Augebiete: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Auwald.jpg|390px|thumb|right|Standortalter des Auwaldes in den Wiener Donauauen 1825 (Projekt Wiener Holz 1825).]]
 
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Im 16. wie auch zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde vor allem [[Holz]] mit kurzen Umtriebszeiten, etwa Weide, Erlen und Pappeln, sowie Totholz entnommen. Daneben waren Erlen, Eschen, Ulmen und Ahorn weit verbreitet. Auch Weiß-Buchen, Eichen und Apfel- und Birnbäume fanden sich im Auwald. Rekonstruktionen der Augebiete um 1825 haben gezeigt, dass etwa ein Drittel der Fläche mit Auwald bedeckt war<ref>[www.umweltgeschichte.uni-klu.ac.at/media/media/download/19049 Severin Hohensinner, Anton Drescher, Otto Eckmüllner, G. Egger, Sylvia Gierlinger, Herbert Hager, Gertrud Haidvogl, Matthias Jungwirth: Genug Holz für Stadt und Fluss? Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen. Projektbericht, Institut für Hydrobiologie & Gewässermangement, Universität für Bodenkultur Wien, 2013]</ref>. Dem standen im Wiener Raum allerdings wesentlich mehr Menschen als noch im 16. Jahrhundert gegenüber. Nur etwa 2 % des gesamten städtischen Holzbedarfs konnten aus dem Auwald gedeckt werden. Dabei spielte es auch eine Rolle, dass der Wald bereits über Jahrhunderte intensiv genutzt und entsprechend ausgelichtet worden war. Etwa 25 % des Auwaldes war jünger als 50 Jahre, knapp 50 % unter 300 Jahre alt. Die meisten jüngeren und mittel alten (bis 160 Jahre) Auwälder befanden sich relativ nahe der dynamischen Flusskorridore. Über 300 Jahre alter Wald war in stabilen Regionen, etwa auf der [[Simmeringer Haide]], in der [[Leopoldstadt]] und im [[Prater]], zu finden. Durchschnittlich 24 bis 34 Hektar Auland wurden pro Jahr vom Fluss erodiert. Etwa dieselbe Fläche (34 bis 37 Hektar pro Jahr) landete andernorts neu an und stand für die Pioniervegetation zur erneuten Besiedelung zur Verfügung. 50 % der Fläche im Augebiet wurde landwirtschaftlich genutzt, etwa die Hälfte davon für Wiesen, Weiden, Obst- und Gemüsegärten.  
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Im 16. wie auch zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde vor allem [[Holz]] mit kurzen Umtriebszeiten, etwa Weide, Erlen und Pappeln, sowie Totholz entnommen. Daneben waren Erlen, Eschen, Ulmen und Ahorn weit verbreitet. Auch Weiß-Buchen, Eichen und Apfel- und Birnbäume fanden sich im Auwald. Rekonstruktionen der Augebiete um 1825 haben gezeigt, dass etwa ein Drittel der Fläche mit Auwald bedeckt war<ref>Severin Hohensinner, Anton Drescher, Otto Eckmüllner, G. Egger, Sylvia Gierlinger, Herbert Hager, Gertrud Haidvogl, Matthias Jungwirth: Genug Holz für Stadt und Fluss? Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen. Projektbericht, Institut für Hydrobiologie & Gewässermangement, Universität für Bodenkultur Wien, 2013</ref>. Dem standen im Wiener Raum allerdings wesentlich mehr Menschen als noch im 16. Jahrhundert gegenüber. Nur etwa 2 % des gesamten städtischen Holzbedarfs konnten aus dem Auwald gedeckt werden. Dabei spielte es auch eine Rolle, dass der Wald bereits über Jahrhunderte intensiv genutzt und entsprechend ausgelichtet worden war. Etwa 25 % des Auwaldes war jünger als 50 Jahre, knapp 50 % unter 300 Jahre alt. Die meisten jüngeren und mittel alten (bis 160 Jahre) Auwälder befanden sich relativ nahe der dynamischen Flusskorridore. Über 300 Jahre alter Wald war in stabilen Regionen, etwa auf der [[Simmeringer Haide]], in der [[Leopoldstadt]] und im [[Prater]], zu finden. Durchschnittlich 24 bis 34 Hektar Auland wurden pro Jahr vom Fluss erodiert. Etwa dieselbe Fläche (34 bis 37 Hektar pro Jahr) landete andernorts neu an und stand für die Pioniervegetation zur erneuten Besiedelung zur Verfügung. 50 % der Fläche im Augebiet wurde landwirtschaftlich genutzt, etwa die Hälfte davon für Wiesen, Weiden, Obst- und Gemüsegärten.  
  
