Unterer Werd (2, 20): Unterschied zwischen den Versionen

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Werd, Unterer (2; 20), Inselgruppe der unregulierten Donau, die dem Roten Turm gegenüberlag (die anfänglich Bezeichnungen "ennhalb Tunaw", "ennhalb des wassers" und "ennhalb des armbs" wurden bald durch die nähere Bestimmung "dem Roten Turm über" ersetzt, 1489 taucht
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Werd, Unterer ([[2]]; [[20]]), Inselgruppe der unregulierten [[Donau]], die dem [[Roter Turm|Roten Turm]] gegenüberlag (die anfänglichen Bezeichnungen "ennhalb Tunaw", "ennhalb des wassers" und "ennhalb des armbs" wurden bald durch die nähere Bestimmung "dem Roten Turm über" ersetzt, 1489 taucht
 
erstmals der Ausdruck "im nideren Werd, gegen dem Roten Turm über" auf, ab 1515 ist die Lagebezeichnung "im undern Werd" üblich).  
 
erstmals der Ausdruck "im nideren Werd, gegen dem Roten Turm über" auf, ab 1515 ist die Lagebezeichnung "im undern Werd" üblich).  
  
In seiner ursprünglichen Ausdehnung war der Untere Werd von Donaukanal und [[Fugbach (2)|Fugbach]] (2, Schüttelstraße-Stafellagasse-Praterstern-Heinestraße-Fugbachgasse), nachmals Fahnenstangenwasser (2, Am Tabor, Wasserlauf quer durch den nördlich Augarten bis 20, Gaußplatz), begrenzt.  
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In seiner ursprünglichen Ausdehnung war der Untere Werd von [[Donaukanal]] und [[Fugbach (2)|Fugbach]] (2, [[Schüttelstraße]]-[[Stafellagasse]]-[[Praterstern]]-[[Heinestraße]]-[[Fugbachgasse]]), nachmals [[Fahnenstangenwasser]] (2, [[Am Tabor]], Wasserlauf quer durch den nördlichen [[Augarten]] bis 20, [[Gaußplatz]]), begrenzt.  
  
Im Gegensatz zum [[Oberer Werd (9)|Oberen Werd]] war der Untere Werd bis ins 15. Jahrhundert nur wenig besiedelt, vielmehr von Auwäldern und Wiesen bedeckt. Den Kern der nachmaligen Vorstadt bildete der ab 1300 nachweisbare Hof "Im Neideck" (zwischen Taborstraße, Obere
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Im Gegensatz zum [[Oberer Werd (9)|Oberen Werd]] war der Untere Werd bis ins 15. Jahrhundert nur wenig besiedelt, vielmehr von Auwäldern und Wiesen bedeckt. Den Kern der nachmaligen [[Vorstädte|Vorstadt]] bildete der ab 1300 nachweisbare Hof "[[Im Neideck]]" (zwischen [[Taborstraße]], [[Obere
Donaustraße und Hollandstraße), der 1414 im Einverständnis mit dem Herzog als Lehensherrn ins Eigentum der Stadt Wien überging. Einen Aufschwung für den Unteren Werd brachte die mit dem Bau der Langen Donaubrücke hergestellte Verkehrsverbindung von der Stadt bis in die Landstriche nördlich der Donau ([[Donaubrücken]]); die Route verlief im Zuge Taborstraße, Obere Augartenstraße und Jägerstraße bis zum heutigen Floridsdorfer Spitz. Am Gaußplatz befand sich der (ältere) Tabor (Brückenkopf), bei dem die Maut an der Langen Brücke zu entrichten war.  
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Donaustraße]] und [[Hollandstraße]]), der 1414 im Einverständnis mit dem [[Herzog]] als Lehensherrn ins Eigentum der [[Stadt Wien]] überging. Einen Aufschwung für den Unteren Werd brachte die mit dem Bau der Langen Donaubrücke hergestellte Verkehrsverbindung von der Stadt bis in die Landstriche nördlich der Donau ([[Donaubrücken]]); die Route verlief im Zuge Taborstraße, [[Obere Augartenstraße]] und [[Jägerstraße]] bis zum heutigen [[Floridsdorfer Spitz]]. Am Gaußplatz befand sich der (ältere) Tabor ([[Brückenkopf]]), bei dem die Maut an der Langen Brücke zu entrichten war.  
  
