Am Hof 2: Unterschied zwischen den Versionen

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|Andere Bezeichnung=Kriegsministerium, Armeeoberkommando, Reichskriegsministerium
 
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|Objektbezug=Antike; Römer; Mittelalter; Frühe Neuzeit; Langes 19. Jahrhundert; Revolution 1848
|Architekt=Franz Anton Hillebrand
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|Quelle=Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien; Paul Harrer: Wien, seine Häuser;
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|Stadtplan Anzeige=Ja
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|Koordinaten manuell=48.2106472471123,16.368003122996132
|Bildunterschrift=Seitzergasse 1,  Kriegsministerium,  um 1908
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|Bildname=K. K. Hofkriegsraths Gebäude.jpg
|Bildquelle=HMW 34087/1, Foto: A. Stauda
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|Bildunterschrift=K. K. Hofkriegsraths Gebäude
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|Bildquelle=Graf Carl Vasquez. Pläne und Ansichten der k. k. Haupt- und Residenz Stadt Wien.
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|Bildunterschrift=Bognergasse 4, Portal des Österreichischen Credit-Instituts, gestaltet von [[Hubert Gessner]], 1936
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Hofkriegsratsgebäude ([[1]], [[Am Hof]] 2 [früher 17], [[Bognergasse]] 4, [[Seitzergasse]] 1-3; [[Konskriptionsnummer (CNr.)|Konskriptionsnummer]] 421).  
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Park Hyatt Vienna ([[1]]., [[Am Hof]] 2 [früher 17], [[Bognergasse]] 4, [[Seitzergasse]] 1-3).
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[[Datei:HMW 034087 00001.jpg|390px|thumb|right|Seitzergasse 1, Kriegsministerium, um 1908]]
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[[Datei:Am_Hof_2_Park_Hyatt_Vienna_26_01_20.jpg|390px|thumb|right|Am Hof 2 (Januar 2020)]]
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Seit dem 12. Jahrhundert folgten auf diesem Grundstück mehrere Monumentalbauten aufeinander. Eine am heutigen Haus angebrachte [[Gedenktafeln|Gedenktafel]] weist auf Folgendes hin: "An dieser Stelle stand ein Hof der [[Babenberger]] Markgrafen und Herzoge, später für die herzogliche Münze verwendet. Das Haus wurde 1386 den Karmelitern übergeben, kam 1554 in den Besitz des [[Jesuiten]]ordens und ward zum Kriegsgebäude umgebaut, 1775-1913 Sitz der obersten Kriegsbehörde, zuletzt das Kriegsministerium." 2012-2014 wurde das 1913-1915 errichtete Gebäude der ehemaligen Länderbank zum Park Hyatt Hotel Vienna ausgebaut.
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==Antike und Mittelalter==
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===Römische Überreste===
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Überreste von [[Römer|römischen]] Kasernen wie Bruchstein- und Lehmziegelmauern, Fußböden sowie Verputz und Stuck mit Wandmalereien sind bei Grabungen auf dem Grundstück und in den benachbarten Straßen zum Vorschein gekommen. Darüber lag die sogenannte schwarze Schicht, jene dunkle Bodenbildungsschicht, die immer wieder über und zwischen den Ruinen [[Vindobona]]s festgestellt wird. In den 2012 und 2013 wurden bei Grabungen unter anderem Pferdegeschirranhänger, eine Schreibfeder, Münzen und Keramikfragmente gefunden.<ref>Heike Krause / Martin Mosser: Wien 1, Am Hof 1–2/Bognergasse 4/Seitzergasse 1–3. In: Fundort Wien 17 (2014), S. 224-232, hier S. 224-227.</ref> Genau an der Oberkante der schwarzen Schicht wurde auch ein runder Pferdgeschirrbeschlag der Spätawarenzeit gefunden. Er datiert in das ausgehende 8. bis frühe 9. Jahrhundert und ist somit ein in Wien seltenes und wichtiges Zeugnis der Nutzung beziehungsweise Begehung des Areals im Frühmittelalter.<ref>Martin Mosser: Wien 1, Bognergasse/Seitzergasse/Am Hof/Heidenschuß/Naglergasse, In: Fundort Wien 16 (2013), S. 182-188, hier S. 185-187.</ref>
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===Herzogshof und Münzhof===
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Wie bereits auf der Gedenktafel erwähnt, gehörte das Areal im Hoch[[mittelalter]] zum Herzogshof ([[Babenbergerpfalz]]). Die Pfalz bestand aus mehreren Gebäuden, die sich um den freien Platz gruppierten. Den Mittelpunkt bildete das Haus des Herzogs („domus ducis“, erwähnt 1243). Es erstreckte sich wohl im Bereich um die heutige Kirche „Zu den neun Chören der Engel" [[Am-Hof-Kirche]] und bis zum Grundstück Am Hof 2.
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Nachdem die Pfalz durch den Bau der [[Hofburg]] ihre Funktion verloren hatte, wurde spätestens ab 1280 ein Teil von ihr als landesfürstliches Münzhaus genutzt. Bereits 1294 ist auch die [[Schlagstube]] in der [[Landskrongasse]] belegt, doch blieb der Am Hof gelegene Münzhof mehr als achtzig Jahre in Verwendung. Seine genaue Ausdehnung ist unbekannt.
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===Karmelitenkloster===
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Bereits um 1361/1365 dürften die [[Karmeliten]] den Münzhof übernommen haben.<ref>Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Wien: Franz Deuticke 1991 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 22), S. 474.</ref> Am 26. März 1375 wird in einer Urkunde von einem Prior des Klosters im Münzhof gesprochen. Am 14. März 1384 wird bei einem Am Hof gelegenen Haus in einer Verkaufsurkunde erwähnt, dass es sich neben dem Kloster der Karmeliten befand. Die formelle Schenkung des Areals durch Herzog [[Albrecht III. (Österreich)|Albrecht III.]] erfolgte erst am 4. Februar 1386: Sie war nötig, so steht es in der Urkunde, weil das [[Karmeliterkloster (2)|Karmeliterkloster]] [[Im Werd]] zuvor abgebrannt war. Die Münzstätte wurde in die [[Wollzeile]] ([[Wollzeile 6-8]], [[Schulerstraße 1-3]]) verlegt.
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Nach 1386 wurde das [[Karmeliterkloster (1)|Karmeliterkloster]] errichtet. Die Weihe des Neubaus fand 1418 statt. Im Jahr 1420 erwarben die Karmeliten das Eckhaus Am Hof / [[Bognergasse]] von den Herren von [[Ebersdorf]]. Damit gehörte das gesamte Areal südlich der Kirche zum Kloster. 1435 wurde dem Kloster ein Gebäude für die Vigil und das Seelenamt (Beten für die Spender) an der heutigen [[Wipplingerstraße]] überlassen (Haus Stadt 316, [[Wipplingerstraße 14]]). Das Kloster verödete im Zuge der [[Reformation]] in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts und fand schließlich keine neuen Mönche mehr. Eine Visitation im Jahr 1550, als hier nur mehr der Prior Hans Zink lebte, ergab, dass in den Klosterräumen Familien wohnten, ohne dafür eine Erlaubnis zu besitzen oder Miete zu zahlen. Wie aus späteren Quellen abzulesen ist, hatten die Karmeliten inzwischen wesentliche Teile der Anlage wieder veräußert.
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Der [[Stadtplan, Bonifaz Wolmuet (1547)|Stadtplan]] von [[Bonifaz Wolmuet]] aus dem Jahr 1547 bildet unmittelbar südlich der Kirche einen Vierflügelbau mit Innenhof ab. Diese Anlage war wohl der Kreuzgang des Klosters. Mauerreste des Klosters beziehungsweise von Häusern, die später im Kloster aufgingen, wurden 2012-2103 unmittelbar neben dem heutigen Gebäude freigelegt.<ref>Heike Krause / Martin Mosser: Wien 1, Am Hof 1–2/Bognergasse 4/Seitzergasse 1–3. In: Fundort Wien 17 (2014), S. 224-232, hier S. 227-230.</ref>
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==Frühe Neuzeit==
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===Jesuitenkollegium und Profeßhaus der Jesuiten===
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[[Ferdinand I. (Heiliges Römisches Reich)|Ferdinand I.]] schenkte das Gebäude 1554 den [[Jesuiten]]. In der Folge begannen umfangreiche Bautätigkeiten, um genügend Raum für die Unterbringung des Kollegiums, der Schüler, für die Schule und die Bibliothek zu schaffen.
  
