Franz-Josefs-Kai: Unterschied zwischen den Versionen
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==Gebäude== | ==Gebäude== | ||
− | Vor der Jahrhundertwende entstand entlang des Franz-Josefs-Kais kein einziger Monumentalbau (vom weitläufigen [[Herminenhof | + | Vor der Jahrhundertwende entstand entlang des Franz-Josefs-Kais kein einziger Monumentalbau (vom weitläufigen [[Herminenhof]] abgesehen); erst [[Max Fabiani]] mit der [[Urania]] (1905) bei der [[Aspernbrücke]] und [[Erich Boltenstern]] mit dem [[Ringturm]] (1955) bei der [[Augartenbrücke]] haben den [[Kai]] an beiden Enden architektonisch aufgewertet. |
*Nummer 3: Wohn- und Geschäftshaus der Architekten-Brüder Schwadron, erbaut 1904. Um 1929 Wohnung des [[Komponisten]] [[Erich Wolfgang Korngold]]. | *Nummer 3: Wohn- und Geschäftshaus der Architekten-Brüder Schwadron, erbaut 1904. Um 1929 Wohnung des [[Komponisten]] [[Erich Wolfgang Korngold]]. |
Version vom 1. Januar 2017, 16:13 Uhr
48° 12' 49.69" N, 16° 22' 27.89" E zur Karte im Wien Kulturgut
Der Franz-Josefs-Kai (1) ist die Begleitstraße am südlichen, rechten Ufer des Donaukanals entlang der Altstadt. Er entstand nach der im Dezember 1857 von Kaiser Franz Joseph I. getroffenen Entscheidung, die Stadtmauern um die Altstadt demolieren zu lassen. Die Straße verbindet die Maria-Theresien-Straße (Bezirksgrenze 1 / 9) und den zu ihr parallelen Schottenring mit dem Stubenring (Aspernplatz bzw. heute Julius-Raab-Platz) und ist 1,2 Kilometer lang. Im Zuge des Kais bestehen fünf Brücken, die über den Donaukanal in den 2. Bezirk führen.
Seit der Einführung der Straßenbahn ist der Franz-Josefs-Kai wie die Ringstraße ein sehr stark befahrener Abschnitt des öffentlichen Verkehrsnetzes. In Tieflage an der Uferkante verläuft seit 1901 die Stadtbahn, seit 1925 elektrifiziert, seit 1978 U-Bahn-Linie U4, beim Schwedenplatz gekreuzt von der U1.
Der Franz-Josefs-Kai erweitert sich im Mittelteil durch den Morzinplatz bei der Marienbrücke und den von ihm nach 1945 optisch nicht mehr getrennten Schwedenplatz bei der Schwedenbrücke. Die beiden Plätze wurden nach dem Zweiten Weltkrieg beträchtlich vergrößert, weil Kriegsruinen wie der Herminenhof nicht wieder aufgebaut, sondern abgerissen wurden (siehe unten).
Der heutige Kai bildete zur Zeit der babenbergischen Ringmauer beziehungsweise der Renaissancebefestigung lediglich einen Uferstreifen zwischen dieser und dem Donauarm beziehungsweise -kanal; nur das nordwestliche (ab dem Morzinplatz) beziehungsweise südöstliche Teilstück (ab der Dominikanerbastei) waren Bestandteile der Vorstädte vor dem Werdertor beziehungsweise vor dem Stubentor. Am 1. Mai 1858 wurde der Franz-Josefs-Kai vom Kaiser eröffnet, bevor noch die am 29. März 1858 begonnene Demolierung der Rotenturmbastei vollendet war (abgeschlossen 12. Juni). Die Verbauung des Kais wies repräsentativen Charakter auf (beispielsweise Herminenhof). Der 1860 angelegte Kaipark wurde um die Jahrhundertwende durch den Bau der Stadtbahn teilweise zerstört, jedoch 1903/1904 wiederhergestellt und gegen die Brigittabrücke (heute Friedensbrücke) verlängert; er erhielt bald nach seiner Anlage infolge der Dürftigkeit der angepflanzten Bäume im Volksmund den Namen "Beserlpark" (der allerdings in Wien allgemein gebräuchlich ist).
