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* Andreas Weigl: Eine Neuberechnung der Bevölkerungsentwicklung Wiens nach Bezirken 1777-1869. In: Wiener Geschichtsblätter 50 (1995), S. 219-238. * Ignaz de Luca: Topographie von Wien. Bd. 1, Wien: Thad. Schmidbauer 1794, S. 61.
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* Ignaz de Luca: Statistische Fragmente. Wien: C.P. Rehm 1797, S. 50.
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* Johann Karl: Detaillirte Darstellung der Bevölkerung der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien und der Vorstädte ... nach der letzten Conscription im Jahre 1840.
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* Niederösterreichische Handels- und Gewerbekammer (Hg.), Statistische Übersicht der wichtigsten Productionszweige in Oesterreich unter der Enns. Wien: L. Sommer 1855.
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* G.A. Schimmer: Die Bevölkerung von Wien. In: Blätter für Landeskunde von Niederösterreich 1 (1865), S. 14, 26.

Aktuelle Version vom 20. Dezember 2023, 17:35 Uhr

Die Vorstädte St. Ulrich, Neubau und Spittelberg mit ihren Siegelbildern (1734)
Daten zum Objekt
Art des Objekts Vorstadt
Datum von 1202
Datum bis 1850
Name seit
Andere Bezeichnung Neubau, Platzel, Neudegg, Schotten Unteren Guts
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Ulrichskirche
Bezirk 6, 7, 8
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 21407
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Recherche
Letzte Änderung am 20.12.2023 durch WIEN1.lanm08trj
Bildname A-9374 0069.jpg
Bildunterschrift Die Vorstädte St. Ulrich, Neubau und Spittelberg mit ihren Siegelbildern (1734)

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48° 12' 18.80" N, 16° 21' 9.15" E  zur Karte im Wien Kulturgut

St. Ulrich, Vorstadt auf dem Boden des heutigen 7. Bezirks (Neubau).

Die älteste Ortschaft am rechten Ufer des Ottakringer Bachs war Zeismannsbrunn, das 1202 erstmals erwähnt wird. 1211 stiftete Dietrich der Reiche, ein Günstling Leopolds VI., bei seinem Gutshof in Zeismannsbrunn zu Ehren des Hl. Ulrich eine Kapelle (Ulrichskirche); der Name des Kirchenpatrons übertrug sich bald auf das Pfarrgebiet und schließlich (ab Anfang des 14. Jahrhunderts) auf den ganzen Ort. Dietrichs Erben verkauften die Grundobrigkeit an den Ritterbürger Greif bei Maria am Gestade. 1302 übernahm das Schottenstift das Patronat, und Nikolaus von Hundsheim verkaufte einen Hof in der Nähe des Pfarrhofs an den passauischen Offizial Meister Andreas. Die Vorstadt entstand demnach aus dem "alten" Schottengrund, dem Grund der Ulrichskapelle, den Grundstücken aus dem Gut des Adlold sowie dem (passauischen) Neudeggerlehen und dem (landesfürstlichen) Oberhof.

Gemeindehaus von St. Ulrich (heute St.-Ulrichs-Platz 5)

In der Folge verschmolzen Patronat und Grundherrschaft. Wie alle Orte in der Nähe Wiens litt auch St. Ulrich unter Epidemien, kriegerischen Ereignissen, Bränden und Überschwemmungen; die Pest wütete 1481, 1654, 1679 und 1713. Das Dorf war ein Grabenangerdorf, tief eingebettet in die Talsohle des Ottakringer Bachs, durch die heutigen Straßenzüge Lerchenfelder Straße und Burggasse begrenzt; die hoch oben am rechten Bachufer stehende Kirche (Ulrichskirche) war nur über Treppen erreichbar. Im 14. Jahrhundert kam es zur Erweiterung unter dem Namen Neustift in Richtung über die Döblergasse hinaus. St. Ulrich war zur Zeit der Reformation ein Hauptsitz der Protestanten. 1660 griff die Verbauung auf das linke Ufer des Ottakringer Bachs über (Altschafferhaus). Dass Kara Mustapha 1683 hier sein Zelt aufgeschlagen haben soll, ist falsch; sein Prunkzelt stand auf der Schmelz. Wohl aber befand sich auf den Trautsonschen Gründen ein Gefechtsstand, von dem aus die Hauptangriffe gegen die Burgbastei geleitet wurden. Nach der Gründung von Neustift ("oberen Gutes") hieß St. Ulrich auch "Neustift unteren Gutes". 1741 hatte ein Hochwasser des Ottakringer Bachs ausgedehnte Überschwemmungen zur Folge. 1770-1790 wurden die Häuser auf dem Neudegger Grund (Neudegger- und Piaristengasse) erbaut.