Eine am heutigen Haus angebrachte Gedenktafel verdeutlicht die Nutzung dieses Grundstücks: "An dieser Stelle stand ein Hof der Babenberger Markgrafen und Herzoge, später für die herzogliche Münze verwendet. Das Haus wurde 1386 den Karmelitern übergeben, kam 1554 in den Besitz des Jesuitenordens und ward zum Kriegsgebäude umgebaut, 1775-1913 Sitz der obersten Kriegsbehörde, zuletzt das Kriegsministerium."
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Hintergrund der Schenkung war die wichtige Rolle der Jesuiten in dem Kampf gegen die Reformation ([[Gegenreformation]]). Durch den Reichtum des Jesuitenordens, der durch viele Schenkungen, Vermächtnisse und Handelsunternehmen gefördert wurde, war es den Jesuiten möglich, große Kollegien zu errichten und junge Menschen unentgeltlich zu unterrichten. Bereits am 11. Dezember 1550 hatte Kaiser Ferdinand einen Brief an den Ordensgründer [[Ignatius von Loyola]] gerichtet, in dem er diesen bat, in Wien eine Niederlassung zu errichten. Diesem Wunsch wurde schnell nachgekommen und bereits Ende 1551 zählte das Kloster 22 Mitglieder, von denen allerdings nur zwei deutschsprachig waren. Auf die Bitte Ferdinands, mehr deutschsprachige Mitglieder nach Wien zu entsenden, schickte Ignatius von Loyola die beiden Ingolstädter Professoren [[Petrus Canisius]] und Nikolaus Goudanus nach Wien. Gegen Ende des Jahres 1553 bestand die Schule bereits aus drei Klassen und zählte hundert Schüler, wodurch die Eröffnung einer vierten Klasse notwendig wurde. Nachdem es zu Konflikten zwischen Jesuiten und [[Dominikaner]]n gekommen war (diese fürchteten, von den Jesuiten verdrängt zu werden, da die Jesuiten kein Schulgeld nahmen), schenkte Ferdinand I. den Jesuiten das ehemalige Karmelitenkloster Am Hof. Der letzte verbliebene Karmelitermönch wurde mit einer Pfarre bei Korneuburg entschädigt.
  
== Vorgängergebäude ==
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Nach der Schenkung wurde das Gebäude adaptiert. Der Kern der Anlage war wohl der Vierflügelbau der Karmeliter. Dieser Hof blieb bis zum Abbruch des Kriegsministeriums bestehen. In weiterer Folge wurden Objekte an der [[Seitzergasse]] erworben oder den Orden verschenkt. Das Eckhaus Am Hof/Bognergasse, das die Karmeliten 1540 verkauft hatten, wurde erneut angekauft. Der Kaiser leistete für den Bau finanzielle und personelle Unterstützung. In der Zeit um 1562 wurde der [[Architekt]] oder Baumeister des Projekts genannt: Joannes Ochoa. 1569 dürfte der Ausbau kurz vor dem Abschluss gewesen sein: Es wurden nämlich 60.000 Dachziegel bestellt. Die formale Übereignung des Karmelitenklosters vollzog sich allerdings erst 1568, auch das Archiv der Karmeliten wurde übernommen und gehört heute zu den Beständen des [[Haus-, Hof- und Staatsarchiv]]s.
=== Herzogshof und Münzstätte ===
 
Wie bereits in der Gedenktafel erwähnt, stand hier der alte Herzogshof. Seine erste urkundliche Nennung stammt aus dem Jahr 1156. Nachdem dieser seine Funktion verloren hatte, wurde er als landesfürstliches Münzhaus genutzt. Der genaue Zeitpunkt ist jedoch nicht bekannt, es dürfte aber um 1280 geschehen sein. Bereits 1294 ist auch die [[Schlagstube]] in der [[Landskrongasse]] belegt, doch blieb der hier gelegene Münzhof noch fast ein Jahrhundert lang in Verwendung.  
 
  
=== Karmeliten ===
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Da die Anzahl der Schüler bald auf 180 angewachsen war, wurden eine fünfte und eine sechste Klasse geschaffen. Am Unterricht der Jesuiten nahmen vereinzelt sogar Erwachsene teil. Der geistliche Leiter der Jesuiten in Wien, [[Petrus Canisius]], gab sich mit dem Erfolg der Schule nicht zufrieden und forderte einen weiterführenden geistlichen Unterricht, da Eltern und Freunde den guten Einfluss der Schule wieder vernichten würden. 1558 gründete er daher ein Armenseminar, das dem großen Priestermangel entgegenwirken sollte. Im September 1555 fand in Wien die erste Aufführung eines Jesuitendramas (Tragödie "Euripides") statt, welcher der Hof, die [[Universität]] und die Bürgerschaft beiwohnten.  
1386 schenkte Herzog Albrecht III. das Areal den [[Karmeliten]]. Bereits davor muss die Verlegung der Münzstätte in die [[Wollzeile]] (Wollzeile 6-8, [[Schulerstraße]] 1-3) stattgefunden haben, denn schon am 26. März 1375, also elf Jahre vor der Schenkung, wird in einer Urkunde von einem Prior des Kloster im Münzhof gesprochen. Auch am 14. März 1384 wird bei einem Am Hof gelegenen Haus in einer Verkaufsurkunde erwähnt, dass es sich neben dem Kloster der Karmeliten befand. Die Schenkung erfolgte aber erst am 4. Februar 1386, nachdem das Karmelitenkloster [[Im Werd]] abgebrannt war.  
 
  
1386-1418 wurde anstelle des landesfürstlichen Münzhauses und neun angrenzender Bürgerhäuser das Karmelitenkloster errichtet. Im Jahr 1421 wurde ein weiteres, angrenzendes Haus erworben und 1435 wurde dem Kloster ein zusätzliches Gebäude für Vigil und Seelenamt (Beten für die Spender) überlassen (Haus Stadt 316, [[Wipplingerstraße]] 14). Durch weitere Schenkungen und Erwerbungen erweiterten die Karmeliten ihren Besitz immer mehr, bis das Kloster im Zuge der Reformation in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts verödete und schließlich keine neuen Mönche mehr fand. Eine Vistitation im Jahr 1550, als hier nur mehr ein Pater lebte, ergab, dass in den Klosterräumen ganze Familien wohnten, ohne dafür eine Erlaubnis zu besitzen oder Miete zu bezahlen.
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Am 22. April 1607 brannten Kirche, Schule und auch das Kollegium bis auf die Mauern ab. Noch in den Ruinen wurde der Unterricht wieder aufgenommen. Der 1625 vollendete Wiederaufbau diente fortan als Profeßhaus des Ordens (Unterkunft für Priester und Missionare), wogegen das Kollegium in den 1623 bis 1625 entstandenen Neubau der Universität ([[Alte Universität]]) übersiedelte. Weitere Ausbauten waren in den folgenden Jahren nötig. Das Profeßhaus hatte gegen den Platz Am Hof vier Geschoße, der Flügel an der Bognergasse war niedriger. Der Eingang befand sich in der Seitzergasse, die Fassaden waren einfach gestaltet. Der an die Kirche (Alte [[Jesuitenkirche]]) grenzende größere Hof war vom Kreuzgang umschlossen, ein kleinerer Hof lag gegen die Bognergasse. An der Ecke Bognergasse/Seitzergasse befand sich eine Maria Schnee und dem heiligen Rochus geweihte (1635 vollendete) Kapelle, die für die italienische Landsmannschaft in Wien bestimmt war und deshalb "Welsche Kapelle" genannt wurde. Die Jesuiten erwarben noch mehrere Häuser und "Häuseln", bei denen unklar ist, ob sie mit dem Kloster verbaut wurden.
  
