Mariahilf (Vorstadt)

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Daten zum Objekt
Art des Objekts Vorstadt
Datum von 1428
Datum bis 1850
Name seit
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung Im Schöff, Im Schiff
Benannt nach Mariahilfer Kirche, Maria von Nazaret
Bezirk 6, 7
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke Mariahilfer Kirche
PageID 25214
GND
WikidataID
Objektbezug Mariahilf, 6, Im Schöff
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 7.12.2023 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname A-9374 0081.jpg
Bildunterschrift Die Vorstädte Gumpendorf, Mariahilf, Magdalenengrund, Windmühle und Laimgrube mit ihren Siegelbildern (1734)

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48° 11' 57.72" N, 16° 21' 10.05" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Die Vorstadt Mariahilf am Franziszeischen Kataster

Mariahilf (6., 7.), ehemals Vorstadt auf dem Boden des heutigen sechsten und siebten Bezirks, 1850 eingemeindet (da die Grenze zwischen dem sechsten Bezirk Mariahilf und dem siebten Bezirk Neubau durch die Mariahilfer Straße gebildet wird, die seinerzeit die Hauptachse der Vorstadt gewesen ist, erfolgte eine Aufteilung des Vorstadtgebiets auf diese beiden Bezirke).

Der älteste Name des Grunds war "Im Schöff" (1428). Gemeinsam mit den anderen Rieden "Grüner Scho" ("Grüner Anger") und "Im Gern" entstand der Vorort. Gegenüber der neu erbauten Siedlung Windmühle wurde hier zwischen 1571 und 1574 auf einem Weingarten, der zur Herrschaft des Domkapitels gehörte, ein erstes Häuschen (6., Windmühlgasse 10) gebaut, dem jedoch fast 90 Jahre kein weiteres Gebäude folgte.

Mittel- und Ausgangspunkt der weiteren Besiedlung war der 1660 auf Weingärten des Bürgerspitals errichtete Friedhof der Barnabiten, den diese von St. Michael (1) hierher verlegten. In einer hölzernen Kapelle des neuen Gottesackers stellten sie eine Kopie des Muttergottesbilds zu Passau (das als "Mariahilf" bekannt war), geschaffen von Lukas Cranach dem Älteren, zur Verehrung aus. Starker Zustrom, vor allem seitens der in ihre Heimat zurückkehrenden Donauschiffer, ergab bald die Notwendigkeit, daneben ein Gebäude für Geistliche zu errichten. 1663 wurde das erste Wirtshaus erbaut ("Zum goldenen Engel", 6., Mariahilfer Straße 51), 1666-1670 begann stadtauswärts eine stärkere Besiedlung, doch hemmte die Pest (1679) die weitere Entwicklung. 1683 brannten die Häuser nieder, das Gnadenbild wurde in die Stadt gerettet. Anstelle der Kapelle wurde später eine Kirche (Mariahilfer Kirche) und ein großes Barnabitenkollegium erbaut. Der Name "Im Schöff" hatte sich indessen bereits verloren. Die Bautätigkeit nahm starken Aufschwung, es entstand bald eine ausgedehnte Vorstadt. Die Nachbarschaft industriereicher Vorstädte wie Neubau und Schottenfeld sowie die durch Mariahilf führende Poststraße nach Linz und die Straße nach Schönbrunn halfen mit, aus der Vorstadt bald ein blühendes Gemeinwesen zu machen.

Die Mariahilfer Straße, die als Hauptverkehrsader der alten Vorstädte Laimgrube, Windmühle, Mariahilf einerseits und Neubau andererseits begrenzte beziehungsweise durchzog, hieß früher in ihrem unteren Teil bis zur Stiftgasse Laimgrubener Hauptstraße, in ihrem oberen Teil, von der Feldgasse (Schottenfeldgasse) an, Penzinger Straße (siehe Mariahilfer Straße.

Siegel

Die Vorstadt Mariahilf führte ein Grundgerichtssiegel, dass ein Schiff (Einmaster) mit verziertem Bug und gespanntem Segel zeigt; im Körper des Schiffes drei runde Öffnungen, auf dem Mast ein Wimpel, am Mast Takelwerk, auf dem Bug eine Flagge; im Schiffe ein Krieger, stehend als Zweidrittelfigur, mit ausgestrecktem Arm, in der Hand ein Schwert, nach vorne deutend. Unter dem Schiff befinden sich Wellen. Umschriften: a) *GERICHTS. SIGL · DER VORSTADT · MARIA · HIEF * IN SCHÖF; b) * GEMEINDE MARIAHILF IN WIEN.