 
Der Großteil des städtischen Holzbedarfs wurde im 19. Jahrhundert aus weiter entfernten Waldgebieten bezogen und über die [[Donau]] und ihre Zubringer in Westösterreich und Bayern sowie den [[Wiener Neustädter Kanal]] aus dem südlichen Niederösterreich und der nördlichen Steiermark angeliefert. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts ersetzten fossile Brennstoffe Brennholz als Wärmelieferanten.
 
Der Großteil des städtischen Holzbedarfs wurde im 19. Jahrhundert aus weiter entfernten Waldgebieten bezogen und über die [[Donau]] und ihre Zubringer in Westösterreich und Bayern sowie den [[Wiener Neustädter Kanal]] aus dem südlichen Niederösterreich und der nördlichen Steiermark angeliefert. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts ersetzten fossile Brennstoffe Brennholz als Wärmelieferanten.
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* Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: 1958, S. 75 ff. (Lobau), S. 81 (Pflanzenwelt)
 
* Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: 1958, S. 75 ff. (Lobau), S. 81 (Pflanzenwelt)
 
* Ferdinand Starmühlner / Friedrich Ehrendorfer: Naturgeschichte Wiens. Band 2. Wien [u.a.]: Jugend und Volk 1972, S. 499 ff. (Die Aulandschaft; Hydrologie, Geologie, Bodenkunde: S. 499 ff; Pflanzen- und Tierwelt: S. 531 ff. [Donau], S. 577 ff. [Altwässer]; Tierwelt: S. 659 ff.; Pflanzenwelt: S. 675 ff)
 
* Ferdinand Starmühlner / Friedrich Ehrendorfer: Naturgeschichte Wiens. Band 2. Wien [u.a.]: Jugend und Volk 1972, S. 499 ff. (Die Aulandschaft; Hydrologie, Geologie, Bodenkunde: S. 499 ff; Pflanzen- und Tierwelt: S. 531 ff. [Donau], S. 577 ff. [Altwässer]; Tierwelt: S. 659 ff.; Pflanzenwelt: S. 675 ff)
* [www.umweltgeschichte.uni-klu.ac.at/media/media/download/19049 Severin Hohensinner, Anton Drescher, Otto Eckmüllner, G. Egger, Sylvia Gierlinger, Herbert Hager, Gertrud Haidvogl, Matthias Jungwirth: Genug Holz für Stadt und Fluss? Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen. Projektbericht, Institut für Hydrobiologie & Gewässermangement, Universität für Bodenkultur Wien, 2013]
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* Severin Hohensinner, Anton Drescher, Otto Eckmüllner, G. Egger, Sylvia Gierlinger, Herbert Hager, Gertrud Haidvogl, Matthias Jungwirth: Genug Holz für Stadt und Fluss? Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen. Projektbericht, Institut für Hydrobiologie & Gewässermangement, Universität für Bodenkultur Wien, 2013 ([http://www.umweltgeschichte.uni-klu.ac.at/index,3201,Abgeschlossene+Projekte.html Download Zentrum für Umweltgeschichte])
 
* [https://link.springer.com/content/pdf/10.1007%2Fs12685-013-0077-z.pdf Christoph Sonnlechner, Severin Hohensinner, Gertrud Haidvogl: Floods, fights and a fluid river: the Viennese Danube in the sixteenth century. In: Water History 5 (2), 2013, S. 173-194]
 
* [https://link.springer.com/content/pdf/10.1007%2Fs12685-013-0077-z.pdf Christoph Sonnlechner, Severin Hohensinner, Gertrud Haidvogl: Floods, fights and a fluid river: the Viennese Danube in the sixteenth century. In: Water History 5 (2), 2013, S. 173-194]
 
* [https://zidapps.boku.ac.at/abstracts/oe_list.php?paID=3&paCF=0&paLIST=0&paSID=6109 Mathew Hernegger: Historische Hydromorphologie und Geländetopographie der Wiener Donau-Auen. Diplomarbeit am Institut für Hydrobiologie & Gewässermanagement, Universität für Bodenkultur Wien, 2007]
 