=== Jesuiten ===
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Der Einfluss der Jesuiten auf das Schulwesen nahm weiter zu. Nur der Elementarunterricht wurde anderen überlassen, aber vom Orden überwacht. Canisius verfasste auch einen leicht verständlichen Katechismus. Ab der Mitte des 17. Jahrhunderts fanden "katechetische Prozessionen" vom Profeßhaus zum [[Stephansdom]] statt. Dabei wurden Fahnen und Symbole, welche die Sakramente, die neun Chöre der Engel oder Ähnliches darstellten, den Schülern vorangetragen. Die Prozessionen wurden von kostümierten Fackelträgern begleitet. Unterwegs wurden geistliche Lieder gesungen. An solchen Veranstaltungen nahmen etwa 2.000 Kinder teil.
Ferdinand I. schenkte das Gebäude 1554 den [[Jesuiten]] zur Einrichtung ihres Kollegiums, da diese die Auswirkungen der Reformation bekämpfen sollten (zu dieser Zeit war bereits die Hälfte der Wiener Bevölkerung protestantisch). Durch den Reichtum dieses Ordens, der durch viele Schenkungen, Vermächtnisse und Handelsunternehmen gefördert wurde, war es den Jesuiten möglich, große Kollegien zu errichten und junge Menschen unentgeltlich zu unterrichten. Bereits am 11. Dezember 1550 richtete Kaiser Ferdinand einen Brief an den Ordensgründer [[Ignatius von Loyola]], in dem er diesen bat, in Wien eine Niederlassung zu errichten. Diesem Wunsch wurde schnell nachgekommen und bereits Ende 1551 zählte das Kloster 22 Mitglieder, von denen allerdings nur zwei deutschsprachig waren. Auf die Bitte Ferdinands, mehr deutschsprachige Mitglieder nach Wien zu entsenden, schickte Ignatius von Loyola die beiden Ingolstädter Professoren [[Petrus Canisius]] und Nikolaus Goudanus nach Wien. Gegen Ende des Jahres 1553 bestand die Schule bereits aus drei Klassen und zählte hundert Schüler, wodurch die Eröffnung einer vierten Klasse notwendig wurde. Nachdem es zu Konflikten zwischen Jesuiten und [[Dominikaner|Dominikanern]] gekommen war (diese fürchteten, von den Jesuiten verdrängt zu weren, da die Jesuiten kein Schulgeld nahmen), schenkte Ferdinand I. den Jesuiten das ehemalige Karmelitenkloster. Der letzte verbliebene Karmelitenmönch wurde mit einer Pfarre bei Korneuburg entschädigt.  
 
  
In der Folge wurde das Gebäude adaptiert. Da die Anzahl der Schüler auf 180 angewachsen war, wurde eine fünfte Klasse und im darauffolgenden Jahr auch eine sechste Klasse geschaffen. Am Unterricht der Jesuiten nahmen vereinzelt sogar Erwachsene teil. Offensichtlich nahmen die Umbauarbeiten längere Zeit in Anspruch, da die Stadt 1556 den Jesuiten 6.000 Ziegel für den Umbau schenkte. Der geistliche Leiter der Jesuiten in Wien, Petrus Canisius, gab sich mit dem Erfolg der Schule nicht zufrieden und forderte einen weiterführenden geistlichen Unterricht, da Eltern und Freunde den guten Einfluss der Schule wieder vernichten würden. 1558 gründete er daher ein Armenseminar, das dem großen Priestermangel entgegenwirken sollte. Im September 1555 fand in Wien die erste Aufführung eines Jesuitendramas (Tragödie "Euripides") statt, welcher der Hof, die Universität und die Bürgerschaft beiwohnten.  
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1650 wurde ein Haus an der Ostseite der Seitzergasse erworben. Im [[Stadtplan, Steinhausen (1710)|Stadtplan]] von [[Werner Arnold von Steinhausen|Werner Arnold Steinhausen]] sind der Klosterhof und zwei weitere Höfe zu sehen. 1756–1760 wurde der Bognergassentrakt aufgestockt.
  
Durch den großen Erfolg der Jesuiten reichte der zur Verfügung stehende Platz bald nicht mehr aus. Pater Grimm berichtet: "Für unsere mehr als 40 Mitbrüder haben wir nur 25 Zimmer, so daß in vielen Zimmern gegen die Gewohnheit und nicht ohne Unbequemlichkeit zwei zusammen wohnen müssen. Auch die Schulen reichen nicht aus, da wir für die acht Klassen nur fünf Schulzimmer haben, so daß zwei Lehrer in einem Schulzimmer unterrichten müssen und der eine den anderen nicht selten stört. Die Bibliothek ist viel zu klein, es können dort kaum vier Scholastiker studieren und für die Aufstellung unserer nicht zahlreichen Bücher ist nicht genug Platz." Kurz darauf wurde in unmittelbarer Nähe ein Neubau errichtet, zu dem der Kaiser 1.000 Taler beisteuerte. Auch dieser Bau reichte bald nicht mehr aus, wodurch die Jesuiten gezwungen waren, auch fremde Häuser in Anspruch zu nehmen.
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Baureste des Jesuitenkollegiums beziehungsweise des Profeßhauses sind 1913/1914 und 2012/2013 während Bau- und Kanalarbeiten archäologisch dokumentiert worden.<ref>Heike Krause / Martin Mosser: Wien 1, Am Hof 1–2/Bognergasse 4/Seitzergasse 1–3. In: Fundort Wien 17 (2014), S. 224-232, hier S. 230-232.</ref>
  
Am 22. April 1607 brannten neben der Kirche auch die Schule und das Kolleg ab. Noch in den Ruinen wurde der Unterricht wieder aufgenommen. Der 1625 vollendete Neubau diente fortan als Professhaus des Ordens (Unterkunft für Priester und Missionare), wogegen das Kollegium in den 1623 bis 1625 entstandenen Neubau der Universität ([[Alte Universität]]) übersiedelte. Das Professhaus war gegen den Platz Am Hof zu dreistöckig, ansonsten zweistöckig. Der Eingang befand sich in der Seitzergasse, die Fassaden waren einfach gestaltet. Der an die Kirche (Alte [[Jesuitenkirche]]) grenzende größere Hof war vom Kreuzgang umschlossen, ein kleinerer Hof lag gegen die Bognergasse zu. An der Ecke Bognergasse-Seitzergasse befand sich eine Maria Schnee und dem heiligen Rochus geweihte (1635 vollendete) Kapelle, die für die italienische Landsmannschaft in Wien bestimmt war und deshalb "Welsche Kapelle" genannt wurde. An der Ecke Bognergasse/Am Hof stand außerdem ein aus der Babenbergerzeit stammender Turm, der in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts abgerissen wurde. Die Jesuiten erwarben noch mehrere Häuser und "Häuseln", bei denen unklar ist, ob sie mit dem Kloster verbaut wurden.  
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==Langes 19. Jahrhundert==
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===Hofkriegsratsgebäude===
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Nach der Aufhebung des Jesuitenordens (1773) fiel das Gebäude mit dem benachbarten Schulhaus an den Staat und wurde zum Sitz des [[Hofkriegsrat]]s bestimmt. Der Umbau (1774/1776 nach Entwürfen von [[Franz Anton Hillebrand]]) behielt die Substanz des einstigen Profeßhauses bei. Die wichtigsten Änderungen waren die Erhöhung auf vier Stockwerke (nur der Trakt gegen die Kirche blieb dreistöckig), und der Bau von vier neuen Eingängen/Portalen (zum Platz Am Hof, zur Bognergasse und zwei zur Seitzergasse), mit einem zusätzlichen Portikus auf fünf Pfeilern Am Hof. An der Fassade wurden militärische Embleme angebracht. Im [[Kriegsarchiv]] werden Bestandspläne aus dem Jahr 1802 aufbewahrt, die diesen Ausbau im Nachhinein dokumentieren. Auch der [[Vogelschauplan, Joseph Daniel Huber (1778)|Vogelschauplan]] von [[Joseph Daniel von Huber]] (1778) zeigt den nun vereinheitlichten Gebäudekomplex.
  
Der Einfluss der Jesuiten auf das Schulwesen stieg immer mehr. Ab 1623 wurde ihnen sogar die Leitung der Universität und die Bücherzensur übertragen. Nur der Elementarunterricht wurde anderen überlassen, aber vom Orden überwacht. Canisius verfasste auch einen leicht verständlichen Katechismus. Ab der Mitte des 17. Jahrhunderts fanden "katechetische Prozessionen" vom Professhaus zum [[Stephansdom]] statt. Dabei wurden Fahnen und Symbole, welche die Sakramente, die neun Chöre der Engel oder Ähnliches darstellten, den Schülern vorangetragen. Die Prozessionen wurden von kostümierten Fackelträgern begleitet. Unterwegs wurden geistliche Lieder gesungen. An solchen Veranstaltungen nahmen etwa 2.000 Kinder teil. Da Theateraufführungen ein wichtiger Bestandteil der Ausbildung waren, wurde im Hof des Kollegiums eine Bühne errichtet, die jedoch bald in einen Saal, der mit allen erdenklichen technischen Mitteln ausgestattet war. Hier gab es unter anderem Flugmaschinen, Versenkungen, bewegliche Wolken und eine Hinterbühne für Schlachtenszenen, auf der sogar Seekämpfe dargestellt werden konnten. Selbst Pferde wurden auf die Bühne geholt. Aufführungen, die im Zusammenhang mit religiösen Erinnerungstagen standen, fanden in der Kirche statt. Erst durch die italienische Oper verloren die Jesuitendramen an Reiz und wurden ab 1754 nicht mehr aufgeführt. Die Requisiten kamen in den Besitz des Hofes, der damit ein neues Theater in der [[Favorita]] austatten wollte, welches aber nie errichtet wurde.  
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1857 wurde auch der kirchenseitige Trakt auf vier Stockwerke erhöht. 1913 wurde das Gebäude abgebrochen. Drei Portale wurden vom Möbelhändler Max Schmidt erworben und in sein Schloss Kleinzell (Kiscelli kastely; Budapest 3) eingebaut.  
  
