Matthias Corvinus

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Matthias Corvinus
Daten zur Person
Personenname Matthias Corvinus
Abweichende Namensform Mátyás I.
Titel König
Geschlecht männlich
PageID 27905
GND 118579029
Wikidata Q188634
Geburtsdatum 27. März 1443 JL
Geburtsort Klausenburg, Siebenbürgen
Sterbedatum 6. April 1490 JL
Sterbeort Wien
Beruf Herrscher
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Mittelalter
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 11.11.2022 durch WIEN1.lanm08trj
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
Bildname Matthias Corvinus 3.jpg
Bildunterschrift Matthias Corvinus

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Stadtherr (1485 bis 1490) Unterbricht die Herrschaft von Friedrich III.

Matthias Corvinus, * 27. März 1443 Klausenburg, Siebenbürgen (Koloszvár, Ungarn, beziehungsweise Cluj, Rumänien), † 6. April 1490 Wien, Hofburg (Gehirnschlag; Grablege Stuhlweißenburg [Székesfehérvár]), König von Ungarn, erste Gattin (1461) Katharina († 1464), Tochter des Königs Georg Podiebrad von Böhmen, zweite Gattin (1476) Beatrix, Tochter des Königs Ferrante von Neapel, Sohn des ungarischen Magnaten und Türkenbezwingers Johann Hunyadi († 1456); die beiden Ehen blieben kinderlos, doch besaß Matthias Corvinus aus einer Beziehung mit der aus Stein/Donau stammenden Barbara Edelpöck den unehelichen Sohn Johannes (* 1473).

1456 starb sein Vater, im selben Jahr ermordete Matthias Corvinus' älterer Bruder Ladislaus Ulrich Graf Cilli, worauf Ladislaus Postumus den Mörder hinrichten und Matthias Corvinus zunächst in Wien, dann in Prag gefangen setzen ließ. Nach Ladislaus' Tod (1457) wurde er freigelassen und 1458 zum König von Ungarn gewählt, doch kürte die ungarische Opposition 1459 Friedrich III. zum Gegenkönig. Erst als dieser nach langen Verhandlungen und gegen eine hohe Abfindung 1463 die Krone auslieferte, konnte sich Matthias Corvinus 1464 krönen lassen.

Im Kampf gegen die Türken gewann Matthias Corvinus 1462 Bosnien, 1467 Moldawien und die Walachei; sein politisches Ziel war jedoch die Herrschaft über Böhmen, mit der eine Kurfürstenstimme und damit ein Mitspracherecht im Heiligen Römische Reich verbunden war. Während eines Kriegs, den Matthias Corvinus im Auftrag Friedrichs III. 1468/1469 gegen den gebannten König Georg von Podiebrad führte, ließ er sich ohne Wissen des Kaisers 1469 zum König von Böhmen krönen und forderte einen Kriegskostenersatz. Die Differenzen mit Friedrich III. konnten auch bei einem Staatsbesuch Matthias Corvinus' in Wien (11. Februar -11. März 1470, berühmter Ball im Regensburger Hof am 18. Februar) nicht beseitigt werden (Abweisung der Werbung des Matthias Corvinus um die Kaisertochter Kunigunde)

Als nach Georgs Tod (1471) Wladislaw II. aus dem Haus Jagiello zum König von Böhmen gewählt und von Friedrich III. anerkannt wurde, brach zwischen Matthias Corvinus und Friedrich offene Feindschaft aus (1472 erster Einfall in Österreich zum Schutz rebellischer Adeliger, 1477 zweiter Einfall [14. August -20. Dezember vergeblich Belagerung Wiens, das von Bürgermeister Hans Heml in Verteidigungsbereitschaft versetzt worden war], ab 1483 dritter Einfall [Belagerung Wiens, Eroberung von Klosterneuburg 1483, von Bruck an der Leitha, der Burg auf dem Leopoldsberg und Korneuburgs 1484], der durch den 1481 erfolgten Tod Sultan Mohammeds II. und die damit zustande gekommene Rückenfreiheit ermöglicht wurde). In Wien brach eine Hungersnot aus, die bürgerliche Oberschicht (darunter Niklas Teschler und Laurenz Haiden) neigte mehrheitlich zur Kapitulation, der jedoch der kaiserliche Statthalter Dr. Hans Keller energisch entgegenwirkte. Er ließ den ehemaligen Kämmerer Thomas Tenk am 11. Mai 1485 wegen angeblicher Unterschlagungen hinrichten und am 12. Mai Laurenz Haiden foltern.

Nach einem Großangriff der Ungarn am 13. Mai wurde die Übergabe beschlossen, am 22. Mai billigte Matthias Corvinus den ihm von einer Bürgerdelegation unter Teschlers Führung vorgelegten Kapitulationsvertrag, der den freien Abzug Dr. Kellers und der kaiserlichen Truppen vorsah. Am 1. Juni 1485 zog Matthias Corvinus feierlich in Wien ein, wo er in den folgenden Jahren häufig residierte (nachweislich in der Hofburg und nicht, wie in älterer Literatur behauptet wird, im Hasenhaus in der Kärntner Straße).