Am 11. August 1835 zerstörte ein Großbrand fast die gesamte Ortschaft. Nur geringe Reste des Ortsbilds haben sich bis heute erhalten (St.-Ulrichs-Platz).

Siegel

Die Vorstadt St. Ulrich führte ein Grundgerichtssiegel, das den heiligen Ulrich als ganze Figur im bischöflichen Ornat mit Inful und Stab, in der Rechten ein aufgeschlagenes Buch, auf diesem anscheinend ein Fischchen als Attribut des Heiligen. Umschrift: • SIGIL · S · VLRICH · VNTERN · SCHOTISCHEN GRVNT ̴

Das Siegel war 1904 eine Grundlage für die Gestaltung des Bezirkswappens Neubau.

Häuser

  • 1766: 47
  • 1778: 91
  • 1783: 106
  • 1790: 120
  • 1796: 127
  • 1840: 155
  • 1851: 163
  • 1857: 165

Einwohner

  • 1783: 6.195
  • 1796: 7.007
  • 1840: 7.526
  • 1857: 9.402

Häusernummerierungen und -schematismen

In der Vorstadt St. Ulrich wurden 1770 zum ersten Mal Konskriptionsnummern vergeben, in den Jahren 1795 und 1821 erfolgte eine Neunummerierung (Zur Übersicht über die Phasen der Nummerierungen der Häuser [Konskriptionsnummern] in der Vorstadt siehe: Häusernummerierung). Die folgenden Verlinkungen zu den Häuserschematismen sind chronologisch geordnet.

Nummerierung 1770

Nummerierung 1795

Nummerierung 1821

Ortsrichter

  • Josef Teyber (1789-1791)
  • Leopold Rauch (1794)
  • Benedikt Hallmayr (1833-1834)
  • Michael Leitner (1840-1844)

Literatur

  • Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. XI, Taf. E
  • Elfriede Faber: Heimatkunde, S. 7, S. 14
  • Elfriede Faber: Der Hof zu St. Ulrich. Ein Beitrag zur Geschichte des 7. Wiener Gemeindebezirks. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 44/45 (1988 / 1989), S. 27 ff.
  • Anton Jung: Beschreibung und Abdruck der Grundgerichts-Siegeln sämmtlicher Vorstädte und Gemeinden der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien, [Wien] 1829, S. 36
  • Robert Messner: Die Josefstadt im Vormärz. Historisch-Topographische Darstellung der westlichen Vorstädte (nördliche Hälfte) und westlichen Vororte Wiens auf Grund der Katastralvermessung. Wien: Verband der Wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs 1973 (Topographie von Alt-Wien, 3), S. 25, S. 51 ff, S. 134 ff., S. 251, S. 261 f.
  • Hans Rotter: Die Josefstadt. Geschichte des 8. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Selbstverlag 1918, S. 61 f.
  • Hans Rotter: Neubau. Ein Heimatbuch des 7. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1925, S. 20 ff.
  • Wolfgang Mayer: VII. Neubau. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 7)
  • Ferdinand Opll: Alte Grenzen im Wiener Raum. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1986 (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien, 4), S. 56
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 183 f.

Bevölkerungsgeschichte

  • Andreas Weigl: Eine Neuberechnung der Bevölkerungsentwicklung Wiens nach Bezirken 1777-1869. In: Wiener Geschichtsblätter 50 (1995), S. 219-238. * Ignaz de Luca: Topographie von Wien. Bd. 1, Wien: Thad. Schmidbauer 1794, S. 61.
  • Ignaz de Luca: Statistische Fragmente. Wien: C.P. Rehm 1797, S. 50.
  • Johann Karl: Detaillirte Darstellung der Bevölkerung der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien und der Vorstädte ... nach der letzten Conscription im Jahre 1840.
  • Niederösterreichische Handels- und Gewerbekammer (Hg.), Statistische Übersicht der wichtigsten Productionszweige in Oesterreich unter der Enns. Wien: L. Sommer 1855.
  • G.A. Schimmer: Die Bevölkerung von Wien. In: Blätter für Landeskunde von Niederösterreich 1 (1865), S. 14, 26.