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Das Hofkriegsratsgebäude war 1776-1912 Sitz der obersten Militärbehörde der Monarchie. Es nahm 1776-1848 den Hofkriegsrat, 1848-1853 das Kriegsministerium, 1853-1860 das Armeeoberkommando und 1860-1867 neuerlich das Kriegsministerium beziehungsweise 1867-1912 das Reichskriegsministerium auf. Am 6. Oktober 1848 war es Schauplatz der Ermordung des Kriegsministers [[Theodor Graf Baillet de Latour]]. Seine Leiche wurde auf einem Gaskandelaber im Platzbereich aufgehängt. 1913 übersiedelte das Kriegsministerium in einen Neubau am [[Stubenring]] ([[Regierungsgebäude]]). Das Kriegskanzleihaus wurde abgebrochen und durch ein Bankgebäude ersetzt (heute: 1., Am Hof 2, [[Bognergasse 4]], [[Seitzergasse 1-3]]). Auch die Innenausstattung der Repräsentationsräume wurde teilweise dorthin transferiert.<ref>Dehio-Handbuch Wien. 1. Bezirk – Innere Stadt. Hg. von Bundesdenkmalamt. Horn-Wien: Berger 2003, S. 476.</ref>
  
== Hofkriegsratsgebäude ==
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Die Abbrucharbeiten 1913/1914 wurden durch den [[Archäologe]]n [[Josef Hilarius Nowalski de Lilia]] begleitet. Mauerzüge verschiedener Epochen sowie eine römische Fußbodenheizung und römische Estrichböden kamen ans Licht. Eines von vierzig Fotos in den Beständen des [[Wien Museum]]s zeigt eine mächtige, quaderartige Mauer hochmittelalterlicher Zeitstellung, die wohl zur [[Babenbergerpfalz am Hof|Pfalz der Babenberger]] gehörte, jedoch heute nicht mehr genau lokalisiert werden kann. Gefunden wurde auch ein Stein mit dem Zunftzeichen der Messerer (Messerschmiede): Drei Schwerter in einer Krone steckend sowie die Jahreszahl 1466, der nun in der [[Virgilkapelle]] ausgestellt ist. Die Innung der Messerer hatte nämlich im späten Mittelalter die Karmeliterkirche für ihre Andachten erwählt. Sie hatten darin einen Altar und hielten dort Gebete und Zusammenkünfte ab.
Nach der Aufhebung des Jesuitenordens (1773) durch den Papst fiel das Gebäude mit dem benachbarten Schulhaus an den Staat und wurde zum Sitz des [[Hofkriegsrat|Hofkriegsrats]] bestimmt. Der Umbau (1774/1775 nach Entwürfen von [[Franz Anton Hillebrand]]) behielt die Substanz des einstigen Professhauses bei (wichtigste Änderungen: Erhöhung auf vier Stockwerke [nur der Trakt gegen die Kirche blieb dreistöckig], neue Dächer, je zwei Portale Am Hof und in der Seitzergasse, zusätzlicher Portikus auf fünf Pfeilern Am Hof, mächtiger Giebel mit Doppeladler, Hauptstiege im Inneren). An der Fassade wurden militärische Embleme abgebracht. 1857 wurde auch der kirchenseitige Trakt auf vier Stockwerke erhöht, 1892 wurde das von [[Caspar Zumbusch]] geschaffene [[Radetzkydenkmal (1)|Radetzkydenkmal]] vor dem Hofkriegsratsgebäude aufgestellt. 1912/1913 wurde das Gebäude abgebrochen. Drei Portale wurden 1913 vom Möbelhändler Max Schmidt erworben und in sein Kiscelli kastely (Schloß Kleinzell; Budapest 3, Kiscelli utca 108; heute Neuzeitliche Abteilung des Historischen Museums der Stadt Budapest) eingebaut.  
 
  
Das Hofkriegsratsgebäude war 1776-1912 Sitz der obersten Militärbehörde (Hofkriegsrat und anderen Dienstellen als Kriegskanzlei) der Monarchie. Es nahm 1776-1848 den Hofkriegsrat, 1848-1853 das Kriegsministerium, 1853-1860 das Armeeoberkommando, 1860-1867 neuerlich das Kriegsministerium beziehungsweise 1867-1912 das Reichskriegsministerium auf. Am 6. Oktober 1848 war es Schauplatz der Ermordung des Kriegsministers [[Theodor Graf Baillet de Latour]]. 1913 übersiedelte das Kriegsministerium in ein neues Gebäude, das Kriegskanzleihaus wurde abgebrochen und durch ein Bankgebäude ersetzt (heute: Wien 1, Am Hof 2, Bognergasse 4, Seitzergasse 1-3, das "Schulhaus" gegenüber Seitzergasse 4). Das Reichskriegsministerium übersiedelte in den Neubau am Stubenring ([[Regierungsgebäude]]), vor dem das Radetzkydenkmal seinen neuen Standort fand. Auch die Innenausstattung der Repräsentationsräume wurde dorthin transferiert.
+
==20. Jahrhundert==
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===Österreichische Länderbank===
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[[Datei:Bognergasse4.jpg|390px|thumb|right|1., Bognergasse 4, Seitzergasse, um 1940]]
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Anstelle des Hofkriegsratsgebäudes entstand für die Niederösterreichische Eskompte-Gesellschaft ein Bank- und Geschäftshaus. Die Pläne des neuen Gebäudes stammten von [[Ernst Gotthilf von Miskolczy|Ernst Gotthilf-Miskolczy]] und [[Alexander Neumann (Architekt)|Alexander Neumann]], die größtmögliche Funktionalität und eindrucksvolle Repräsentation zu kombinieren wussten.<ref>Elisabeth Hudritsch: Phönix aus der Asche. Ehemalige Eskompte Bank wird Park Hyatt Vienna. Wien: Bundesdenkmalamt 2014 (wieder hergestellt, 38).</ref> Das Ergebnis war ein neoklassizistisches Gebäude mit einer bemerkenswerten Enfilade (Raumflucht) für die Generaldirektion in der Beletage. In den Innenhof wurde ein Baukörper bestehend aus Festsaal im Ober- und Kassensaal im Erdgeschoß gestellt. Man betrat (und betritt) das Gebäude vom Platz Am Hof durch ein marmorverkleidetes Vestibül. Eine kurze Treppe flankiert von Skulpturen von in der Hocke sitzenden Jünglingen führte in den Verteilersaal und von dort in den Kassensaal. Links lag die zweiarmige Feststiege, rechts die sogenannte Haupttreppe.<ref>Dehio-Handbuch Wien. 1. Bezirk – Innere Stadt. Hg. von Bundesdenkmalamt. Horn-Wien: Berger 2003, S. 492-496.</ref>
  
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In diesem Gebäude befand sich ein von [[Hubert Gessner]] gestalteter Kassensaal samt Portal an der Ecke Seitzergasse/Bognergasse des Österreichischen Creditinstituts für öffentliche Unternehmungen und Arbeiten.
  