Während des Kampfs um Wien im April 1945 wurden die Häuserzeilen beiderseits des Donaukanals (1, 2) und die Donaukanalbrücken weitgehend zerstört, weil die zurückweichenden deutschen Truppen am Kanal ihre letzte Widerstandslinie gegen die aus dem Stadtzentrum vordringenden sowjetrussischen Truppen aufgebaut hatten. Die Häuserblöcke am Kai zwischen Morzinplatz (hier stand das Hotel Métropole) und Laurenzerberg wurden nicht wieder aufgebaut, sondern zu Verkehrs- und Grünflächen umgestaltet (auch Bau der Tiefgarage Franz-Josefs-Kai). Dadurch verschwanden die nördlichen Häuserzeilen der ehemaligen Adler- und der Kohlmessergasse, die 1954 aus dem Straßenverzeichnis gestrichen wurden; die südlichen Häuserzeilen dieser beiden Gassen bilden nunmehr einen Bestandteil des (hier stark verbreiterten) Franz-Josefs-Kais beziehungsweise Schwedenplatzes. Durch diese topographische Veränderung wurde der Blick auf die Ruprechtskirche frei.
Gebäude
Vor der Jahrhundertwende entstand entlang des Franz-Josefs-Kais kein einziger Monumentalbau (vom weitläufigen Herminenhof abgesehen); erst Max Fabiani mit der Urania (1905) bei der Aspernbrücke und Erich Boltenstern mit dem Ringturm (1955) bei der Augartenbrücke haben den Kai an beiden Enden architektonisch aufgewertet.
- Nummer 3: Wohn- und Geschäftshaus der Architekten-Brüder Schwadron, erbaut 1904. Um 1929 Wohnung des Komponisten Erich Wolfgang Korngold.
- Nummer 5 (Biberstraße 28): Wohn- und Geschäftshaus des Architekten Hermann Stierlin, erbaut 1904.
- Nummer 9: Bundesministerium für Landesverteidigung, erbaut 1906/1907 von Friedrich Schön als Bürohaus "Industriepalast", nach 1938 "Reichsführung Heer", 1945 teilweise beschädigt; 1955 Umbau (Architektur Hirschmann) zum Bundesministerium für Landesverteidigung.
- Nummer 11-15 (alte Numeration; heute öffentlicher Grund): Herminen-Hof.
- Nummer 19 (ursprünglich Adlergasse 4): Wohnhaus mit "Theater der Courage"; Altbau (1880) von Fellner und Helmer, Neubau nach 1945 (Relief und Inschrift "Küß den Pfennig").
- Nummer 23 (Rotenturmstraße 24, Griechengasse 1; ursprünglich Adlergasse 2): ursprünglich "Hotel Habsburg", später "Excelsior"; erbaut 1889 von Wilhelm Fraenkel. Wohnhaus von Stella Kadmon (1974-1989; Gedenktafel). Vor dem Haus Trinkbrunnen von Hans Muhr (1992).
- Nummer 29 (ursprünglich Kohlmessergasse 5): Kleiner Seitenstettner Hof (Neubau 1951-1956); an der Seitenfassade Relief von Kunibert Zinner nach der Vogelschau der Innenstadt von Joseph Daniel Huber (1785!); Intime Bühne.
- Nummer 31-33: Leopold-Figl-Hof; Altbau (Hotel Métropole) von Carl Schumann und Ludwig Tischler, erbaut 1871-1873 (1945 zerstört); davor Denkmal zur Erinnerung an die Opfer der Gestapo (die ihren Sitz im Hotel Métropole hatte). Treumanntheater (eröffnet 1. November 1860, abgebrannt 8./9. Juni 1863).
- Nummer 37 (Gölsdorfgasse 4): "Gotisches Haus", erbaut 1860-1862 in neugotischen Formen (Ziegelrohbau mit steinernem Eckerker) von Heinrich Ferstel; Geburtshaus von Hermann Broch.
- Gegenüber Nummer 49: Friauldenkmal.
- Nummer 55-57 (Eßlinggasse 17, Zelinkagasse 14): Doppelhaus Carl Förster, Österreichische Baugesellschaft (erbaut 1869/1870); in den Höfen kleine Brunnen (in der Eßlinggasse nur Rest erhalten).
- Nummer 59-61 (Schottenring 28-30, Gonzagagasse 22, Zelinkagasse 9-11): Ringturm; ursprünglich Bürgerspitalfondshaus (erbaut 1869/1870 von Carl Tietz, 1945 weitgehend zerstört).
Siehe auch: Donaukanal, Donaukanalbrücken, Morzinplatz, Schwedenplatz.
Literatur
- Felix Czeike: I. Innere Stadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 1), S. 45 f.
- Felix Czeike: Wien. Innere Stadt. Kunst- und Kulturführer. Wien: Jugend und Volk, Ed. Wien, Dachs-Verlag 1993, S. 57 f.
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 454
- Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Wien: Deuticke 1991 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 22)
- Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 4. Wiesbaden: Steiner 1969-1981, S. 506 ff.
- Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 7. Wiesbaden: Steiner 1969-19817, Register (Nummer 11-15, 37, 43, 49)
- Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 11. Wiesbaden: Steiner 1969-1981, S. 230 ff.