Da die grundherrlichen Rechte im Unteren Werd seit 1337 der Stadt Wien verpfändet waren, bestand die uneingeschränkte Möglichkeit, die Gründe im Unteren Werd für Ansiedlungen freizugeben. Bis 1450 war die zwischen heutiger Holland- und Praterstraße anzunehmende große Insel bis zum sogenannten "Graben" (heute Kleine Sperlgasse-Schmelzgasse) fast vollständig besiedelt; 1453-1469 griff die Besiedlung auf die Gründe nördlich dieses Grabens über. Die unruhigen Zeiten der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderrts und die erste Türkenbelagerung führten zu einer Stagnation. Erst 1556 wurden 19 hausgesessene Bewohner aus dem Oberen Werd, deren Häuser zur Schaffung des freien Raums vor den Stadtmauern abgebrochen werden mußten, in der Gegend der heutigen Großen Sperlgasse und Rotensterngasse angesiedelt, womit eine bis 1580 andauernde neue Besiedlungsperiode einsetzte; die Verbauung wurde bis zum nächsten Graben (Große Pfarrgasse-Rotensterngasse, seitlich von Leopolds- und Zirkusgasse begrenzt) ausgedehnt; gleichzeitig wurden die Gründe zwischen [[Venediger Au]] und Gries (bis zur heutigen Aspernbrückenstraße) vergeben. In der Venediger Au stellte 1569 Maximilian II. Gründe für die Verbauung zur Verfügung.  
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Da die [[Grundherrschaft|grundherrlichen]] Rechte im Unteren Werd seit 1337 der Stadt Wien verpfändet waren, bestand die uneingeschränkte Möglichkeit, die Gründe im Unteren Werd für Ansiedlungen freizugeben. Bis 1450 war die zwischen heutiger Holland- und Praterstraße anzunehmende große Insel bis zum sogenannten "[[Graben]]" (heute [[Kleine Sperlgasse]]-[[Schmelzgasse]]) fast vollständig besiedelt; 1453-1469 griff die Besiedlung auf die Gründe nördlich dieses Grabens über. Die unruhigen Zeiten der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts und die [[Erste Türkenbelagerung (1529)|erste Türkenbelagerung]] führten zu einer Stagnation. Erst 1556 wurden 19 hausgesessene Bewohner aus dem Oberen Werd, deren Häuser zur Schaffung des freien Raums vor den [[Stadtmauer]]n abgebrochen werden mussten, in der Gegend der heutigen [[Große Sperlgasse|Großen Sperlgasse]] und [[Rotensterngasse]] angesiedelt, womit eine bis 1580 andauernde neue Besiedlungsperiode einsetzte; die Verbauung wurde bis zum nächsten Graben ([[Große Pfarrgasse]]-Rotensterngasse, seitlich von [[Leopoldsgasse|Leopolds]]- und [[Zirkusgasse]] begrenzt) ausgedehnt; gleichzeitig wurden die Gründe zwischen [[Venediger Au]] und [[Gries]] (bis zur heutigen [[Aspernbrückengasse]]) vergeben. In der [[Venediger Au]] stellte 1569 [[Maximilian II.]] Gründe für die Verbauung zur Verfügung.  
  