== Österreichische Länderbank ==
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1938 wurde das Gebäude von der [[Österreichische Länderbank|Österreichischen Länderbank]] erworben. Mit Vertrag vom 4. Oktober 1991 wurde die Länderbank mit der [[Zentralsparkasse der Gemeinde Wien (Institut)|Zentralsparkasse]] und Kommerzialbank AG fusioniert und zur [[Bank Austria AG]]).
Anstelle des Hofkriegsratsgebäudes entstand das Bankgebäude der [[Österreichische Länderbank|Österreichischen Länderbank]] (mit Vertrag vom 4. Oktober 1991 Fusionierung mit der [[Zentralsparkasse der Gemeinde Wien (Institut)|Zentralsparkasse]] und Kommerzialbank AG zur [[Bank Austria AG]]). Die Pläne stammten von [[Ernst Gotthilf von Miskolczy]] und [[Alexander Neumann]].
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In den Jahren [[Zweiter Weltkrieg|1944 und 1945]] erlitt das Gebäude erhebliche [[Bombenangriffe|Kriegsschäden]]. Am 10. September 1944 wurde der an der Bognergasse liegende Trakt von einer 1.000-Kilogramm-Bombe getroffen, die Dach, Speiseraum und Küchenanlagen vollkommen zerstörte. Weitere zwei Luftminen trafen den gegenüberliegenden Flügeltakt und zerstörten Wände, Fenster und Türen und bauchten Zwischenböden hoch auf. Alleine für den 10. September 1944 wurden 3.000 Quadratmeter Glasbruch verzeichnet. Darunter befanden sich auch wertvolle Bleigläser und kunstvolle Glasmalereien. Auch das Sanitätszimmer wurde verwüstet. Im Kassensaal wurde die Eisenkonstruktion samt Zierlichte gänzlich zerstört. Bei den folgenden Kampfhandlungen ging das aufgestellte Notdach zu Bruch. Vor dem Gebäude war nämlich eine russischen Batterie aufgestellt, die von den deutschen Truppen beschossen wurde, doch verfehlten viele Geschoße ihr Ziel und trafen die umliegenden Gebäude. Nach Kriegsende drang bei schweren Regenfällen das Wasser bis in die Tresorräume ein. Trotz der schweren Schäden wurde das Gebäude wieder instandgesetzt. Im Kassensaal entstand eine hochziehbare Tapisserie von Ceno Kosak, die vermeintliche Bezüge zur Geschichte des Standorts ([[Marc Aurel]], [[Karl der Große]], [[Walther von der Vogelweide]] und andere) aufzeigte.
  
In den Jahren 1944 und 1945 erlitt das Gebäude erhebliche Kriegsschäden. Am 10. September 1944 wurde der an der Bognergasse liegende Trakt von einer 1.000-Kilogramm-Bombe getroffen, die Dach, Speiseraum und Küchenanlagen mit der modernsten maschinellen Einrichtung vollkommen zerstörte. Mauern und Zwischenwände stürzten ein und Betonträger wurden verbogen. Weitere zwei Luftminen trafen den gegenüber liegenden Flügeltakt und zerstörten Wände, Fenster und Türen und bauchten Zwischenböden hoch auf. Alleine für den 10. September 1944 wurden 3.000 Quadratmeter Glasbruch verzeichnet. Darunter befanden sich auch wertvolle Bleigläser und kunstvolle Glasmalereien. Auch das Sanitätszimmer, das über eine hochmoderne Einrichtung verfügte (darunter eine Höhensonne und sonstige Bestrahlungsanlagen), wurde verwüstet. Im Kassenraum wurde die Eisenkonstruktion samt Zierlichte gänzlich zerstört. Auch die angrenzenden Kassenräume blieben nicht verschont. Bei den folgenden Kampfhandlungen ging das aufgestellte Notdach zu Bruch. Vor dem Gebäude war nämlich eine russischen Batterie aufgestellt, die von den deutschen Truppen beschossen wurde, doch verfehlten viele Geschoße ihr Ziel und trafen die umliegenden Gebäude. Nach Kriegsende drang bei schweren Regenfällen das Wasser bis in die Tresorräume ein. Trotz der schweren Schäden konnte das Gebäude wieder repariert werden.
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1950 wurde an der Hauptfassade zum Platz Am Hof eine Tafel für Henri Dunant, Gründer des [[Rotes Kreuz (Institution)|Roten Kreuzes]], angebracht. Bildhauer [[Oskar Thiede]] (1879-1961) schuf das Porträtrelief.
  
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1995-1997 wurden Kassensaal und Beletage umgebaut.<ref>Dehio-Handbuch Wien. 1. Bezirk – Innere Stadt. Hg. von Bundesdenkmalamt. Horn-Wien: Berger 2003, S. 494.</ref>
  
== Hyatt Park Hotel ==
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==21. Jahrhundert==
Seit Sommer 2014 befindet sich in diesem Gebäude - nach sorgfältiger und aufwendiger Renovierung - das Hyatt Park Hotel mit 143 Luxuszimmern und -suiten.
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===Park Hyatt Hotel===
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In der Nacht vom 17. auf den 18. November 2011, als die Renovierung des Gebäudes (federführender Investor René Benko, Generalplaner Architekt [[Heinz Neumann]]) längst begonnen hatte, zog ein Brand das Gebäude schwer in Mitleidenschaft. Die wandfesten, hochwertigen Ausstattungen im ersten Obergeschoß wurden weitgehend zerstört. Aufwendige Rekonstruktionsarbeiten und Restaurierungen folgten. Glücklicherweise hatte man vor dem Brand eine systematische Bestandsaufnahme durchgeführt.<ref>Elisabeth Hudritsch: Phönix aus der Asche. Ehemalige Eskompte Bank wird Park Hyatt Vienna. Wien: Bundesdenkmalamt 2014 (wieder hergestellt, 38).</ref>
  
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Seit der Fertigstellung im Sommer 2014 befindet sich in diesem Gebäude das Park Hyatt Hotel (Park Hyatt Vienna) mit 143 Luxuszimmern und Luxussuiten. Dabei wurden Büros zu Zimmer und Veranstaltungsräumen und der Kassensaal zu einem Restaurant. Im Tresorraum der ehemaligen Bank wurde ein Schwimmbad eingerichtet.<ref>Elisabeth Hudritsch: Phönix aus der Asche. Ehemalige Eskompte Bank wird Park Hyatt Vienna. Wien: Bundesdenkmalamt 2014 (wieder hergestellt, 38).</ref>
  
== Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre ==
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In den Jahren 2012 und 2013 führte die archäologische Betreuung von Aushubarbeiten für Wasserrohrauswechslungen und Hauskanalanschlüsse rund um das Gebäude durch die [[Stadtarchäologie Wien]] zur Freilegung von Bauresten aus verschiedenen Epochen.<ref>Heike Krause / Martin Mosser: Wien 1, Am Hof 1–2/Bognergasse 4/Seitzergasse 1–3. In: Fundort Wien 17 (2014), S. 224-232.</ref>
* [[Österreichische Länderbank]], später [[Bank Austria AG]]
 
* Hyatt Park Hotel
 
  
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==Quellen==
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* [https://sammlung.wienmuseum.at/suche/?iconclasses=1072479 Wien Museum Online Sammlung: hochauflösende Abbildungen zum Hofkriegsratgebäude]
  
== Literatur ==
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==Literatur==
* Ludwig Eberle: Das Kriegsgebäude und der Platz Am Hof. In: Monatsblatt des Altertums-Vereines zu Wien. Wien: Alterthumsverein zu Wien 1884-1918. Jg. 30,1913, S. 149-151
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*Dehio-Handbuch Wien. 1. Bezirk – Innere Stadt. Hg. von Bundesdenkmalamt. Horn-Wien: Berger 2003, S. 476, S. 492-496
* Ludwig Eberle: Die Demolierung des Kriegsgebäudes Am Hof. In: Monatsblatt des Altertums-Vereines zu Wien. Wien: Alterthumsverein zu Wien 1884-1918. Jg. 31.1914, S. 13-26
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*Ludwig Eberle: Das Kriegsgebäude und der Platz Am Hof. In: Monatsblatt des Altertums-Vereines zu Wien 30 (1913), S. 149-151  
* Richard Perger: Die Portale vom ehemaligen Kriegsministerium Am Hof. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1946 - lfd. Band 29,1974, S. 294-295
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*Ludwig Eberle: Die Demolierung des Kriegsgebäudes Am Hof. In: Monatsblatt des Altertums-Vereines zu Wien 31 (1914), S. 13-26
* Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 2, 2. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 225-228 (''Herzogshof und Münzstätte'' sowie ''Schenkung an die Karmeliten'') und 229-239
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*Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 2, 2. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 225-228 (Herzogshof und Münzstätte sowie Schenkung an die Karmeliten), S. 229-239
*Othmar Pickl [Hg.]: Österreichisches Städtebuch. Band 7: Die Stadt Wien. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1999, S. 205
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*Elisabeth Hudritsch: Phönix aus der Asche. Ehemalige Eskompte Bank wird Park Hyatt Vienna. Wien: Bundesdenkmalamt 2014 (wieder hergestellt, 38)
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*Heike Krause / Martin Mosser: Wien 1, Am Hof 1–2/Bognergasse 4/Seitzergasse 1–3. In: Fundort Wien 17 (2014), S. 224-232
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*Martin Mosser: Wien 1, Bognergasse/Seitzergasse/Am Hof/Heidenschuß/Naglergasse, In: Fundort Wien 16 (2013), S. 182-188
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*Richard Perger: Die Portale vom ehemaligen Kriegsministerium Am Hof. In: Wiener Geschichtsblätter 29 (1974), S. 294-295
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*Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Wien: Franz Deuticke 1991 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 22)
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*Othmar Pickl [Hg.]: Österreichisches Städtebuch. Band 7: Die Stadt Wien. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1999, S. 205  
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*Österreichische Kunst, Heft 1 (1936), S. 14
  