Bis 1488 beherrschte Matthias Corvinus den größten Teil von Niederösterreich. Er führte ein hartes Regime; den Wienern, denen er misstraute, bestätigte er erst nach längerem Zögern 1488 das Stadtrecht (dessen Bestätigung er als Gegenleistung für die von Bürgermeister Stefan Een dem Jüngeren geleistete Huldigung bereits 1485 in Aussicht gestellt hatte). Die Kunst der italienischen Renaissance, die Matthias Corvinus als erster Herrscher nördlich der Alpen einführte und förderte, fand in Wien keinen Niederschlag; an der Wiener Universität brachte man dem Humanismus italienische Prägung, wie ihn Matthias Corvinus' Hofhistoriograph Antonio Bonfini vertrat, noch wenig Verständnis entgegen. Dennoch gab er den Wiener Gelehrten regelmäßig eine Gabe (bzw. ein Stipendium). Im Winter 1489/90 fanden in Wien zahlreiche ritterliche Kampfspiele statt, bei denen unter anderem sein Sohn Johannes Corvinus zum ersten Mal an einem Turnier teilnahm. Die von Friedrich III. betriebene Heiligsprechung von Markgraf Leopold III. (6. Jänner 1485), die auch von Matthias Corvinus unterstützt worden war, wurde im ungarisch besetzten Wien erstmals im Mai 1486 mit Gottesdiensten gefeiert.

Matthias Corvinus, Herrscher über die Stadt von 1485-1490, stirbt in Wien

Nach Matthias Corvinus' plötzlichem Tod wurde am 15. Juli 1490 der böhmische König Wladislaw auch zum König von Ungarn gewählt. König Maximilian (Sohn Friedrichs III., ab 1493 deutscher König, ab 1508 Kaiser) konnte, nachdem ein kaiserliches Heer binnen kurzem Niederösterreich zurückerobert hatte, am 23. August 1490 seinen Einzug in die zurückgewonnene Stadt Wien halten. Im Friedensschluß zwischen Friedrich III. und Wladislaw (7. November 1491) stellte man erstmals die Weichen für einen habsburgisch-jagellonischen gegenseitigen Erbvertrag. Matthias Corvinus, der als bedeutendster Renaissancefürst nördlich der Alpen anzusehen ist und besonders in Ungarn wesentliche kulturelle Impulse setzte, hat durch seine Politik und Kriegführung die städtische Wirtschaft und Verwaltung indirekt stark beeinflusst. Die Renaissancepaläste in Buda und Visegrad, die königliche Bibliothek (deren Prachtbände in eigener Werkstatt geschrieben und illuminiert wurden) sowie der Humanistenkreis bedeutender Künstler und Wissenschaftler, den Matthias Corvinus um sich sammelte, machen ihn zu einem außergewöhnlichen Fürsten. Corvinusgasse.


Literatur

  • Matthias Corvinus und die Renaissance in Ungarn 1458 - 1541. Schallaburg '82. Wien 1982 (Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums, Neue Folge 118)
  • Richard Perger: Die ungarische Herrschaft über Wien 1485-1490 und ihre Vorgeschichte. In: Wiener Geschichtsblätter 45 (1990), S. 53 ff.
  • András Kubinyi: Die Wiener Regierung des Königs Matthias Corvinus. In: Ebenda, S. 88 ff.
  • Ferdinand Opll / Richard Perger: Kaiser Friedrich III. und die Wiener 1483-1485. Briefe und Ereignisse während der Belagerung Wiens durch König Matthias Corvinus von Ungarn. Wien: Deuticke 1993 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 24)
  • Karl Nehring: Matthias Corvinus, Kaiser Friedrich III. und das Reich. Zum hunyadisch-habsburgischen Gegensatz im Donauraum. München: Oldenbourg 1975 (Südosteuropäische Arbeiten, 72)
  • Bibliotheca Corviniana. 1490 - 1990. International Corvina Exhibition on the 500th anniversary of the death of King Matthias, National Széchényi Library, 6 April - 6 October 1990. Budapest: National Szechenyi Library 1990
  • Matthias Corvinus und die Bildung der Renaissance. Handschriften aus der Bibliothek und dem Umkreis des Matthias Corvinus aus dem Bestand der Österreichischen Nationalbibliothek. Katalog einer Ausstellung der Handschriften- und Inkunabelsammlung der Österreichischen Nationalbibliothek, 27. Mai - 26. Oktober 1994. Wien: Österreichische Nationalbibliothek 1994
  • Isabella Ackerl: König Mathias Corvinus. Ein Ungar, der in Wien regierte. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1985
  • Otto Mazal: Königliche Bücherliebe - die Bibliothek des Matthias Corvinus. Graz: Akademische Druck- und Verlagsanstalt 1990
  • Jolan Balogh: Die Anfänge der Renaissance in Ungarn. Matthias Corvinus und die Kunst. Graz: Akademische Druck- und Verlagsanstalt 1975
  • Vilmos Fraknói: Mathias Corvinus, König von Ungarn. 1458 - 1490. Auf Grund archivalischer Forschungen bearbeitet. Freiburg im Breisgau: Herder 1891
  • Max Vancsa: Geschichte Nieder- und Oberösterreichs. Band 2: 1283 bis 1522. Gotha: Perthes 1927, S. 499 ff.
  • Felix Czeike: Geschichte der Stadt Wien. Wien: Molden 1981, S. 61 ff.
  • Felix Czeike: Wien und seine Bürgermeister. Sieben Jahrhunderte Wiener Stadtgeschichte. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1974, S. 118 ff.
  • Erwin Heinzel: Lexikon historischer Ereignisse und Personen in Kunst, Literatur und Musik. Wien: Hollink 1956, S. 486
  • Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien. Zeitgenossen berichten. 1995