Leopoldskirche (2, Alexander-Poch-Platz)

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Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Katholische Kirche
Datum von 1670
Datum bis
Andere Bezeichnung Pfarrkirche „Zum heiligen Leopold"
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Leopold I.
Einlagezahl
Architekt Anton Ospel, Hella Koller-Buchwieser, Rudolf Katterschafka, Franz Janda
Prominente Bewohner
PageID 13831
GND
WikidataID
Objektbezug Kirche, Sakralbau, Erzdiözese Wien, Friedhof Leopoldskirche, Katholische Kirche, Katholiken, Kirchenmappe
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 22.02.2024 durch WIEN1.lanm09was
Bildname Sank Leopold.jpg
Bildunterschrift St. Leopold
  • 2., Alexander-Poch-Platz 6
  • 2., Große Pfarrgasse 15

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48° 13' 8.16" N, 16° 22' 45.80" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Leopoldskirche (2., Alexander-Poch-Platz 6, Große Pfarrgasse bei 15; PfarrkircheZum heiligen Leopold").

Den Grundstein zur Kirche legte Leopold I. nach der am 14. Februar 1670 erfolgten Vertreibung der Juden aus Wien am 18. August 1670 gemeinsam mit seiner Gemahlin Margarita Teresa an jener Stelle, an der sich die inzwischen abgebrochene „Neue Jüdische Synagoge" (Hauptsynagoge des Gettos) befunden hatte. Zwecks Anlage eines Friedhofs bei der Kirche wurden fünf Häuser der ehemaligen Judenstadt, die rings um die Synagoge gestanden waren, abgebrochen. Das Haus des David Judl wurde umgestaltet und zum Pfarrhof bestimmt. Pfarrhof und Kirche (Weihe am 6. September 1671, Ernennung eines Pfarrers am 13. September) waren 1671 vollendet. 1683 (Türkenbelagerung) durch Feuer zerstört, musste die Kirche danach fast zur Gänze neu erbaut werden.

Als sie sich nach einigen Jahrzehnten als zu klein erwies, wurde sie 1722 abgetragen und 1722-1724 durch einen Neubau (Pläne von Anton Ospel) ersetzt (Benediktion 1723, Weihe erst 1779; Stiftung eines noch heute verwendeten prunkvollen Messornats durch Maria Theresia). Der Friedhof um die Leopoldskirche wurde mit einer Mauer umgeben. Bald darauf begann man "Auf der Heide" mit der Errichtung einer neuen Begräbnisstätte (kleine Kapelle „Zum heiligen Lazarus"). 1848 wirkte an der Kirche der nachmalige Kardinal Anton Josef Gruscha.

Sechs Glocken der Leopoldskirche während des Ersten Weltkriegs auf dem Weg ins Arsenal zum Einschmelzen am 12. September 1916.

Am 12. März 1945 wurde die Kirche durch Bomben schwerstens beschädigt, zahlreiche Kunstwerke (darunter das Altarbild des heiligen Leopold als Beschützer Wiens von Martino Altomonte) und Einrichtungsgegenstände gingen verloren (Wiederaufbau durch Helene Koller-Buchwieser bis 1961; Innenrestaurierung [Rudolf Katterschafka] 1970/1971, Ausbau der Unterkirche [Franz Janda] bis 1978/1979).

Äußeres

Leopoldskirche (1767)

Der quadratische Grundriss stammt noch von der Synagoge. Er ist in Wien für seine Entstehungszeit einzigartig. Mächtiger Turm mit barockem Turmhelm (Turmkreuz 1984).

Inneres

Einem von einer hohen Kuppel überwölbten Mittelpunkt streben sternförmig die Altarnischen zu (zwei große in der Hauptachse [Hochaltar, Orgelchor], zwei mittlere in der Querachse [rechts Kreuz-, links Familienaltar] und vier kleine in den Diagonalen). Der Hochaltar präsentiert sich wieder in der von Ospel konzipierten und originalgetreu wiederhergestellten Gestalt. Das Hochaltarbild ist eine freie Kopie des zerstörten Altomonte-Gemäldes von Hans Alexander Brunner (Spende von Monsignore Josef Schnitt, worauf auch die Sängerknaben zu Füßen des heiligen Leopold hinweisen).

Über dem Hochaltar befindet sich seit 1727 das Gnadenbild „Maria, Trösterin der Betrübten" (Kopie des in der Kaiserkapelle der Kapuzinerkirche verehrten Bilds von Wolfgang Karl Hauer). Am Familienaltar (vor der Zerstörung Marienaltar) befindet sich die „Vision des heiligen Antonius von Padua und der heiligen Familie" von Nicola de Mallinconico, am rechten Seitenaltar eine große barocke Kreuzigungsgruppe aus der ehemaligen Friedhofkapelle. In den vorderen Seitennischen befinden sich zwei Werke von Johann Georg Schmidt („Wiener Schmidt"; links Johannes Nepomuk, rechts Johannes der Täufer), in den hinteren Seitennischen befinden sich links die Darstellung des heiligen Nikolaus von der Flüe von Lucia Jirgal, rechts ein Gemälde des heiligen Florian von Michael Melkh. Am Leopolditag wird ein Reliquiar mit dem in Silber gefaßten Hüftknochen Leopolds III. zur Verehrung ausgestellt.

Sparkasse, Heiligenstatuen

Im Pfarrhof wurde am 4. Oktober 1819 (am Namenstag von Kaiser Franz I.) auf dessen Anregung und auf Betreiben des 1816-1830 amtierenden Pfarrers Johann Baptist Weber die Erste österreichische Spar-Casse eröffnet, die als Erste Bank der österreichischen Sparkassen bis heute besteht. Vor der Kirche stehen Statuen des heiligen Leopold (Leopoldstatue (2)) und des Heiligen Florian, die bis 1776 an der Fassade des Jesuitenklosters Am Hof angebracht gewesen waren.

Quellen

Literatur

  • Die 100jährige Jubelfeyer des Gnadenbildes, das in unserer Mutterkirche zum hl. Leopold unter dem Titel: Maria, die Trösterin der Betrübten, andächtig verehret wird. 1827
  • Wilhelm Krippner: Geschichte der Pfarrkirche St. Leopold in der Leopoldstadt. Gedenkschrift zum 200jährigen Jubiläum 1724-1924. 1925
  • Alexander Poch: St. Leopold. 1961
  • Walther Pichler: Von der Synagoge zur Kirche. In: Veröffentlichungen des Kirchenhistorischen Instituts der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien, 15). 1974
  • Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, S. 96 f.
  • Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag ³1970, S. 105 f.
  • Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 99
  • Alfred Schnerich: Wiens Kirchen und Kapellen in kunst- und kulturgeschichtlicher Darstellung. Zürich / Wien: Amalthea 1921 (Amalthea-Bücherei, 24), S. 135
  • Die Leopoldstadt. Ein Heimatbuch. Wien: Lehrer-Arbeitsgemeinschaft 1937, S. 62 ff., 280 f., 340 ff.
  • Hans Rotter / Adolf Schmieger: Das Ghetto in der Wiener Leopoldstadt. Wien: Burgverlag 1926, S. 78 ff.
  • Richard K. Donin: Die Marian. Austria. 1884, S. 93 ff.
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1888]). Cosenza: Brenner 1967, Band 2, S. 250 f.
  • Gustav Gugitz: Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch. Band 1: Wien. Wien: Hollinek 1955, S. 53 f.
  • Berichte und Mitteilungen des Altertums-Vereines zu Wien. Band 24. Wien: Gerold 1887, S. 100 ff.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 222 f.