Jans Enenkel

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Daten zur Person
Personenname Enenkel, Jans
Abweichende Namensform Enikel, Jansens
Titel
Geschlecht männlich
PageID 14283
GND 118711776
Wikidata Q689252
Geburtsdatum 1230 JL
Geburtsort
Sterbedatum 1290 JL
Sterbeort
Beruf Schriftsteller, Chronist
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 4.11.2022 durch WIEN1.lanm08uns
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Jans Enenkel (Enikel) (eigentlich Jans, Herrn Jansens Enkel), * um 1230/1240, † um 1290 (nach 1302?), Dichter, Chronist. Angehöriger einer vermögenden Wiener Familie (sein Großvater war ein um 1200 lebender Herr Jans [Johannes], sein Vater ein gewisser Konrad [um 1230 Stadtrichter], der durch Heirat mit den Familien Greif und Paltram verwandt war) und Bürger von Wien; aus seiner Verwandtschaft erklärt sich Enenkels Vertrautheit mit vielen politischen Vorgängen in Wien, die in seinen Werken erkennbar wird (er zog allerdings auch Archivalien des Wiener Schottenstifts für seine Arbeiten heran). Vielleicht ist Enenkel mit einem Schreiber Johannes ident, der zwischen 1275 und 1302 mehrmals aufscheint und an der Wiener Münze tätig war. Enenkel, der sich selbst als „rechten" (das heißt vollberechtigten) Wiener bezeichnet, verfaßte eine „Weltchronik" (rund 9.000 Verse), die im späten Mittelalter sehr beliebt und weit verbreitet war (er deklamierte in Bänkelsängerart biblische und profane Geschichten), sowie das (unvollendet gebliebene) „Fürstenbuch" (4.259 Verse), in welchem (sachlich und formal ernster zu nehmend) die Geschichte Österreichs und im besonderen jene der Stadt Wien behandelt werden; für verschiedene historische Fakten und Überlieferungen stellt das letztgenannte Werk (Text: Monumenta Germaniae Historica, Deutsche Chroniken, 3, S. 599ff.) die einzige Quelle (insbesonders zur Topographie, aber auch zur Stadtgeschichte) dar. Wiewohl die Glaubwürdigkeit Enenkels in Einzelfragen lange Zeit in Frage gestellt war (etwa hinsichtlich seiner Nachrichten über den Alten Berghof als ältestes Gebäude Wiens), so scheint aufgrund jüngerer (auch archäologischer) Forschungsergebnisse eine Neubewertung erforderlich zu sein. Enenkelstraße.

Literatur

  • Alphons Lhotsky: Quellenkunde zur mittelalterlichen Geschichte Österreichs. In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Ergänzungs-Band 19. Wien/München: Oldenbourg / Wien/Graz/Köln: Böhlau / Innsbruck: Wagner 1963, S. 269 f.
  • Alphons Lhotsky: Österreichische Historiographie. Wien: Verlag für Geschichte und Politik 1962, S. 27 und Register (Enikel)
  • Hans Rupprich: Das Wiener Schrifttum des ausgehenden Mittelalters. Wien: Rohrer 1954 (Sitzungsberichte / Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse, 228,5), S. 23 ff.
  • Heinz Kindermann [Hg.]: Dichtung aus Österreich. Band 3. Wien [u.a.]: Österreichischer Bundesverlag 1974, S. 573 f.
  • Ursula Liebertz-Grün: Bürger, Fürsten, Dienstherren, Ritter und Frauen. Gesellschaftsdarstellung und Geschichte in Jans Enikels „Fürstenbuch". In: Euphorion. Zeitschrift für Literaturgeschichte 74 (1980), S. 7 ff.
  • Ursula Liebertz-Grün: Gesellschaftsdarstellung und Geschichtsbild in Jan Enikels „Weltchronik". In: Euphorion. Zeitschrift für Literaturgeschichte 75 (1981), S. 71 ff.
  • Richard Perger: Die Grundherren im mittelalterlichen Wien 3. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Band 23/25. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1967/1969
  • Ausstellung Gotik in Österreich. 19. Mai bis 15. Oktober 1967, Minoritenkirche Krems-Stein, Niederösterreich. Krems an der Donau 1967, S.426
  • Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963