Spittelberg (Vorstadt)

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Die Vorstädte St. Ulrich, Neubau und Spittelberg mit ihren Siegelbildern (1734)
Daten zum Objekt
Art des Objekts Vorstadt
Datum von
Datum bis 1850
Name seit 1800
Andere Bezeichnung Spitalberg
Frühere Bezeichnung Krowotendörfel
Benannt nach Bürgerspital
Bezirk 7
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 6562
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 3.11.2022 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname A-9374 0069.jpg
Bildunterschrift Die Vorstädte St. Ulrich, Neubau und Spittelberg mit ihren Siegelbildern (1734)
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48° 12' 12.11" N, 16° 21' 18.74" E  zur Karte im Wien Kulturgut

K. K. Hofstallungen, Spittelberg (am Glacis Nr. 1)

Spittelberg (7.), ehemalige Vorstadt in einem von den heutigen Verkehrsflächen Museumstraße, Museumsplatz, Siebensterngasse, Stiftgasse, Burggasse, Faßziehergasse und Neustiftgasse umgrenzten Bereich.

1525 besaß das Bürgerspital Äcker und Weingärten bei St. Ulrich. 1584 erwarb es dazu noch einen Hof. 1675 begann Christoph Sigmund Kirchberger, Gründe zu parzellieren und zu verpachten (1679 urkundlich Krobotengasse (Krowotendörfel), so benannt nach den kroatischen und ungarischen Bewohnern).

1693 erwarb das Bürgerspital von den Kirchbergerischen Erben die Grundherrschaft über das Krowotendörfel, das seitdem den Namen Spitalberg (seit etwa 1800 in der heutigen Form Spittelberg) führte. 1795 wurde sie an die Stadt Wien verkauft.

Die Vorstadt Spittelberg (Ausschnitt aus dem Huber-Plan, erschienen 1778).

Wien als neue Herrschaft setzte die Parzellierung fort. Da die nunmehr entstehenden 120 Häuser durch ein enges Gassensystem zusammengedrängt wurden, fehlte fast allen Gebäuden ein Hofraum oder Garten, weshalb der Spittelberg zu den ungesundesten Gebieten Wiens gehörte. Die für Belagerer günstige Höhenlage des Spittelbergs, von der aus man die Stadt gut beschießen konnte, wurde oft genutzt. Von hier begann 1683 Kara Mustapha mit 24 Kanonen die Beschießung der Wiener Burg, und der französische General Bertrand eröffnete am 11. Mai 1809 ebenfalls von hier aus mit 20 Haubitzen das Feuer auf die Stadt.

Bis 1850 war der Spittelberg zwar Wien untertan, aber nur als Grundherrschaft, nicht als Stadtteil. Seit 1850, als die Vorstädte gemäß gesetzlichem Auftrag eingemeindet wurden, ist er ein Teil des Bezirks Neubau (ursprünglich 6., seit 1861 7. Bezirk).

1975 beginnende Revitalisierungsmaßnahmen führten im Sinn einer erhaltungswürdigen Schutzzone zur Restaurierung der noch vorhandenen historischen Bausubstanz. Trotz gründerzeitlicher Neubauten konnte der typische Bebauungscharakter einer barocken Vorstadt bewahrt werden. Die Öffentlichkeitsarbeit der Stadtverwaltung stellte von da an den Spittelberg als wesentlichen Erfolg der Altstadterhaltung dar.

„Am Spittelberg im Extrazimmer“, 1783
Ein Haus am Spittelberg (1969)

Siegel

Die Vorstadt Spittelberg führte ein Grundgerichtssiegel, das einen Berg, belegt mit einem Reichsapfel. Über dem Berg erscheint der heilige Geist in Gestalt einer nimbierten Taube. Heiliger Geist und Reichsapfel entstammen dem Siegel des Bürgerspitals. Rechts vom Berg die Ziffer 17, links 35 (1735). Umschrift: GEMEIN · SIGIL · AM · SPITELBERG.

Das Siegel war 1904 eine Grundlage für die Gestaltung des Bezirkswappens Neubau.