Das Siegel war 1904 eine Grundlage für die Gestaltung des Bezirkswappens Mariahilf.

Häuser

  • 1736: 144
  • 1778: 139
  • 1783: 139
  • 1790: 138
  • 1796: 157
  • 1829: 164
  • 1840: 158
  • 1847: 161
  • 1851: 158
  • 1857: 158

Einwohner

  • 1783: 9.505
  • 1796: 8.917
  • 1840: 10.640
  • 1857: 11.532

Häusernummerierungen und -schematismen

In der Vorstadt Mariahilf wurden 1770 zum ersten Mal Konskriptionsnummern vergeben, in den Jahren 1795 und 1830 erfolgte eine Neunummerierung (Zur Übersicht über die Phasen der Nummerierungen der Häuser [Konskriptionsnummern] in der Vorstadt siehe: Häusernummerierung). Die folgenden Verlinkungen zu den Häuserschematismen sind chronologisch geordnet.

Nummerierung 1770

Nummerierung 1795

Nummerierung 1830

Grenzen

6. Bezirk: Capistrangasse 3-5, Windmühlgasse 8-32, Gumpendorfer Straße 52-64, Esterházygasse 18-34, Mariahilfer Straße 33-83. 7. Bezirk: Mariahilfer Straße 26-60, Stiftgasse 1-21, Lindengasse 1-35, 2-30, Kirchengasse 1-21, 2-30, Zollergasse 1-31, 2-22, Mondscheingasse 1-11.

Ortsrichter

  • Georg Kuntner (1663-1672)
  • Michael Kobel (1673-1680)
  • Hans Georg Pichlmaier (1680-1683)
  • Sigmund Haan (1684-1713)
  • Severin Zacharias Huber (1713-1716)
  • Johann Eckartlampel (1716-1722)
  • Franz Depoll (1722-1727)
  • Melchior Spenger (1727-1738; Spengergasse 5)
  • Johann Michael Granitzer (1738-1750)
  • Lorenz Gerstenbauer (1750-1754)
  • Andreas Weigl (1754-1776)
  • Ignaz Frank (1776-1788)
  • Johann Michael Pfaller (1788-1790)
  • Johann Michael Seegen (1790-1800)
  • Jakob Frueth (1800-1806)
  • Heinrich Marzini (1806-1838)
  • Andreas Mutz (1838-1852)
  • Wenzel Friedl (1852-1854)

Siehe auch: Bezirksvorstehung Mariahilf

Quellen

Literatur

  • Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. IX f., Taf. D
  • Anton Jung: Beschreibung und Abdruck der Grundgerichts-Siegeln sämmtlicher Vorstädte und Gemeinden der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien, [Wien] 1829, S. 9
  • Helmut Kretscher: Mariahilf. Geschichte des 6. Wiener Gemeindebezirks und seiner alten Orte. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1992 (Wiener Heimatkunde, 6), S. 28 ff.
  • Mariahilf. In: Das Wiener Heimatbuch – Mariahilf. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft des Mariahilfer Heimatmuseums. Wien: Austria Press 1963, S. 48 ff., 69 (Grenzen)
  • Ferdinand Opll: Erstnennung von Siedlungsnamen im Wiener Raum. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien, 2), S. 40
  • Adalbert Klaar: Die Siedlungsformen Wiens. Wien: Zsolnay 1971, S. 71
  • Weitere Literatur: siehe Mariahilf

Bevölkerungsgeschichte

  • Andreas Weigl: Eine Neuberechnung der Bevölkerungsentwicklung Wiens nach Bezirken 1777-1869. In: Wiener Geschichtsblätter 50 (1995), S. 219-238
  • Ignaz de Luca: Topographie von Wien. Bd. 1, Wien: Thad. Schmidbauer 1794, S. 61
  • Ignaz de Luca: Statistische Fragmente. Wien: C.P. Rehm 1797, S. 50
  • Johann Karl: Detaillirte Darstellung der Bevölkerung der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien und der Vorstädte ... nach der letzten Conscription im Jahre 1840.
  • Niederösterreichische Handels- und Gewerbekammer (Hg.), Statistische Übersicht der wichtigsten Productionszweige in Oesterreich unter der Enns. Wien: L. Sommer 1855.
  • G.A. Schimmer: Die Bevölkerung von Wien. In: Blätter für Landeskunde von Niederösterreich 1 (1865), S. 14, 26