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== Weblinks ==
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*[http://www.nextroom.at/building.php?id=2723 Nextroom]
  
==Links==
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== Einzelnachweise ==
*http://www.nextroom.at/building.php?id=2723
+
<references />

Aktuelle Version vom 11. April 2024, 15:24 Uhr

K. K. Hofkriegsraths Gebäude
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von 1156
Datum bis
Andere Bezeichnung Kriegsministerium, Armeeoberkommando, Reichskriegsministerium
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 25579
GND
WikidataID
Objektbezug Antike, Römer, Mittelalter, Frühe Neuzeit, Langes 19. Jahrhundert, Revolution 1848
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser
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Letzte Änderung am 11.04.2024 durch DYN.kuhni74
Bildname K. K. Hofkriegsraths Gebäude.jpg
Bildunterschrift K. K. Hofkriegsraths Gebäude
  • 1., Am Hof 2
  • 1., Bognergasse 4
  • 1., Seitzergasse 1-3

Frühere Adressierung
  • Nr.: 234 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 421 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 454 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)

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48° 12' 38.33" N, 16° 22' 4.81" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Bognergasse 4, Portal des Österreichischen Credit-Instituts, gestaltet von Hubert Gessner, 1936
Das Hofkriegsratsgebäude am Stadtplan von 1885.

Park Hyatt Vienna (1., Am Hof 2 [früher 17], Bognergasse 4, Seitzergasse 1-3).

Seitzergasse 1, Kriegsministerium, um 1908
Altes Kriegsministerium am Hof, 22. März 1913
Am Hof 2 (Januar 2020)

Seit dem 12. Jahrhundert folgten auf diesem Grundstück mehrere Monumentalbauten aufeinander. Eine am heutigen Haus angebrachte Gedenktafel weist auf Folgendes hin: "An dieser Stelle stand ein Hof der Babenberger Markgrafen und Herzoge, später für die herzogliche Münze verwendet. Das Haus wurde 1386 den Karmelitern übergeben, kam 1554 in den Besitz des Jesuitenordens und ward zum Kriegsgebäude umgebaut, 1775-1913 Sitz der obersten Kriegsbehörde, zuletzt das Kriegsministerium." 2012-2014 wurde das 1913-1915 errichtete Gebäude der ehemaligen Länderbank zum Park Hyatt Hotel Vienna ausgebaut.

Antike und Mittelalter

Römische Überreste

Überreste von römischen Kasernen wie Bruchstein- und Lehmziegelmauern, Fußböden sowie Verputz und Stuck mit Wandmalereien sind bei Grabungen auf dem Grundstück und in den benachbarten Straßen zum Vorschein gekommen. Darüber lag die sogenannte schwarze Schicht, jene dunkle Bodenbildungsschicht, die immer wieder über und zwischen den Ruinen Vindobonas festgestellt wird. In den 2012 und 2013 wurden bei Grabungen unter anderem Pferdegeschirranhänger, eine Schreibfeder, Münzen und Keramikfragmente gefunden.[1] Genau an der Oberkante der schwarzen Schicht wurde auch ein runder Pferdgeschirrbeschlag der Spätawarenzeit gefunden. Er datiert in das ausgehende 8. bis frühe 9. Jahrhundert und ist somit ein in Wien seltenes und wichtiges Zeugnis der Nutzung beziehungsweise Begehung des Areals im Frühmittelalter.[2]

Herzogshof und Münzhof

Wie bereits auf der Gedenktafel erwähnt, gehörte das Areal im Hochmittelalter zum Herzogshof (Babenbergerpfalz). Die Pfalz bestand aus mehreren Gebäuden, die sich um den freien Platz gruppierten. Den Mittelpunkt bildete das Haus des Herzogs („domus ducis“, erwähnt 1243). Es erstreckte sich wohl im Bereich um die heutige Kirche „Zu den neun Chören der Engel" Am-Hof-Kirche und bis zum Grundstück Am Hof 2.

Nachdem die Pfalz durch den Bau der Hofburg ihre Funktion verloren hatte, wurde spätestens ab 1280 ein Teil von ihr als landesfürstliches Münzhaus genutzt. Bereits 1294 ist auch die Schlagstube in der Landskrongasse belegt, doch blieb der Am Hof gelegene Münzhof mehr als achtzig Jahre in Verwendung. Seine genaue Ausdehnung ist unbekannt.

Karmelitenkloster

Bereits um 1361/1365 dürften die Karmeliten den Münzhof übernommen haben.[3] Am 26. März 1375 wird in einer Urkunde von einem Prior des Klosters im Münzhof gesprochen. Am 14. März 1384 wird bei einem Am Hof gelegenen Haus in einer Verkaufsurkunde erwähnt, dass es sich neben dem Kloster der Karmeliten befand. Die formelle Schenkung des Areals durch Herzog Albrecht III. erfolgte erst am 4. Februar 1386: Sie war nötig, so steht es in der Urkunde, weil das Karmeliterkloster Im Werd zuvor abgebrannt war. Die Münzstätte wurde in die Wollzeile (Wollzeile 6-8, Schulerstraße 1-3) verlegt.

Nach 1386 wurde das Karmeliterkloster errichtet. Die Weihe des Neubaus fand 1418 statt. Im Jahr 1420 erwarben die Karmeliten das Eckhaus Am Hof / Bognergasse von den Herren von Ebersdorf. Damit gehörte das gesamte Areal südlich der Kirche zum Kloster. 1435 wurde dem Kloster ein Gebäude für die Vigil und das Seelenamt (Beten für die Spender) an der heutigen Wipplingerstraße überlassen (Haus Stadt 316, Wipplingerstraße 14). Das Kloster verödete im Zuge der Reformation in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts und fand schließlich keine neuen Mönche mehr. Eine Visitation im Jahr 1550, als hier nur mehr der Prior Hans Zink lebte, ergab, dass in den Klosterräumen Familien wohnten, ohne dafür eine Erlaubnis zu besitzen oder Miete zu zahlen. Wie aus späteren Quellen abzulesen ist, hatten die Karmeliten inzwischen wesentliche Teile der Anlage wieder veräußert.

Der Stadtplan von Bonifaz Wolmuet aus dem Jahr 1547 bildet unmittelbar südlich der Kirche einen Vierflügelbau mit Innenhof ab. Diese Anlage war wohl der Kreuzgang des Klosters. Mauerreste des Klosters beziehungsweise von Häusern, die später im Kloster aufgingen, wurden 2012-2103 unmittelbar neben dem heutigen Gebäude freigelegt.[4]

Frühe Neuzeit

Jesuitenkollegium und Profeßhaus der Jesuiten

Ferdinand I. schenkte das Gebäude 1554 den Jesuiten. In der Folge begannen umfangreiche Bautätigkeiten, um genügend Raum für die Unterbringung des Kollegiums, der Schüler, für die Schule und die Bibliothek zu schaffen.

Hintergrund der Schenkung war die wichtige Rolle der Jesuiten in dem Kampf gegen die Reformation (Gegenreformation). Durch den Reichtum des Jesuitenordens, der durch viele Schenkungen, Vermächtnisse und Handelsunternehmen gefördert wurde, war es den Jesuiten möglich, große Kollegien zu errichten und junge Menschen unentgeltlich zu unterrichten. Bereits am 11. Dezember 1550 hatte Kaiser Ferdinand einen Brief an den Ordensgründer Ignatius von Loyola gerichtet, in dem er diesen bat, in Wien eine Niederlassung zu errichten. Diesem Wunsch wurde schnell nachgekommen und bereits Ende 1551 zählte das Kloster 22 Mitglieder, von denen allerdings nur zwei deutschsprachig waren. Auf die Bitte Ferdinands, mehr deutschsprachige Mitglieder nach Wien zu entsenden, schickte Ignatius von Loyola die beiden Ingolstädter Professoren Petrus Canisius und Nikolaus Goudanus nach Wien. Gegen Ende des Jahres 1553 bestand die Schule bereits aus drei Klassen und zählte hundert Schüler, wodurch die Eröffnung einer vierten Klasse notwendig wurde. Nachdem es zu Konflikten zwischen Jesuiten und Dominikanern gekommen war (diese fürchteten, von den Jesuiten verdrängt zu werden, da die Jesuiten kein Schulgeld nahmen), schenkte Ferdinand I. den Jesuiten das ehemalige Karmelitenkloster Am Hof. Der letzte verbliebene Karmelitermönch wurde mit einer Pfarre bei Korneuburg entschädigt.