* [https://zidapps.boku.ac.at/abstracts/oe_list.php?paID=3&paCF=0&paLIST=0&paSID=6109 Mathew Hernegger: Historische Hydromorphologie und Geländetopographie der Wiener Donau-Auen. Diplomarbeit am Institut für Hydrobiologie & Gewässermanagement, Universität für Bodenkultur Wien, 2007]

Version vom 30. November 2017, 18:23 Uhr

Verlauf der Donau in Wien (1663)
Daten zum Eintrag
Datum von
Datum bis
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
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Letzte Änderung am 30.11.2017 durch DYN.spitzbart
Bildname Wiener Donau 1663.jpg
Bildunterschrift Verlauf der Donau in Wien (1663)

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Augebiete gab es vor allem beiderseits der (unregulierten) Donau einschließlich des Donaukanals und der Donauinseln (Haufen) und in geringerer Ausdehnung auch entlang des Wienflusses, des Liesingbaches und kleinerer Wienerwaldbäche. Nur Teile (Lobau) haben sich nach der Donauregulierung bis heute erhalten. Nach der Pflanzenwelt unterscheidet man Weiden-, Grauerlen-, Pappel- und Mischauen. Ortsnamen sowie von diesen oder vom Augebiet direkt abgeleitete Straßennamen erinnern daran, dass im Mittelalter, teilweise auch noch im 19. Jahrhundert, in den Bezirken 2, 9, 20, 21 und 22 weite Flächen von Auen bedeckt waren.

Das Augebiet reichte im Mittelalter bis nahe ans Siedlungsgebiet im Bereich des Römerlagers heran. Jans Enenkel berichtet, dass der Berghof allein über den Donauauen stand. Im neunten Bezirk sind neben der Lagebezeichnung Oberer Werd die Roßau (Liechtensteinpalais am Rand der Donauauen) und die Spittelau, aber auch die Augasse zu nennen; die Begrenzung des Augebiets ist bis heute durch den Verlauf der Liechtensteinstraße und Porzellangasse (ursprünglich ein Donaulauf) erkennbar geblieben.

Die große Donauinsel (2. und 20. Bezirk) trug die Bezeichnung Unterer Werd (2) beziehungsweise Brigittenau (20; ursprünglich Wolfsau, größere Rodungen 1846 zwecks Gewinnung von Land für Gärtnereien), doch finden sich auch einzelne Aubezeichnungen (etwa Praterau [ Prater ] oder Venediger Au; außerdem wurde im heutigen zweiten Bezirk der Augarten angelegt. Am linken Ufer der Donau (21, 22) sind neben Leopoldau auch der (heutige) Floridsdorfer, Hirschstettner und Jedleseer Aupark sowie die Äugelgasse zu nennen. Am Wienfluss erinnern der Auhof (13) und die Gastwirtschaft "Zum Wolf in der Au" (14), in Rodaun eine Aumühle (Aumühlstraße) an Augebiete; es gab auch eine Penzinger Au.

Die Augebiete wurden, entsprechend ihrer Höhenlage in Relation zum Wasserspiegel, verschieden oft und lange überflutet. Dies führte zur Entstehung unterschiedlicher Vegetationszonen. Zusätzlich wurden bei größeren Hochwasserereignissen Teile der Augebiete erodiert, während an anderer Stelle neue Anlandungen entstanden. Die aktiven Gerinne der Flussarme veränderten ihre Lage, Inseln verschwanden und wurden neu angeschüttet. Diese Dynamiken stellten die Gemeinden, Grundherren und die Bevölkerung im Augebiet vor zahlreiche praktische und rechtliche Probleme, die mit der Nutzung der Ressourcen und deren Verteilung verbunden waren. Die Stabilisierung eines Status Quo war daher eine wichtige Motivation für zahlreiche Regulierungsprojekte. Bis in das 19. Jahrhundert konnte dieses Ziel allerdings nur sehr lokal erreicht werden, wie historische, geomorphologische Rekonstruktionen gezeigt haben[1]. Erst mit der Donauregulierung von 1870 bis 1875 wurde die Donau in ihrer heutigen Lage fixiert. Gleichzeitig bedeutete die Flussregulierung einen starken Rückgang beziehungsweise eine Verlandung der Auflächen. Stattdessen konnten Siedlungs-, Verkehrs- und Industrieflächen in das ehemalige Augebiet ausgedehnt werden. Ähnliches, wenn auch auf kleinerer Maßstabsebene, gilt für Wienfluss und Liesingbach.