Das 17. Jahrhundert brachte für den Unteren Werd einen gewaltigen Aufschwung: 1614 wurden die [[Barmherzige Brüder|Barmherzigen Brüder]], 1623 die [[Karmeliten|Karmeliter]] angesiedelt (für deren Klostergarten Gründe frei gemacht und Bewohner umgesiedelt werden mußten). 1625 entschloß sich Ferdinand II., den Juden im Unteren Werd (zwischen Tandelmarktgasse, Große Sperlgasse, Kleine Pfarrgasse und Taborstraße) Raum für ein Getto anzuweisen ([[Judenstadt (2, Unterer Werd)|Judenstadt]] [2]). Für die anwachsende christliche Bevölkerung wurden neue Gebiete (bis zum
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Das 17. Jahrhundert brachte für den Unteren Werd einen gewaltigen Aufschwung: 1614 wurden die [[Barmherzige Brüder|Barmherzigen Brüder]], 1623 die [[Karmeliten|Karmeliter]] angesiedelt (für deren Klostergarten Gründe frei gemacht und Bewohner umgesiedelt werden mußten). 1625 entschloß sich [[Ferdinand II. (Heiliges Römisches Reich)|Ferdinand II.]], den [[Juden]] im Unteren Werd (zwischen [[Tandelmarktgasse]], [[Große Sperlgasse]], [[Kleine Pfarrgasse]] und Taborstraße) Raum für ein [[Getto]] anzuweisen ([[Judenstadt (2, Unterer Werd)|Judenstadt]] [2]). Für die anwachsende christliche Bevölkerung wurden neue Gebiete (bis zum
Fahnenstangenwasser und zur Unteren Augartenstraße) erschlossen (1620-1670). Dem Hof nachfolgend ("Favorita" im Augarten), errichtete sich der Adel im Unteren Werd Sommerhäuser (Colloredo, Czernin, Herberstein, Montecuccoli und andere).
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Fahnenstangenwasser und zur [[Untere Augartenstraße|Unteren Augartenstraße]]) erschlossen (1620-1670). Dem [[Hof]] nachfolgend ("[[Favorita]]" im [[Augarten]]), errichtete sich der Adel im Unteren Werd Sommerhäuser ([[Colloredo]], Czernin, [[Herberstein]], [[Montecuccoli]] und andere).
  
Nach Aufhebung und Räumung der Judenstadt durch Leopold I. (1670) wurden die beschlagnahmten Häuser verkauft; an die Stelle der Synagoge trat die [[Leopoldskirche (2, Alexander-Poch-Platz)|Leopoldskirche]] (2), der Unterer Werd erhielt 1670 den Namen [[Leopoldstadt (Vorstadt)|Leopoldstadt]].  
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Nach Aufhebung und Räumung der [[Judenstadt (2, Unterer Werd)|Judenstadt]] durch [[Leopold I.]] (1670) wurden die beschlagnahmten Häuser verkauft; an die Stelle der [[Synagoge]] trat die [[Leopoldskirche (2, Alexander-Poch-Platz)|Leopoldskirche]] (2), der Unterer Werd erhielt 1670 den Namen [[Leopoldstadt (Vorstadt)|Leopoldstadt]].  
  
Nach der Zerstörung der Langen Donaubrücke 1683 wurde die neue Brücke stromabwärts (Am Tabor) errichtet; weitere Brücken folgten (neue Verkehrsroute in nördliche Richtung ans jenseitige Donauufer); damals war schon durch teilweise Versandung des Wasserlaufs zwischen Fahnenstangenwasser und Gaußplatz die ehemalige Insel Schottenau (seit 1645 [[Brigittenau]]) mit dem Unteren Werd zusammengewachsen; durch Zuschüttung des [[Fugbach (2)|Fugbachs]] um 1775 entstand auch eine Landverbindung mit der Praterinsel. Zu wesentlichen Veränderungen der geographisch-topographischen Struktur kam es durch die [[Donauregulierung]] 1870-1875.  
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Nach der Zerstörung der Langen Donaubrücke 1683 wurde die neue Brücke stromabwärts (Am Tabor) errichtet; weitere [[Brücken]] folgten (neue Verkehrsroute in nördliche Richtung ans jenseitige Donauufer); damals war schon durch teilweise Versandung des Wasserlaufs zwischen Fahnenstangenwasser und Gaußplatz die ehemalige Insel Schottenau (seit 1645 [[Brigittenau]]) mit dem Unteren Werd zusammengewachsen; durch Zuschüttung des [[Fugbach (2)|Fugbachs]] um 1775 entstand auch eine Landverbindung mit der Praterinsel. Zu wesentlichen Veränderungen der geographisch-topographischen Struktur kam es durch die [[Donauregulierung]] 1870-1875.  
  