Nach der Schenkung wurde das Gebäude adaptiert. Der Kern der Anlage war wohl der Vierflügelbau der Karmeliter. Dieser Hof blieb bis zum Abbruch des Kriegsministeriums bestehen. In weiterer Folge wurden Objekte an der Seitzergasse erworben oder den Orden verschenkt. Das Eckhaus Am Hof/Bognergasse, das die Karmeliten 1540 verkauft hatten, wurde erneut angekauft. Der Kaiser leistete für den Bau finanzielle und personelle Unterstützung. In der Zeit um 1562 wurde der Architekt oder Baumeister des Projekts genannt: Joannes Ochoa. 1569 dürfte der Ausbau kurz vor dem Abschluss gewesen sein: Es wurden nämlich 60.000 Dachziegel bestellt. Die formale Übereignung des Karmelitenklosters vollzog sich allerdings erst 1568, auch das Archiv der Karmeliten wurde übernommen und gehört heute zu den Beständen des Haus-, Hof- und Staatsarchivs.

Da die Anzahl der Schüler bald auf 180 angewachsen war, wurden eine fünfte und eine sechste Klasse geschaffen. Am Unterricht der Jesuiten nahmen vereinzelt sogar Erwachsene teil. Der geistliche Leiter der Jesuiten in Wien, Petrus Canisius, gab sich mit dem Erfolg der Schule nicht zufrieden und forderte einen weiterführenden geistlichen Unterricht, da Eltern und Freunde den guten Einfluss der Schule wieder vernichten würden. 1558 gründete er daher ein Armenseminar, das dem großen Priestermangel entgegenwirken sollte. Im September 1555 fand in Wien die erste Aufführung eines Jesuitendramas (Tragödie "Euripides") statt, welcher der Hof, die Universität und die Bürgerschaft beiwohnten.

Am 22. April 1607 brannten Kirche, Schule und auch das Kollegium bis auf die Mauern ab. Noch in den Ruinen wurde der Unterricht wieder aufgenommen. Der 1625 vollendete Wiederaufbau diente fortan als Profeßhaus des Ordens (Unterkunft für Priester und Missionare), wogegen das Kollegium in den 1623 bis 1625 entstandenen Neubau der Universität (Alte Universität) übersiedelte. Weitere Ausbauten waren in den folgenden Jahren nötig. Das Profeßhaus hatte gegen den Platz Am Hof vier Geschoße, der Flügel an der Bognergasse war niedriger. Der Eingang befand sich in der Seitzergasse, die Fassaden waren einfach gestaltet. Der an die Kirche (Alte Jesuitenkirche) grenzende größere Hof war vom Kreuzgang umschlossen, ein kleinerer Hof lag gegen die Bognergasse. An der Ecke Bognergasse/Seitzergasse befand sich eine Maria Schnee und dem heiligen Rochus geweihte (1635 vollendete) Kapelle, die für die italienische Landsmannschaft in Wien bestimmt war und deshalb "Welsche Kapelle" genannt wurde. Die Jesuiten erwarben noch mehrere Häuser und "Häuseln", bei denen unklar ist, ob sie mit dem Kloster verbaut wurden.

Der Einfluss der Jesuiten auf das Schulwesen nahm weiter zu. Nur der Elementarunterricht wurde anderen überlassen, aber vom Orden überwacht. Canisius verfasste auch einen leicht verständlichen Katechismus. Ab der Mitte des 17. Jahrhunderts fanden "katechetische Prozessionen" vom Profeßhaus zum Stephansdom statt. Dabei wurden Fahnen und Symbole, welche die Sakramente, die neun Chöre der Engel oder Ähnliches darstellten, den Schülern vorangetragen. Die Prozessionen wurden von kostümierten Fackelträgern begleitet. Unterwegs wurden geistliche Lieder gesungen. An solchen Veranstaltungen nahmen etwa 2.000 Kinder teil.

1650 wurde ein Haus an der Ostseite der Seitzergasse erworben. Im Stadtplan von Werner Arnold Steinhausen sind der Klosterhof und zwei weitere Höfe zu sehen. 1756–1760 wurde der Bognergassentrakt aufgestockt.

Baureste des Jesuitenkollegiums beziehungsweise des Profeßhauses sind 1913/1914 und 2012/2013 während Bau- und Kanalarbeiten archäologisch dokumentiert worden.[5]

Langes 19. Jahrhundert

Hofkriegsratsgebäude

Nach der Aufhebung des Jesuitenordens (1773) fiel das Gebäude mit dem benachbarten Schulhaus an den Staat und wurde zum Sitz des Hofkriegsrats bestimmt. Der Umbau (1774/1776 nach Entwürfen von Franz Anton Hillebrand) behielt die Substanz des einstigen Profeßhauses bei. Die wichtigsten Änderungen waren die Erhöhung auf vier Stockwerke (nur der Trakt gegen die Kirche blieb dreistöckig), und der Bau von vier neuen Eingängen/Portalen (zum Platz Am Hof, zur Bognergasse und zwei zur Seitzergasse), mit einem zusätzlichen Portikus auf fünf Pfeilern Am Hof. An der Fassade wurden militärische Embleme angebracht. Im Kriegsarchiv werden Bestandspläne aus dem Jahr 1802 aufbewahrt, die diesen Ausbau im Nachhinein dokumentieren. Auch der Vogelschauplan von Joseph Daniel von Huber (1778) zeigt den nun vereinheitlichten Gebäudekomplex.

1857 wurde auch der kirchenseitige Trakt auf vier Stockwerke erhöht. 1913 wurde das Gebäude abgebrochen. Drei Portale wurden vom Möbelhändler Max Schmidt erworben und in sein Schloss Kleinzell (Kiscelli kastely; Budapest 3) eingebaut.

Das Hofkriegsratsgebäude war 1776-1912 Sitz der obersten Militärbehörde der Monarchie. Es nahm 1776-1848 den Hofkriegsrat, 1848-1853 das Kriegsministerium, 1853-1860 das Armeeoberkommando und 1860-1867 neuerlich das Kriegsministerium beziehungsweise 1867-1912 das Reichskriegsministerium auf. Am 6. Oktober 1848 war es Schauplatz der Ermordung des Kriegsministers Theodor Graf Baillet de Latour. Seine Leiche wurde auf einem Gaskandelaber im Platzbereich aufgehängt. 1913 übersiedelte das Kriegsministerium in einen Neubau am Stubenring (Regierungsgebäude). Das Kriegskanzleihaus wurde abgebrochen und durch ein Bankgebäude ersetzt (heute: 1., Am Hof 2, Bognergasse 4, Seitzergasse 1-3). Auch die Innenausstattung der Repräsentationsräume wurde teilweise dorthin transferiert.[6]

Die Abbrucharbeiten 1913/1914 wurden durch den Archäologen Josef Hilarius Nowalski de Lilia begleitet. Mauerzüge verschiedener Epochen sowie eine römische Fußbodenheizung und römische Estrichböden kamen ans Licht. Eines von vierzig Fotos in den Beständen des Wien Museums zeigt eine mächtige, quaderartige Mauer hochmittelalterlicher Zeitstellung, die wohl zur Pfalz der Babenberger gehörte, jedoch heute nicht mehr genau lokalisiert werden kann. Gefunden wurde auch ein Stein mit dem Zunftzeichen der Messerer (Messerschmiede): Drei Schwerter in einer Krone steckend sowie die Jahreszahl 1466, der nun in der Virgilkapelle ausgestellt ist. Die Innung der Messerer hatte nämlich im späten Mittelalter die Karmeliterkirche für ihre Andachten erwählt. Sie hatten darin einen Altar und hielten dort Gebete und Zusammenkünfte ab.