Weder bei der Projektierung der Donauregulierung noch im Zuge der Schaffung des Wald- und Wiesengürtels wurde eine Erhaltung der Augebiete zur Diskussion gestellt; noch nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Augebiete in der Lobau durch die Anlage des Ölhafens stark vermindert. Im "Acht-Punkte-Programm des sozialen Städtebaues in Wien" (1952) werden erste Maßnahmen zur Sicherung der Donauauen als wichtige städtebauliche Aufgabe definiert, seit den 1980er Jahren wird den Augebieten aus Gründen des Umwelt- und Gewässerschutzes erhöhte Beachtung geschenkt.

Auwald und Auwald-Nutzungen

Die Augebiete waren auch vor der umfassenden Regulierung der Wiener Fließgewässer keine unberührten Flusslandschaften, sondern wurden von den Zeitgenossen genutzt und verändert. Siedlungen (etwa Kagran, Aspern und Hirschstetten) und landwirtschaftliche Flächen wie zum Beispiel Weideland und Gemüsegärten (siehe etwa Erdberger Maiß) befanden sich im Augebiet. Die Fische für die städtischen Fischmärkte stammten auch aus der Wiener Donau. Der Hof nutzte weite Teile des Augebiets als Jagdrevier (Prater). Der Auwald war für die Holzversorgung der Stadt bedeutend. Auwälder sind durch rasch wachsende Pionierbaumarten und gute Nährstoff- und Wasserversorgung hoch produktive forstliche Standorte. Darüber hinaus konnte das Holz über den Wasserweg leicht transportiert werden. Vor allem Brennholz für Haushalte und betriebliche Anwendungen wie Ziegelherstellung, Metallbearbeitung, Porzellanproduktion, Brauereien und Bäckereien stammte aus der Au. Bauholz aus der Au wurde vor allem direkt für Regulierungsbauwerke, etwa für Uferbefestigungen und Dämme, eingesetzt. Im Wiener Raum überwogen Weichholzauen (dominiert durch Weiden und Pappeln) und Übergangsformen von Weicher zu Harter Au (dominiert durch Ulmen und Eichen).

Wie viel Holz im 16. Jahrhundert aus dem Auwald bezogen wurde und welchen Anteil dieses am gesamten Holzbedarf der Stadt einnahm, ist unklar. Für die Ziegelproduktion, die wiederum für die Befestigung der Stadt wichtig war, wurden jedenfalls große Mengen an Brennholz benötigt, die unter anderem aus der Au bezogen wurden. Konflikte mit anderen Nutzungen, wie etwa der Jagd, weisen auf die Bedeutung des Auwalds für die Holzversorgung hin. Die Entnahme von Holz aus einem von beiden Parteien beanspruchten Auwald in der dynamischen Flusslandschaft führten zu einem 112 Jahre andauernden Streit zwischen dem Stift Klosterneuburg und dem Bürgerspital[2]. Beide Grundherrschaften besaßen ausgedehnte Ländereien im Augebiet.

Standortalter des Auwaldes in den Wiener Donauauen 1825 (Projekt Wiener Holz 1825).

Im 16. wie auch zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde vor allem Holz mit kurzen Umtriebszeiten, etwa Weide, Erlen und Pappeln, sowie Totholz entnommen. Daneben waren Erlen, Eschen, Ulmen und Ahorn weit verbreitet. Auch Weiß-Buchen, Eichen und Apfel- und Birnbäume fanden sich im Auwald. Rekonstruktionen der Augebiete um 1825 haben gezeigt, dass etwa ein Drittel der Fläche mit Auwald bedeckt war[3]. Dem standen im Wiener Raum allerdings wesentlich mehr Menschen als noch im 16. Jahrhundert gegenüber. Nur etwa 2 % des gesamten städtischen Holzbedarfs konnten aus dem Auwald gedeckt werden. Dabei spielte es auch eine Rolle, dass der Wald bereits über Jahrhunderte intensiv genutzt und entsprechend ausgelichtet worden war. Etwa 25 % des Auwaldes war jünger als 50 Jahre, knapp 50 % unter 300 Jahre alt. Die meisten jüngeren und mittel alten (bis 160 Jahre) Auwälder befanden sich relativ nahe der dynamischen Flusskorridore. Über 300 Jahre alter Wald war in stabilen Regionen, etwa auf der Simmeringer Haide, in der Leopoldstadt und im Prater, zu finden. Durchschnittlich 24 bis 34 Hektar Auland wurden pro Jahr vom Fluss erodiert. Etwa dieselbe Fläche (34 bis 37 Hektar pro Jahr) landete andernorts neu an und stand für die Pioniervegetation zur erneuten Besiedelung zur Verfügung. 50 % der Fläche im Augebiet wurde landwirtschaftlich genutzt, etwa die Hälfte davon für Wiesen, Weiden, Obst- und Gemüsegärten.