 
[[Donau]], [[Oberer Werd (9)]].
 
[[Donau]], [[Oberer Werd (9)]].
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
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* Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 55 (''Unterer Werd'').
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* Leopold Steiner: Irrtümer in der Literatur über den Unteren Werd beziehungweise über die Leopoldstadt. In: Wiener Geschichtsblätter 21 (1966), S. 42 ff.
 
* Leopold Steiner: Zur Siedlungsgeschichet des Unteren Werds im Mittelalter. In: Wiener Geschichtsblätter 22 (1967), S.182 ff.
 
* Leopold Steiner: Zur Siedlungsgeschichet des Unteren Werds im Mittelalter. In: Wiener Geschichtsblätter 22 (1967), S.182 ff.
* Leopold Steiner: Irrtümer in der Literatur über den Unteren Werd beziehungweise über die Leopoldstadt. In: Wiener Geschichtsblätter 21 (1966), S. 42 ff.
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* Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 55 (''Unterer Werd'').
 
  
 
[[Donaubrücken]], [[Leopoldstadt (Vorstadt)|Leopoldstadt]], [[Werd]].
 
[[Donaubrücken]], [[Leopoldstadt (Vorstadt)|Leopoldstadt]], [[Werd]].

Version vom 19. Oktober 2016, 17:44 Uhr

Daten zum Objekt
Art des Objekts Verkehrsfläche
Datum von
Datum bis
Name seit 1489
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung ennhalb Tunaw, ennhalb des wassers, ennhalb des armbs, dem Roten Turm über, im nideren Werd, gegen dem Roten Turm über, im undern Werd
Benannt nach
Bezirk 2, 20
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 2125
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 19.10.2016 durch WIEN1.lanm08jan
Hier befindet / befand sich:

Kartenausschnitt aus Wien Kulturgut

Werd, Unterer (2; 20), Inselgruppe der unregulierten Donau, die dem Roten Turm gegenüberlag (die anfänglichen Bezeichnungen "ennhalb Tunaw", "ennhalb des wassers" und "ennhalb des armbs" wurden bald durch die nähere Bestimmung "dem Roten Turm über" ersetzt, 1489 taucht erstmals der Ausdruck "im nideren Werd, gegen dem Roten Turm über" auf, ab 1515 ist die Lagebezeichnung "im undern Werd" üblich).

In seiner ursprünglichen Ausdehnung war der Untere Werd von Donaukanal und Fugbach (2, Schüttelstraße-Stafellagasse-Praterstern-Heinestraße-Fugbachgasse), nachmals Fahnenstangenwasser (2, Am Tabor, Wasserlauf quer durch den nördlichen Augarten bis 20, Gaußplatz), begrenzt.

Im Gegensatz zum Oberen Werd war der Untere Werd bis ins 15. Jahrhundert nur wenig besiedelt, vielmehr von Auwäldern und Wiesen bedeckt. Den Kern der nachmaligen Vorstadt bildete der ab 1300 nachweisbare Hof "Im Neideck" (zwischen Taborstraße, [[Obere Donaustraße]] und Hollandstraße), der 1414 im Einverständnis mit dem Herzog als Lehensherrn ins Eigentum der Stadt Wien überging. Einen Aufschwung für den Unteren Werd brachte die mit dem Bau der Langen Donaubrücke hergestellte Verkehrsverbindung von der Stadt bis in die Landstriche nördlich der Donau (Donaubrücken); die Route verlief im Zuge Taborstraße, Obere Augartenstraße und Jägerstraße bis zum heutigen Floridsdorfer Spitz. Am Gaußplatz befand sich der (ältere) Tabor (Brückenkopf), bei dem die Maut an der Langen Brücke zu entrichten war.