Häuser

  • 1766: 137
  • 1778: 138
  • 1783: 138
  • 1790: 138
  • 1796: 138
  • 1830: 146
  • 1840: 146
  • 1851: 146
  • 1857: 146

Einwohner

  • 1783: 5.184
  • 1796: 4.805
  • 1840: 5.706
  • 1857: 6.471

Häusernummerierungen und -schematismen

In der Vorstadt Spittelberg wurden 1770 zum erstem Mal Konskriptionsnummern vergeben, die bis zur Einführung der Orientiernungsnummern nicht mehr verändert wurden (Zur Übersicht über die Phasen der Nummerierungen der Häuser [Konskriptionsnummern] in der Vorstadt siehe: Häusernummerierung). Die folgenden Verlinkungen zu den Häuserschematismen sind chronologisch geordnet.

Nummerierung 1770

Ortsrichter

  • Andre Mayr (1831)
  • Joseph Berger (1833)
  • Wenzel Gürtler (1838-1839)
  • J. Benoit (1845)


Literatur

  • Wolfgang Mayer: VII. Neubau. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 7), S. 2 ff.
  • Ferdinand Opll: Erstnennung von Siedlungsnamen im Wiener Raum. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien, 2), S. 47
  • Adalbert Klaar: Die Siedlungsformen Wiens. Wien: Zsolnay 1971, S. 72 f.
  • Gabriele Praschl-Bichler: Wien speziell. Architektur des Barock. Wo finde ich Schlösser, Palais, Öffentliche Profanbauten, Kirchen, Klöster, Bürgerhäuser, Denkmäler, Brunnen, Museen, Sammlungen in Wien. Wien: Christian Brandstätter Verlag 1990, S. 115 ff.
  • Hans Rotter: Neubau. Ein Heimatbuch des 7. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1925, S. 18 ff.
  • Max Aschinger: Häuser aus dem alten Wien. 1 (1928), S. 37 ff.
  • Friedrich Schlögl: Gesammelte Schriften. S. 2, S. 252 ff.
  • K. Giglleithner, G. Litschauer (Pseudonym für Emil Karl Blümml, Gustav Gugitz): Der Spittelberg und seine Lieder. 1924
  • Friedrich Reischl: Biedermeierzeit. S. 133 f.
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1895]). Cosenza: Brenner 1967, Band 3, S. 424 ff.
  • I. F. Castelli: Memoiren meines Lebens. 1861. S. 120 ff.
  • Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: 1958
  • Robert Messner: Die Josefstadt im Vormärz. Historisch-Topographische Darstellung der westlichen Vorstädte (nördliche Hälfte) und westlichen Vororte Wiens auf Grund der Katastralvermessung. Wien: Verband der Wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs 1973 (Topographie von Alt-Wien, 3), S. 27 f., S. 57 ff., S. 252 f., S. 262 f.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 182 f.
  • Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. XI, Taf. E
  • Anton Jung: Beschreibung und Abdruck der Grundgerichts-Siegeln sämmtlicher Vorstädte und Gemeinden der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien, [Wien] 1829, S. 33

Bevölkerungsgeschichte

  • Andreas Weigl: Eine Neuberechnung der Bevölkerungsentwicklung Wiens nach Bezirken 1777-1869. In: Wiener Geschichtsblätter 50 (1995), S. 219-238.
  • Ignaz de Luca: Topographie von Wien. Bd. 1, Wien: Thad. Schmidbauer 1794, S. 61.
  • Ignaz de Luca: Statistische Fragmente. Wien: C.P. Rehm 1797, S. 50.
  • Johann Karl: Detaillirte Darstellung der Bevölkerung der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien und der Vorstädte ... nach der letzten Conscription im Jahre 1840.
  • Niederösterreichische Handels- und Gewerbekammer (Hg.), Statistische Übersicht der wichtigsten Productionszweige in Oesterreich unter der Enns. Wien: L. Sommer 1855.
  • G.A. Schimmer: Die Bevölkerung von Wien. In: Blätter für Landeskunde von Niederösterreich 1 (1865), S. 14, 26.