Der Großteil des städtischen Holzbedarfs wurde im 19. Jahrhundert aus weiter entfernten Waldgebieten bezogen und über die Donau und ihre Zubringer in Westösterreich und Bayern sowie den Wiener Neustädter Kanal aus dem südlichen Niederösterreich und der nördlichen Steiermark angeliefert. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts ersetzten fossile Brennstoffe Brennholz als Wärmelieferanten.

Seit den letzten 200 Jahren hat sich die Zusammensetzung der Baumarten im Auwald stark verändert. Einerseits sind heute viele invasive Arten weit verbreitet. In den Weichholzauen sind dies zum Beispiel Eschenblättriger Ahorn (Acer negundo), Bastardindigo (Amorpha fruticosa) und die im 20. Jahrhundert großflächig angepflanzten Hybrid-Pappeln (Populus x candensis). In den Hartholzauen finden sich Robinie (Robinia pseudacacia), Götterbaum (Ailanthus altissima) und Schwarznuss (Juglans nigra). Anstatt der früher weit verbreiteten Grau-Erle und Schwarz-Pappel kommen heute vor allem Weiß- und Grau-Pappel und Edel-Esche vor. Die Stabilisierung der ehemaligen Augebiete, die fehlende Überflutung, Erosion und Anlandung führte zum „Austrocknen“ von Standorten und zur Zunahme von Hartholz-Augebieten auf Kosten der Weichen Au. Diese vegetationsökologischen Veränderungen sind auch Thema bei der Bewirtschaftung des Nationalpark Donauauen.


Nationalpark

Ab 1973 gab es erste Planungen für einen Nationalpark Donau-March-Thaya-Auen. 1978 wurde die Lobau zum Naturschutzgebiet erklärt. Vier Jahre später wurden die Donau-March-Thaya-Auen in Niederösterreich zum Landschaftsschutzgebiet erklärt. 1983 wurden die Donau-March-Thaya-Auen sowie die Untere Lobau als Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung eingestuft.

Die offizielle Gründung des Nationalparks Donau-Auen erfolgte am 27. Oktober 1996. Zwischen der Republik Österreich und den Bundesländern Wien und Niederösterreich wurde ein Staatsvertrag zur Errichtung und Erhaltung eines Nationalpark Donau-Auen von Umweltminister Martin Bartenstein, Bürgermeister Michael Häupl und Landeshauptmann Erwin Pröll unterzeichnet.

2007 wurde der Wiener Teil zum Europaschutzgebiet erklärt.

Der gesamte Nationalpark erstreckt sich auf eine Fläche von mehr als 9.300 Hektar, davon ca. 65% Auwald-, 15% Wiesen- und 20% Wasserflächen und ist der Lebensraum von mehr als 800 Arten höherer Pflanzen sowie mehr als 30 Säugetier-, 100 Vogel-, 8 Reptilien-, 13 Amphibien- und rund 60 Fischarten.

Im Wiener Teil des Nationalpark Donau-Auen befindet sich das "nationalparkhaus wien-lobAU".

Literatur

  • weitere Literatur bei den einzelnen Stichwörtern

Links


Einzelnachweise

  1. Severin Hohensinner, Bernhard Lager, Christoph Sonnlechner, Gertrud Haidvogl, Sylvia Gierlinger, Martin Schmid, Fridolin Krausmann, Verena Winiwarter: Changes in water and land: the reconstructed Viennese riverscape from 1500 to present. In: Water History 5 (2), 2013, S. 145-172
  2. Christoph Sonnlechner, Severin Hohensinner, Gertrud Haidvogl: Floods, fights and a fluid river: the Viennese Danube in the sixteenth century. In: Water History 5, 2013, S. 173-194, hier: 188-192
  3. Severin Hohensinner, Anton Drescher, Otto Eckmüllner, G. Egger, Sylvia Gierlinger, Herbert Hager, Gertrud Haidvogl, Matthias Jungwirth: Genug Holz für Stadt und Fluss? Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen. Projektbericht, Institut für Hydrobiologie & Gewässermangement, Universität für Bodenkultur Wien, 2013