Da die grundherrlichen Rechte im Unteren Werd seit 1337 der Stadt Wien verpfändet waren, bestand die uneingeschränkte Möglichkeit, die Gründe im Unteren Werd für Ansiedlungen freizugeben. Bis 1450 war die zwischen heutiger Holland- und Praterstraße anzunehmende große Insel bis zum sogenannten "Graben" (heute Kleine Sperlgasse-Schmelzgasse) fast vollständig besiedelt; 1453-1469 griff die Besiedlung auf die Gründe nördlich dieses Grabens über. Die unruhigen Zeiten der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts und die erste Türkenbelagerung führten zu einer Stagnation. Erst 1556 wurden 19 hausgesessene Bewohner aus dem Oberen Werd, deren Häuser zur Schaffung des freien Raums vor den Stadtmauern abgebrochen werden mussten, in der Gegend der heutigen Großen Sperlgasse und Rotensterngasse angesiedelt, womit eine bis 1580 andauernde neue Besiedlungsperiode einsetzte; die Verbauung wurde bis zum nächsten Graben (Große Pfarrgasse-Rotensterngasse, seitlich von Leopolds- und Zirkusgasse begrenzt) ausgedehnt; gleichzeitig wurden die Gründe zwischen Venediger Au und Gries (bis zur heutigen Aspernbrückengasse) vergeben. In der Venediger Au stellte 1569 Maximilian II. Gründe für die Verbauung zur Verfügung.

Das 17. Jahrhundert brachte für den Unteren Werd einen gewaltigen Aufschwung: 1614 wurden die Barmherzigen Brüder, 1623 die Karmeliter angesiedelt (für deren Klostergarten Gründe frei gemacht und Bewohner umgesiedelt werden mußten). 1625 entschloß sich Ferdinand II., den Juden im Unteren Werd (zwischen Tandelmarktgasse, Große Sperlgasse, Kleine Pfarrgasse und Taborstraße) Raum für ein Getto anzuweisen (Judenstadt [2]). Für die anwachsende christliche Bevölkerung wurden neue Gebiete (bis zum Fahnenstangenwasser und zur Unteren Augartenstraße) erschlossen (1620-1670). Dem Hof nachfolgend ("Favorita" im Augarten), errichtete sich der Adel im Unteren Werd Sommerhäuser (Colloredo, Czernin, Herberstein, Montecuccoli und andere).

Nach Aufhebung und Räumung der Judenstadt durch Leopold I. (1670) wurden die beschlagnahmten Häuser verkauft; an die Stelle der Synagoge trat die Leopoldskirche (2), der Unterer Werd erhielt 1670 den Namen Leopoldstadt.

Nach der Zerstörung der Langen Donaubrücke 1683 wurde die neue Brücke stromabwärts (Am Tabor) errichtet; weitere Brücken folgten (neue Verkehrsroute in nördliche Richtung ans jenseitige Donauufer); damals war schon durch teilweise Versandung des Wasserlaufs zwischen Fahnenstangenwasser und Gaußplatz die ehemalige Insel Schottenau (seit 1645 Brigittenau) mit dem Unteren Werd zusammengewachsen; durch Zuschüttung des Fugbachs um 1775 entstand auch eine Landverbindung mit der Praterinsel. Zu wesentlichen Veränderungen der geographisch-topographischen Struktur kam es durch die Donauregulierung 1870-1875.

Donau, Oberer Werd (9).

Literatur

  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 55 (Unterer Werd).
  • Leopold Steiner: Irrtümer in der Literatur über den Unteren Werd beziehungweise über die Leopoldstadt. In: Wiener Geschichtsblätter 21 (1966), S. 42 ff.
  • Leopold Steiner: Zur Siedlungsgeschichet des Unteren Werds im Mittelalter. In: Wiener Geschichtsblätter 22 (1967), S.182 ff.


Donaubrücken, Leopoldstadt, Werd.