Wüstungen

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Daten zum Eintrag
Datum von
Datum bis
Objektbezug Mittelalter, Frühe Neuzeit, Langes 19. Jahrhundert
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Letzte Änderung am 27.11.2023 durch WIEN1.lanm08uns

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Wüstungen, also das Abkommen von Siedlungen aus unterschiedlichen Gründen, sind im Gebiet der Stadt Wien seit dem Mittelalter nachweisbar und werden zum Teil heute noch durch Straßen- und Flurnamen bezeugt.

In topographischer Hinsicht lassen sich die Wüstungszonen im Raum Wien wie folgt grob unterteilen: im vorstädtischen Raum unmittelbar außerhalb der alten Stadtbefestigungen vor allem nahe dem heutigen Donaukanal (und auch nördlich der Donau, zum Beispiel Etzleinsdorf bei Jedlesee, Hofen bei Kagran, Krotendorf bei Jedlesee, et cetera), im südlichen Umland (Willendorf, Meinhartsdorf, et cetera) und in den Wienerwaldrandgebieten im Westen der Stadt (Arnsberg bei Sievering, Hart in Oberdöbling, Klainzing bei Neustift am Walde, Kogelbrunn beim Hermannskogel, et cetera).

Ein Grund dafür kann der Wandel von Siedlungsbezeichnungen respektive das Aufgehen von bestehenden Siedlungen in späteren Siedlungsverhältnissen sein, wie zum Beispiel der bereits 1015 genannte Ort Goteinsfeld, der in dem im frühen 19. Jahrhundert entstandenen Gebiet von Unter St. Veit aufgegangen ist, oder der 1572/1574 entstandene Ort Im Scheff (Schöff), der von der bereits ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts aufblühenden Vorstadt Mariahilf überlagert worden ist.

Daneben gibt es auch eine beachtliche Anzahl echter Wüstungen, vielfach durch Kriegsereignisse verursacht, wie etwa den Konflikt mit Matthias Corvinus in den 1480ern oder der Ersten Türkenbelagerung 1529; vor allem im Zuge des Ausbaus der städtischen Befestigungen im 16. und 17. Jahrhundert mussten ausgedehnte, ältere Siedlungszonen geschleift werden. Darüber hinaus wurden auch Orte im Umland Wiens von Kriegseinwirkungen zerstört und später nicht wieder aufgebaut, wie zum Beispiel das 1389 erstmals genannte Nottendorf (im Bereich der heutigen Nottendorfergasse im dritten Bezirk), das bereits um 1140 belegte Meinhartsdorf (am Wienfluss zwischen Gaudenzdorf und dem 15. Bezirk) und das seit 1133/1136 bekannte Willendorf (westlich von Inzersdorf zwischen Triester und Altmannsdorfer Straße im 23. Bezirk).

Auch Hochwasserkatastrophen und die Verlagerung älterer Flussläufe waren Anlass für die Aufgabe von Siedlungen, wie zum Beispiel in den Zonen des seit dem Spätmittelalter besiedelten Unteren (heute im zweiten Bezirk, Leopoldstadt) und Oberen Werds (neunter Bezirk, Roßau), wo verschwundene ältere Ortsnamen frühere Siedlungsstrukturen bezeugen (wie etwa Unter den Fischern/Lederern/Segnern im heutigen neunten Bezirk).

Im vorstädtischen Bereich überwiegt in der Regel das Weiterleben aufgegebener Orte unter neuem Namen bei geringer Schwerpunktverlagerung des Siedlungsgebiets oder dem Aufbau neuer Siedlungen am selben Ort, zum Teil überlebte aber auch der ursprüngliche Name die Wüstung, wie zum Beispiel das 1694 wieder aufgebaute Breitenlee im 22. Bezirk. Schwerwiegende Veränderungen erfuhr schließlich der Ortsbereich des im 18. Jahrhundert entstandenen Zwischenbrücken im Zuge der Donauregulierung der 1870er Jahre.

Literatur

  • Othmar Pickl [Hg.]: Österreichisches Städtebuch. Band 7: Die Stadt Wien. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1999, S. 247 ff.