Am Tabor

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Am Tabor / Ecke Alliiertenstraße, 1902
Daten zum Objekt
Art des Objekts Verkehrsfläche
Datum von 1890
Datum bis
Name seit 04.07.1890
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Brückenkopf zur Verteidigung Wiens am Ende der damaligen Taborstraße
Bezirk 2
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke Verklärungskirche, Auferstehung-Christi-Kirche
PageID 22873
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Bildname HMW 027825.jpg
Bildunterschrift Am Tabor / Ecke Alliiertenstraße, 1902
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48° 13' 28.75" N, 16° 23' 12.36" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Am Tabor (2, Leopoldstadt) ist der Name einer Verkehrsfläche, die offiziell am 4. Juli 1890 nach dem Brückenkopf zur Verteidigung Wiens am Ende der damaligen Taborstraße benannt wurde, inoffiziell aber schon länger so hieß. Die Straße wurde, teilweise bisher nur als Projekt, am 10. Juni 2008 sowie am 4. November 2013 schrittweise auf das Areal des ehemaligen Nordbahnhofs verlängert, wo ein neuer Stadtteil entsteht, - ohne bis dato dorthin eine befahrbare Verbindung zu haben.

Geschichte

Herzog Albrecht V. ließ zur Abwehr der Hussiten (Taboriten) im ersten Drittel des 15. Jahrhunderts am zweiten Donauarm bei Wien eine Schanze aufführen, die auch die dortige Brücke sicherte und die Bezeichnung "Tabor" erhielt.

Die Bezeichnung Tabor kommt in Mitteleuropa des öfteren für befestigte Brücken, Lager, Wagenburgen und Städte vor. Die Taborbrücken wurden aufgrund des Brückenbriefs Albrechts V. 1439 errichtet; sie überquerten erstmals den gesamten unregulierten Strom. Die Befestigung wurde in der Art errichtet, wie sie der Hussitenführer Ján Zizka bei der so gut wie unüberwindlichen Hussitenburg Tabor in Böhmen zuerst angewendet hatte. Der Wiener Tabor war von jeher ein strategisch wichtiger Punkt, der sich schon in den Kriegen 1425 und 1441 - 1446 als Hauptverteidigungsstellung gegen Böhmen und Mähren bewährte.

Der Name Tabor ging später auf das anlässlich einer erneuten Schiffbarmachung der "Kleinen Donau", 1698, und der damit verbundenen Verlegung des Donauübergangs und der "Tabormaut" an die verlängerte Taborstraße hier entstandene Mauthaus (2., Am Tabor 2, Taborstraße 80) über, dann auf das nachmalige Linienamtsgebäude, errichtet im Zuge der Anlage des Linienwalls 1704 als Begrenzung zur Donau, und schließlich auf den gesamten hier entstandenen Teil der Leopoldstadt ("Am Tabor" seit 1890; Nummer 2-12 früher Nordbahnstraße).

Die eigentliche Haupt- und Kommerzialstraße des Unteren Werds, die wegen der vielen dort vorhandenen, meist schon im 16. Jahrhundert erwähnten Einkehrwirtshäuser bemerkenswert war - sie verband die alte Schlagbrücke mit dem Tabor und den Taborbrücken -, wurde von dieser Zeit an Taborstraße genannt.

Gegenüber dem nicht mehr bestehenden Linienamt (nicht zu verwechseln mit dem Mauthaus Ecke Taborstraße) befand sich ein 1903 demoliertes, barockes Jagdschloss.

Pfarrzugehörigkeit bis 1938

Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.

(Die Gegend Am Tabor wird 1890 verbaut, ein Teil als Trunnerstraße neu benannt, die Bezeichnung Am Tabor auf einen Teil der Nordbahnstraße übertragen.)

Gebäude

Neben dem Mauthaus befanden sich Am Tabor noch mehrere staatliche Gebäude: das k. k. Linienmautamt ("Taborlinie") bis 1893, 2., Am Tabor 7, Alliiertenstraße 2 (damals Prager Reichsstraße) mit einem dazugehörigen Gebäude (2., Alliiertenstraße 4), das Brückenmeisterhaus (2., Trunnerstraße 3) und das Augartenwachthaus (samt Wohngebäude der Niederösterreichischen Wasserbaudirektion; 2., Grünanlage am südlichen Ende der Nordwestbahnstraße).

Das Materialiendepot der Niederösterreichen Wasserbaudirektion befand sich in der Trunnerstraße 1-5, Alliiertenstraße 1 (ehem. Bundesanstalt für Pflanzenschutz und Samenprüfung).

An der Straße Am Tabor stehen zwei Kirchen: mit Nummer 5 auf dem Zwickel mit der Trunnerstraße die Evangelische Kirche (2), die Verklärungskirche, und am nördlichen Straßenrand, auf Nummer 7, die katholische Auferstehung-Christi-Kirche.

Verkehr

Die Straße Am Tabor wird von der Nordbahnstraße bis zur Taborstraße von der Straßenbahnlinie 5 befahren, die seit 1907 mit diesem Liniensignal besteht. Die "Transversallinie" verbindet den Praterstern auf einer Route über den Franz-Josefs-Bahnhof mit dem Westbahnhof. Der 5er befuhr früher auch die Trunnerstraße.

Verlängerung

Im Zuge der oben angeführten Verlängerung wird die Straße Am Tabor künftig nicht von der Nordbahnstraße abzweigen, sondern diese, die Lembergstraße, die Bruno-Marek-Allee und die Straße An den Kohlenrutschen kreuzen. Sie wird auf ehemaligem Nordbahnhofgelände nach vier Häuserblöcken ostwärts bei der Ernst-Melchior-Gasse enden. Der östlichste Häuserblock war 2016 bereits besiedelt.

Literatur

  • Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 53
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1888]). Cosenza: Brenner 1967, Band 2, S. 134 ff.
  • Die Leopoldstadt. Ein Heimatbuch. Wien: Lehrer-Arbeitsgemeinschaft 1937, S. 242 f.
  • Meßner, Die Leopoldstadt. Ein Heimatbuch. Wien: Lehrer-Arbeitsgemeinschaft 1937, 123
  • Hans Rotter / Adolf Schmieger: Das Ghetto in der Wiener Leopoldstadt. Wien: Burgverlag 1926, S. 121
  • Leopold Mathias Weschel: Die Leopoldstadt bey Wien. Wien: Gedruckt bey Anton Strauß 1928, 1824, S. 584