20. Jahrhundert

Österreichische Länderbank

1., Bognergasse 4, Seitzergasse, um 1940

Anstelle des Hofkriegsratsgebäudes entstand für die Niederösterreichische Eskompte-Gesellschaft ein Bank- und Geschäftshaus. Die Pläne des neuen Gebäudes stammten von Ernst Gotthilf-Miskolczy und Alexander Neumann, die größtmögliche Funktionalität und eindrucksvolle Repräsentation zu kombinieren wussten.[7] Das Ergebnis war ein neoklassizistisches Gebäude mit einer bemerkenswerten Enfilade (Raumflucht) für die Generaldirektion in der Beletage. In den Innenhof wurde ein Baukörper bestehend aus Festsaal im Ober- und Kassensaal im Erdgeschoß gestellt. Man betrat (und betritt) das Gebäude vom Platz Am Hof durch ein marmorverkleidetes Vestibül. Eine kurze Treppe flankiert von Skulpturen von in der Hocke sitzenden Jünglingen führte in den Verteilersaal und von dort in den Kassensaal. Links lag die zweiarmige Feststiege, rechts die sogenannte Haupttreppe.[8]

In diesem Gebäude befand sich ein von Hubert Gessner gestalteter Kassensaal samt Portal an der Ecke Seitzergasse/Bognergasse des Österreichischen Creditinstituts für öffentliche Unternehmungen und Arbeiten.

1938 wurde das Gebäude von der Österreichischen Länderbank erworben. Mit Vertrag vom 4. Oktober 1991 wurde die Länderbank mit der Zentralsparkasse und Kommerzialbank AG fusioniert und zur Bank Austria AG). In den Jahren 1944 und 1945 erlitt das Gebäude erhebliche Kriegsschäden. Am 10. September 1944 wurde der an der Bognergasse liegende Trakt von einer 1.000-Kilogramm-Bombe getroffen, die Dach, Speiseraum und Küchenanlagen vollkommen zerstörte. Weitere zwei Luftminen trafen den gegenüberliegenden Flügeltakt und zerstörten Wände, Fenster und Türen und bauchten Zwischenböden hoch auf. Alleine für den 10. September 1944 wurden 3.000 Quadratmeter Glasbruch verzeichnet. Darunter befanden sich auch wertvolle Bleigläser und kunstvolle Glasmalereien. Auch das Sanitätszimmer wurde verwüstet. Im Kassensaal wurde die Eisenkonstruktion samt Zierlichte gänzlich zerstört. Bei den folgenden Kampfhandlungen ging das aufgestellte Notdach zu Bruch. Vor dem Gebäude war nämlich eine russischen Batterie aufgestellt, die von den deutschen Truppen beschossen wurde, doch verfehlten viele Geschoße ihr Ziel und trafen die umliegenden Gebäude. Nach Kriegsende drang bei schweren Regenfällen das Wasser bis in die Tresorräume ein. Trotz der schweren Schäden wurde das Gebäude wieder instandgesetzt. Im Kassensaal entstand eine hochziehbare Tapisserie von Ceno Kosak, die vermeintliche Bezüge zur Geschichte des Standorts (Marc Aurel, Karl der Große, Walther von der Vogelweide und andere) aufzeigte.

1950 wurde an der Hauptfassade zum Platz Am Hof eine Tafel für Henri Dunant, Gründer des Roten Kreuzes, angebracht. Bildhauer Oskar Thiede (1879-1961) schuf das Porträtrelief.

1995-1997 wurden Kassensaal und Beletage umgebaut.[9]

21. Jahrhundert

Park Hyatt Hotel

In der Nacht vom 17. auf den 18. November 2011, als die Renovierung des Gebäudes (federführender Investor René Benko, Generalplaner Architekt Heinz Neumann) längst begonnen hatte, zog ein Brand das Gebäude schwer in Mitleidenschaft. Die wandfesten, hochwertigen Ausstattungen im ersten Obergeschoß wurden weitgehend zerstört. Aufwendige Rekonstruktionsarbeiten und Restaurierungen folgten. Glücklicherweise hatte man vor dem Brand eine systematische Bestandsaufnahme durchgeführt.[10]

Seit der Fertigstellung im Sommer 2014 befindet sich in diesem Gebäude das Park Hyatt Hotel (Park Hyatt Vienna) mit 143 Luxuszimmern und Luxussuiten. Dabei wurden Büros zu Zimmer und Veranstaltungsräumen und der Kassensaal zu einem Restaurant. Im Tresorraum der ehemaligen Bank wurde ein Schwimmbad eingerichtet.[11]

In den Jahren 2012 und 2013 führte die archäologische Betreuung von Aushubarbeiten für Wasserrohrauswechslungen und Hauskanalanschlüsse rund um das Gebäude durch die Stadtarchäologie Wien zur Freilegung von Bauresten aus verschiedenen Epochen.[12]

Quellen

Literatur

  • Dehio-Handbuch Wien. 1. Bezirk – Innere Stadt. Hg. von Bundesdenkmalamt. Horn-Wien: Berger 2003, S. 476, S. 492-496
  • Ludwig Eberle: Das Kriegsgebäude und der Platz Am Hof. In: Monatsblatt des Altertums-Vereines zu Wien 30 (1913), S. 149-151
  • Ludwig Eberle: Die Demolierung des Kriegsgebäudes Am Hof. In: Monatsblatt des Altertums-Vereines zu Wien 31 (1914), S. 13-26
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 2, 2. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 225-228 (Herzogshof und Münzstätte sowie Schenkung an die Karmeliten), S. 229-239
  • Elisabeth Hudritsch: Phönix aus der Asche. Ehemalige Eskompte Bank wird Park Hyatt Vienna. Wien: Bundesdenkmalamt 2014 (wieder hergestellt, 38)
  • Heike Krause / Martin Mosser: Wien 1, Am Hof 1–2/Bognergasse 4/Seitzergasse 1–3. In: Fundort Wien 17 (2014), S. 224-232
  • Martin Mosser: Wien 1, Bognergasse/Seitzergasse/Am Hof/Heidenschuß/Naglergasse, In: Fundort Wien 16 (2013), S. 182-188
  • Richard Perger: Die Portale vom ehemaligen Kriegsministerium Am Hof. In: Wiener Geschichtsblätter 29 (1974), S. 294-295
  • Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Wien: Franz Deuticke 1991 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 22)
  • Othmar Pickl [Hg.]: Österreichisches Städtebuch. Band 7: Die Stadt Wien. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1999, S. 205
  • Österreichische Kunst, Heft 1 (1936), S. 14

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Heike Krause / Martin Mosser: Wien 1, Am Hof 1–2/Bognergasse 4/Seitzergasse 1–3. In: Fundort Wien 17 (2014), S. 224-232, hier S. 224-227.
  2. Martin Mosser: Wien 1, Bognergasse/Seitzergasse/Am Hof/Heidenschuß/Naglergasse, In: Fundort Wien 16 (2013), S. 182-188, hier S. 185-187.
  3. Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Wien: Franz Deuticke 1991 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 22), S. 474.
  4. Heike Krause / Martin Mosser: Wien 1, Am Hof 1–2/Bognergasse 4/Seitzergasse 1–3. In: Fundort Wien 17 (2014), S. 224-232, hier S. 227-230.
  5. Heike Krause / Martin Mosser: Wien 1, Am Hof 1–2/Bognergasse 4/Seitzergasse 1–3. In: Fundort Wien 17 (2014), S. 224-232, hier S. 230-232.
  6. Dehio-Handbuch Wien. 1. Bezirk – Innere Stadt. Hg. von Bundesdenkmalamt. Horn-Wien: Berger 2003, S. 476.
  7. Elisabeth Hudritsch: Phönix aus der Asche. Ehemalige Eskompte Bank wird Park Hyatt Vienna. Wien: Bundesdenkmalamt 2014 (wieder hergestellt, 38).
  8. Dehio-Handbuch Wien. 1. Bezirk – Innere Stadt. Hg. von Bundesdenkmalamt. Horn-Wien: Berger 2003, S. 492-496.
  9. Dehio-Handbuch Wien. 1. Bezirk – Innere Stadt. Hg. von Bundesdenkmalamt. Horn-Wien: Berger 2003, S. 494.
  10. Elisabeth Hudritsch: Phönix aus der Asche. Ehemalige Eskompte Bank wird Park Hyatt Vienna. Wien: Bundesdenkmalamt 2014 (wieder hergestellt, 38).
  11. Elisabeth Hudritsch: Phönix aus der Asche. Ehemalige Eskompte Bank wird Park Hyatt Vienna. Wien: Bundesdenkmalamt 2014 (wieder hergestellt, 38).
  12. Heike Krause / Martin Mosser: Wien 1, Am Hof 1–2/Bognergasse 4/Seitzergasse 1–3. In: Fundort Wien 17 (2014), S. 224-232.